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Ausgabe:

1910 Nr. 8

Spalte:

242-243

Autor/Hrsg.:

Bilz, Jakob

Titel/Untertitel:

Die Trinitätslehre des hl. Johannes von Damaskus 1910

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Theologifche Literaturzeitung 1910 Nr. 8. 242

Wenn er II 2f, Anm. 4 Geh unter Berufung auf cp. der Route zu löfen; er begnügt fich, die Stationen an

108 6 dahin'ausspricht, daß Paula und Euftochium nicht der Hand des Berichtes zu nennen. Er hatte an vielen

mit' den Bifchöfen Epiphanius und Paulinus Rom ver- Stellen feiner Darfteilung durch Heranziehung weiteren

laffen hätten und nach dem Orient gefahren feien, fo Materiales zu größerer Lebendigkeit verhelfen können,

zeigt der Zufammenhang der Stelle, das G.s Interpre- würde auch manche Fehler vermieden haben, wie II, 9

tation, die Damen hätten die Abreifenden nur mit ihren die unpräzife Schilderung der Ausficht von Caphar-

Wünfchen und Gelübden begleitet, unhaltbar ift: tan- Barucha über die Wüfte Juda und das Tote Meer. Was

demqut exaeta liieme, aperto muri, redeuntibns ad eccle- von dem Minaret der Mofchee in Beni Na im = (Kefr-

siäS suas episcopis et ipsa (d. h. Paula) voto cum eis ac batik) heute zu fehen ift, zeigt Buhl, Geographie von

desiderio navigavit. Daran fchließt fich eine fehr an- Paläftma 159 o.

fchauliche Schilderung der Abreife. Es geht alfo nicht Ich breche ab. G. hat feinen Stoff nicht erfchöpft,

an, aus diefen Sätzen zwei verfchiedene Akte zu machen, wohl auch nicht erfchöpfen wollen. Eine Biographie

und Paula bei der Abreife der orientalifchen Bifchöfe hat er nicht geliefert, aber eine wertvolle Vorarbeit für

nach der römifchen Synode nur den Wunfeh, fie zu be- eine folche. Von dem Reichtum des verarbeiteten

gleiten, zuzufchreiben, dem die tatfächliche Abreife erft Stoffes gibt der leider gar zu knappe Sachindex keine

fpäter folgte. Ob Hieronymus in Gemeinfchaft mit den Vorftellung.

beiden vornehmen Damen die Reife machte, läßt fich Hirfchhorn a. Neckar. Erwin Preufchen

nicht ficher ausmachen. G. hält es für unwahrfchein- , -

lieh, weil Hieronymus dadurch dem Klatfch Nahrung ßilz, Konv.-Dir. Dr. Jakob, Die Trinitätslehre des hl. Jo-

gegeben hätte. Es ift mir zweifelhaft, ob er wirklich fo hannes von Damaskus. - Mit befonderer Berückfichtigun^

feinfühlend war, und jedenfalls ift £,n ^ des Verhältniffes der griechifchen zur lateinifchen

Schweigen bei der Schilderung feiner eignen Keile » .

(contra Ruf. III, 22) kein Argument dagegen. Daß die Auffaffungsweife des Geheimniffes. (Forfchungen

Route diefelbe war, befagt allerdings, wie G. richtig zur chrifthehen Literatur- und Dogmengefchichte.

hervorhebt, nichts, weil es einfach der nächfte Weg nach Herausgegeben von A. Ehrhard und J. P. Kirfch.

Syrien war. Aber fonft find die Ähnlichkeiten fo groß, Neunter Band. Drittes Heft.) Paderborn, F Schö-
daß man es mindeftens für wahrfcheinhch halten mub,

