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Ausgabe:

1910 Nr. 8

Spalte:

244-245

Autor/Hrsg.:

Sehling, Emil

Titel/Untertitel:

Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. III. Bd.: Die Mark Brandenburg. - Die Markgrafentümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz. - Schlesien 1910

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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243 Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 8. 244

fchiede in der Auffaffungsweife der Trinität bei Griechen 1896 vollendete Chaucer-Ausgabe. War auch, was er

und Lateinern' überfichtlich, man kann auch fagen: wollte, ,eine leicht und mühelos leferliche Schrift zu

im Schema, verdeutlicht, glückt es ihm, mit einfachen liefern', nicht ganz erreicht, fein Streben war groß geMitteln
gut in die Sache einzuführen (S. 97ff). Von be- 1 dacht. Abbildungen veranfchaulichen die verfchiedenen

fonderem Intereffe war mir, wie er fpeziell klar macht, Typen.

daß die Griechen keine doppelte ,sxjtÖQ£vatg' des Geiftes Zürich Walther Köhler

zugeftehen zu dürfen meinen konnten. Die berühmte, , _'_ ____ ______

in dem Stichworte .filioque1 verdichtete Kontroverfe _ , ,. _ . _. „ .,....... .

der Kirchen des Oftens und Wehlens fcheint in der Tat Sehling, Prof. Dr. fe.mil, Die evangelifchen Kirchenordnungen
ihren letzten Grund nicht fowohl in einer innerlich des XVI. Jahrhunderts. Dritter Band. Die Mark Bran-
verfchieden orientierten Spekulation zu haben, als darin, denburg. — Die Markgrafentümer Ober-Laufitz und
daß die Lateiner das procedere terminologifch freier Nieder-Laufitz. — Schlehen. Leipzig, O. R. Reishandhabten
als die Griechen hch der Bibel wegen mit land (xiv s) 0 m. 26-
Bezug auf sxjioqzvsiv erlauben mochten (S. 154 fr.). y d7 s '

„ e c. . . , , Während die Anzeige der zweiten Abteilung des

Hal!e- a- S- K Kattenbufch. erften Bandes des SeHfngfchen Werkes _ jet°t als

Gutenberg-Gefellfchaft. Achter Jahresbericht 1909. Mainz. zweßter .Bf.nd.. g«ählt - die Befürchtung ausbrechen
0 0 m mußte, daß die Sammlung wegen zu geringen Abfatzes

(72 4 lvl. I | woni kaurn ficn würde vollenden laffen, kann der vor-

inhalf. Schmidt, Dr. Adolf, Die Streitfchriften zwifchen ; liegende dritte Band mit der Nachricht beginnen, daß
Mainz und Erfurt aus den Jahren 1480 und 1481. — Binz, Prof. | durch hochherzige Unterflützung Sr. Majeflät des Kaifers
Dr. Guftav, William Morris als Buchdrucker. dje Vollendung des Werkes gehchert fcheint. Freilich

Gegenüber der großen impofanten Publikation der i fpricht der Herr Verfaffer, der für diefen und den in
Mainzer Gutenberggefellfchaft (vgl. diefe Zeitung 1909 i nahe Aushcht geheilten vierten Band (Herzogt. Preußen,
Nr. 25) nimmt hch vorliegender Jahresbericht einfach : Polen, Pommern) die bisherige Vollfländigkeit beibehalten
und befcheiden aus, er foll auch (vgl. S. 7) nur ein not- | hat, halb und halb die Abhcht aus, in den folgenden
dürftiger Erfatz fein für ein größeres, achtes Jahresheft, ; Bänden gewiffe Einfchränkungen eintreten zu laffen. Wir
mit deffen Druck aus Mangel an Beiträgen noch nicht j hoffen, daß auch das hch wird vermeiden laffen; aber
begonnen werden konnte. Der Jahresbericht ift offenbar felbft, wenn es fein müßte, wird immer das Sehlingfche
auf den Ton geftimmt, für die Gutenberggefellfchaft Werk dem bisherigen Zuftande gegenüber einen gePropaganda
zu machen, vorab um Beiträge für die Jahres- , waltigen Fortfehritt bedeuten.

hefte zu werben. Dem Wunfche der Gefellfchaft, regel- Der vorliegende Band umfaßt die Mark Brandenburg

