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Ausgabe:

1910 Nr. 13

Spalte:

401-402

Autor/Hrsg.:

Müller, Jos. Th.

Titel/Untertitel:

Zeitschrift für Brüdergeschichte. I. - III. Jahrg. 1907 - 1909. Je 2 Hefte 1910

Rezensent:

Mirbt, Carl

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 13.

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Koch (in Eydtkuhnen) den Katechismus des Malecki reichen Gefchichte einen Mittelpunkt bildet und zu weiterer
neu gedruckt hat (F. Koch, der letzte Druck des Dycker
Erzpriefters Joh. Maletius. Königsberg 1903). Ebenfo
hätte S. 73 bei Erwähnung des Thorner Religionsgefpräches
1645 die lehrreiche Arbeit von Franz Jacobi ,das liebreiche
Religionsgefpräch zu Thorn 1645' (Gotha 1895)
erwähnt werden muffen. Soweit ich fehe, iftauchdesfelben
Verfaffers Schrift ,das Thorner Blutgericht 1724' (Halle
1896) nicht erwähnt. — Der Verfaffer braucht mehrmals
das Fremdwort ,Hiftorio-fophie'. Wozu eine folche ungewöhnliche
Bezeichnung? Man muß fich ja abquälen,
um fie reinlich zu überfetzen. Wir haben aber doch noch
immer fchon gerade Fremdwörter im Deutfchen genug.
Was aber foll man unter ,Polendämmerung' im 18. Jahrh. Es handelt fich hier um eines der wichtigften aber

verftehen? — Doch ich kehre zu der Anerkennung des auch eines der komplizierteften Probleme der praktifchen
unbeftreitbaren Wertes diefes Buches zurück: während j Miffionsarbeit, das mit der wachfenden Ausdehnung des
wir deutfchen Kirchenhiftoriker meift nur einige lateinifch Miffionswerkes eine immer größere Bedeutung erlangen
gefchriebene Quellenwerke zur Gefchichte des polnifchen wird. Auch der evangelifchen Miffion macht es viel zu
Proteftantismus kennen und benutzen, wird uns hier eine fchaffen, nimmt freilich hier eine etwas andere Geftalt
große Fülle lateinifcher und polnifcher Literatur darüber an. Die Notwendigkeit, aus der einheimifchen Bevölkerung
vorgeführt, und zwar fo fachgemäß und überfichtlich Hilfskräfte heranzuziehen, wird heutzutage von den ka-

tholifchen wie von den evangelifchen Miffionen klar
erkannt, aber damit ift in diefem Fall noch nicht die

Arbeit anregen wird. Da diefe Gefchichte aber zugleich
mannigfache und bedeutfame Wirkungen auf die gefamte
evangelifche Kirche ausgeübt hat, verdient diefe Zeitfchrift
auch Beachtung und Unterftützung in weiteren
Kreifen.

Marburg i. Heffen. C. Mirbt.

Huonder, Anton, S. J., Der einheimifche Klerus in den Heidenländern
. Mit 32 Abbildungen. (Miffionsbibliothek.)
Freiburg i. B., Herder 1909. (VIII, 312 S.) gr. 8°

M. 4.20; geb. M. 5 —

orientierend, daß man fich auf diefem meift unbekannten
Felde leicht zurecht findet: alles in allem, ein fehr brauchbares
, dankenswertes Nachfchlagewerk über die polnifche Löfung der Aufgabe verbürgt, denn die Verfuche der

' praktifchen Durchführung ftoßen auf außerordentliche
Schwierigkeiten. Das vorliegende Werk, dem der Ver-

Kirchengefchichtsfchreibung, foweit fie den polnifchen
Proteftantismus betrifft. Es follte auf keiner größeren

Bibliothek fehlen, und der Kirchenhiftoriker der Neuzeit j faffer eine Serie von Auffätzen in den ,Katholifchen Mif-
wird es gern dem ,Handwerkzeuge' feiner Handbibliothek
einreihen.

Göttingen. Paul Tfchackert.

honen' als Vorarbeit vorangefchickt hat, ift eine fehr
inftruktive Unterfuchung über die Stellung der katholifchen
Kirche zu diefer Frage, der wir eine ähnliche Arbeit für
die evangelifche Miffion gegenübergeftellt fehen möchten.
Der Verfaffer wendet fich gegen den Parifer Kanonikus
Zeitlchrift für Brüdergefchichte. Herausgegeben von D. Jof. jolyi der die auch fchon von anderen katholifchen Schrift-
Th. Müller und Lic. Gerh. Reichel. I—III. Jahrgang : ftellern früher vertretene Anficht neuerdings wieder auf-
1907—1909. Je 2 Hefte. Gnadau, Unitätsbuchhand- | genommen hat, daß die katholifche Miffionstätigkeit der
lung in Komm. gr. 8° 1. u. 2. Jahrg. je M. 7—; Neuzeit einen großen Mißerfolg darfteilt, der vorwiegend

