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Ausgabe:

1909

Spalte:

455-458

Autor/Hrsg.:

Winter, Jakob

Titel/Untertitel:

Mechiltha. Ein tannaitischer Midrasch zu Exodus 1909

Rezensent:

Bacher, Wilhelm

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find vielleicht unter dem Einfluß gematrifchen Spiels im in den fpäteren Abfchnitten das oben erwähnte soairib

MT geändert. ohne weiteres mit ,ausfchließen' überfetzen (S. 300). Für

Die prinzipiellen Aufhellungen des Vetf. über die pH finden wir: ,logifche Schlußfolgerung' (S. 64), logifches

zwei Syfteme der hebräifchen Chronologie verdienen alle Urteil (S. 66. 67), aber auch das gar nicht anwendbare

Beachtung, wenn auch im einzelnen noch manches nach- ,Logik' (S. 31. 52). — Ttil ift S. 11 das ,Gegenwärtige',

geprüft werden muß. Jedenfalls hat Verf. bewiefen, daß j S. 318 das .Seiende (Gewöhnliche)'. — Der Ausdruck

Syftem in der AT. liehen Chronologie fleckt. Sehr zu n'33p, der im tannaitifchen Midrafch die nachpentateu-

feinen Gunhen fpricht, daß er die Zahlen des MT in der chifchen Teile der Bibel bezeichnet, wird mit '.Kabbala'

Hauptfache flehen laffen kann wie fie find und nicht überfetzt (S. 14. 47. 91. 96), während doch diefes Wort

ändern muß. Verf. macht auf den Einfluß fremder Kultur im wiffenfchaftlichen Sprachgebrauche nur die jüdifche

und Wiffenfchaft in Paläflina aufmerkfam, der fich auf Myflik, wie fie fich feit dem Anfange des 13. Jahrhunderts

diefem Gebiet deutlich nachweifen laffe; es ift aber wich- entwickelt hat, bezeichnet. Einmal (S. 85) lautet die

tig zu fehen, wie diefer Einfluß der Gelehrfamkeit doch Überfetzung: ,in den Hagiographen'. — Ganz unnötiger-

erft in einer verhältnismäßig fpäten Periode fich findet, weife ift JHöb ftets mit .Zunge' wiedergegeben, auch wo

T;itl;„„on es Ausdruck, Verfion, Meinung bedeutet; die beigefügte

1 ubingen. v olz. „ ,.. V d. i- r a , , ',„ s^ & ,

b Erläuterung laßt diele Anwendung des Wortes .Zunge'

nicht annehmbarer erfcheinen. Störend ift die Art, wie

Winter, Jakob, und Aug. Wünlche, Mechiltha. Ein

die Partikel "nn überfetzt wird (f. S. 71. 258. 279), auch

tannaitifcher Midrafch zu Exodus. Erftmalig ins j wo fie zum Subftantiv geworden ift. — Eine fchiefe Vor-
Deutfche überfetzt und erläutert. Mit Beiträgen von Heilung erweckt die Wiedergabe von "OS, wo damit eine
Prof. Dr. Ludwig Blau. Leipzig, J. C. Hinrichs'fche ! Erzählung eingeleitet ift, mit .bereits' '(S. 56 und fonft)

n„ai___;yyt; -,rsr ci__co i ftatt: Einmal. — Ganz unnötig ift die Überfetzung von

Buchhandlung 1909. (AAIV, 391 S.) gr. Su j ™ 1 j j Pr u m . t> c- o

,& .7 ^ v l . t. r • ht C^Xl© mit dem Plural des deutfehen Wortes; z. B. S. 81:

M. IO-; geb. M. 11.20; auch in 5 Lief, zu je M. 2 — | Werk der Himmel', im Gegenfatz zu Menfchenwerk;

S. 273 ,von den Händen der Himmel' (wo die ftrafende
Macht Gottes im Gegenfatz zu der irdifchen Strafe gemeint
ift). Falfch ift die Händige Überfetzung von aian
mit .beliebt' Hatt lieb, wert, teuer (S. 144 und fonfl).

In zahlreichen Bänden hat AuguH Wünfche den
größeren Teil der Midrafchliteratur, fowie die agadifchen
Befiandteile beider Talmude deutfeh veröffentlicht. Hier
bietet er zum erffen Male, in Gemeinfchaft mit Jakob

Winter, die deutfehe Überfetzung eines der alten i Hieher gehört auch die Wiedergabe der hebr. Präpofition
tannaitifchen Midrafchwerke dar, das — entfprechend ! 3 mit ,in', auch wo eine andere deutfehe Präpofition am
dem Inhalte des in ihm ausgelegten pentateuchifchen Platze wäre, z. B. niSTS ,im Verdienffe' (S. 5 und fonff),

Buches — teils Agada, teils Halacha enthält. Die
Schwierigkeiten, die der halachifche Midrafch dem
Überfetzer verurfacht, find anderer Art, als die bei der

Hatt .durch das Verdienfl' (wie S. 102 und 110 richtig
gefagt ifi); "13103, ,im Lohne' (S. Iii). Eine Unzukömm-
lichkeit ifl es, daß dort, wo im Original der Inhalt eines

Bearbeitung agadifcher Stücke zu überwindenden. Sie 1 biblifchen Verbum durch ein aus diefem gebildetes Nomen
liegen fowohl in der eigenartigen Terminologie der angegeben wird, in die Überfetzung diefes Nomen felbH
halachifchen Schriftauslegung, als in der ebenfo eigen- > unüberfetzt aufgenommen iH (f. S. 16. 28. 73. 181. 263.

