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Ausgabe:

1909

Spalte:

171-172

Autor/Hrsg.:

Espérandieu , Émile

Titel/Untertitel:

Recueil général des Bas-reliefs de la Gaule romaine. Tome premier. Alpes maritimes. - Alpes cotiennes. - Corse. - Narbonnaise 1909

Rezensent:

Stuhlfauth, Georg

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Seite 1

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171 Theologifche Literaturzeitung 190g Nr. 6. 172

erhält. Man hat alfo nur in zwei Tafeln einzugehen, um
für ein gegebenes jüdifches Datum das entfprechende
gregorianifche oder julianifche zu erhalten, was im Hinblick
auf die Konftruktion ähnlicher anderweitiger Kalender
anerkennenswert ift. Einige Vorficht ift beim Gebrauche
der zweiten Tafel angebracht, da fie in zwei
getrennte Teile, für Gemeinjahre und Schaltjahre, zerfällt.
Für die Jahre von 1900—1999 n. Chr. hat Verf. den Gebrauch
diefer Tafel dadurch erleichtert, daß er in der
letzten Kolumne gleich die Jahre anfetzt, in welchen das
entfprechende Ofterdatum vorkommt. Den Wochentag
des jüdifchen Datums kann man ebenfalls mitteilt diefer
Tafel, oder durch eine Ergänzungstafel finden. Das
Bemühen des Verf., feine Tafeln als befonders einfach
hinzuftellen, ift verzeihlich; dagegen find feine Bemerkungen
über die Tafeln anderer nicht immer richtig.
Mahlers Tafeln z. B. hätten lobender erwähnt werden
follen; denn wenn diefe ohne jede Nebenrechnung fofort
für jedes Jahr das chriftliche Datum des erften Monatstages
fämtlicher jüdifchen Monate und den Wochentag
des Erfien durch 2000 Jahre hindurch geben, fo ift wohl
von folcher Tafel alles erfüllt, was man verlangen darf;
der Grund, daß die Tafeln ,zu umfangreich' feien, ift zu
gefucht, da müßte man auch jede Logarithmentafel aus
der Hand legen. Die Tafeln von Schräm konnten dem
Verf. noch nicht bekannt fein. Da diefe Tafeln wohl an
die Spitze aller anderen zu ftellen find (vgl. Theol. Lit.-
Ztg. d. J. Nr. 5), wo es fich um das Umfetzen gegebener
Datierungen in irgend welche andere (nicht bloß jüdifche
und umgekehrt) handelt, fo empfehle ich diefelben dem
Verf. fowohl fowie anderen Intereffenten zur Einfichtnahme.

Berlin-Schöneberg. F. K. Ginzel.

Esperandieu, Emile, Recueil general des Bas-reliefs de la
Gaule romaine. Tome premier. Alpes maritimes. —
Alpes cotiennes. — Corse. — Narbonnaise. Paris,
(E. Leroux) 1907. (X, 489 p.) 40 fr. 40 —

Ein wundervolles Werk, an dem die .Heiden' und
.Chriften' unter den Archäologen ihre ganze Freude haben
müflen. Vor allem wohl jene. Denn die von Esperandieu
veröffentlichten Denkmäler, im ganzen 835 Nummern,
find faft allefamt Werke profaner, heidnifcher Produktion.
Doch auch die .Chriften' haben an den 835 Nummern ihr,
ob auch fehr befcheidenes, Teil. Für fie kommen 16 1
Nummern in Betracht, davon freilich nur 7 als zweifellos
chriftlichen Charakters. Es find dies folgende: 1) Nr. 182 j
(Sarkophagfragment — durchweg handelt es fich um folche i
— in Arles, mit der Darfteilung der drei Hebräer im
Feuerofen; doch ift die mittlere, bärtige, Figur kaum als
dritter der betenden Jünglinge aufzufäffen, fondern als
Füllfigur zu erklären, an der Stelle des fonft hier ein- j
gefügten Engels, während der dritte der drei Jünglinge
nach links hin zu ergänzen fein dürfte, cf. Georg Stuhl- |
fauth, Die Engel in der altchriftlichen Kunft, 1897, S.82ff., ;
dazu, fpeziell als Parallele zu unferem Fragment, das von
mir publizierte Sarkophagrelief im Magazzino archeol.
comunale in Rom: Nuovo Bullettino di archeologia cristiana
1897, I78ff.); 2) Nr. 226 (ebendort; geriefelter Sarkophag,
nur in Zeichnung erhalten; rechts und links am Ende
der Vorderfeite Petrus und Paulus, in der Mitte die beiden ;
Büften zweier Ehegatten in rundem Rahmen, darunter
zwei Hirfche, die an den aus einem Berg quellenden vier
Paradiefesftrömen trinken); 3) Nr. 319 (Die; Heilung der
Blutflüffigen); 4) Nr. 321 (ebenda; Heilung des Gichtbrüchigen
; die anderen Szenen find nicht erkennbar);
5) Nr. 324 (ebenda; Tobias, dem Fifch die heilkräftige
Galle ausnehmend; das Wunder zu Kana); 6) Nr. 333
(Valence; fchlafender Soldat unter dem Kreuz, cf. zu
diefer Szene jetzt Otto Schönewolf, Die fymbolifche
Darfteilung der Auferftehung in der frühchriftlichen Kunft,
Straßburger Doktordiffertation 1907; Martyrium Pauli);