,' m fi— dadurch verurfacht worden ift, daß die Miffionsorden es
3-Ja rg. • 0 verfäumt haben, einen einheimifchen Klerus heranzubilden.
Daß unter den Theologen der Brüdergemeine wiffen- Der Gegenbeweis kann als gelungen bezeichnet werden,
fchaftlicher Sinn gepflegt wird, ift bekannt, und wir find Huonder bietet eine aus dem Vollen fchöpfende Dar-
es gewöhnt, daß die aus ihrer Mitte hervorgehenden ftellung, deren Studium jedem zu empfehlen ift, dem es
Veröffentlichungen folide Arbeiten find. Es ift daher mit ; um eine tiefere Einführung in diefen Gegenftand zu tun
Freuden zu begrüßen, daß fich ein .Verein für Brüder- j ift. Auffällig ift, daß der Verfaffer nicht in größerem
gefchichte' gebildet hat, der den Zweck verfolgt, ,die 1 Umfang als es gefchehen ift, aus dem Archiv der Pro-
wiffenfchaftliche Forfchung über die Gefchichte der alten , paganda Mitteilungen zu machen in der Lage war, das
und erneuerten Brüderunität und damit zufammenhängen- i für eine planmäßige Aufarbeitung der gefamten neueren
der Forfchungsgebiete zu fördern'. Ihm dient die vor- i katholifchen Miffionsgefchichte feine Schätze offenbar

liegende Zeitfchrift, auch die Herausgabe von Quellen
zu? Brüdergefchichte ift geplant. Die bisher erfchienenen
Jahrgänge von halbjährlich c. 6 Bogen erfüllen alle
billigen Anfprüche und bieten in Auffätzen, Beilagen und
Nachrichten ein reiches Material. J Th. Müller hat mit

noch nicht geöffnet hat. Ebenfo überrafcht es, daß es
dem Herausgeber der betten katholifchen Miffionszeit-
fchrift in deutfcher Sprache nicht möglich war, für alle
Länder genaue ftatiftifche Nachweife über den gegenwärtigen
Stand der Ausdehnung des eingeborenen Klerus

einer lehrreichen Studie über das Älteftenamt Chrifti in zu erlangen (vgl. z B S 3)
der erneuerten Brüderkirche die Zeitfchrift eröffnet und Der Schwernunkr'h« ifwt... t:„

.das Bekenntnis in der Brüdergemeine' zum Gegenftand der gefchichtlfch^ d,e 1 P" Nachweis

einer eingehenden Unterfuchung gemacht. Der alten Heranbildung vo^rieft^ K Froble™ rr"

Brüderkirche gilt die Abhandlung von W. Schmidt: Das | durchlaufen hal D™Mate£l wfrd ÄT
religiöfe Leben in den erften Zeiten der Brüderunität, ' - ' • • Mater,a.1 w,rd na.c.h„Lande!;n grup-

und die von G. A. Skalsk) : Bruder Lukas von Prag und
die ,Anweifungen für Priefter' vom Jahre 1527. Die Beziehungen
zwiichen Liffa und Herrnhut fowie die .Banden
oder Gefellfchaften im alten Herrnhut' werden unterfucht;
Chriftian Renatus, der Sohn Zinzendorfs, findet eine wohlwollende
Würdigung. Befondere Hervorhebung verdient
es, daß mit der Veröffentlichung von Zinzendorfs Tagebuch
1716—1719 durch G. Reichel und J. Th. Müller
begonnen worden ift. Außerdem fei noch verwiefen auf
den intereffanten Auffatz des Herausgebers ,Die angli-
kanifche Kirche und die brüderifche Bifchofsweihe'. —
Diefe drei erften Bände zeugen von einer fo ernften
Auffaffung der geftellten Aufgaben, daß wir die Brüdergemeine
nur beglückwünfchen können, daß fie fich ein
Organ gefchaffen hat, das für die Erforfchung ihrer

piert und nacheinander werden die Miffionsgebiete in
Amerika, auf den Philippinen, in Vorderindien und
Ceylon, Japan, Hinterindien, China, Korea, Afrika,
Ozeanien vorgeführt. Auf jedem wird feftgeftellt,
was für Verfuche zur Heranziehung der Eingeborenen
zur Mitarbeit unternommen worden find, aus welchen
Gründen fie fcheiterten oder es nur bei Anfätzen geblieben
ift, wie fich die Miffionsorden zu der Frage
geftellt haben, welchen Umfang der einheimifche Klerus
zur Zeit befitzt. Die gefamte Miffionsgefchichte der
Neuzeit zieht an uns vorüber und manches intereffante
Detail kommt dabei zur Sprache. So erfahren wir, daß
im fiebzehnten Jahrhundert in Hinterindien auf die Erlernung
der lateinifchen Kirchenfprache als Vorbedingung
der Weihe verzichtet wurde und daß die Jefuiten fich in
China darum bemüht haben, fitatt der lateinifchen die