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Ausgabe:

1909

Spalte:

558-559

Autor/Hrsg.:

Besnier, Maurice

Titel/Untertitel:

Les Catacombes de Rome 1909

Rezensent:

Hennecke, Edgar

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557

Theologifche Literatlirzeitung 1909 Nr. 20.

161, 210—212, 218. Ihren Inhalt bilden zumeift Mitteilungen
aus der muhammedanifchen Eschatologie. ,Quellennachweife
aus Talmud und Midrafch' (S. 225—237) bilden den
Schluß des Bandes.

Wünfche hat, wie aus der vorflehenden Uberficht
erfichtlich ift, feiner Sammlung auch verfchiedene Rezen-
fionen desfelben Stückes einverleibt. Er tat dies auch j
bei der Apokalypfe des R. Simon b. Jochai, deren eine
Rezention (die Myfterien des R. S. b. J.) im III. Bande des
Jellinekfchen Sammelwerkes (S. 78—82), die andere
(Gebet des R. S. b. J.) im IV, Bande (S. 117 —126) abgedruckt
ift. Dabei hat der Überfetzer es leider unter-
laffen, bei der Überfetzung der einen Rezenfion die
andere zu Rate zu ziehen, fo daß identifche oder faft
identifche Stücke verfchiedene Überfetzungen erhalten,
wobei auch Irrtümer mit unterlaufen. Um nur ein Bei- |
fpiel anzuführen, verweife ich auf S. 159, Z. 23: ,Da bricht
über ihn herein der Nord-Oftwind, und es fallen von ihm j
viele Erfchlagene1 (= BH. IV, 120, Z. rl: mi VbV yiBBin l
tnm nibbn nst:» ibcn rro-iEs irrnra). An der parallelen 1

Stelle der anderen Rezenfion (BH. III, 80, Z. 1) lautet
der hebräifche Text ibyi IWltS nTHT» WS liby y»£>m
Biblis BT&ft "i 13aa ibßil lib», was W. fo überfetzt (S. 149):

,und es wird gegen ihn die nordöftliche Ecke freveln.....'

Abgefehen von den fonftigen Abweichungen ift klar, daß j
Pill in der zuerft zitierten Stelle nicht Wind, fondern
Ecke bedeutet. In der unmittelbaren Fortfetzung der
zitierten Stelle heißt es bei Wünfche einmal (S. 149): ,in
den Chiddekel und in den Pherath', an der anderen Stelle
(S. 159): ,. • . am Hiddekel ... am Phrat'. Nur die
letztere Überfetzung ift richtig. — Übrigens wäre es für
die Überfetzung der Apokalypfe des Simon b. Jochai von
großem Nutzen gewefen, wenn fich W. nicht das unentbehrliche
Hilfsmittel hätte entgehen laffen, das zu ihrem j
Verftändniffe die Abhandlung von Grätz im V. Bande i
feiner Gefchichte der Juden (Note 16, S. 489—497 der
erften Ausgabe) darbietet. Er hätte dann die hiftorifchen 1
Beziehungen des merkwürdigen Stückes auch in feiner
Überfetzung zur Geltung gebracht und manchen Irrtum (
in der Überfetzung vermieden. — Sonft ift viel Sorgfalt
auf die Überfetzung verwendet, und diefe bedarf nur hie j
und da der Berichtigung. So gleich im erften Satze (S. 1),
wo der Anfangsfatz des Textes na SIN Ix^S fo überfetzt
wird, daß das erfte Wort als eine elliptifche Frage, die
anderen zwei als Beginn der Antwort wiedergegeben
werden. In Wirklichkeit bilden die drei Wörter einen
Fragefatz: ,Auf welche Weife ftirbt der Menfch?' —

Andere Berichtigungen: S. 3, Z. 11 v. unten, ftatt R.
David ben Simri 1.: R. D. Ibn Abi Simra. — S. 13, Anm. 1.
Nicht das Buch Leviticus, fondern der tannaitifche Midrafch
zu demfelben (Sifrä) ift gemeint. — S. 23 Anm. 2. Die
Erklärung läßt außer acht, daß unter psp ein unverheirateter
, aber längft ins Alter der Reife eingetretener Jüngling
zu verliehen ift. — S. 25, Z. 5 von unten: ,Einen
anderen Baum'. Das beruht auf irrtümlicher Lefung des j
Wortes ins als in«. — S. 36, Z. 6 v. u. 1. 6 ftatt 16. —
Der Name biOlJ (f. Num. 13- T°) bedeutet nicht ,Zicklein
Gottes'. — S. 63, Z. 8. St. ,Bewegerin' 1. Bewegung; ib.
Z. 9, ft. .Bewohnet' 1. Bewahrer. — S. 84, Z. 13 v. unt.
St. ,wohne bei uns' muß es heißen: fetze dich zu uns. —
S. 108, Z. 5 v. u. St. .Glatze' 1.: Fieber (in rrnp las der
Überfetzer -| ft. i). — S. 129, Z. 3: ,ift gefagt'. Das Wort
~i12SO muß auch hier IBKJ gelefen werden, wie es der
Überfetzer felblt in den anderen, entfprechenden Sätzen
(S. 129, Z. 14; S. 130, Z. 3: .wollen wir fprechen') getan
hat. — S. 131, Z 12 und 15. ,Zenfus' Wiedergabe von j
ODO (Zoll). — S. 143, Z. 17. St. .Natur' 1. Statur. — S. 159,
Z. 19: ,In der Zeit, wo der Wächter im Wellen gegen
die Kinder Ismaels in Damaskus einfällt'. Das hier mit
.Wächter' überfetzte Ullia lautet in der anderen Rezenfion
der Apokalypfe (f. oben) Jvm Dort läßt es W. unüber-
fetzt (S. 153). Aber jedenfalls ift in dem Satze von
dem Einllurz eines Teils der großen Mofchee von Damaskus
die Rede (f. Grätz a. a. O. S. 494). Vielleicht ift
JUTO (woraus ■piij gekürzt) das perfifche gerdun, Kreis
(etwa im Sinne von Wölbung). — S. 161, Z. 4: ,ein Heer
von den Weftbewohnern'. Der Text lautet: Dnai2>B )~p
(BH. IV, 121, Z. 3); y-p aber bedeutet offenbar dasfelbe,
was in den oben erwähnten Sätzen tili und FiS^E: Ecke
(in geographifchem Sinne). — Ib. Z. 23. St. ,Bitte!' 1.
Frage! — Ebenfo ift S. 165, Z. 21 f. fragen an die Stelle
von .erbitten' zu fetzen. — S. 182, Z. 14. St. ,Wände' 1.
Balken. — S. 216: ,am Seile'; es muß heißen: auf der
Straße (sOBiiea).

