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Ausgabe:

1910

Spalte:

24-25

Autor/Hrsg.:

Clarke, William Newton

Titel/Untertitel:

The Christian Doctrine of God 1910

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. r.

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ein hohes Lied auf feine Frömmigkeit. Ehrenfried fieht
in ihm, obwohl er feiner Theologie nicht beipflichten
kann, ,das Ideal einer chriftlichen Gefinnung und eines

die Jacobi 1887 veranflaltet hat, wird durch eine Anzahl
weggelaffener Stellen und fünf Briefe ergänzt, auch ein
Auffatz über Wiffen, Glauben und Meinen beigegeben,

chriftlichen Lebens, das alle Eigenheit in der völligen j deffen Abfaffung durch Schleiermacher allerdings unficher
Hingabe an Gott und an den Heiland geopfert hat' ] bleibt. Aus den in Schlobitten erhaltenen noch unge-
(S. 79, f. auch 26. 60. 105 f. 137). So erhalten wir eine ! druckten Briefen der Henriette Herz an die Grafen Dohna
neue Beftätigung der Auffaffung, die das Chriftentum 1 wird alles zufammengeftellt, was die Verfafferin charak-
als eigentliches Lebenszentrum S.s, als Seele feines j terifiert, allgemeines Intereffe befitzt oder fich direkt auf
Wefens und Handelns erkennt. Der dritte Vorzug des j Schleiermacher bezieht. Dabei tritt die Verfafferin in ein
Buches ift die Fülle feiner Beiträge zur Charakteriftik [ überaus vorteilhaftes Licht (z. B. durch die prächtige
der Jahre von etwa 1813—1840. Perfönlichkeiten wie | Verteidigung Schleiermachers gegen Alex. Dohnas UnJahn
, Arndt, Niebuhr, Bettina von Arnim, Elifa von der j duldfamkeit, S. 123 f.). Aber auch unfere Kenntnis
Recke, Sydow u. a. ziehen über die Bühne; das alte Schleiermachers empfängt Bereicherungen. Z. B. erBerlin
, die eigentümlichen Zuftände der neuerworbenen i fahren wir, wie aus feines Stieffohnes Aufzeichnungen
Rheinprovinz unter preußifcher Herrfchaft, der Somnam- für die Familie, fo hier für Henriette Herz, daß er in
bulismus der Zeit u. a. werden lebendig. Auch Kirchen- 1 erfler Linie als religiöfe Perfönlichkeit auf feinen Kreis
und Kulturgefchichte erhalten alfo wichtige Bereicherun- j wirkte und darum in allen Lebensäußerungen von feinem
gen aus diefem fchlichten Denkmal echter Dankbarkeit, j religiöfen Lebenszentrum aus verftanden werden muß. Am
Marburg a. d. L. Horft Stephan. I ausführlichften ift die Auswahl für die Jahre 1811—1813.

Daraus fei wenigftens eine charakteriftifche Stelle über

,.,,.„...„.,. , . .. ,„„„ Schleiermachers Wirken in Kirche und Politik mitgeteilt:

Ungedruckte Predigten Schleiermachers aus den Jahren 1820 >Was er in feinen Reden uber die Reiigion ausgebrochen,

lebt er jetzt, er fchaut das Univerfum an und lebt allein

bis 1828. Mit Einleitungen und mit einem Anhang
ungedruckter Briefe von Schleiermacher und Henriette
Herz herausgegeben von Prof. D. Johannes
Bauer. Leipzig, M. Heinfius Nachf. 1909. (VII,
128 S.) gr. 8° M. 4 —

Bauers Buch befteht aus einer Menge kleiner, in fich
wenig zufammenhängender Stücke und ift daher als Ganzes
nicht fchön, aber es ift ein außerordentlich dankenswertes
Arbeitsmittel. Seine Schätze entflammen meift
dem Fürftlich Dohnafchen Hausarchiv in Schlobitten,
deffen noch vorhandener Befitz an Schleiermacheriana
S. 6 ff. verzeichnet wird, teilweife auch dem ,Literaturarchiv
' in Berlin. Der ungedruckten Predigten find es
heben: zum Totenfeft 1820 (1. Theff. 4,13 f. 18), Himmelfahrt
(Matth. 28, 20), Trinitatis (Gal. 3, 13 f.) und 6. Sonntag
nach Trin. (Matth. 4, 18—20) 1823, Gründonnerstag
(i.Kor. 12,13f.; Einfegnungsrede mit Einfegnungsfprüchen)
und 1. Weihnachtstag (Lk. 1,78 f.) 1824, Bußtag 1828 (Jak.
I, 22). Dazu kommt eine Reihe von Predigtentvvürfen der
Jahre 1794—1802. Ebenfo wichtig wie die Bereicherung, die
unfere Kenntnis der Predigten Schleiermachers durch diefe
Gaben erfährt, ift der wiflenfchaftliche Apparat. Er zeugt
von derfelben ausgeprägten Sachkunde wie Bauers frühere
Arbeiten über Schleiermacher, vor allem ,Schleiermacher
als patriotifcher Prediger' (1908) und ,Schleiermachers
letzte Predigt' (1905). Die Einleitung erörtert eingehend den
Unterfchied, der bei Schleiermacher zwifchen gehaltenen
und gedruckten Predigten befteht. Dann wird bei den
meiften Predigten, abgefehen von allerlei Hinweifen auf Pa-

faft dafür und liebt es' (1812; S. 117).— So ift das Buch
in allen Teilen für die Arbeit an Schleiermacher unentbehrlich
; den Predigten und Briefftellen aber find auch
abgefehen davon zahlreiche Lefer zu wünfchen.

