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Ausgabe:

1909 Nr. 12

Spalte:

361-362

Autor/Hrsg.:

Völter, Daniel

Titel/Untertitel:

Die apostolischen Väter neu untersucht. II. Teil, 1: Die älteste Predigt aus Rom. (Der sogenannte zweite Clemensbrief.) 1909

Rezensent:

Knopf, Rudolf

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Theologifche Literaturzeitung 1909 Nr. 12.

362

267 (zu Mt. 23, über den Tod des Zacharias; vgl. dazu
Berendts, Studien über Zacharias-Apokryphen, 1895;
zu Panther S. 6, 11 vgl. auch Diekamp, Hippol. v. Theben
S. 50). — Intereffant find Bemerkungen des Kommentars
wie die zu dem Neid der Arbeiter Mt. 20, II, daß
nicht alles in den Gleichniffen mit dem dadurch Abgebildeten
übereinkomme (S. 223, 11). — Eine Quelle zur
Kenntnis der patriflifchen Exegefe, wie fie nur wenige
ihresgleichen hat, ift uns durch die umfichtige und keine
Mühe fcheuende Arbeit Heinricis in feiner Edition und
vielfeitigen Beleuchtung diefes Kommentars erfchloffen. —
Auch die Ausftattung des Werkes ift eine vorzügliche.
Wohl nur in dem mir vorliegenden Exemplar find die
Seiten 50—63 verdruckt. — S. 3 gehört Rom. 8,3 zu Z. 10.
Göttingen. N. Bonwetfch.

Völter, Prof. Dr. Daniel, Die apoltolilchen Väter neu unter-

fucht. II, 1. Die ältefte Predigt aus Rom. (Der fo-
genannte zweite Clemensbrief.) Leiden, Buchhandlung
und Druckerei vormals E. J. Brill 1908. (VII, 71 S.)
gr. 8° M. I.50

Völter bietet im vorliegenden Heft die Fortfetzung
zu dem 1904 erfchienenen erften Band des Werkes: Die
apoftolifchen Väter. Hat er dort I Clem. und Herrn,
durch kühne Streichungen von den ,fpezififch chrihTichen'
Zufätzen gereinigt und in der von ihm hergeftellten Ur-
geftalt als Urkunden eines Chriftentums ohne Chriftus,
eines univerfaliflifchen Judentums erklärt, das aus den
Profelytenkreifen hervorging, fo macht er jetzt das gleiche
Experiment an der Clemenshomilie. In diefer find als
fpätere Stücke wegzufchneiden: 'f/jOov Xgiaxov mg Jiegl
in 1,1; xal ooa vxtfietvev . . . ivsxa ijftmv in 1,2; 2,2;
2,4—7; 61 avxov in 3, I; 3, 1 Schluß (von xlg r) yvmOig)
bis 3,2 Schluß; 4, it.; 4,5; 5,2—4; xov Xgiözov . . .
9-avfiaaxr] hoxiv in 5,5; 6, if; 6,7 lies &sov oder jtaxgög 1
ftatt XqiOtov; Lav firi . . . aulavxov in 6,9; 7 ganz;
8,4—9,6; 9,11; 13 ganz; 13,4; 14,2 — 5; 'fnoov in i6,2;
jcgoOexyr) • • ■ Qvszai in 16,4; rovvo 6h Xtyei . . . egya
avxov in 17,4; löövreg . . . . h> xm 'ir/oov und ov r'/g xal
ovx ijöetfitv xal in 17,5; 17,6; xal dgvrjOaiitvovg . . . rov
'frjoovv 17>7 !<?.1 bis 2°>4; 20, 5} lies dg ftatt to3 et-axo-
oxdXavxi itfilv rov amzijga xal dgyr/yov xrjg amiXagoiag,
6i ov xal. Diefe ohne wirkliche Beweife vorgetragenen
Änderungen am Text Hellt V. SS. 10—24 zufammen, [
dann uberfetzt er den Text der Predigt in feiner urfprüng-
lichen Geftait (SS. 25—31). Im Folgenden, SS. 32—43,
beftimmt er den religiöfen Charakter der urfprünglichcn
Predigt: fie ift ein Dokument der univerfaliftifch erweiterten
Religion von Profelyten, die fich vom Judentum
losgefagt und ein Chriftentum ohne die fpezififch chrift-
liche Heilslehre angenommen haben. Entftanden ift die
Predigt + 135 und zwar in Rom, dem Sitz jener von
V. entdeckten Religion. In der Überarbeitung find zwei
Hände zu unterfcheiden. 19,1—20,4 hat ein Anagnoft
hinzugefügt, der den gleichen Kreifen angehörte wie der
urfprüngliche Verfaffer und nicht lange nach diefem die
beiden Kapitel anfetzte (SS. 44—46). Die .Hauptmenge
der oben angeführten Zufätze fällt aber ,der Überarbeitung
der Predigt in fpezififch chriftlichem Sinne' zu. Wie
I Clem., Herrn., auch I Petr., Jak., ift II Clem. überarbeitet
worden, als der fpezififch chriftliche Heilsglaube vordrang
und jener Glaubensrichtung, aus der die genannten Schrift-
ftücke hervorgegangen waren, ein Ende bereitete. Die
Überarbeitung von II Clem. fand in Rom ftatt, und die
überarbeitete Homilie ift das bei Dionyfius von Korinth
erwähnte, aus Rom nach Korinth gefchickte Schreiben
der römifchen Gemeinde, das aber nach V. nicht erft
unter dem Epifkopate des Soter (165/167—173/175), fondern
bereits früher, 150—160, verneuert und nach Korinth
gefandt wurde (46—54). Den Schluß des Heftes bildet
ein Anhang, der Nachträge zu den Forfchungen V.s über j

i I Clem., Herrn., Barn, im 1. Band der Apoftolifchen Väter
bringt (SS. 55—70-

Die Kritik von V.s neuer Publikation kann fehr kurz

i gefaßt werden. Wer fich von dem Recht der durch V.