Aus dem Schluffe der die jüdifche Eschatologie und
Apokalyptik mit einigen allgemeinen Strichen charakterisierenden
Vorrede (p. V—X) hebe ich die erfreuliche Mitteilung
hervor, daß ,auf diefen dritten Band noch ein
vierter und fünfter folgen' wird. Möge es dem unermüdlichen
Verfaffer gegönnt fein, feine Überfetzung der kleinen
Midrafchim zu Ende zu führen.

Budapeft. W. Bacher.

Besnier, Prof. Maurice, Les Catacombes de Rome. Avec
20 planches hors texte. Paris, E. Leroux 1909. (XII,

290 p.) 8°

,Unefois de plus' eine Katakombendarftellung. Man
kann fich daraus gut über die Ergebniffe auch der
neuesten Forfchungen feit de Roffi unterrichten. Selb-
ftändige Forfchungen des Verfaffers an Ort und Stelle
fcheinen nicht vorzuliegen. Seine Darlegungen find klar,
knapp und im allgemeinen nicht unkritifch gehalten; das
Referat überwiegt durchaus und ift im ganzen von einem
gefunden gefchichtlichen Urteil begleitet. In dem Streit
über den Einfluß der römifchen collegia funeraticia auf
die Chriftengefellfchaft neigt fich B. mehr auf die Seite
de Roffis als Duchesnes. Auch teilt er mit erfterem
den Zug, fogar die apoftolifchen Anfänge des Christentums
aus den Katakomben aufhellen zu wollen im Einklänge
mit der römifch-katholifchen Tradition. Er rechnet
für den Schluß der Wirkfamkeit des Paulus mit festen
Daten und fetzt deffen Tod in die neronifche Verfolgung
d. J. 64, wogegen etwa auf E. Schwartz (in den Gött.
Nachrichten 1907) verwiefen werden könnte; vergl. dazu
E. Rolffs' literarifchen Nachweis über den befonderen
Prozeß mit Paulus aus dem ,Martyrium Pauli' (Neuteftam.
Apokryphen S. 365f.). Daß fchon Papft(?) Anaklet diefem
Apoftel ein Oratorium über feinem Grabe habe errichten
laffen, nimmt B. wirklich an (p. 82. 92); das wahre Alter
der Petrus-Legende Domine quo vadis (p. 891.) ift ihm
unbekannt. Betreffs der Kombination der Aquila und
Priscilla mit dem Coemeterium Priscillae und der Prisca-
kirche auf dem Aventin äußert er fich dagegen zurückhaltend
und bestreitet mit Duchesne die tendenziöfe
Annahme von einem 25jährigen Aufenthalt des Petrus in
Rom. Überhaupt vermißt man bei ihm erfreulicherweife
die apologetifchenSeitenfprünge der katholifchenDutzend-
fchriftfteller über die Katakomben, denen fich leider auch
O. Marucchi (Die Katakomben und der Proteftantismus,
deutfch in Regensburg etc. bei Puffet 1903), mit einer
oberflächlichen Bestreitung des zweibändigen Roller
(1879—1881) beigefeilt hat. Diefer Landsmann Besniers
hätte mindestens fo gut wie Perret (p. 16) verdient,
charakterifiert zu werden. In der Bibliographie p. 255 ff.
fehlt noch das Buch von G. Schmid (vgl. Nr. 5 diefer
Zeitung).

Das Schwergewicht des Büchleins fällt auf die archäo-
logifche Seite der Darfteilung. Die letzten Kapitel behandeln
die Kunft, von der aus den größeren Katakombenwerken
gute Proben beigegeben find. Auch hier
wird die herkömmliche Beurteilung nicht überfchritten.
So geht B. m. E. in der fymbolifchen Auffaffung von
Einzelfujets zu weit (204f.), insbefondere auch hinfichtlich
der Orans p. 206. Überhaupt ift ftarke Anlehnung an
Wilperts zum Teil recht willkürliche Erklärungsweife zu