mäßig ihre Zeitfchrift ausgehen laffen zu können, fchließen mit den Herrfchaften Beeskow, Storkow und Schwedt, dem
wir uns vollauf an; die Theologen, denen es wohl viel- Fürftentum Croffen, den Schulenburgfchen Behtzungen
fach unbekannt fein wird, feien darauf aufmerkfam ge- Apenburg und Betzendorf und zahlreichen Städten, ferner
macht, daß hier ein Organ exiftiert, das bibliographifche i die Markgrafentümer Ober- und Nieder-Lauhtz mit den
und bibliothekswiffenfchaftliche Arbeiten jeder Art gerne ! Standesherrfchaften Hoyerswerda, Muskau, Seidenberg,
publizieren wird. (Adreffe: Stadtbibliothekar Prof. Dr. Binz ' Forft und Pforten, Lübbenau, Sonnenwalde, Sorau und
in Mainz.) Abgefehenvon diefer Lücke in der literarifchen Triebel, 12 Städten und den befonders zu behandelnden
Tätigkeit lautet der Jahresbericht der Gefellfchaft : wendifchen Gemeinden, endlich Schlehen mit dem Fürften-
günftig. Das Gutenberg-Mufeum nimmt ftetigen Fort- j tum und der Stadt Breslau, den Fürftentümern Liegnitz,
fchritt, Dr. Tronnier hat die Katalogifierung der Samm- Brieg und Wohlau, Jägerndorf mit Lepbfchütz, Oppeln
lungen auf die Höhe gebracht, einige wertvolle Er- j und Ratibor, Tefchen, Münfterberg-Öls, Schweidnitzwerbungen
, darunter ein Schöfferfcher Einblattdruck : Jauer, Sagan, Croffen, Glogau, Troppau und Grottkau-
(bulla extensionis indulgentiarum ad hospitale s. Johan- Neiße, den Standesherrfchaften Pleß, Beuthen, Loßlau,
nis Ierosolomitani in Rhodts concessarum von Sixtus IV) | Bielitz, FYiedeck und Freiftadt, Beuthen-Karolath, Trachen-
konnten gemacht werden, die Finanzlage ift nicht fchlecht, I berg-Militfch, Polnifch Wartenberg mit Gofchütz, Halt
die Mitgliederlifte zählt viele Namen, auch im Ausland. Großburg, der Graffchaft Glatz und den Städten Münfter-
Als wiffenfchaftliche Beigaben find dem Berichte bei- j berg, Frankenflein und Habelfchwerdt.
gedruckt eine Unterfuchung von Adolf Schmidt über; Im ganzen enthält der Band 119 Stücke fehr ver-

die Streitfchriften zwifchen Mainz und Erfurt aus den j fchiedenen Umfangs, von 1/2 bis 5° Seiten und darüber.
Jahren 1480 und 1481 und der auf der Mitgliederver- I Unter diefen find 41 Stücke erftmalig nach handfehrift

fammlung vom 27. Juni 1909 gehaltene Vortrag von
Guftav Binz über: William Morris als Buchdrucker.
Schmidt ftellt fett, daß von den zwifchen Erzbifchof
Diether von Mainz und der Stadt Erfurt 1480 gewech-
felten Schreiben, die bibliographifch fehr feiten find (f.
die Überficht S. 36), das erfte und zweite Ausfehreiben
Diethers in Mainz durch Peter Schöffer gedruckt wurden
, die Ausfehreiben des Erfurter Rates aber fehr
wahrfcheinlich der Preffe von Konrad Kachelofen entflammen
, deffen Druckertätigkeit man bisher im Jahre
1485 beginnen ließ. Treffend fagt Schmidt zum Schluß:
,es zeigt fich, daß felbft große Druckherren eben nicht
nur Buch-, fondern in weitem Umfange auch Briefdrucker
im eigentlichen Sinne gewefen find. Sie füllen
vor allem die vielen unerklärlichen Lücken in der Tätigkeit
einzelner Drucker aus, deren Preffen manchmal
jahrelang Hill geftanden zu haben fcheinen'. Binz zeigt
in liebenswürdiger Form z. T, auf Grund einer Art Autobiographie
das edle Streben von William Morris, durch
feine Kelmscotl Press Muflerdrucke nach mittelalterlichem
Vorbilde zu fchaffen; am berühmteften war die

liehen Vorlagen und vier Stücke nach Originaldrucken
wieder abgedruckt. Diefe find das Traubüchlein des
Berliner Propften G. Buchholzer von 1561, bei dem im
chronologifchen Regifter auf S. 485 die Seitenzahl: 172
fehlt, die Agende des Seniors min. Joachim Goltz in
Frankfurt a. O. vom Jahre 1569 und zwei Gardelegener
Ordnungen, die Vifitationsordnung von 1579 und die
Distributio concionum von 1590. Unter jenen find die
älteften die Gotteskaftenordnung für Breslau vom Jahre
1523, die Altariftenordnung für Görlitz von 1530, einige
Liegnitzer Ordnungen aus dem Jahre 1535 und der Vifi-
tationsrezeß für die Altftadt Brandenburg von 1541; des
weiteren die bedeutenderen die Kirchenordnung der Markgräfin
Katharina von Küftrin von 1573 (S. 146, nicht 147,
wie S. 485 fleht) und die Kirchenordnung des Herzogs
Joachim FYiedrich zu Liegnitz-Brieg von 1592, befonders
intereffant noch der Bericht über die in Breslau be-
ftehenden kirchlichen Ordnungen von 1557, die Inftruk-
tion für den Organiften zu Münfterberg von 1560, die
Hofpitalordnung zu Prenzlau von 1582, das Mandat über
Einführung des Gnadenjahrs für das Domftift Köln von