Marburg a. d. L. Horft Stephan.

Clarke, Prof. William Newton, D.D., The Christian Doctrine

Of God. Edinburgh, T. & T. Clark 1909. (XII, 477 p.)
gr. 8° s. 10.6

Das mit gewohnter Eleganz und Solidität von Clark
in Edinburgh verlegte Buch erfcheint als der fiebzehnte
Band der von Briggs und Salmond herausgegebenen International
TheologicalLibrary, und gereicht diefem Untervernehmen
zur unbeftreitbaren Ehre. Nach einer einleitenden
Darflellung des Themas, der Methode und der
Quellen der chriftlichen Lehre von Gott, zerfällt die
Schrift in vier Hauptteile. Der erfte (56—134) beginnt
nicht mit einem Verfuch, Gottes Dafein zu beweifen,
fondern befchreibt auf Grund der chriftlichen Offenbarung
und Erfahrung die wefentlichen Merkmale des fich in
Chriftus kundgebenden Gottes. There may be otlier ways
of approaching the knowledge of God, but the Christian
way is the way of recognition rather than of'demonstration.
Not that God is, but what God is, is the first poiut in the
Christian doctrine (56). Demgemäß handelt C. von Gottes
Charakter, Perfönlichkeit, Güte, Liebe, Heiligkeit, Weisheit
, der inneren Einheit diefer Eigenfchaften. Im zweiten
Teil, God and Men (135—264) betrachtet er Gott als den
rallelftellen, eine Überficht über ähnliche, fchon bekannte 1 Schöpfer, den Vater, den Herrn, den Gefetzgeber und

Predigten, mehrfach auch ein Vergleich mit entfprechenden j Regierer {moral governor), die Vorfehung, den Erlöfer,
Ausführungen der Glaubenslehre beigefügt, bei der Kon- ! den Dreieinigen, den im Menfchenleben wirkfamen. Der
firmationsrede eine intereffante Erörterung über Schleier- i dritte Teil hat es zu tun mit Gott in feiner Bezogenheit

machers Stellung zur Konfirmation, am Schluß ein Ver
zeichnis der befprochenen fchon gedruckten Predigten. So
müßten alle Werke Schleiermachers ausgeftattet werden —
dann könnte endlich die Schleiermacher-Forfchung, die
jetzt überwiegend aus Anfängerarbeiten befteht, den
längft erwünfchten ficheren Boden und damit auch die
Möglichkeit großzügiger Fortfehritte erhalten. Möchte das
Buch zunächft vorzüglich dazu helfen, daß bei jeder Behandlung
der Glaubenslehre auch die Predigten herangezogen
werden; denn fie bieten oft klarere Ausführungen

auf die Welt {God and the Universe, 265—356): hier
erfahren die fogenannten metaphyfifchen Eigenfchaften
Gottes eine forgfältige Behandlung. Der letzte Teil gilt
der Wahrheitsfrage und fragt nach der Gewißheit um
Gott, Evidence (357—461): in diefem Zufammenhang
werden dieFrage nach derBeweisbarkeit desDafeins Gottes
unterfucht, und die gegen den chriftlichen Gottesglauben
erhobenen Einwendungen beleuchtet.

Diefe Gliederung foll fich aus dem Grundgedanken
des Verf.s und aus feiner im wefentlichen chriftozen-

oder erläuternde Beifpiele, zuweilen fogar wirkliche Er- trifchen Methode ergeben. Er will einfach das entwickeln,

gänzungen (z.B. auch in derTotenfeftpredigt von 1820 die what the Christian faith testifies concerning God. Er hat

BetonungdesgeiftigenZufammenlebensderSeligenmit dem weder die Abficht, einen dogmengefchichtlichen Rück-

Erlöfer). Bedeutfames Material bringt auch der Briefan- blick auf die vergangene Entwicklung zu tun, noch auch

hang, der Stücke von 1794—1831 umfaßt und ebenfalls in Auseinanderfetzungen mit gegnerifchen Auffaffungen

von gutem wiffenfchaftlichem Apparat begleitet ift. Die zu treten; was er einfach wiederzugeben fich bemüht, ift

Ausgabe der Briefe Schleiermachers an die Grafen Dohna, the thought of God that we may now entertain if zve follow