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Ausgabe:

1910

Spalte:

1-2

Autor/Hrsg.:

Dähnhardt, Oskar (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Natursagen. Eine Sammlung naturdeutscher Sagen, Märchen, Fabeln und Legenden. Bd. II. Sagen zum Neuen Testament 1910

Rezensent:

Volz, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrlchs'fche Buchhandlung, Leipzig. Halbjährlich 9 Mark.

Manufkripte und redaktionelle Korrcfpondenzen find ausfchließlich _
Nr. 1, Jahrg. 35. anProfeflorD.Schürer in Güttingen, Friedländerwcg 56, lu fenden. 1. JanUar 1910.

•*•> O Rczenfionsexemplarc ausfchhcßlich an den Verlag.

Naturfagen, herausg. von Dähnhardt, Ild. II,

Sagen zum Neuen Teftament (Volz).
Wiener, Die Anfchauungcn der Propheten von

der Sittlichkeit (Volz).
Gelb haus, Der alte Orient und das Auftreten
und Wirken Serubabels (Volz'

Schmid, Joh., Die Ofterfeftberechnung in der

abendländifchen Kirche (Rühl).
Regesta pontificum romanorum cd. Kehr, Italia

pontificia vol. IV (Keller).
Grabmann, Die Gefchichte der fcholaftifchen
Methode, I. Bd. (Heim).

Klein, Tod und Begräbnis in Paläftina zur Zeit „,,..„' '. '. .,' , B ,v.
i 4 ■. I. Bullani Franciscani epitome ed. Eubel (Karl

der Tannaiten (Fiebig)
Harris, The Odes and Psalms of Solomon
(Schürer).

Bachmann, Der zweite Brief des Paulus an
die Korinther (Holtzmann).

Müller).

Schelven, De nederduitsche Vluchtelingen-
kerken derXVIe eeuw in Engeland en Duitsch-
land (Boflert).

Ritfehl, Dogmengefchichte des Proteftantismus,

I. Bd. (Kattenbufch).
Aus Schleiermachers Haufe, Jugenderinnerungen

feines Stieffohns E. v. Willich (Stephan).
Ungedruckte Predigten Schleiermachers aus den

Jahren 1820 bis 1828, herausg. von Joh. Bauer

(Stephau).

Clarke, The Christian Doctrine of God (Lob-
ftein).

Jefus Chriftus, Vorträge von Braig, Hoberg,
Krieg, Weber, Effer (Wendt).

Naturfagen. Eine Sammlung naturdeutender Sagen, Mär- Reihenfolge, wirkt nicht feiten als Exegefe. Auch diefer
chen, Fabeln und Legenden. Mit Beiträgen von j Band dient in hervorragender Weife dazu, die Tiefen und
V. Armhaus, M. Boehm, J. Bolte, K. Dieterich, H. F. j Abgründe des Volksgemuts kennen zu lernen.

Feilberg, O. Hackman, M. Hiecke, W. Hnatjuk,
B. Ilg, K. Krohn, A. von Löwis of Menar, G. Po-
h'vka, E. Rona-Sklarek, A. Zdziarski und anderen
herausgegeben von Oskar Dähnhardt. Bd. II. Sagen
zum Neuen Teftament. Leipzig, B. G. Teubner 1909.
(XVI, 316 S.) Lex. 8° M. 8 —

Noch einmal fei es betont, daß es fich nur um naturdeutende
Sagen handelt; Entftehungsgrund der Sage ift
das Motiv, ein Stück der Natur zu deuten; dazu kommen
folche Sagen, die eine biblifche bezw. mythifche Ge-
flalt durch Naturmerkmale anfehaulich machen wollen.
Das Gebiet ift bei den Sagen zum N. T. etwas weniger
ausgedehnt als bei denen zum A. T., denn es kommen
im wefentlichen nur die chriftlichen Kulturländer als
Verbreitungsgebiete in Betracht. Immerhin ift der Umfang
groß genug, denn als Quellgebiete haben wir außer

Tübingen. Volz.

