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Ausgabe:

1909

Spalte:

364-368

Autor/Hrsg.:

Schieß, Traugott (Bearb.)

Titel/Untertitel:

Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas Blaurer 1509 bis 1548. Band I 1909

Rezensent:

Bossert, Gustav

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jedoch fpricht es diefem als Verfaffer ab, wegen mangeln- Briefwechfel der Brüder Ambrofius und Thomas Blaurer

der gegenteiliger Bezugnahme in deffen faß gleichzeitigen 1509 bis 1548, Herausgegeben von der Badifchen

antieunomianifchen Werken und weil der Autor feines
Greifenhaars gedenke. Diekamp aber weift hiergegen
darauf hin, daß fich Gregor ebenfo 12b, wohl 380/381

Hiftorifchen Kommiffion, bearbeitet von Traugott
Schieß. Band I. 1509 bis Juni 1538. Freiburg i. Br.,

einen ergrauten Mann nenne, und daß diefelben Gedanken F. E. Fehfenfeld 1908. (XLVIII, 884 S.) Lex. 8

0

und Ausdrücke hier wie im Antirrhetikus des Nyffeners
begegnen, daß namentlich Sp. 505—509 des 2. Buchs faft
wörtlich mit Sp. 780—784 übereinftimme. Meinerfeit

M. 30 —

Die badifche hiftorifche Kommiffion hat fich ein

möchte ich daran erinnern, daß in Buch 2 ganz wie fonft großes Verdienft erworben, daß fie den Briefwechfel der
bei Gregor (Holl, Amphilochius S. 212) der uovoysvrjg dsöq Gebrüder Blarer (f. u.) zur Veröffentlichung bringt, der
betont wird. | wohl vielfach fchon, z. B. von Keim und Preffel, benützt

Eine eingehende Unterfuchung widmet A. den beiden 1 ift, aber bis jetzt in feinem ganzen Umfang nicht bekannt
Bekenntniffen des Eunomius. Bei dem kürzeren weift er . war. Allerdings beabfichtigt die Kommiffion, die Publi-
aufdie Verwandtfchaft mit dem der Apoftol. Konflitutionen 1 kation mit dem Jahre 1548 abzufchließen, weil die Brüder
hin. Für das längere Bekenntnis gibt er eine Rekon- ; nach der Eroberung und Unterjochung von Konftanz
Ptruktion jener Rezenfion (B), die fich im 2. Buch des ' unter Ofterreich ihre Vaterftadt verließen und in die
Gregor von Nyffa findet. Schon Diekamp vermißt dabei 1 Schweiz flüchteten. Aber der Briefwechfel foll doch nicht
die Kenntnis und Verwertung der Hallefchen Ausgabe ; etwa nur ein Denkmal für Konftanz, fondein in erfter
(von Oehler) der Schrift Gregors. In der Rezenfion A I Linie für die beiden hervorragenden Söhne der Reichserblickt
A. eine zu beftimmtem Zweck ,mit einer neuen j ftadt bilden, welche Konftanzer Stadtkinder bleiben bis
Einleitung und wohl auch mit einem Anhang verfehene ■ zu ihrem Tod. Der Reft des Briefwechfels von 1548
Ausgabe der Rezenfion B'; das Bekenntnis felbft aber be- mag vielleicht nicht mehr von der großen Bedeutung wie
urteilt er als einen trefflichen ,Ausdruck des wiffenfchaft- ; die früheren Teile fein, aber gerade für jene Zeit des
liehen jung arianifchen Syftems in popularifierter Form'. Interims, des Fürftenkriegs, des Augsburger Religions-
Die Arbeit A.s ift eine fleißige und umfichtige; daß friedens, der Ausbreitung des Calvinismus und des erheb
, gelegentlich noch der Anfänger zeigt, ift nur natür- neuten Abendmahlsflreits muß man jeden Zuwachs an
lieh. Die Bemühungen um neue Ausgaben der Kirchen- Briefmaterial lebhaft begrüßen. Außerdem hat die bad.
väter werden auch Eunomius zugute kommen. hift. Kommiffion in Schieß einen Bearbeiter zur Ver

Göttingen. ' N. Bonwetfch.

fügung, wie er nicht fo bald zu finden ift; denn er bietet
einen guten Text, befriedigende Regeften, gute Erläuterungen
und Datierungen. Es ift alfo nicht nur dringend
Vollmer, Lic. Hans, Em deutfehes Adambuch. Nach einer ^ riunfcnen> fonderif auch zu hoffen, daß die bad. hift.
ungedruckten Handfchnft der Hamburger Stadtbibho- Kommiffion uns den Briefwechfel nicht nur bis 1548,
thek aus dem XV. Jahrhundert. Herausgegeben und fondern bis zum Tode der beiden Brüder gibt,
unterfucht. Mit zwei Illuftrationsproben. (Programm Bedenken muß Ref. gegen die von Schieß nach dem

der Gelehrtenfchule des Johanneums zu Hamburg.) • Vorgang Job Fickers (,Das Konftanzer Bekenntnis für den
17 e rtj ijt u v> uu 11 T^o m n Augsburger Reichstag 1530' in den Theol. Abhandlungen,
Hamburg, (Herold fche Buchhandlung) 1908. (II, VI, Fe£gabebfür H j. Hoftzmann, 1902) wieder auf den Schild

