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Ausgabe:

1910 Nr. 11

Spalte:

327-328

Autor/Hrsg.:

Klein, Samuel

Titel/Untertitel:

Beiträge zur Geographie und Geschichte Galiläas 1910

Rezensent:

Köhler, Ludwig

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Seite 1

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327

Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. ii.

328

Entwickelung des Jahu; es bleibt bei ihm das unerklärliche
Wunder, wie die Propheten den Gott des winzigen
Juda mit einem Schlag zum monotheiftifchen Weltgott
machen konnten.

Der zweite Auffatz behandelt in intereffanter Weife
die Entwickelung des Gilgamefch-epos, das durch zwei
Jahrtaufende hindurch in Stoff und Form fich fortgefetzt
umbildete; die urfprüngliche Göttergefchichte nimmt
hiftorifche Erinnerungen an beftimmte Perfonen auf; die
urfprünglichen Einzellieder werden auf höherer Kultur-
ftufe zu einer Einheit geformt und in letzter Überarbeitung
wieder von einem gelehrten Priefter auseinandergezogen.
Tübingen. Volz.

Klein, Dr. Samuel, Beiträge zur Geographie und Gefchichte
Galiläas. Mit einer Karte und drei Beilagen. Leipzig,
R. Haupt 1909. (VIH, 112 S.) gr. 8° M. 4 —

Die erfte Beilage (S. 97—100) enthält eine vom
Verfaffer knapp kommentierte, 24-ftrophige Kina auf
den 9. Ab, welche der Synagogal-Dichter Eleafar Kalir
(Tbp) im 9. Jahrhundert verfaßt hat. Die zweite Beilage
'(S. 100—102) gibt den Text einer Keroba auf den
gleichen Tag von dem gleichen Kalir, ebenfo knapp
kommentiert. Die dritte Beilage endlich bietet einen
hebräifchen Kommentar zu der Kina des Kalir, welchen
man dem Rabbi Eliefer ben Natan (Anfang des 12. Jahrhunderts
) zufchreibt. Allen drei Texten fcheint ein
Verzeichnis der 24 Priefterabteilungen und ihrer Wohnfitze
zu Grunde zu liegen, welches etwa im 3. oder
4. Jahrhundert unfrer Zeitrechnung entftanden fein mag.
Denn während zur Zeit auch des 2. Tempels die Priefler,
wie natürlich, in Judäa wohnten, laffen fich 11 von den
20 Ortsnamen der Kina fofort als galiläifch erkennen,
von den übrigen Ortfchaften tritt Klein den Nachweis
an, daß auch fie im Norden lagen. In Galiläa aber find
die Wohnfitze der Prieftergefchlechter nach dem Ende
des 2. Tempels zu fuchen; dort hielten fie fich bis etwa
ins 4. Jahrhundert. Mithin befitzen wir in den Angaben
der drei Texte eine Quelle zur Geographie und Gefchichte
Galiläas. Dies find die einleuchtenden Darlegungen
der Einleitung (S. 1—22).

Der Reft des Buches (S. 23—95) befchäftigt fich mit
der Ausbeutung diefer Quelle; dazu kommen eine
Tabelle der Namen (S. 96) und Regifter (S. 109—112),
endlich eine Karte von Galiläa.

In der Reihenfolge der befprochenen Orte fchließt
Klein fich an Kalir an: 1. ji-ya 2. D^niS2-Sefürie; das Jer.
Ber. IX I4d und j. Sanhedrin III 21 a (o) genannte X3D©a
(Klein: ,eine „Wohnung"') ift offenbar das heutige birket
und chirbet meskana (Bädeker0 216), für das auch die
Entfernungen von Tiberias und Sepphoris ftimmen.
Die SDeIM XtilBi:3 in S. wird als Gofnitenfynagoge gedeutet
, wie es in S. auch eine Synagoge der Babylonier
gab (S. 32). Der Behandlung von S. ift ein Abfchnitt
angehängt: ,Die Schriftgelehrten in Sepphoris'(S.42—-45).
3. rrJtBSra. Von Kalir als Sitz der Priefterabteilung
UffFt genannt, aber nicht zu beftimmen. 4. ibfifiiiy,
bisher nicht beftimmt. Klein Ichlägt Gleichfetzung mit
*Aiternn weltlich von Kades vor. Es wäre der nördlichfte
Sitz eines Prieftergefchlechtes, von dem nächften nach
Süden hin beträchtlich entfernt. 5. Orib rria. Die Kina
des Kalir kann nur das galiläifche meinen (Jof. 19,15),
und gefchickt erklärt Klein j. Meg. I 70 a den Beinamen
des Ortes als ITT'SS ,das kleine Bethlehem'. Dort

wohnte die Priefterabteilung STObM.

