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Ausgabe:

1909 Nr. 15

Spalte:

440-441

Autor/Hrsg.:

Dombart, Bernhard

Titel/Untertitel:

Zur Textgeschichte der Civitas Dei Augustins seit dem Entstehen der ersten Drucke 1909

Rezensent:

Preuschen, Erwin

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Theologifche Literaturzeitung 1909 Nr. 15.

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Buch gründlich ftudiert wird. Liefert es doch den erfreulichen
Beweis, daß es eine Kirchengefchichte gibt, über
die wir in den ,gemäßigten' Kreifen der Theologie in der
Hauptfache einig find.

Soll ich nun aber als Rezenfent meine Schuldigkeit
tun, fo kann ich einige Bedenken nicht unterdrücken. Die

S. 451, Z. 2 v. u., 1483 (ftatt 1433); auf derfelben
Seite ift unten zitiert ein Leben Luthers
von ,M. Betz' 1897. Das foll heißen: M.
Lenz 3. A. 1897,
S. 722, letzte Z., Zeller (ftatt Zoller).
Das dem Werke beigegebene Regifter ifl gänzlich

Darfteilung geht gleichmäßig lehrhaft durch das ganze ' ungenügend. — Meine kleinen Ausheilungen deuten an,

Buch; es fehlt das individuelle Kolorit aus den Quellen;
dadurch wird die Erzählung leicht farblos. Z. B. wenn
die ultramontane Verleumdung über Luthers Lebensende
erzählt wird, fo berichtet D. nur, daß Luther ,felbft Hand

wie fchwierig es ift, ein allerfeits befriedigendes Lehrbuch
der allgemeinen Kirchengefchichte zu fchreiben. Es ift
wohl heute eine Unmöglichkeit, daß ein Einzelner das
ganze Gebiet felbftändig beherrfcht. Um fo anerkennens-

an fich gelegt haben' foll. Warum wird nicht konkret 1 werter ift die geiftige Elaftizität und Ausdauer, mit der
erzählt: Luther foll Selbftmord begangen haben, indem ! D- Deutfch in feinem hohen Alter fein Lebenswerk fertig
er fich an einem Bettpfoften erhängt habe? Für Studenten ; geftellt hat. [Der Verf. ift inzwifchen verftorben. Anm.
wäre es fogar nötig gewefen, Näheres über diefe Ver- j der Red. bei der Korrektur.]

leumdung und ihre Widerlegung mitzuteilen. — Merk- ; Göttingen. Paul Tfchackert.
würdig, daß diefe ganze Partie beim Druck des Werkes |__

(S. 499) ausgefallen war, ebenfo die Partie über Benedikt Q Bernhard, Zur Textgefchichte der Civitas Dei

von Nurha (S. 185). — Ebenfo verwunderlich ift es, daß ' . ' , ., . ' ... . ~ .. . ,_. ±

über die Reformation des Ordenslandes und Herzogtums I Auguttins feit dem Entftehen der erften Drucke. (Texte
Preußen in dem ganzen Buche nichts fteht, während doch und Unterfuchungen zur Gefchichte der altchnftlichen

feit meinem ,Urkundenbuche' (Leipz. 1890. 3 BB.) erwiefen
ift, daß im Reformationszeitalter im lutherifchen Prote-
ftantismus Königsberg unmittelbar hinter Wittenberg zu
flehen kommt. — Auch fehlt in der Einleitung des Buches
eine Anleitung zur Beurteilung und Behandlung der
Quellen, die fogenannte ,Kirchenhiftorik', die für ein

Literatur. Dritte Reihe. Zweiter Band.) Leipzig, J. C.
Hinrichs'fche Buchhandlung 1908. (IV, 56 S.) gr. 8°

M. 2 —

Diefe nachgelaffene Arbeit Dombarts, von O. Stählin
mit gewiffenhafterNachprüfung der Angaben forgfältig zum

wiffenfchaftliches Studium der Kirchengefchichte doch ; Druck gebracht, legt Zeugnis ab von der Genauigkeit, mit

unentbehrlich ift. Auf S. 3 ift unter den .Hauptwerken ! der von dem Verf. feine letzte (3.) Ausgabe von Auguftins

der allgemeinen Kirchengefchichte', wo Giefeler, Neander : Schrift über den Gottesftaat vorbereitet worden ift. D.

und Hafe zitiert werden, die fünf bändige Chriftliche befchäftigt fich darin mit den erften Drucken des Werkes,

Kirchengefchichte von F. Chr. Baur (i86off.) ausgefallen, I der fehr feltenen editio princeps, die 1467 von den beiden

die doch um ihres eigenartigen Typus willen neben den deutfchen Druckern Arnold Pannartz und Konrad Sweyn-

drei genannten zur Signatur der Kirchengefchichte im heim, den Gehilfen Gutenbergs und Schöffers, auf ihrer

19. Jahrh. gehört. (Daß Baur S. 696 f. erwähnt wird, kommt j Preffe in Subiaco gedruckt worden ift, der faft gleich-

dagegen hier nicht in Betracht). S. 30f. fehlt eine kritifche ] zeitigen von Johann Mentelin in Straßburg und der von

Würdigung der , Apoftolifchen Väter'und ihres Abftandes 1 Peter Schöffer, die in Mainz 1473 erfchienen ift. Eine

von der apoftolifchen Literatur. S. 174: Die Vita Pauli j forgfältige Vergleichung des von diefen Drucken ge-

Monachi von Hieronymus ,erfcheint (nach dem Verfaffer) .1 botenen Textes lehrt, daß die ed. princ. zwar korrekter

faft als bloßer Roman'. Man darf getroft fagen, ift ein 1 ift, als die an Verfehen und Druckfehlern nicht arme

bloßer Roman des fkrupellofen Hieronymus.