Hieronymus fei mit Paula und Euftochium zufammen- nlnSh W (VIII> 200 b0 gr- 8° M. 5
gefahren, wie fie denn auch weiterhin gemeinfam Syrien, Man hat neuerdings wieder begonnen, die Termi-
Paläftina und Ägypten bereiften. Bei der Darftellung nologie der Väter und Verteidiger des kirchlichen
diefer Reife (II, 5—17) hat G. zwar einzelne Itinerare Dogmas eigens als folche zu unterfuchen, und damit
herangezogen, die übrigens ftatt nach Tobler und Mo- die Möglichkeit gewonnen, überlieferte Formeln und an
linier"nach der zuverläffigeren Ausgabe von P. Geyer fie angeknüpfte Streitigkeiten fchärfer zu erfaffen bzw.
(CESL 39) zu zitieren gewefen wären, im übrigen aber fachlicher zu würdigen. Das gilt befonders in Hinficht
die topographifchen Fragen recht oberflächlich be- der Terminologie des trinitarifchen und chriftologifchen
handelt, auch von der nicht eben fpärlichen neueren Dogmas. Loofs'Unterfuchungen über Leontius von Byzanz
Literatur keine Notiz genommen. Warum (II, 6, Anm. I) haben vielleicht dazu das Signal gegeben. Alle Dogmen-
Hieronymus die .unbeftimmte Vorftellung' gehabt haben hiftoriker der Gegenwart, Harnack, Loofs, Seeberg, Holl
foll, daß die Ebene, die man von Ptolemais auf dem auf evangelifcher Seite, Stentrop, O. Braun, Schermann,
Wege nach dem alten Philfterland durchzog, die Ebene de Regnon u. a. auf katholifcher Seite (die letzteren
Megiddo war, obgleich er ep. 108, 8 ganz richtig fagt: öfter in monographifcher Begrenzung auf einen Ein-
per campos Mageddo . . . intravit terram Philistiim, zelausdruck für fich) haben ihr Augenmerk auf die
vermag ich nicht einzufehen. Da man den Kamm des j Variationen, die Entwicklung (die ,Gefchichte') der Ter-
Karmel nicht überftieg, mußte die Reifegefellfchaft zu- mini, mit denen die Kirche oder ihre leitenden Theo-
nächft eine Weile dem Laufe des Kifon folgen, ehe fie logen bauten, gerichtet. In die Reihe diefer Forfcher
den Paß bei dem heutigen Kefren erreichte. Hieronymus hat fich auch der Verfaffer der oben bezeichneten Schrift
zeigt demnach nicht eine .unbeftimmte', fondern eine gefleht. Was Bilz bietet, ift überaus eingehend (zum
ganz richtige Vorftellung. Dagegen wäre darauf hinzu- Teil wohl .vollftändiger', als nötig gewefen wäre),
weifen gewefen, daß das Itinerar offenbar von Cäfarea aber fehr klar, fcharffinnig und gelehrt, gänzlich fachlich!
an in Unordnung geraten ift. Die Reife ging zu- ; wo polemifiert wird, oft intereffant. In der Einleitung
nächft nach Antipatris, dann nach Lydda, hierauf nach handelt der Verfaffer von den ,philofophifchen Vorbe-
Arimathia, Nobe, Joppe, Nikopolis, Beth-Horon, Gibea, griffen' der Trinitätslehre des Damaszeners (das Seiende,
Jerufalem. Demnach mußten die Reifenden zunächft von Subftanz, Accidens, Hypoftafe und Perfon das tvwro-
Antipatris füdlich nach Lydda, darauf ein tüchtiges Stück örarov), die Rede vom Ariftotelismus diefes' griechifchen
nordöftlich in das Gebirge hinein nach Bet-Rimä (Ari- Normaldogmatikers nach Gebühr begrenzend (Johannes
mathia), hierauf nach dem füdöftlich von Lydda gelege- hat auch bei .allgemeinen' Erörterungen meift im füllen
nen 'Annäbe, dann an Lydda vorüber nach Joppe und den Blick auf das Dogma gerichtet und modifiziert nach
hierauf, abermals an Lydda vorbei auf die Straße nach Je- .Bedarf das Begriffsmaterial, das er fcheinbar rein als
rufalem gekommen fein. Ein Blick auf die Karte lehrt, ,Philofoph' aufgreift). In drei großen Abfchnitten führt
daß eine folche Route fchlechterdings unverftändlich ift. Bilz dann wohl alles vor, was für Johannes ein Problem
Die Stationen müffen hier in Unordnung geraten fein, wo- an der ihm ja feftftehenden Trinitätslehre in bezug auf
mit denn auch die von aller Tradition verlaffene Nach- den Gedanken überhaupt der Gottheit, dann des Vaters,
rieht, die Tabea nach Lydda verfetzt, zufammenhängen Sohnes, Geiftes im fpeziellen darftellt. Intereffant und
mag. Wie die Bemerkung über das Maufoleum der belangreich ift z. B. die Unterfuchung über den Gedan-
Helena von Adiabene beweift, für die G. ftatt auf Zahn ken des Johannes, daß die Hypoftafen oder Perfonen der
doch vor allem auf Schürer, Gefch. d. jüd. V.3 III, 119 fr. Gottheit ,xar' estlvoiav' unterfchieden feien, nämlich der
hätte verweifen follen, wo feine Lefer auch erfchöpfende Nachweis, daß das nicht, wie man vielfach gemeint, feine
Nachricht über das Maufoleum gefunden hätten, kamen Trinitätslehre der modaliftifchen annähere (S. 67 ff),
die Reifenden von Norden her in die Stadt, folgten alfo Recht beachtenswert ift, was Bilz beibringt über die
von Lydda dem nächften Weg, der noch jetzt über Beth- Lehre des Johannes, daß der Geilt ,oV vlov' vom Vater
Horon führt. Unverftändlich ift hier wieder der Befuch von ausgehe. Mir fcheint, daß Johannes wirklich dem abend-
Nikopolis, der die Reifenden weitab nach Süden gefuhrt ländifchen filioque fich mehr nähere, als man meift
hätte. G. hat keinen Verfuch gemacht, die Widerfprüche annimmt (S. 150ff., 163«".). In § 9, wo Bilz die Unter-