6. MDTll. Beachtenswert find die Wechfelformen:
flBnii und niTJX 7. *l2T5l£, nur in diefer Kina und dem
hebr. Kommentar, und zwar als Wohnfitz der Abteilung
■ppPI, erwähnt, von Klein mit dem heutigen 'Ailban,
unweit des Nordoftrandes der Battöf-ebene identifiziert.
8. bST? -ISS, fo die Kina, der Kommentar hat rpTI» 'S.
Damit fetzt Klein den im Talmud fich findenden Ortsnamen
riTiy gleich. Von den 2 Möglichkeiten: = heutiges
chirbet luzie (aus ch. el-uzie), nordweftlich von irbid,
oder = heutiges ch. el-uzzie bei Akko, bevorzugt der
Verfaffer die erftere wegen der Abgelegenheit der
zweiten Stätte von den fonftigen Priefterorten. 9. bSIit
10. blSS Ii. PIDp. Der Ort fehlt in der talmudifchen
Literatur, von Klein mit käna am Nordrand der Battof-
ebene, nicht mit kafr kenna gleichgefetzt. 12. tiS2,
das heutige Safed. 13. )1J>a m oder Jy©. Das heutige
teil maün weltlich von Tiberias. Intereffant ift, wie
Klein eine Stelle in j. 'Erubin V 22 b mit der von
Oliphant (Q.St. 1895,91) und Ad. Frei (ZDPV 1886,83)
veröffentlichten, von Gildemeifter (ZDPV 1888,39) ge"
deuteten Grabinfchrift aus Tiberias in Beziehung fetzt.
Er ftellt aiQixiog hier neben Tpi-pcn rr©S3 dort und
nimmt fo als Zeit der Infchrift die erfte Hälfte des
3. Jahrhunderts an.

14. Jirjiti-rV// bedeiwije = dem Afochis des Jofephus.
Die Gleichung Ji)"Ji© = Afochis war fchon früher aufgeftellt
worden, wird aber erft von Klein fcharffinnig begründet.
Den, wie es fcheint, aramäifchen Namen DSSin findet
er noch in dem Caphrahusepth des 13. Jahrhunderts
wieder. Sowohl Jini© (von rn©) als n&nn Scherbe,
irdener Krug follen auf die durch die Bodenverhältniffe
des Ortes gegebene Induftrie gehen. 15. und 16. wird
n"YoD "iSS = nimrin als Wohnfitz einer Priefterabteilung gewonnen
. 17. rYbaa = chirbet mimla, nordweftlich von irbid.
18. PiTM = Nazaret, das fich in der talmudifchen Literatur
fonft nicht findet. Wir haben alfo bei Kalir die ältefte
jüdifche Erwähnung des Ortes vor uns. 19. any — arrabet
el-battöf. 20. ni31"blSH = el-medschdel = Tarichäa.
2l.n:n"|i"iD3 = /trr//'c«;/<2«. In der 22. Strophe der Kina fehlt
ein Ortsname. 23. JlttbS, nach der Identifizierung von
Schürer = chirbet sellame. 24. ni"iit tron. Dies find die
Namen zweier für fich beftehender Ortfchaften. ni"iK
ift mi oder n~|i rriM = chirbet cl-kerak, nan aber das nördlich
davon gelegene aßjiad-ovq des Jofephus, die heißen
Quellen füdlich von Tiberias, die viel älter find als die
Gründung des Antipas. So glaubt Klein auch einen bis
jetzt rätfelhaften Namen von Tiberias erklären zu können.
Wenn der Ort in den älteften maforetifchen Schriften
rjiT37© heißt, fo hat er diefen Namen von der in feinem
Vorort ©an wohnenden Priefterabteilung rYWÖ.

Am Schluß verfucht Klein aus dem Talmud, den
Gedichten Kalirs und dem mittelalterlichen Kommentar
dazu das urfprüngliche Verzeichnis der Priefterabteilungen
und ihrer galiläifchen Wohnfitze wieder herzu (teilen.

Von dem Wert, den ich der Schrift beilegen möchte,
zeugt am beften die Ausführlichkeit diefer Inhaltsangabe.

An kleinem Druckverfehen fehlt es nicht; namentlich
ftört eine ftellenweife bemerkliche Mangelhaftigkeit
des deutfchen Ausdrucks.

Aeugft (Zürich). Ludwig Köhler.

Schneller, D. Ludwig, Durch die Wülte zum Sinai. In

Mofes Spuren vom Schilfmeer bis zumNebo. Leipzig,
H. G. Wallmann 1910. (283 S. m. Abbildgn. u. 1 färb.
Karte.) gr. 8° M. 5—; geb. M. 6.20

Die Schnellerfchen Morgenlandfchriften find bekannt
und vielerorts beliebt, indeffen kaum geeignet, in diefer
Zeitfchrift angezeigt zu werden. Allein, das vorliegende
Buch ift der .hochwürdigen theologifchen Ifiakultät der
Ruprecht-Karls-Univerfität in Heidelberg' zugeeignet,
offenbar als der übliche Dank für den Ehrendoktorhut.
In einer folchen Zueignung liegt ein Anfpruch. Leider
genügt ihm das Buch in keiner Weife.

Es ift gewandt, kurzweilig und .biblifch' gefchrieben,
d. h. es verlieht, Bibelftellen heran- und in die Schilderungen
hereinzuziehen. Allein es ift auch mit großer
Flüchtigkeit und ziemlicher Eätelkeit abgefaßt. Ich trete
für diefe Behauptung den Beweis an: