Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1909

Spalte:

132-135

Autor/Hrsg.:

Dalman, Gustaf

Titel/Untertitel:

Petra und seine Felsheiligtümer 1909

Rezensent:

Lidzbarski, Mark

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

i3i

132

dem welche auch ein fchnelles Vergleichen fremder Datierungen
unter (ich, alfo z. B. die fofortige Herftellung
der Gleichung zwifchen einem Datum der jüdifchen Zeit- |
rechnung und dem entfprechenden der mohammedani-
fchen, perfifchen oder einer anderen Zeitrechnung, ge-
ftattet hätte. Der Verfaffer hat fchon vor 25 Jahren '
diefes Problem gelöd, indem er in feinen 1883 erfchienenen |
,Hilfstafeln für Chronologie' (Denkfchr. d. Wiener Akad.
d. Wiff. 45. Bd.) das Prinzip einführte, jedes Datum durch
die Zahl der Tage auszudrücken, die feit dem Beginn
der julianifchen Periode verfloffen find. Dadurch allein
wird es möglich, mit Leichtigkeit die gegenfeitige Verwandlung
der Daten ausführen zu können. Im wefent-
lichen beftanden die Tafeln der einzelnen Zeitrechnungsarten
aus einer Haupttafel, welche die julianifchen Tage
in größeren Intervallen von Jahren der betreffenden Ära
angab, und aus einer Nebentafel, welche die Tage für
die Monatsanfänge der einzelnen Jahre in jedem Intervalle
finden ließ. Man hatte alfo je zwei Zahlen (aus
der Haupt- und aus der Nebentafel) zu addieren und
noch die gegebene Zahl der Monatstage hinzuzufügen,
um den julanifchen Tag eines Datums zu finden. Das
Eingehen mit dem julianifchen Tage in die Tafel des ]
julianifchen oder gregorianifchen Jahrs lieferte dann das
gefuchte Datum der chriftlichen Zeitrechnung. Umgekehrt
hatte man zu verfahren, wenn zu einem gegebenen
chriftlichen Datum das entfprechende irgend einer anderen
Zeitrechnung gefordert wurde. In diefer Weife war es
dem Verfaffer gelungen, wohl fämtliche beftehenden und
hiftorifchen Zeitrechnungen zu fabulieren, auch jene,
welche an aftronomifche und nicht zyklifche Grundlagen, ]
wie die Zeitrechnung der Chinefen und der erften fran-
zöfifchen Republik, oder an komplizierte Regeln geknüpft
find, wie das Zeitrechnungsfyftem der Juden.

Obwohl diefe Tafeln die Verwandlung gegebener
Daten ineinander mit Leichtigkeit ermöglichen, fo find
fie in hiftorifchen Kreifen doch nicht fo gewürdigt worden,
wie fie es verdient haben. Wahrfcheinlich fchreckte die
ungewohnte Form, in welche die Tafeln gefaßt waren,
den an den Gebrauch mathematifcher Tafeln weniger
gewöhnten von der Anwendung ab. Der Verfaffer hat
nunmehr feine Tafeln vollftändig umgearbeitet. Dadurch, !
daß die frühere Trennung in eine Haupt- und eine
Nebentafel ganz aufgehoben wurde und nun die Tafelwerte
direkt vom nullten zum nullten Tage der einzelnen
Monate (d. h. nach dem jedem erften Monatstage vorhergehenden
Tage) fortfchreiten, find die Tafeln viel um- |
fangreicher (5 mal fo ftark) als die alten Tafeln geworden.
Dafür ift aber jetzt eigentlich gar keine Rechnung mehr
nötig, um eine etwa gegebene Verwandlung von Daten
auszuführen. Die neuen Tafeln behandeln den julianifchen
und gregorianifchen Kalender (famt den Aeren,
die mit diefen Jahresformen verbunden werden können),
die alexandrinifche Zeitrechnung (mit den Aeren des
Diocletian, des Panodorus ufw.), die Zeitrechnung der
erden franzöfifchen Republik und das Jahr des Dfchelä-
leddin (welche beide diefelbe Grundlage haben), die Aera !
Jezdegerd und das armenifche Jahr, das ägyptifche, jüdi-
fche, chinefifch-japanifche Jahr, die Rechnung nach der j
Hedfchra, und die näherungsweifen Daten der indifchcn
Zeitrechnung (die komplizierte Berechnung indifchcr
Datierung macht den Entwurf genauer Tafeln unmöglich
). Mit Recht hat der Verfaffer die römifche und
mexikanifche Zeitrechnung, über welche er in feinen
früheren Tafeln Entwürfe gegeben hatte, in den neuen j
Tafeln ganz weggelaffen: Die Grundlagen über beide Zeitrechnungen
find derzeitig noch zu flrittig; von der grie-
chifchen Zeitrechnung, ein ebenfalls noch fehr zweifelhaftes
chronologifches Gebiet, hat er ebenfo richtig nur eine I
Näherungstafel für die Lage der Monate gegeben. Auf
den Bau der Schram'fchen neuen Tafeln näher einzugehen
, kann in diefem Referate nicht erwartet werden,
da zu viele Einzelheiten zu erwähnen wären. Ich hebe

alfo nur hervor, daß die meiden der Tafeln bis
2400 n. Chr. reichen, daß aber bei mehreren die Einrichtung
getroffen id, fie bis für weit zurückliegende
Epochen brauchbar zu machen; fo reicht z. B. die Tafel
des julianifchen Kalenders von 1601 v. Chr. bis 2400
n. Chr., id aber bis 5600 v. Chr., alfo für 8000 Jahre
benutzbar; die Tafel des jüdifchen Jahres reicht von
185 n. Chr. bis 2389 n. Chr., man kann aber (was z. B.
bei der Unterfuchung der Papyridatierung von Affuan —
cf. Theol. Lit.-Zeitg. 1908 Sp. 66 — von Wichtigkeit war),
natürlich nur theoretifch mitteld einer Nebentafel in die
alte Zeit, bis zum Anfange der jüd. Weltaera, zurückrechnen
. Eine ganz ausgezeichnete Einrichtung id die
Größe ,Kalenderzahl'; die zu einem Jahre gehörende
Kalenderzahl verweid nämlich unmittelbar auf die Daten
der in dem betreffenden Jahre zu feiernden Fedtage und
auf die den Kalendern etwa eigentümlichen wichtigen
Kalendertage. Diefe Fedkalender find mit großer Sorgfalt
zufammengedellt; beim jüdifchen Kalender z. B. wird
alles, was vom Ritus in den Kalender gehört (felbd die
Tage der Parafchen und Haphtaren, Dinge, die man in
folchen Tafeln beinahe nie vorfindet), regidriert. Die
Arbeit, die man mit der Herdellung des Fedkalenders
für ein gegebenes Jahr hat, bedeht in nichts weiteren,
als daß man eben die Daten der Tafel herausfehreibt.
Bequemer kann man fich die Sache nicht denken! —
Was die Leidungsfähigkeit der Tafeln in Beziehung auf
die Verwandlung von Datierungen in folche anderer
Zeitrechnungen betrifft, fo id diefelbe wohl kaum zu
übertreffen, da, wie gefagt, nur die Zahl der Monatstage
zu den Tafelwerten hinzuzulegen refp. von den letzteren
wegzunehmen id. Im I. Bande meines Handb. d. math.
u. techn. Chronol. (Leipzig, Hinrichs, 1906) habe ich deshalb
fchon Gelegenheit genommen, die Tafeln, foweit
fie damals für gewiffe Zeitrechnungen im Manufkripte
fertig vorlagen, zu benützen, um auf ihren hohen Wert
aufmerkfam zu machen.— Die Lefer diefer Zeitfchrift
wird die Aufführung eines Beifpiels aus der komplizier-
teden aller Zeitrechnungen, der jüdifchen, intereffieren.
Man habe den 25. Kislev 5671 W. Ä. in das Datum des
gregorianifchen Kalenders zu verwandeln. Die Tafel
5600+ t gibt 2419007 4- 25 = 2419032 julian. Tag, und
das Eingehen mit letzterem Betrage in die Tafel ,Gregor.
Kai.' liefert fofort 2419032 = 2419006 4- 26 d. h. 1910
n. Chr. 26. Dezember. Einen fo fchnellen Vorgang zur
Ermittlung eines Datums kann man überhaupt nicht als
Rechnen bezeichnen. Ich glaube deshalb, daß jeder, der fich
einmal mit dem Gebrauche der Tafeln vertraut gemacht
hat (eine gewiffe Geduld erfordert ja jede mathematifche
Tafel), zu keiner anderen Zeitrechnungstafel mehr greifen
wird als der des Dr. Schräm.

Schöneberg-Berlin. F. K. Ginzel.

Dalman, Prof. D. Dr. Gudaf, Petra und feine Felsheiligtümer
. Mit 347 Anflehten, Plänen, Grundriffen, Panoramen
. Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung 1908.
(VIII, 364 S. m. 1 Karte.) M. 28 —; geb. in Leinw. M. 30 —

Nach dem Erfcheinen des erften Bandes von Brünno w
und Domaszewski's monumentaler Provincia Arabia
dachte man, daß die Felfenbauten des alten Petra in
erfchöpfender Weife erforfcht und befchrieben feien. Aber
die Berge, Schluchten und Täler, über welche die Anlagen
zerftreut find, bieten zu viele Verdecke, als daß felbd die
aufmerkfamde Forfchung Einzelner alles hätte entdecken
können. So konnte denn Mufil im zweiten Bande feiner
Arabia Pctraea in vielen Punkten die Angaben bei
Brünnow ergänzen, und noch weit erfolgreicher waren
die Unterfuchungen Dalman's, die er bei viermaligem
Befuche Petras vorgenommen hat. Ffr fand bald, daß Br.
und Dom. ihre Aufmerkfamkeit befonders den Grabbauten
zugewandt, die zahlreichen kultifchen Anlagen aber