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Ausgabe:

1910

Spalte:

489-490

Autor/Hrsg.:

Cöln, Franz (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Oriens Christianus. Römische Halbjahrshefte für die Kunde des christlichen Orients. 7. Jg 1910

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 16.

490

Stelle von der Einheit redet, ftatt ,hanc ecclesia unitatem' j liehe Leben des Volkes. Im Beichtftuhl kommen die

(A) die Worte ,/ianc et Pauli unitatem' gefetzt. Dadurch
fei zwar nicht, wie Chapman meint, ein ,non sens' entstanden
, aber es fei doch ein ,faux-pas', der eine fremde
Hand verrate. Übrigens macht Koch felbft darauf auf-

orientalifchen Kirchen noch immer an das Volksleben
heran. — Auch die ,Koptifche Poefie des zehnten Jahrhunderts
' von Hermann Junker ift im fechften Band begonnen
. Ganz verfchieden ift der Inhalt; Weisheits-

merkfam, daß man gegen feine Beweisführung den Ein- J proben und Zauberftücke Salomos, poetifche Bearbeitung
wand der petitio prineipii erheben könne, fofern er bei I altteftamentlicher Erzählungen, Sentenzen, Pfalmen. Man
der Erforfchung der Gedanken Cyprians von Text A ! muß wiederum ftaunen über die reiche Fülle diefer Lite-

ausging, darnach Text B ablehnte und wiederum A für
urfprünglich erklärte. Er glaubt dem entgegenhalten zu
können, daß 1) A von den ältesten und besten Hand

ratur. Eine dritte Fortfetzung aus dem fechften Bande
Hellen die alphabetifchen Akrofticha aus der fyrifchen
Kirchenpoefie von Kirfchner dar. Sie enthalten zu-

fchriften geboten werde, 2) diefer Text einen Einklang 1 nächft .hiftorifche Darftellungen in elegifchem Ton',
der Äußerungen Cyprians fowohl unter fich als mit 1 kirchliche Lieder für den Karfreitag. Später kommt die
feinem Verhalten im Ketzerftreit ergebe, 3) fich, abge- Epiphanienzeit zur Bearbeitung.

fehen von mit. 4, bei Cyprian Stellen fchon vor dem Aus der zweiten Abteilung fei befonders aufmerk-

Ketzerftreit finden, die einen Primat und eine Bedeutung fam gemacht auf den Auffatz von Faulhaber über die

der römifchen Kirche als realen Einheitszentrums aus
fchließen. Ganz fpruchreif ift diefe Frage jedenfalls
nicht, aber ich kann nicht leugnen, daß Kochs Unter-
fuchung mir doch fehr geeignet fcheint, die Siegesgewißheit
der Verfechter der Ürfprünglichkeit von B zu
erfchüttern.

Sinnftörende Druckfehler lieft man: S. 13 Z. 17
Petrus ft. Cyprian (richtig bei Pofchmann, den Koch
hier zitiert); S. 78, 8 v. u. qui, eontra quibus ft. gut
contra oder gut contra mit Komma. Fehlt nicht S. 164

Verwirrung in griechifchen Namenfigeln. Es ift ein
Vortrag auf dem Orientaliftenkongreß in Kopenhagen im
Auguft 1908 und behandelt die Abkürzung der Autorennamen
in den Handfchriften der griechifchen Katenen-
literatur, die Verfaffer durchforfcht hat. Die Hauptquelle
der Verwirrung der Eigennamen kommt von der
feit dem II. Jahrhundert fich erhebenden Manier, die
Autornamen abzukürzen. Verfaffer gibt nun in fyfte-
matifcher Überficht eine für alle, denen die Abkürzungen
in der griechifchen Paläographie einmal Kummer bereitet

Abf s. Z. 4 am Schluffe des Satzes ein nicht? S. 22, l haben, fehr anziehende Aufzählung der verfchiedenen

Abf. 2, Z. 3 muß es der ft. die heißen.

Gießen. G. Krüger.

Oriens Christianus. Römifche Halbjahrshefte für die Kunde
des christlichen Orients. Mit Unterstützung derGoerres-
gefellfchaft herausgegeben vom Prieftercollegium des
deutfehen Campo Santo unter der Schriftleitung von
Dr. Franz Cöln. Siebenter Jahrgang. 2 Hefte. Rom 1907.
Leipzig, O. Haraffowitz. (412 S.) Lex. 8° M. 20 —

Inhalt: Cöln, Der Nomokanon Miha'ils von Mali};. — Junker,
Koptifche Kirchenpoefie des 10. Jahrhunderts. — Kirfchner, Alpha-
betifche Akrofticha in der fyrifchen Kirchenpoefie. — Kugener,
Une autiobiographie syriaque deDinys PAreopagite.— Legier, Essai
de biographie d'Enee de Gaze. — Faulhaber, Iiabylonifche Verwirrung
in griechifchen Namenfigeln. — Uaumflark, Agyp-
tifcher oder Antiochenifcher Liturgietypus im A K I—III? — Kugener
, Sur Pemploi en Syrie, au VI. siicle de notre ire, du mot
parbarc', dans le sens de ,arabe'.

