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Ausgabe:

1910 Nr. 17

Spalte:

527-528

Autor/Hrsg.:

Lake, Kirsopp

Titel/Untertitel:

The early Days of Monasticism on Mount Athos 1910

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 17.

528

den Einfchlag einer Mofes-Petrus-Vorftellung feit dem j des hagioritifchen Mönchtums, die den vorausgefchickten

4. Jahrhdt. leugnen wird. Denn die Bedrängnisfzene ift
eine wirkliche Gefangennahme, wie das Ergreifen des
Armes der Hauptperfon durch den einen jüdifchen Soldaten
beweift; und wenn diefe Gefangennahme auf einem

Satz erhärtet, das griechifche Mönchtum habe fich in
drei Perioden entwickelt: 1. die Mönche leben als Eremiten
mit wenig oder gar keiner Organifation; 2. die Einzelnen
treten zu Lauren, d. h. zu Mönchsdörfern zufammen,

der älteften Sarkophage (Jonasfarkophag) unverkennbar | deren Einwohner zwar für fich allein häufen, aber eine
fluchtartig erfolgt (die beiden Liegenden halten fogar j gemeinfame Zentrale haben; 3. Gefchloffene Klöfter mit
fcheinbar die Füße fett), fo ergibt fich freilich, daß wir dafür gemeinfamem Leben treten im wefentlichen an die

bislang weder aus dem Leben des Mofes noch des Petrus
einen quellenmäßigen Beleg befitzen, wie ihn Wittig für
die ganze Serie der Petrusdarftellungen auch noch nicht
erbringen konnte, aber wer will die Möglichkeit ab-
ftreiten, daß wir ihn noch einmal erhalten werden? Auf
der andern Seite erachte ich für die Doppeldarheilung
auf einem Lateranfarkophag den altteftamentlichen Bestelle
der früheren Bildungen. Auf Begründung oder
nähere Auseinanderfetzung diefer allgemeinen Aufhellung
hat Verfaffer fich nicht eingelaffen. Es kommt ihm zur Zeit
darauf an, die beiden erhen Formen der Entwicklung in
der Gefchichte des Hagionoros nachzuweifen. Er geht
dabei fo vor, daß er zunächft jede Periode darhellt und
die Quellen foweit nötig, meihens im Auszuge, folgen läßt.

rieht für durchaus hinreichend (die beigegebene Taf. II Das Dafein von Eremiten fchließt Verfaffer aus der

ift nicht vollkommen); der bärtige Jude bringt nicht ,be- | Gefchichte des Petrus Athonites, einer lagenumwobenen

fcheiden' ein Anliegen vor (S. 26 vgl. 95), fondern fehr Gehalt, die auch heute noch die Hagioriten zur Askefe

deutlich, während der dahinter flehende Aaron gleich- j begeiftert. Sein Leben wurde volksgriechifch noch 1885

falls ,bedrängt' wird. Die Unterfuchung geht u. a. auf ; in Athen wieder herausgegeben. Lake hat, um diefen

die Frage der Kopfbedeckung diefer Juden ein, wofür j Helden der Askefe zu einer hihorifchen Gehalt zu

die Löfung Grävens immer noch die behe ih, und ent- I machen, eine noch unbekannte vita von ihm nach einer

hält beachtenswerte Ausführungen über die virgula di- j Handfchrift aus dem 12. Jahrhundert ediert, die des Petrus

vina. Sie baut fich auf einer peinlich genauen Zu- i Leben im 9. Jahrhundert allerdings wahrfcheinlich macht.

fammenhellung der bisher bekannten Monumente auf
(im ganzen 199); Nr. 5. 62. 66. 68. 69 können noch mit
Nr. 6. 44. 3. 1. 2 meines Katalogs identifiziert werden.

Man wird hoffen dürfen, dem Namen des Verf. noch
öfters auf dem Gebiete der altchrihlichen Kunhforfchung
zu begegnen.

Betheln (Hann.). E. Hennecke.

Silviae vel potius Aetheriae peregrinatio ad loca saneta,

herausgegeben von W. Heraeus. (Sammlung vulgär-
lateinifcher Texte, herausgegeben von W. Heraeus
und H. Morf. 1. Heft.) Heidelberg, C. Winter 1908.
(VII, 52 S.) 8° M. 1.20