7) Nr. 336 (ebenda; Chriftus Kinder fegnend). Dazu
kommen folgende Sarkophagfragmente als nur wahrfchein-
lich, jedoch nicht ausgefprochen chriftlicher Provenienz:
Nr. 48 (Tauroentum); Nr. 187 (Arles; vermutlich Apoftel-
j figur); Nr. 334 (Valence; Hirtenfigur?). Ferner find als
I vielleicht chriftlich zu nennen: Nr. 177 (Arles); Nr. 179
I (ebenda); Nr. 312 (Die; Früchte erntende Putten). Endlich
' eine letzte Gruppe urfprünglich heidnifcher Sarkophage,
die fpäter chriftianifiert wurden: Nr. 169 (Arles; die Szenen
an der Vorderwand find heidnifcher Art, auch fti-
liftifch durchaus verfchieden von den Darftellungen der
j Schmalfeiten: Brot- und Fifchvermehrung [Speifung der
1 Fünftaufend] und fitzender Greis [Hiob?] vor einem fte-
I henden Juden); Nr. 178 (ebendort; chriftl. Infchrift aus
dem Jahr 531 an der Rückfeite); Nr. 423 (Aps; im 9. Jhdt.
J chriftianifiert). Man fieht, fo klein die Zahl der chriftlichen
oder als chriftlich anzufprechenden Stücke ift, fie entbehren
doch nicht eines befonderen Intereffes.

Ein großer Vorzug ift es nun aber, der dem ganzen
Werke eignet, daß jedes der Reliefs außer der kurzen
Befchreibung in Abbildung nach Photographie (.Simili-
gravure') erfcheint. In diefer Weife der Publikation von
Reliefs hat Efperandieu geradezu ein Mufter gefchaffen.
Jedes Relief — einzelne ftatuarifche Stücke wie Büften
u. a. hat er nicht ausgefchloffen — ift, ganz in der Art
der Infchriftenpublikation im Infchriftencorpus, behandelt,'
jedoch mechanifch (!) reproduziert; der dazu gehörige
Text gibt in ftets gleicher Reihe zunächft die äußeren
Feftftellungen über Herkunft, Maße, Material und dergl.,
fodann die Literatur (in etwas kleinerem Druck), hierauf
kurze Angabe und Befchreibung deffen, was dargeftellt
ift. So ift es möglich, auf verhältnismäßig wenig Raum
die Fülle der Denkmäler anfchaulich und vollkommen
genügend darzubieten. Natürlich könnte man allerhand
weitergehende Wünfche haben. Aber Efperandieu weiß
das auch und er hat fie in der Einleitung glänzend ab-
fchnitten. Und man hat in der Tat allen Anlaß, das
prächtige, fo fchön gelungene Werk mit reinem Danke
zu begrüßen und hinzunehmen. Es ift ganz erftaunlich,
welche Maffe von Material an Reliefs in den kleinen und
großen Sammlungen des römifchen Galliens fich erhalten
hat. Der vorliegende erfte Band enthält die Reliefs aus
dem Gebiet der Seealpen (Nr. 1—15), der kottifchen Alpen
(Nr. 16—21), aus Korfika (Nr. 221—23) und aus Gallia
Narbonnenfis (Nr. 24—835), dazu ein Sachregifter. Im
ganzen ift das Werk, das unter der Ägide Salomon
Reinach's vom Inftitut herausgegeben wird, auf fünf Bände
berechnet. Der zweite ift bereits unter der Preffe. Es ift
demnach zu hoffen, daßdas monumentaleUnternehmen, das
einem großen Bedürfnis und lange ausgefprochenen Forderungen
in ausgezeichneter Weife entfpricht, rafch voran-
fchreitet und verhältnismäßig bald zum Abfchluß gelangt.
Stofflich und kunftgefchichtlich wird es der klaffifchen
Archäologie, Religions- und Kulturgefchichte, aber auch
dem altchriftlichen Kunft- und Kulturhiftoriker eine Fundgrube
der Belehrung und Förderung fein.

Wörth am Rhein. Georg Stuhlfauth.

Corpus scriptorum christianorum orientalium. Curantibus J.-B.
Chabot, I. Guidi, H. Hyvernat, B. Carra de Vaux. —
Scriptores coptici. Series tertia. Tomus I: Acta mar-
tyrum. I. Textus. EdideruntJ. Balestri et H. Hyvernat
. — Versio. Interpretati sunt J. Balestri et H.
Hyvernat. Parisiis. Lipsiae, O. Harrassowitz 1907.08.
(253 et IV, 152 p.) gr. 8° M. 19.20

Es hat lange gedauert, ehe die koptifche Reihe des
Corpus scriptorum Cliristianorum orientalium zu erfcheinen
begann. Der Grund lag vor allem darin, daß die kop-
tifchen Handfchriften in faft unglaublicher Weife verftreut

1) hier lies 22 ftatt 2. S.