Die drei umfaffendften Stücke der ersten Abteilung
find Fortfetzungen aus dem fechften Bande der Zeit-
fchrift. Vom Nomokanon des Bifchofs Michael von
Malig erhielten wir dort die 15 ersten Kapitel. Jetzt
folgen Kap. 16—33. Wie Referent bereits bei der Anzeige
des fechften Br.wdibemerkte, ift diefer Nomokanon
eine wertvolle Bereicherung des morgenländifchen Kirchenrechts
. Er dient auch der Kenntnis von den ethi-
fchen Grundfätzen der orientalifchen Kirchen. Aus den
reichhaltigen Beftimmungen fei nur hingewiefen auf die
feine Abwägung der Beweggründe für die Sünde des
Abfalls vom Chriftentum, auf die Klaffifizierung der Diebstähle
und namentlich auf die Kapitel über den Eid und
die Lüge. Das Verbot des Eides Matth. 5, 34 wird mit
Recht abfolut gefaßt; auch fonft kommt ficheres ethi-
fches Gefühl zutage, wie z. B. in der Ablehnung der
Mentalrefervation. Sehr treffend wird die fundamentale
Bedeutung der Lüge für die Zerstörung des fittlichen
Lebens erkannt. Und wenn dann über die .Notlüge'
Beftimmungen folgen, über deren Berechtigung fich
streiten läßt, fo find fie jedenfalls doch wohl durchdacht
. Man foll folchc Sammlungen ethifcher Grundfätze,
wie fie diefer Nomokanon enthält, fich ins Gedächtnis
rufen, ehe man die Rede nachfpricht, die orientalifchen
Kirchen feien Kultuskirchen ohne Einfluß auf das fitt-

Weifen, die Autorennamen in den Katenen abzukürzen.
Übrigens bemerkt die Schriftleitung S. 370 mit Recht,
daß für eine umfaffende Darfteilung des Stoffs auch die
Nomenklatur der profanklaffifchen Handfchriften fyfte-
matifch durchgearbeitet werden müßte.

Die dritte Abteilung bringt diesmal nur Mitteilungen',
die .Befprechungen' und der .Literaturbericht' fehlen.

Beigegeben ift dem flebenten Jahrgang Titelblatt
und .Literaturbericht' des fünften Jahrgangs, den noch
Baumstark, der frühere Herausgeber, bearbeitet hat.
Hannover. Ph. Meyer.

DeutfcheMyftiker. BandLSeufe. Ausgewählt und herausgegeben
von Dr. Wilhelm Oehl. (Sammlung Köfel.)
Kempten, J. Köfel'fche Buchh. 1910. (III, 203 S.)
kl. 8° Geb. M. 1 —

In erhöhtem Maße hat fleh in den letzten Jahren
das Intereffe wieder den großen deutfehen Myltikern
des 14. Jahrh.s zugewandt. Von der volkstümlichen, aber
auf grundlichen kritifchen Studien beruhenden Ausgabe:
,Meister Eckeharts Schriften und Predigten, aus dem
Mittelhochdeutfchen überfetzt und herausgegeben von
Hermann Büttner' ift kürzlich der 2. Band erfchienen;
der 1. ift vergriffen, foll aber einer Mitteilung der Verlagsbuchhandlung
(Eugen Diederichs in Jena) zufolge im
Herbft d. J. neu aufgelegt werden. Eine ausgezeichnete
rein wiffenfehaftliche Ausgabe von .Meifter Eckharts
Buch der göttlichen Tröstung und von dem edlen Men-
fchen {Liber be?iedictus') hat uns foeben Philipp Strauch
gefchenkt (55. Heft der Kleinen Texte für theolog. u.
philolog. Vorlefungen u. Übungen, herausgeg. von Hans
Lietzmann). Was Seufe betrifft, fo erfchien 1908 eine
gute populäre Auswahl nach Diepenbrocks neuhoch-
deutfeher Übertragung von 1829 mitGörres Einleitung von
W. v. Scholz (= Die Fruchtfchale Bd. 14) und im nächften
Jahre die allen wiffenfehaftlichen Anfprüchen genügende,
in jeder Beziehung vortreffliche textkritifche Gefamtaus-
gabe von K. Bihlmeyer. Im Vorwort S. VII erklärte
diefer, er hoffe in nicht zu langer Zeit eine Auswahl aus
Seufe in Übertragung für weitere Kreife vorlegen zu
können und behalte fich die Benützung feiner Ausgabe
für folche Zwecke vor. Nun hat er diefes Recht doch
an einen andern abgetreten, denn das oben genannte
Büchlein beruht ganz auf feiner Ausgabe, wie Oehl felbft