Heraeus und Morf eröffnen mit dem anzuzeigenden
Bändchen eine Sammlung vulgärlateinifcher Texte, namentlich
folcher, die weiteren Kreifen bisher nicht bequem zugänglich
waren. In erfter Linie foll damit freilich für fprach-
gefchichtliche Seminarübungen von Romaniften und Lati-
niften geforgt werden. Doch handelt es fich diesmal um
ein Schriftftück, das in einer billigen und auf feine Bedürf-

niffe (Nachweis der Bibelflellen!) Rückficht nehmenden | br^/^ daß

Namentlich ift es eine Romfahrt des Petrus, die fpäter
nicht wohl erfunden werden konnte. Aber auch fonft
laffen manche Einzelheiten fchließen, daß der vita ein
gefchichtlicher Kern zugrunde liegt. Das Leben des
Eremiten Petrus auf dem Athos wird in die Jahre 840
bis 890 gefetzt. Selbftverftändlich ift er nicht der einzige
Eremit gewefen. Die fpätere Gefchichte des Athos fetzt
das Dafein von Eremiten voraus. Nur das will der Verfaffer
beweifen, daß Petrus und der gleich zu nennende
Euthymius als ficher nachzuweifende Eremiten auf dem
Athos gelebt haben. Wird Verfaffer mit dem bisher Dar-
geftellten wohl allgemeine Zuftimmung finden, fo ift das
nicht ohne weiteres gewiß für das Folgende. Die zweite
Periode des Mönchslebens, die Laurenbildung fieht der
Verfaffer durch den heiligen Euthymius herbeigeführt,
der ein jüngerer Zeitgenoffe des Petrus war. War Euthymius
anfangs auch Eremit, fo fammelten fich fpäter
unter ihm die Hagioriten zu einer Laura und zwar im
Kampfe gegen das benachbarte Klofter des Johannes
Kolobos. Der Mittelpunkt der hagioritifchen Laura war
Karyes, noch heute der Mittelpunkt der Athosrepublik.
Was Verfaffer aus Urkunden für feine Auffaffung bei-

Ausgabe zur Stelle zuwiffen, auch für einen Theologen von ; .Q d*/Athosliteratur Karyes häufig eine Laura oderSkiti

genannt wird. Die Annahme des Veriallers erklärt fehr
gut den Einfluß von Karyes und den des Protos, der
dort wohnte. Erft im 17. Jahrhundert erlofch deffen
Stellung. So weit die mangelhaften Quellen erkennen
laffen, würde ich dem Verfaffer zuftimmen. Gegen diefe
Eremitenlaura muß dann im 10. Jahrhundert Athanafius
Athonites die Gründung feines großen Koinobions durchfetzen
. Es folgt der Studitenregel. Mit der Gründung
der Laura des heiligen Athanafius, die alfo das gemeinfame
Leben der Mönche im gefchloffenen Klolter auf
dem Athos heimifch macht, beginnt die noch heute
andauernde Form des hagioritifchen Lebens.

Die dem Buch angehängten Liften von hagiographifchen

Wert fein kann: die bekannte peregrinatio ad loca saneta,
die von ihrem Entdecker Gamurrini 1887 einer Silvia
zugefchrieben, durch Ferotin 1903, Revue des questions
liistoriques 74,567, ihrer wahren Verfafferin Etheria (Eu-
cheria will Wilmart, Revue Benedictine 25,463) zurückgegeben
ift. In der Textherftellung folgt Heraeus, feinem
Zweck entfprechend, möglichft eng der Handfchrift von
Arezzo mit ihren Barbarismen und ihrer inkonfequenten
Orthographie. Die notwendigen Änderungen find größten
Teils von den Früheren übernommen, doch macht auch
der Herausgeber felbft beachtenswerte Vorfchläge.

Kiel. E. Kloftermann.

Lake, Prof.Kirsopp, The early Days of Monasticism on Mount Handfchriften wollen nicht überfehen fein.

Athos. Oxford, Clarendon Press 1909. (117 p. and 2
maps.) 8° s. 8.6

Der Verfaffer, Profeffor der altchrifllichen Literatur
in Leiden, hat den Athos mehrfach befucht, um biblifche
und patriftifche Handfchriften zu ftudieren. Dabei hat
ihn auch das Intereffe für die Gefchichte des merkwürdigen
Orts gefaßt. Diefem Intereffe verdankt das
vorliegende Buch feine Entftehung. Man kann dem Verfaffer
nur dafür danken.

Es ift eine Spezialunterfuchung zur älteften Gefchichte

Hannover. Ph. Meyer.

Funk, Dr. Philipp, Jakob von Vitry, Leben und Werke.
(Beiträge zur Kulturgefchichte des Mittelalters und
der Renaiffance. Herausgegeben von W. Goetz.
Heft 3.) Leipzig, B. G. Teubner 1909. (VI, 188 S.)
gr. 8° M. 5 -

Der Verfaffer ift in Württemberg durch feinen Konflikt
mit dem Priefterfeminar, bezw. dem Bifchof von