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Ausgabe:

1909

Spalte:

339-341

Autor/Hrsg.:

Landmann, Florenz

Titel/Untertitel:

Das Schulwesen des Bistums Straßburg zur Sicherung des Nachwuchses für die theologischen Studien von 1802 bis 1904 1909

Rezensent:

Knoke, Karl

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34o

in der Handfchrift als pastor et superint. AUendorff1564
bezeichnet, dürfte alfo aus Heffen flammen und in Marburg
fludiert haben. Die Marburger Matrikel kennt ihn
aber nicht, wohl aber einen Johannes Godecus aus Allendorf
, der 1565 immatrikuliert wurde; follte er gemeint
fein? Eine Immatrikulation in fpäten Jahren ift nicht unmöglich
. Die Handfchrift enthält ferner eine Nachfchrift
von Melanchthons de arte concionandi — Weigel vermutet
die Nachfchrift eines Kollegheftes. Abteilung 5 enthält
die Bibelausgaben, ferner Sammelwerke aus Einzelfchrif-
ten, dogmatifche, exegetifche und praktifche Theologie,
Hebraica, Bibliographie, Buchdruck ufw. Hier find die
erzielten Preife durchfchnittlich fehr hoch. Der höchfte
Preis (290 M.) wurde für die vollftändige Serie des Zentralblattes
für Bibliothekswefen Bd. 1—22 gezahlt, dann
folgt ein Exemplar der Poftille von Hus in böhmifcher
Sprache (220 M.). Die Schlußabteilung bilden Philoso-
phica, Predigtbücher, Miscellanea. Der höchfte Preis
(M. 470) wurde für eine (nicht aus Knaakes Befftz flammende
) Schopenhauerkollektion gezahlt. Kants Kritik
der reinen Vernunft in der Erftlingsausgabe von 1781
wurde mit 80 M. bewertet.

Das ftolze Gebäude der Knaakefchen Bibliothek ift
nun in Trümmern zerfchlagen, aber wir find dem Verleger
doch fehr dankbar, daß er uns den Grundriß des
Baues in feinen Katalogen erhalten und zugänglich gemacht
hat, er ift für bibliographifche Unterfuchungen
unentbehrlich. Das Andenken an Knaake wird auch fo,
hoffe ich, in der Nachwelt lebendig bleiben. Der Verleger
hat einen kurzen Überblick über Knaakes Arbeit
den Katalogen voraufgeftellt, er hebt befonders die Beziehungen
zur Firma Weigel hervor.

Gießen. W. Köhler.

Landmann, Oberlehr. Dr. Florenz, Das Schulwefen des
Bistums Straßburg zur Sicherung des Nachwuchles für
die theologiTchen Studien von 1802 bis 1904. Eine ge-
fchichtliche Überlicht mit Urkunden und Tabellen.
3 Abfchnitte. Straßburg i. E., Herder 1908. (65 u. 13*;
63 u. 13* u. 71 u. 13* S.) 40 je M. 1.50

Bis jetzt liegen drei Abfchnitte der Gefchichte des
bifchöflichen Schulwefens der Diözefe Straßburg vor,
welche der Oberlehrer Dr. Fl. Landmann als Beilagen
zu den Jahresberichten des Gymnafiums zu Zillisheim
1905. 1906 und 1908 veröffentlicht hat. Sie umfaffen
die Zeiträume 1802—1830. 1830—1850 und 1850—1870.
Ein vierter Abfchnitt, welcher über die Jahre 1870—1904
berichten foll, fleht noch aus. — Der Verf. hat unter
findiger Benutzung von zahlreichen Monographien und
von Akten der einfchlägigen Archive mit großem Fleiß
und anzuerkennender Objektivität die Aufgabe zu löfen
verfucht, die er fich geftellt. In den Anmerkungen gibt
er umfangreiche und wertvolle Auszüge aus den von
ihm benutzten gedruckten und gefchriebenen Quellen
und fügt jeder Abhandlung eine Reihe von Originalurkunden
hinzu, welche einen Einblick in den äußern
und innern Verlauf der Entwicklung des Straßburger
bifchöflichen Schulwefens während des abgelaufenen
Jahrhunderts gewähren. Diefe Auszüge und die hier
erftmals veröffentlichten Urkunden verdienen, von den
Forfchern auf dem Gebiete der Gefchichte des katholifch-
theologifchen Unterrichtswefens beachtet zu werden. Das
Gleiche gilt auch von der gefchichtlichen Darftellung des
Verf., welche fich auf die forgfältige Benutzung diefes
Quellenmaterials gründet. Wenn diefe Darfteilung felbft
allerdings an fich eine verhältnismäßig nur geringe Ausbeute
für die Erweiterung unferer gefchichtspädagogi-
fchen Kenntniffe gewährt, fo ift das nicht etwa die
Schuld des Verf., fondern es ift durch die Verhältniffe
felbft, die dargeftellt werden, begründet. Einen unverhältnismäßig
großen Raum beanfpruchen bei ihm die