51 S.) gr. 8° M. 2.50 j gehobene Namensform ,Blaurer* erheben, die durch Keims

Das Adambuch enthält jene berühmte Legende vom Verdienft endgültig befeitigt fchien. Es ift wahr, die lirii-
Kreuzesholz, die es zu einem der gelefenften Werke der ' der fchreiben früh den ererbten Namen Blarer mit EinWeltliteratur
gemacht haben. Den Literaturangaben fügung des u, aber auch fie, wie andere Leute, wußten,
Vollmers wäre die Darfteilung von Wünfche (Ex Oriente daß der Familienname Blarer hieß. An die Mutter fchrei-
lux 1,51 ff.) hinzuzufügen. Die Überlieferung befitzt für 1 ben fie Kath. Blarerin, S. 3, 31, 70. Ambrofius felbft
uns nicht bloß literarhiftorifch.es Intereffe, fondern nament- nennt fich als Jüngling Blarer, S. 2, 4, 9, Thomas noch
lieh auch volkskundliches. Denn der Lebensbaum diefer 1529 Plarer, S. 193. Melanchthon fchreibt feines Freundes
Legende ift das Vorbild unferes Weihnachtsbaums, wie ; Namen immer Blarer, S. 6, 29. Das ift der Name, den
er in den von der Legende gefpeiften mittelalterlichen 1 das Gefchlecht feit dem 13. Jahrh. führte, wo der Name
Paradiesfpielen zum flehenden Requifit gehörte (der 24, j urkundlich auftaucht (vgl. Rcgesta episc. Constant. I, 164
Dezember ift: bekanntlich der Tag Adams und Evä). nr. 1417:1225 Ulrich gen. Blarer; I, S. 250, nr. 2195 : 1268
Vollmer vermehrt unfern Vorrat an Texteszeugen aus i Berthold Blarer, Converfe in Maggenau). Diefer Name ift
einer Hamburger Handfchrift des 15. Jahrh.1 (altteftament- für jeden Schwaben verftändlich, denn plärren, plärren
liehe Hiftorienbibel aus dem Nachlaß Goezes) und hat heißt laut fchreien, auch blöken. Im alemannifchen
eine erwünfehte Vorarbeit zu einer fyftematifchen Text- j Munde wurde er gesprochen Blorer, vgl. S. 5 oder
gefchichte des Adambuches geliefert. Er hat erkannt, i Blorer, Blaurer, wie ja im fchwäbifchen Dialekt zu jo,
daß die grundlegende Unterfuchung von W. Meyer (1882) ; jau wird, bei Th. Bl. Rhabarber zu Roubarbar, S. 740, Z. 3.
erweitert werden muß, und hat teils für die von ihm i Wenn die Brüder mit der Zeit ganz die Form Blaurer
edierte Profa, teils für die Verserzählung Berliner und gebrauchen, fo wollen fie damit den Namen ficher nicht
Wiener codd. herangezogen. Die Anmerkungen find ins- 1 mit au wie blau ausgefprochen wiffen und noch ihn von
befondere den quellenmäßigen Beziehungen des Textes j feiner urfprünglichen Form losreißen, fondern nur die
gewidmet; dabei ift die lateinifche Faffung der Legende ; Dehnung der erften Silbe andeuten. Burkhardt Biederausgiebig
verwertet. Intereffant ift die S. i8f. 27 kon- mann, Bonifacius Amorbach, S. 151, 402, fügt der Form
ftatierte Berührung mit dem Parzival des Wolfram von i ,Blaurer' bei (fprich: Blaarer). Richtiger wäre ein Laut,
Efchenbach. der nur dem Alemannen zu Gebote fleht, der aber für

... , t?.:^-:,.!, r ~ cc I jeden anderen Deutfchen nicht verftändlich ift und ihn

KleL Friedrich Kauffmann. Jerführt) den Namen mit blau in Verbindung zu fetzen,

,) Die Hf. ift illuminiert: zwei Proben der Miniaturen find auf einer ^ WaS d°ch ^ Sprachliches Unding ergeben würde. Denn
zwifchen s. 50 und 51 eingehefteten Tafel beigegeben. ! es gibt wohl Blaufarber, man blaut die Wafche, aber

Blaurer gibt es nicht. Die Brüder aber wollten gewiß
nicht durch den Konftanzer Dialekt mit den Sprachgefetzen
in Kampf treten. Noch weniger konnten fie fich von
ihrem ganzen Gefchlecht losreißen wollen. Es ift auch