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Ausgabe:

1909 Nr. 16

Spalte:

470-471

Autor/Hrsg.:

Zöckler, Otto

Titel/Untertitel:

Geschichte der Apologie des Christentums 1909

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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469

Theologifche Literaturzeitung 1909 Nr. 16.

470

Campo Santo unter der Schriftleitung von Dr. Franz
Cöln. Sechfler Jahrgang. Rom 1906. Leipzig. O. Har-
raffowitz. (463 S. mit 7 Abb. u. 4 Taf.) gr. Lex. 8°

M. 20 —

Inhalt: Kirfchner, Alfabetifche Akrofticha in der fyrifchen
Kirchenpoefie. — Cöln, Der Nomokanon Mlhä'ils von Mallg. —
Baumftark, Eine arabifche Paläftinabefchreibung fpäteftens des
16. Jahrhunderts.— Gouffen, Die georgifche Bibelüberfetzung. —
Junker, Koptifche Poefie des 10. Jahrhunderts. — Baumftark,
Ein byzantinifcher Buchfchmuck des Praxopoftolos u. feine fyro-
paläftinenfifche Vorlage. — Mitteilungen: I, Die neuentdeckten
chriftlichcn Handfchrifteu in mittelnubifcher Sprache (Junker). 2. Eine
fa'idifche Rezenfion des Engelshymnus (Junker).

Der Jahrgang V. des Orlens Christianus, der die
Jahreszahl 1905 trägt, ift erft 1907 ausgegeben, und der
Jahrgang VI. (1906) erft 1908. Jener konnte nicht früher
als diefer angezeigt werden, da die 3. Abteilung des
erfteren mit dem letzteren erft ausgegeben ift.

Was zunächft das Außere anlangt, fo hat der bekannte
Herausgeber der erften Jahrgänge, Anton Baumftark
mit dem fünften Jahrgang die Schriftleitung niedergelegt
. Sein Nachfolger, Dr. Franz Cöln in Berlin, gibt
als Grund des Zurücktrittes Gefundheitsgründe an. Soll
diefe Ausfage felbftverftändlich nicht angezweifelt werden
, fo läßt doch das wehmütige Abfchiedswort Baum-
ftarks daneben auf Gründe fchließen, die vielleicht mit
dem ftreng interkonfeffionellen und unparteiischen Charakter
zufammenhängen, die an dem Oriens Christianus
bisher zu rühmen waren. Übrigens läßt der fechfte Band
derZeitfchrift einen Rückgang der Wiffenfchaftlichkeit gegen
die früheren m. E. nicht erkennen. Aus der Fülle des
Materials, das die beiden Bände enthalten, fei diefes Mal
nur auf einige Artikel hingewiefen. Aus den fünf Auffätzen
Baumftarks im fünften Bande fei genannt der Hinweis auf
die Erhaltung einer Gefchichte der griechifchen Philofo-
phie in fyrifcher Sprache, wenn man diefen etwas volltönenden
Namen anwenden darf. Es find Bruchftücke, die
ein Neftorianer um die Wende des 9. zum 10. Jahrhundert
zur Bekämpfung der griechifchen Philofophie aufgezeichnet
hat. Nicht nur Piaton und Ariftoteles, fondern die Stoiker,
Epikur, Demokrit und Pythagoras werden darin erwähnt.
Ein zweiter Beitrag Baumftarks befchäftigt fich mit zwei
fyrifchen Texten zur Himmelfahrt Mariä, die in lateini-
fcher Überfetzung gegeben werden. Es ift das ein Thema,
das Baumftark fchon früher mit befonderem Intereffe behandelt
hat. Für Byzantiniften ift am intereffanteften
ein Auffatz von B., der ein griechifches Typikon, das
Papadopulos Kerameus bereits vor einigen Jahren veröffentlicht
hat, für die heiligen Stätten Jerufalems ausdeutet
. Pap. hatte das Typikon der Anaftafis ins 12. Jahrhundert
gefetzt. B. glaubt bis ins 8. Jahrh. hinaufgehen
zu dürfen und gewinnt auf diefe Weife für jene alte Zeit
ein feltenes Zeugnis für den Zuftand des byzantinifchen
Jerufalems, denn die Quellen für diefe Zeit beliehen
meift aus fpäteren abendländifchen Pilgerbüchern.