Was nun die kirchengefchichtliche Literatur im ganzen
betrifft, fo vermiffe ich allerdings recht viele Schriften,
deren Kenntnisnahme ich dem wiffenfchaftlichen Lefer
gönnen möchte. S. 68 fehlt Bouffet, Hauptprobleme
der Gnofis 1907; S. 143 E. Schwartz' Ausgabe des Eufe

Straßburger Ausgabe, daß diefe aber auf eine ältere
handfchriitliche Grundlage zurückgeht, in der nicht wenige
urfprüngliche und in den modernen Ausgaben allgemein
aufgenommenen Lesarten ftanden. Schöffer legte feinem
Druck die Strnßburger Ausgabe zugrunde, die er an
vielen Stellen nach dem Druck von Subiaco korrigierte.

bius, S. 150 K. Neumanns Ausgabe JuHans des Ab- j Die Späteren Drucke haben n.cht zu .hrem Vorteil neben
trünnigen, S. 218 Thimme's Schrift, Auguftins geiftige der ed. princ. &k wohl m der Schwei/ und Deutfchland
Entwicklung 1908; S. 346 Hausraths Weltverbefferer des am bekannteren gewordene Ausgabe Schoffers bevorzugt
Mittelalters; S. 462 Barge, Karlftadt 2. Band und K. und 10 e,"e Fuile minderwertiger Lesarten weiterge-
Müllers Luther und Karlftadt Tüb. 1907. S. 483 meine ! fchleppt, deren Ausmerzung erft den neueften Heraus-
Kritifche Ausgabe der Conf. Augustana 1901; S. 489 : Seber!l zu danken'<* ■ Ube'"die den Wiegendrucken zumeine
Schriften über Antonius Corvinus; S. 565 die von j SruPde gf.legten Handfchrifteri ift wenig zu ermitteln.
Ehfes und Merkle begonnene Ausgabe der Akten des Paß Fr AusSabe von Subiaco der Cod. Patav. 1490

Trienter Konzils; S.615 die deutfche Ausgabe von George
Fox' Tagebuch, überf. v. M. Stähelin, Tüb. 1908, S. 688
ift der Autorname Fr. H. R. Frank (Zeile 3 v. ob.) aus

sc. XIII = q), einft in Petrarcas Befitz, die Quelle gewefen
fei, wird man wohl kaum fo ficher behaupten dürfen,
wie es S. 42 gefchieht, wenn die Angabe S. 4 zu Recht

gefallen. Dergleichen Defideria ließen fich noch viele" befteht, daß du^fe Hf. ,vielfach mit den Lesarten der Aus

anführen.

Für die zweite Auflage füge ich zu den vom Verfaffer
felbft angegebenen .Verbefferungen' noch hinzu: Es
ift zu lefen

S. 67, Z. 2 v. unten, avaTQoxrj (ftatt dxovQojn'j),

tysvömvvfiov (ftatt y^svömvvprjq),
S. 109, Z. 11, Origenes (ftatt Origines),
S. 165, Z. 17 v. u., Apollinaris (ftatt Appollinaris),
S. 185, (in der Hinzufügung p. IX) Nurfia in Umbrien

gäbe von Subiaco, der urfprünglichen Grundlage des
Vulgatatextes' zufammentreffe. Der Befund in den
Tabellen S. 6ff. mahnt jedenfalls zur Vorficht. Läßt man
die zahlreichen Stellen außer Betracht, an denen q mit
den andern Hff. gegen die ed. princ. geht, fo bleiben
noch folgende Differenzen bemerkenswert: I, 18 (p. 33,
14 Hoffm.) ed. princ: seu malivolentia seu inscia; q: stve
malevolentia sive inscia (q2 inscitia); I, 24 (j>. 43, 12)
ed. princ: pracferavius (= L2) q (wie LxACp~) praeferam.
p. 44, 4 ed. princ. virtutis (= LAC2 all); virtutibus q

(ftatt N. in Umbrina), (= Monac. 6267 sc. IX). IV, 21 (p. 190, 4) ed. princ.

S. 241, Z. 6 v. u., Vandalen (ftatt Wandalen, das

felbft bei Duden nicht vorkommt),
S. 268, Z. 5 Beda (ftatt Bede),
S. 372, Z. 6 v. u., Prantl (ftatt Prautl),

ipsa, q (mit Caba) ipsam. Auffallend ift von den zahlreichen
, bei Dombart angeführten Stellen nur die Über-
einftimmung von q mit der ed. princ. IV, 22 (p. 190, 18)
pictor ftatt pistor, ein Fehler, der durch das folgende