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Ausgabe:

1910

Spalte:

291-293

Autor/Hrsg.:

Krüger, G.

Titel/Untertitel:

Theologischer Jahresbericht. 26. u. 27. Bd., 1906 u. 1907 1910

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Seite 1, Seite 2

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29 t Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 10.

noch Regen und Wind vermochten ihm etwas abzuringen, und er ftand wirklich wie ein Fels in der
Flucht der theologifchen Erfcheinungen. Blieb ihm auch manches innerlich fremd, was wohl ein Fortfehritt
war, fo blieb ihm noch mehr fremd, was doch keine wahre Förderung brachte.

Daß ein solcher Gelehrter durch die Zuverläfiigkeit, Stetigkeit und Kraft feines Wefens zur
Leitung einer Literaturzeitung befonders berufen war, bedarf keines Wortes. Dankbar erkennt es die
theologifche Welt an. Und was er an innerer Beweglichkeit vermiffen ließ, das erfetzte er durch ein
freundliches Verftändnis anderer Standpunkte, durch eine wahrhafte Toleranz des Herzens und durch
die prinzipielle und tatfächliche Bereitwilligkeit, jedem ernften wiffenfehaftlichen Streben auch in feiner
Zeitung Raum zu geben. So ift er ein vorbildlicher wiffenfehaftlicher Redakteur geworden. —

Nicht reden will ich hier von dem, was er als Gelehrter in feinem Fach geleiftet hat. Wer
fich mit dem Neuen Teftamente befchäftigt, der weiß, daß er eine ganze Disziplin in dieser Wiffen-
fchaft begründet und in feinem großen Werke, das in Aller Händen ift, ein Lehrbuch gefchaffen hat,
das noch Jahrzehnte hindurch unentbehrlich und unerfetzlich fein wird. Wer wird wieder die Fähigkeit
und Kraft haben, an diefen Gegenftand die Arbeit eines ganzen Lebens zu fetzen, wie Schürer es
getan hat? Ich kenne keinen anderen Ausfchnitt aus dem gefamten Gebiet der Gefchichte, für den es
ein ähnlich erfchöpfendes Handbuch gibt wie fein Werk über die Gefchichte des jüdifchen Volkes im
Zeitalter Jefu Chrifti. —

Eine 38 jährige, niemals getrübte, nie durch den leifeften Mißton geftörte Freundfchaft hat
mich mit dem Entfchlafenen verbunden. In den erften vierzehn Jahren haben wir in Leipzig und
Gießen in innigfter Gemeinfchaft geftanden, zufammen gearbeitet und zufammen gekämpft. Auch
diefe Zeitung war ein Kampfplatz; aber wir haben beide lieber gebaut als gekämpft. Den Dank, den
ich ihm perfönlich fchulde — er ift mir nicht nur ein Freund, fondern dem Jugendlichen einft auch
ein Berater und Lehrer gewefen — aiicb an diefer Stelle zum Ausdruck zu bringen, ift mir ein herzliches
Bedürfnis. —

Die Theologifche Literaturzeitung wird im Geilte des Entfchlafenen fortgeführt werden; nähere
Angaben darüber behalten fich die Verlagsbuchhandlung und die Redaktion vor.

Adolf Harnack.

Theologifcher Jahresbericht, herausg. von G.
Krüger und W. Köhler (Harnack).

Religion und Geifteskultur I. und 2. Jahrgang,
herausg. von Th. Steinmann (Schufter).

Thonifen, Paläftina und feine Kultur in fünf
Jahrhunderten (Köhler).

Ginzberg, The Legends of the Jews (Bacher
).

Feine, Theologie des Neuen Teftaments (H.
Holtzmann).

Schlatter, Die Theologie des Neuen Teftaments

(H. Holtzmann).
Wilmart, Troisnouveauxfragmentsde l'ancienne

Version latine des prophetes (Jülicher).
Elter, Prolegomena zu Minucius Felix (Jülicher).
Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum.

Vol. LIII (Jülicher).

Harnack, Lehrbuch der Dogmengefchichte
(Harnack).

v. Schubert, Bekenntnisbildung und Religionspolitik
1529/30 (Schornbaum).

Einicke, Zwanzig Jahre Schwarzburgifcher
Reformationsgefchichte (Boffert).

Cathrein, Die katholifche Weltanfchauung
(Bruckner).

Theologifcher Jahresbericht. Herausgegeben von Proff. DD.
G. Krüger und W. Koehler. Leipzig, M. Heinfius
Nachf. Lex. 8°

26. Band, enthaltend die Literatur und Totenfchau des Jahres
1906. (1576 S.) M. 65.40.

27. Band, 1907. (1036 u. 717 S.) M. 73.45.

Der gefchätzte Jahresbericht ift für das Jahr 1906
auf 1576 S., für das Jahr 1907 auf 1753 S. angewachfen.
Beide Bände find noch unter Krüger's und Köhler's
Leitung herausgegeben, aber feit dem Juni 1909 ift an
des letzteren Stelle Prof. Schian-Gießen getreten. Dem
verdienten Kirchenhiftoriker, der fo viele Jahre hindurch
die aufopferungsvolle Arbeit der Redaktion mitgeleitet
hat, fei auch an diefer Stelle Dank gefagt.

Für das J, 1906 haben Beer und Edv. Lehmann (der
jüngft nach Berlin gerufene Kopenhagener Gelehrte) über
die vorderafiatifche Literatur und die außerbiblifche
Religionsgefchichte referiert, für das J. 1907 aber Greß-
mann und Segerftedt (Lund). Über die ATliche und
die NTliche Literatur haben in beiden Bänden Volz,
Brückner und Knopf berichtet. Die Kirchengefchichte
lag für 1906 in den Händen von Krüger, Clemen, Vogt,

Köhler, Herz, Werner und Raupp; für 1907 trat in
Bezug auf das Mittelalter neben Vogt (fiatt Clemen)
Hermelink ein und Werner übernahm das Referat
von Raupp zu dem feinigen noch hinzu. Ebenfo hat in
der fyftematifchen Theologie, für die 1906 noch Titius
neben Chriftlieb und Hoffmann berichtet hat, nunmehr
Chriftlieb das Ganze außer der Ethik, die in
Hoffmanns Händen blieb, übernommen. Die kirchliche
Kunft ift in beiden Bänden von Stuhlfauth behandelt,
die praktifche Theologie von Hachmeiftcr, Cohrs,
Glaue, Meydenbauer und Keller (für 1906 dazu noch
von Jahnke und Spitta); die Totenfchau hat Neftle
bearbeitet, das Regifter ift von Funger geliefert.

Der Wechfel der Mitarbeiter — man vergleiche die
früheren Jahrgänge — zeigt, wie fchwer es hält, für diefe
große und mühfame Arbeit die Sachverftändigen willig
zu machen und fie mehrere Jahre hindurch dem Werke
zu erhalten. Um fo anerkennenswerter ift die Leiftung
der Hauptredaktion, die fich auch darin zeigt, daß eine
nicht zu verkennende Gleichmäßigkeit in der Bericht-
erftattung durch die langjährigen Bemühungen erreicht
ift. Das bewältigte Material ift ein ungeheures, und
Jedem, der berufsmäßig einen Teil desfelben kennen