Wiener, Max, Die Anfchauungen der Propheten von der
Sittlichkeit. (Schriften der Lehranflalt für dieWiffen-
fchaft des Judentums. Band I — Heft 3. 4.) Berlin,
Mayer & Müller 1909. (VIII, 161 S.) gr. 8° M. 3—

Es fehlt uns noch eine Ethik des A. T. Anfänge
dazu find fchon gemacht, das Kapitel der Sünde ift
teilweife behandelt, die Ethik des Deuteronomiums hat
ihren Bearbeiter gefunden; im vorliegenden Buch erörtert
Wiener die wichtigften Fragen der prophetifchen
Sittenlehre. Das Buch, unter dem Einfluß von Cohen
fliehend, ift eine tüchtige Arbeit. Verf. ftellt feine Abhandlung
auf breitere Grundlage und befpricht zuerft
den Charakter der göttlichen Offenbarung, fodann ausführlich
die Stellung Israels innerhalb der Völkerwelt
dem Chriftentum auch "die"germanifche und^ fJawTche j und die Fragen, die fleh daran anknüpfen, Israels Selbft-

Volksreligion, jüdifchen, islamifchen Völkerverkehr, gne- j bewußtfein und das Urteil der Propheten darüber, die
chifch-römifche Geifteswelt und ganz junge Bildungen : pohtifche Wirkfamkeit der Propheten, die Idee der
bezw. Umwandlungen. In der Bibel felbft hat eigentlich : Weltgefchichte und des monotheiftifch-univerfaliftifchen
nur die Weihnachts- und Paffionsgefchichte zu natur- Meffianismus, Israels miffionarifchen Beruf. Die literandeutenden
Sagen Anlaß gegeben. Um fo ftärker ift fche Kritik tritt dabei faft ganz zurück. Der der pro-
der Einfluß der apokryphen Kindheitsgefchichten, die phetifchen Sittenlehre gewidmete Hauptteil zerfällt in
fleh in diefem Zufammenhang als äußerft wertvoll er- drei Abfchnitte. Verf. geht aus von der fittlichen Perfon.
weifen; dabei zeigt fich vielfach, daß der Volksgefchmack Er zeigt, wie der Sozialismus gerade durch die Arbeit
dem des literarifchen Vorbilds überlegen ift. Oft wan- j der Propheten durch den Individualismus abgelöft wurde,
derten die Sagen von einer Perfon auf die andre über Unter dem Einfluß von Cohen macht er darauf auf-
(von Donar auf Jefus oder Petrus ufw.) oder wurde eine ; merkfam, daß die Macht der mythologifchen Vorftellungen
Sage durch analoge Neubildung von einer Perfon auf die 1 dem Individualismus hindernd im Weg flehe. Verf. unterandre
übertragen. Die Kirche fah wohl ein, daß fie die fchätzt wohl die individualiftifchen Kräfte der älteren
alten heidnifchen Sagen nicht einfach zerftören konnte; ; Zeit; andrerfeits ift ein Wort wie Hof. 2,4 nicht durch-
deswegen machte fie ihre Perfonen zu Trägern derfelben. fchlagend individualiftifch zu verliehen; die .Mutter' ift
Befonders intereffant ift die Gleichung Petrus —Donar — nicht bloß das Gefamtisrael der Gegenwart, fondern das
Teufel; fo kommt es, daß Petrus manchmal die Rolle , Gefamtisrael der Gefchichte. Im Kapitel ,fittliche Perfon'
des dummen Teufels führt; Dähnhardt meint, die Fn- ; befchreibt Verf. weiter das göttliche Wirken und die
volität mancher diefer Petrusfagen fei mit auf iranifch- , menfehliche Selbfttätigkeit, vor allem die Sünde und
gnoltifchen Einfluß und auf den Gegenfatz der pauhni- l ihre Uberwindung. Auch hier vollzieht fich ihm der
fchen Richtung gegen die ftreng judäifche zuruckzu- fittlich-religiöfe Fortfehritt in erfter Linie im allmäh-
fuhren. 1'c"?n1 Ausfeheiden des Mythologifchen, befonders des
Die Anordnung ift klar, und durch viele Unter- Schickfalsgedankens, der mythifchen Schuldidee die die
abteilungen überfichtlich gemacht. Die Sammlung be- menfehliche Freiheit unterdrückt. Die Unterftellung der
fchränkt fich in der Hauptfache darauf, die Sagen wieder- A.T.hchen Gedanken und Ausfprüche unter große philo-
zuerzählen, ohne Erklärungsverfuche im einzelnen; aber fophifche Gefichtspunkte erweift fich in ihrem Vorteil
fchon die Zufammenftellung, gerade in ihrer glücklichen und Nachteil; einerfeits bekommen wir vom Verf manche