Aus Band fechs feien zunächft drei größere Textpublikationen
erwähnt. Dr. Bruno Kirfchner führt uns
alphabetifche Akrofticha aus der fyrifchen Kirchenpoefie
vor. Die deutfehen Überfetzungen laffen den innigen
Charakter diefer religiöfen Dichtungen, foweit fie nicht
lehrhaft als Paraphrafen des Bibeltextes find, erkennen.
Für das orientalifche Kirchenrecht des M.A. ift bedeutend
die Überfetzung eines Nomokanons des Bifchofs Michael
v. Malig, der um 1300 gelebt zu haben fcheint. Er ift
in mittelarabifcher Sprache gefchrieben. Die forgfältigen
Parallelen aus dem byzantinifchen Kirchenrecht, die der
VerfalTer fchon beigefügt hat, erleichtern das Verftändnis
im allgemeineren Sinne. Der Kanon enthält 15 Kapitel und
ift für Beichtväter beftimmt. Der Artikel flammt vom
neuen Herausgeber. Der dritte größere Text ift von
Baumftark herausgegeben. Es ift eine arabifche Paläftinabefchreibung
fpäteflens aus dem 16. Jahrhundert. Aus
der zweiten Abteilung des fechften Bandes ift allgemein
belehrend der Auffatz von Gouffen über die georgifche
Bibelüberfetzung, die auch manches zur georgifchen
i Kirchengefchichte bringt. Endlich fei noch erwähnt der
Artikel von H. Junker über die koptifche Poefie des
10. Jahrhunderts, der auch einem Nichtkenner einen Einblick
in das reiche religiöfe Leben diefer vergeffenen
Kirche geftattet.

Hannover. Ph. Meyer.

Zöckler, Otto f, Gefchichte der Apologie des Chriftentums.

Nebft einem Verzeichnis der literarifchen Veröffentlichungen
des heimgegangenen Verfaffers. Gütersloh,
C. Bertelsmann 1907. (XII, 747 S.) gr. 8°

M. 12 —; geb. M. 13.50

Das Buch bildet den erften Band eines Werks, das
der Verfaffer als ,das eigentliche Endergebnis' feines ,nun
mehr als 40 jährigen Arbeitens auf dem Gebiete der Apologetik
' ,der Mit- und Nach-Welt zu vermachen' gedachte.
Es erfcheint pofthum, ,im wefentlichen unverändert' der
Öffentlichkeit übergeben von H. Jordan und E. Schlapp.
Dagegen wird von der Publikation des zweiten Bandes,
der den fyftematifchen Teil enthalten follte, abgefehen,

I weil die Vorarbeiten dazu doch nicht hinreichend gefördert
waren, um eine Drucklegung zu rechtfertigen.

Was hier dargeboten wird, ift eine Gefchichte der
Apologie oder Apologetik: die beiden Begriffe werden
identifiziert, weil fie, wie in längerer Einleitung gezeigt
wird, zwar an und für fich unterfcheidbar find, aber tat-

I fächlich immer wieder ineinander fließen. Der Gang und

i die Dispofition der Darfteilung laffen fich durch folgende
Serie von Titeln einigermaßen kennzeichnen: ,Die Hauptvertreter
der altchriftlichen Apologetik in vornieänifcher
Zeit'; ,die altchriftlichen Apologeten der nachnieänifchen
Zeit'; ,die antijüdifche und anti-islamitifche Apologetik
des Mittelalters'; ,die antihumaniftifche Apologetik des
Rcformationszeitalters'; ,die antideiftifche Apologetik des
„philofophifchen Jahrhunderts" (1650 bis ca. 1800)'; ,die

j antipantheiftifche und antimaterialiltifche Apologetik des
19. Jahrhunderts'. Innerhalb des durch den letzten Titel
gekennzeichneten Teils wird dann noch unterfchieden:
,a) die Apologie des Chriftentums im vor-Darwinfchen

j Zeitalter', ,b) die Apologie des Chriftentums feit Darwin'.
Über die Fülle des Materials, das der Bienenfleiß
des Autors unter diefen Überfchriften zufammengetragen
und behandelt hat, eingehend zu berichten ift fchlechter-
dings unmöglich. Eine bloße Tabelle würde mehrere
Seiten ausfüllen. Referent muß fich begnügen an einigen
wenigen ganz aufs Geratewohl herausgegriffenen Bei-
fpielen den Sachverhalt zu illuflrieren. In einem Unter-
abfehnitt, der ein verfchwindendes Bruchftück des Ganzen
bildet und lediglich ,die ffanzöfifch- und italienifch-ka-
tholifche Apologetik im Zeitalter Voltaires' zum Thema
hat, werden allein folgende Namen berückfichtigt: Lami,
Houteville, Baftide, Tournemine, Buffier, Maffillon, de
Polignac, de Geneft, Racine, Bernis, La Pluche, Maran,
Bullet, Hayer, Paulian, Nonnotte, Bergier, Stay, Gerdil,

I Valsecchi, der h. Alphons. In einem andern folchen
Unterabfchnitt, der die .Schottifche Apologetik feit zirka
1870' behandelt, kommen zur Sprache: Der Herzog von
Argyll, Mc. Cosh, Henry Drummond, G. Ferries, A. B.
Bruce, J. Caird, R. Flint, James Robertson, Peyton.
Wiederum ein anderer Unterabfchnitt (die ,Nordameri-
kanifche Apologetik feit zirka 1868') befchäftigt fich mit

I L. Agaffiz, Dana, Dawfon, Ch. Hodge, Eirich, Gray,

I F. H. Hodge, M.J. Savage, King, M. Scott, Ch. W. Shields.
Dazu kommt als Ergänzung eine Rundfchau über die
kooperative Apologetik in Alt- und Neu-England' (Vortragsferien
; Sympofia; apologetifche Zeitfchriften; Ferienkurs
- Vorlefungen; Lehrbücher- und Traktaten-Samm-