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Ausgabe:

1910

Spalte:

449-452

Autor/Hrsg.:

Verworn, Max

Titel/Untertitel:

Die Mechanik des Geisteslebens. 2. Aufl 1910

Rezensent:

Zillessen, Alfred

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung.

Begründet von E. Schürer.

Fortgeführt von Prof. D. Ad. Harnack, Oberlehrer H. Schuster und Prof. D. Arth. Titiiis.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Halbjährlich 9 Mark.

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U| v^v^. Reienfionscxemnlare ausfchhcßhch an den Verlag.

Verworn, Die Mechanik des Geisteslebens (Zil-
leflen).

Kirn, Sittliche Lebensanfchauungen der Gegenwart
(Derf.).

Kai weit. Die Stellung der Religion im Gciltes-
leben (Derf.).

Külpe, Immanuel Kant (Derf).

Richert, Schopenhauer (Derf).

Henfei, Roufleau (Derf).

Natorp, Peftalozzi (Derf).

Bauer, Das Paläftinifche Arabifch (Schwally).

Die Heilige Schrift des Alten Teftaments
(Volz).

Torrey, Ezra Studies (Volz).
Burton, Biblical Ideas of Atonement (Wendt).
Kühl, Erläuterung der paulinifchen Briefe (W.
Bauer).

Müller, Das Johannes-Evangelium im Lichte

der Strophentheorie (Heinrici).
Leszynsky, Mohammedanifche Traditionen über

das jüngfte Gericht (Schwally).
Geizer, Byzantinifche Kulturgefchichte (Ph.

Meyer).

Dorner, Johannes Calvin (Lobftein).
Bibliotheca reformatoria neerlandica (W. Köhler).

Prumbs, Die Stellung des Trienter Konzils zu
der Frage nach dem Wefen der heiligmachenden
Gnade (Tfchackert).

Nicolai, Benjamin Schmolck (E. Chr. Achelis).

So hm, Wefen und UrfpruDg des Katholizismus
(Bruckner).

Ferrandiz, Das heutige Spanien unter dem

Joch des Papfltums (Bruckner).
Aigner, Lourdes im Lichte deutfcher medizini-

fcher WifTcnfchaft (Ebftein).
Sakman, Voltaires Geiftesart und Gedanken.

weit (Bornhaufen).
Briefe an Joh. Heinr. Kurtz (J. Hans).

Verworn, Prof. Max, Die Mechanik des Geilteslebens. Mit

18 Figuren im Text. Zweite Auflage. (Aus Natur und
Geifleswelt. 200. Bändchen.) Leipzig, B. G. Teubner
1910. (IV, 114 S.) 8» M. 1—; geb. M. 1.25

Kirn, Prof. Dr. Otto, Sittliche Lebensanfchauungen der Gegenwart
. (Aus Natur und Geifteswelt. 177.) Ebd. 1907.
(IV, 122 S.) 80 M. 1 —; geb. M. 1.25

Kaiweit, Lic. Dr. Paul, Die Stellung der Religion im Geiltes-
leben. (Aus Natur und Geifteswelt. 225.) Ebd. 1908.
(IV, 96 S.) 8" M. 1 —; geb. M. 1.25

Külpe, Oswald, Immanuel Kant. Darfteilung und Würdigung.
Mit einem Bildniffe Kants. Zweite, verbefferte Auflage.
(Aus Natur und Geifteswelt. 146.) Ebd. 1908. (VIII,
163 S.) 8° M. 1 —; geb. M. 1.25

Richert, Hans, Schopenhauer. Seine Perfönlichkeit, feine
Lehre, feine Bedeutung. Sechs Vorträge. Mit dem
Bildnis Schopenhauers. Zweite durchgefehene Auflage
. (Aus Natur und Geifleswelt. 81.) Ebd. 1909.
(IV, 117 S.) 8° M. 1—; geb. M. 1.25

Henfel, Prof. Dr. Paul, Roulleau. Mit einem Bildniffe
Rouffeaus. (Aus Natur und Geifteswelt. 180.) Ebd.
1907. (VI, 122 S.) 8° M. 1—; geb. M. I.25

Natorp, Prof. Dr. Paul, Peltalozzi. Sein Leben und feine
Ideen. Mit einem Bildnis und einem Brief-Fakfimile.
(Aus Natur und Geifteswelt. 250.) Ebd. 1909. (IV,
134 S.) 8° M. 1-; geb. M. 1.25