1 vorgenommenen Ausfchneidungen nicht überzeugen kann,
für den find auch die übrigen Ausführungen gegenftands-
los. Ich weiß mich aber ficher mit der erdrückenden
Mehrzahl der Fachgenoffen einig in der entfchloffenen
Ablehnung des von V. geübten Gewaltverfahrens, das
nicht nach den anerkannten Grundfätzen fprachlicher und
hiftorifcher Kritik, fondern nach einer vorher feftftehenden,
dogmatifchen Anfchauung erfolgt. Das von mir bereits
im 30. Jhrg., Sp. 72 ff. diefer Zeitfchrift ausgefprochene
Urteil muß ich mit Bedauern auch diefer neuen Veröffentlichung
Völters gegenüber aufrecht halten.

Wien. Rudolf Knopf.

Albertz, Martin, Unterluchungen über die Schriften des
Eunomius. Diff. (Halle-Wittenberg.) Wittenberg, Herrofe
& Ziemffen 1908. (56 S.) gr. 8°

Eine Aufgabe, die ihrer Inangriffnahme fchon lange
harrte, war eine Unterfuchung der literarifchen und kirchlichen
Wirkfamkeit des Eunomius. Er ift einer der
wenigen Häretiker, von denen eine gegen die Kirche
gerichtete polemifche Schrift erhalten ift; wir befitzen
zudem eine ganze Anzahl ihn bekämpfender Schriften;
fomit verfügt hier die Forfchung über ausgiebiges Material.
Dazu ift Eunomius der theologifche Führer der jung-
arianifchen Partei, darf alfo ein ungewöhnliches Intereffe
beanfpruchen. Albertz, wohl durch Loofs veranlaßt, hat
im Zufammenhang mit Forfchungen über die Jung-Arianer
(vgl. feinen Auffatz in den ,Studien und Kritiken', Jahrg.
1909 S. 205ff. ,Zur Gefchichte der jung-arianifchen
Kirchengemeinfchaft') fich jetzt an die Löfung jener Aufgabe
gemacht. — Zunächft unterfucht er die noch erhaltene
,Apologie' des Eunomius. Ihre Echtheit ift
fichergeftellt durch ihre Widerlegung von feiten des
Bafilius, die zahlreiche Fragmente aus verfchiedenen Teilen
der Apologie enthält. Es fehlen folche aus c. 21—24
und 26—28. Aber 21—24 trägt nicht nur durchaus
eunomianifches Gepräge, es fchaut auch der Anfang von
c. 23 auf 20 zurück. Dagegen lieht A. in c. 26—28, die
nur lofe mit dem Vorhergehenden verbunden find, Stücke,
welche einen frühzeitig verlorenen Schluß zu erfetzen
geeignet erfchienen, weil eine Zufammenfaffung der Gedanken
des Eunomius enthaltend. Dem gegenüber hat
Diekamp in feiner fachkundigen Befprechung in der
,Byzantin. Zeitfchrift' Bd. 18 S. ioof. darauf hingewiefen,
daß die Bedenken A s gegen die Zugehörigkeit von c. 26h
zu der Apologie des Eunomius nicht ftichhaltig find. Das
letzte Zitat bei Bafilius aus Eunomius, das A. zu der
Annahme einer Lücke zwifchen c. 26 und 27 beftimmt,
wird gar nicht von ihm direkt als dem Eunomius entnommen
bezeichnet, und mit h txtgoig c. 27 konnte
diefer fehr wohl auf eine ausführlichere Schrift verweifen.
Diekamp feinerfeits erblickt in der Apologie die Ende 360
von Eunomius vor dem Klerus von Konftantinopel gehaltene
Verteidigungsrede, deren rednerifcher Charakter
naturgemäß am Schluß ftärker hei vortrat. Er hat, noch
unbekannt mit der Unterfuchung A.s, in jenem Heft der
,Byz. Zeitfchrift' S. 1 —13 einen Auffatz .Literargefchicht-
licheszu der Eunomian.Kontroveife' veröffentlicht. Beide,
A. und Diekamp, find bei der Unterfuchung der Schrift
des Gregor von Nyffa gegen Eunomius zu dem gleichen
Ergebnis gelangt, daß Buch 1 und 12b fich gegen Buch
1 und 2 der artoXoyla vjieq xrjg dxoXoylag des Eunomius
wenden — diefe hatten es nach A. vornehmlich mit dem
Problem der Gotteslehre, mit der Bedeutung der dyevvrjola
für den Gottesbegriff zu tun —, Buch 3—12 a gegen ein
drittes Buch der Schrift des Eunomius, das befonders
das Wefen des Logos behandelte. Beide fcheiden auch
Buch 2 aus der Schrift des Gregor von Nyffa aus. A.

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