Berichte über die finanzielle Sicherftellung der fogen.
Kleinen Seminare und der Herftellung der Prachtbauten
für fie. Man hat oft den Eindruck, als ob darin der
Schwerpunkt der gefchichtlichen Entwicklung des fraglichen
Schulwefens zu fuchen fei. Nun läßt fich ja nicht
leugnen, daß diefe Dinge eine große Bedeutung gewinnen
mußten, nachdem im Jahre 1790 das Vermögen fämtlicher
Seminare, Gymnafien und fonftigen Unterrichtsanftalten
in Frankreich zugunften des Staates eingezogen war und
die unentbehrlichen Bildungsanftalten für den katholi-
fchen Klerus nunmehr von der Kirche felbft unterhalten
werden mußten. Die Opferwilligkeit, mit welcher die
zum Straßburger Bistum gehörenden Gemeinden und
eine Anzahl reicher Diözefanen unter den Geiftlichen
und Laien für diefen Zweck beifteuerten, verdient alle
Anerkennung. Ebenfo hat man die Energie zu bewundern
, mit welcher fich die katholifche Kirche im Elfaß
das Gefetz vom 15. März 1850, welches Unterrichtsfreiheit
im weiteften Sinne gewährte, zunutze machte und
ihren Schuleinrichtungen zur Ausbildung des Klerus
einen gewiffen äußern Pomp verlieh. Gewiß mußte
dies alles bei der gefchichtlichen Darftellung der Entwicklung
des bifchöflichen Schulwefens im Bistum Straßburg
erwähnt werden, aber es wäre erwünfchter gewefen,
wenn uns der Verf. einen tiefern Einblick in das innere
Getriebe der einfchlägigen Erziehungsanftalten hätte
geben können. Dazu ift er aber kaum in der Lage gewefen
, wie er felbft II, 46 gelegentlich bedauert. Der
Grund davon ift in der Tatfache zu fuchen, daß die
Pädagogik des Jefuitenordens, die wir aus feiner Ratio
et institutio studiorum kennen, direkt oder indirekt einen
maßgebenden Einfluß auf den Unterricht und die Erziehung
der bifchöflichen Anftalten ausübte. Damit
hängt es dann auch zufammen, daß der Verf. von hervorragenden
pädagogifchen Perfönlichkeiten nur wenig
zu berichten weiß. Nach jefuitifcher Auffaffung erzieht
nicht der einzelne Pädagoge, fondern der Orden. Das
tritt uns auch hier wieder frappant entgegen. Landmann
nennt in feinen Abhandlungen eine lange Reihe von
Namen folcher Männer, welche als Lehrer und Erzieher

• an den betreffenden Anftalten tätig gewefen find. Aber

; die meiften von ihnen werden auch nur genannt; von
ihrer Perfönlichkeit und ihrem Wirken vermögen wir
uns kein rechtes Bild zu machen. Eine Ausnahme

l machen zunächft Theobald Lienhart, welcher 1806 den
theologifchen Unterricht mit wenigen Seminariften im
Archivraume des Straßburger Münfters eröffnete, und
fein Neffe Joh. Baptifte Lienhart, welchem 1811 die
Leitung des neu begründeten Seminars in Lachapelle
übertragen wurde. Diefe beiden Männer machen den
Eindruck größerer Selbftändigkeit, als fie die kathol.

| Kirche vertragen kann, Ihrem verdienftvollen Wirken
wurde durch fchroffe Befeitigung ein unliebfames Ende
gemacht. Eine Ausnahme macht auch Bautin, den fein

t Bifchof einmal ,die Perle' feiner Diözefe genannt, der

; aber wegen mangelnder Korrektheit in der Lehre trotz
feiner löblichen Unterwerfung unter den Willen des
Epifkopus feine Lehrtätigkeit an den Seminariften aufgeben
mußte. Bis zu einem gewiffen Grade macht auch
der Bifchof Räß eine Ausnahme, welcher in der langen
Zeit (1842—1882), wo er auf dem bifchöflichen Stuhle
faß, mit Klugheit und Energie für eine zweckmäßige
Vorbildung der Geiftlichkeit Sorge trug. Sonft aber

' bewegt fich das klerikale Bildungswefen im Elfaß während
des 19. Jahrh. wefentlich in den gewohnten Gleifen

| der voraufgegangenen Zeit. Um das beftätigt zu finden,
braucht man nur den Abfchnitt II § 4 S. 45—63: ,Unter-
richtsbetrieb und Flrziehungsart der Kleinen Seminarien'
zu lefen. Es ift anzuerkennen, daß Landmann mit der
Äußerung feiner pädagogifchen Bedenken gegenüber den
Einrichtungen, wie fie um 1840 in den Seminaren be-
ftanden, nicht zurückhält. Er fchreibt II, 57 u. a.: ,Die
Abgefchloffenheit den externen Schülern gegenüber, das