1. M. Verworn, deffen Mechanik des Geiftes-
lebens in forgfältig ergänzter und nachgefeilter 2. Auflage
erfcheint, befpricht in klarer und inftruktiver Weife die
Vorgänge in den Elementen des Nervenfyftems, die Be-
wußtfeinsvorgänge, Schlaf und Traum, Suggeftion und
Hypnofe, unter beftändiger Bezugnahme auf die Gefchichte
der einander ablöfenden Theorien und der Entdeckungen
aufdiefem Gebiete durch die experimentierende Forfchung
und unter Beigabe orientierender Illuftrationen. Die Art
der Vorführung geplattet dem Nichtfachmann ein ziemlich
weites Verfolgen der wiffenfchaftlichen Arbeit und
fcheint die Grade des Hypothetifchen der einzelnen Er-
gebniffe hinreichend hervortreten zu laffen. Wer fich mit
der Pfychologie der Auferftehungsberichte, des Paulus u. a.

befchäftigt, findet manchen zur Beurteilung unentbehrlichen
Stoff hier bequem beifammen. Ausdrücklich verwahrt
fich der Verf. gegen die Annahme materialiftifcher
Meinung feines Unternehmens. Im letzten Kapitel ift der
Begriff Hypnofe doch wohl nicht eng und fcharf genug
gefaßt, wenn fie als prinzipiell mit dem normalen
Wachzuftand identifch und nur graduell von ihm ver-
fchieden behauptet wird. Vorausgefchickt ift eine grundlegende
Erörterung über Leib und Seele, die unter
Ablehnung jeglichen Dualismus' auf einen moniftifchen
Phänomenalismus hinausführt. Indeffen wird mit dem
Rückzug auf allein vorhandene Empfindungskomplexe
das Problem doch wohl nur weitergefchoben.1

2. Kirn bietet Leipziger Volkshochfchulkurfe vom
Winter 1906/7, denen er noch zwei Vorträge über Utili-
tarismus und Evolutionismus beifügt. Er geht der Reihe
nach durch den Naturalismus (Rouffeau, Feuerbach, E.
Haeckel), der nicht über einen erweiterten Egoismus
hinauskommt und es der fpontanen Neigung überläßt,
diefen Kreis nach fubjektivem Belieben oder Denken zu
ziehen; den Utilitarismus (Hobbes, Bentham, Mill),
der trotz feiner gerühmten Menfchenkenntnis nur die
unterften Stufen des Seelenlebens kennt, die nur bis
zur Pforte der Sittlichkeit führen, dem vor allem der
Unterfchied des phyfifchen und des geiftigen Dafeins
entgeht und der auch für den Entwicklungsgedanken
keine Stelle hat; den Evolutionismus (Spencer), der
allerhand überrafchende Ausblicke bietet, aber deffen
Zurückführung des Guten auf das Nützliche immer ge-
waltfam bleibt, der immer noch die Gefchichte nach
den Prinzipien der Biologie verfteht und nicht erkannt
hat, daß Menfchennatur und Menfchengeift nur innerhalb
beftimmter, nicht allzuweit gefleckter Grenzen veränderlich
find; die äfthetifche Lebensauffaffung (Klaffiker,
Romantik, Schopenhauer, Nietzfche), deren relatives Recht
gewürdigt, deren Gefahr in einer Überfchätzung der Form,
einem Mangel an Ernft und in ihrem unfozialen Zug
gefunden wird; den fittlichen Idealismus (Kant, Fichte,
Schleiermacher, Herbart), der bei allem Weiterführenden
noch eine Lücke läßt, infofern verborgen bleibt, wie es
zu jener dem Sittengefetz zur Herrfchaft helfenden fitt-

1) So vorfichtig und fachlich die Analyfe von Körper- und Geifteswelt
vollzogen wird, fo wenig würde die objektiv finnliche Wahrnehmbarkeit
der geiftigen Vorgänge erreicht durch Gehirn-Beobachtung, und
der Satz: eine Empfindung ift nichts weiter als der Komplex ihrer Bedingungen
, wird dem unmittelbar erlebten Wefen des Ichbewußtfeins
nicht gerecht.

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