artigen fyntaktifchen Struktur der betreffenden Texte, in
denen die lebendige Diskuffion des Lehrhaufes mit ihrer
bald lakonifch kürzenden, bald breit wiederholenden
Redeweife treu wiedergegeben iH. Im großen und ganzen
haben die Überfetzer der Mechiltha diefe Schwierigkeiten
mit großer Gewandtheit überwunden, fo daß dem Lefer,
auch wenn er nicht gewillt oder nicht fähig iH, das
Original mitzubenutzen, fich durch diefe Überfetzung mit
dem Inhalte und den Formen der altjüdifchen Bibel-
exegefe bekannt machen kann. Noch größere DienHe
leiHet die Überfetzung denen, die fie als Hilfsmittel zum
Studium des tannaitifchen Midrafch im Original verwenden.
Sie werden in ihr einen bequemen und verläßlichen Führer

266. 280). Das richtige Verfahren iH S. 292 (zu Exod. 22,7)
befolgt. — Mit dem Streben nach Wörtlichkeit und Genauigkeit
Heht in Widerfpruch, daß in unferer Überfetzung
Parallelfiellen innerhalb der Mechiltha auf verfchiedene
Weife wiedergegeben werden. Vgl. z. B. S. 11 mit S. 35,
25 mit 63, 26 mit 62, 46 mit 78, 97 mit 195. S. 62, Z. 13
(,eine Haferart') mit S. 25, Anm. 2 (,eine Art Spelt'). —
Bei der Wiedergabe der Bibeltexte, die den Gegenfland
der Erläuterung bilden, iH das berechtigte Streben zur
Geltung gebracht, fie möglichfi genau zu überfetzen, damit
die Auslegung, die zu den einzelnen Wörtern des Textes
gehört, deutlich hervortrete. Aber auch bei der Überfetzung
von Bibelfiellen find manche Verfehen zu verfinden
, umfo mehr als die Überfetzung auch von erläu- | zeichnen. So S. 5 zujef. 11,2 (,ruhtel); S. II, zu Exod. 12,4

ternden Anmerkungen begleitet iH, denen in den auf j (,nach dem Munde deffen, der es ißt'); S. 119, zu Exod. 15,4

Exodus 21,1—23,19 (S. 233—334) fich erfireckenden (,hob [warf]'); S. 213, zu Exod. 20,7 (.tragen'); S. 250,

Abfchnitten mit Recht ein größerer Raum gewidmet wird. ■ zu Exod. 21,12 (,und wer nicht gejagt hat'); S. 274, zu

Aber was den Hauptvorzug der Überfetzung bildet, Exod. 21,29 (,und er iH bezeugt worden'); S. 275, zu ib.

ihre in der Einleitung befonders betonte Wörtlichkeit j (,und auch feine Herren follen getötet werden').

(S. XVI), brachte auch mannigfache Mängel und Unzu- Bedauerlich iH es auch, daß die Namen der Tannaiten

kömmlichkeiten mit fich, die nicht unerwähnt gelaffen '. nicht flets richtig wiedergegeben find. Statt R. Eliezer

werden können. Übel angebrachte Wörtlichkeit zeigt (b. Hyrkanos) iH oft R. Eleazar gefetzt (S. 4. 22. 16b. 280.

fich z.B. in der Wiedergabe der exegetifchen Kunfiaus- ; 314. 316. 330). — Umgekehrt lefen wir R. Eliezer, wo R.

drücke; fo wenn der Ausdruck »s der bedeutet: es iH Eleazar (aus Modiim) Hehen follte, fo S. 155 (zweimal)

ausgefchloffen, mit ,es geht heraus' (S. 34) und das ent-
fprechende Kaufativum fcOSin mit »herausgehen laffen'
(S. 35) überfetzt wird, oder wenn lEltf fiS52)a: überfetzt
wird mit ,du wirff als fagend erfunden' (S. 72). Hier
Heht zwar in Klammer die Erläuterung ,es ergibt fich

S. 163 (zu 16, 31), S. 167 (zu 16,7, vgl. die Mechiltha des
R. Simon b. Jochai z. St.), S. 172 (zu 17,13, ebenfo). —
S. 113, Z. 1 heißt der Sohn des Galiläers Jofe: Eleazar,
auf S. 194, Z. 21 richtig Eliezer. — S. 193, Z. 13 muß
Hatt Eliezer gefetzt werden Eleazar. Es iH E. b. Jofe

aber es hätte genügt, wenn Hets, wie an der erHen Stelle, ! (f. Ag. d. Tann. I2, 393,1). Die Verfchreibung JT13 '"1 für
wo die Phrafe vorkommt (S. 3) diefe freiere Wiedergabe j JJn3T> '"l hätte berichtigt werden follen S. 12 unt., S. 17
angewendet worden wäre (eigentlich müßte fie vollHändig j oben, S. 261 (zu 21, 20); zu letzterer Stelle vgl. die Parallel-
lauten: es ergiebt fich — oder du biH in der Lage — daß j Hellen, S. 259 ob. 265. 268, an denen es richtig heißt: R.
du fagen kannH — oder mußt —). Das letztere Beifpiel i Jonathan. — Auf S. 9 heißt der Sohn R. Jofias einmal
zeigt auch, daß die Überfetzer in der Übertragung der j Achi, ein anderesmal Acha; der Name lautet Achai, im
Termini nicht konfequent vorgehen, wie fie denn auch | Verzeichnis der Tannaiten, S. 273 iH unrichtig ,R. Achai