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Ausgabe:

1909 Nr. 9

Spalte:

265-267

Autor/Hrsg.:

Maurice, Jules

Titel/Untertitel:

Numismatique Constantinienne. Iconographie et Chronologie. Tome 1 1909

Rezensent:

Schultze, Victor

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Theologifche Literaturzeitung 1909 Nr. 9.

266

Andererfeits halte ich S. 8, 17 Qeqv nach xbv febv Z. 16 |
für überflüffig und fchreibe: ... dyaOov. ov Ion xx.— 1
S. 9, 20 verftehe ich dygi hier nicht und vermute, daß
es aus avxl verfchrieben ift, indem ich pexa cpoßov xai
siQonaidelag enger mit xQoycoQovvxa verbinde. Dagegen ]
fehe ich keinen Grund S. 18. 4 dygi zu ändern (dygi vvv
z. B. S. 6, 17); allerdings ift djefe Stelle nicht heil und
etwa fo zu verbeffern: sl de, cesteg aygi vvvf (e)Xeypfiev,
xet jraXaut voorjQa. xxrjuaxa xai ipvyixa voorpiaxa astog-
ghrecvxeg . . .. vgl. S. 16, 4tT. 27h (dem stgbxegov S. 16, 10
entfpricht hier staXaia). Bekanntlich liebt Clemens Alex,
gerade folche Wortfpiele. — S. 21, II fcheint mir durch j
die Einfügung von <rö> nicht geheilt. Der Bau der
Periode fordert zunächft, wie ich glaube, daß dveyxXr)T<>~
(feil. t<c) gefchrieben wird, denn Z. 14 f. beweift, daß j
vorher von demfelben rtc wie Z. 9f. die Rede war. Das
Ganze würde etwa fo lauten: rl yag ctdtxel Tie, el . ■ ■ ■
ßiov txavbv oweXe£,axo; r ex xovxov (läXXov dveyxXrjxog,

el----etocoxLolrv . . :, — Endlich S. 30, 4f. hat der Verf. |

nicht die Äbficht, den Begriff ejeiOxgefai zu definieren
(das war wohl auch nicht nötig), fondern vielmehr die
Möglichkeit des eniaxgerpai auch in diefem Falle darzulegen
. Ich ziehe daher vor, nach Sf fo zu fchreiben:
exioxgixpai de loxiv bvxeog djib xebv duagxrjiidxcov reo j
ttavoaofrat ... Ähnlich fcheint mir die Sache S. 18, 7L
zu liegen. Deshalb hatte ich ThLZ. 1899^1 Sp. 17
Z. 13 v. o. hier zu fchreiben vorgefchlagen: ovxeog fag
dxoXov&elv (eoxiv) ovxeog reo Oeoxvgi.

Dem Herausgeber aber, der infolge feiner Berufung
nach Wurzburg den Schlußband des Clemens Alex, uns j
nicht fo früh fertig ftellen kann, wie er beabfichtigte, fei
vorläufig für diefe Teilausgabe der aufrichtige Dank der
Lefer und Benutzer ausgefprochen.

Weimar. Paul Koetfchau.

M au rice, Jules, Numismatique Constantinienne. Iconographie
et Chronologie. Description historique des emissions
monetaires. Tomel. Paris, E. Leroux 1908. (CLXXIX,
507 p. av. 5 tabl. et 23 planches.) Lex. 8°

Die bedeutungsvolle Wendung, welche das Eintreten |
Konftantins d. Gr. in die Gefchichte des Chriflentums und
der Kirche herbeiführte, hat in ihrer Vorgefchichte wie
in ihrem Verlaufe, foweit es fich um ftaatliche Urkunden j
handelt, nächft der Gefetzgebung in der Münzprägung |
ihren bezeichnendften Niederfchlag gefunden. Denn die j
Münzprägungen waren Akte der kaiserlichen Regierung und
nahmen alle wichtigen Vorgänge der politifchen Gefchichte
auf; aber auch perfönliche Verhältniffe des Staatsoberhauptes
, z. B. feine religiöfe Stellung, kommen zum Aus- !
druck. Vergegenwärtigt man fich nun die auf einen 1
engen Zeitraum fich zufammendrängenden politifchen
Kataftrophen das 4. Jahrh. und die damit direkt oder
indirekt zufammenhängenden gewaltfamen oder friedlichen
religiöfen Auscinanderfetzungen und beachtet weiterhin, j
daß von 305—337 im Reiche 19 Münzftätten, wenn auch
z. T. mit Unterbrechungen, unter verfchiedenen Staats- j
Oberhäuptern mit lebhaftem Betriebe funktionierten, fo |
kann man die Fülle der von dorther kommenden Be- |
lehrungen leicht ermeffen. Auf den Münzen finden wir
den Gegenfatz und Kampf zwifchen Heidentum und
Chriftentum wieder. Mit dem fiegreichen Konftantin j
dringt die Münze mit dem Monogramm Chrifti in das j
Gebiet feiner heidnifchen Gegner und in ihre Münzftätten
ein. Die Münzen begleiten die religiöfe Entwickelung
Konftantins. Denn es find natürlich die Konftantinifchen
Münzen, auf welche fich das Intereffe des Kirchen-
hiftorikers vor allem richtet. Aber er wäre hilflos diefem
Material gegenüber ohne die Vorarbeit des Numismatikers.

F. W. Madden war der erfte, welcher das Material
in guter Vollltändigkeit zufammenftellte und kritifch
bearbeitete (77^ numismatic Chronicle. New series XVII.
XVIII. 1877. 1878), leider mit ungenügenden Abbildungen.

O. Vötter, felbft Befitzer einer ausgezeichneten Sammlung
Konftantinifcher Münzen, führte die Forfchungen weiter
(Wiener Numismatifche Zeitfchrift 1892), aber auf die Höhe
bringt uns erft diefes Buch, deffen Verfaffer durch zahlreiche
Unterfuchungen zu dem Gegenftande bereits bekannt
ift. Seine Aufgabe hat er möglichft weit gefaßt.
Die Einleitung (179 S.) behandelt: Verwaltung und Technik
des Münzwefens, äußere Erfcheinung der Münzen, Münz-
forten u. ä. Auch wer das ausgezeichnete Buch von
Erneft Babelon: Tratte des monnaies grecques et romaines.
I Theorie et doctrine, Paris 1901 kennt, wird hier manche
neue Belehrung finden. Es folgt Mann der für den
Hiftoriker wichtigfte 2. Teil (161 S.): Viconographie par
/es mcdailles des empereurs romains von Diokletian bis
Konftans. Diefer Titel ift nicht ganz zutreffend, denn es
handelt fich hier nicht darum, das Signalement feftzu-
ftellen, fondern den Inhalt bilden aus literarifchen Quellen
und den im einzelnen befchriebenen Münzen aufgebaute
Monographien mit ikonographifchem Abfchluß. Der letzte
Teil (S. 163—499) befchäftigt fich mit den Prägungen
von 5 abendländifchen Münzftätten; die übrigen 14 find
dem zweiten Bande vorbehalten. Die 23 Tafeln geben
mehrere Hunderte von Münzen in vorzüglicher Nachbildung
wieder.

Maurice findet öfters Gelegenheit, auf Zufammen-
hänge der Münzen mit der religiöfen Zeitlage einzugehen,
und das Urteil eines fo hervorragenden Numismatikers
muß von vornherein für uns wertvoll fein; doch ift zu be-
rückfichtigen, daß diefer Band nur einen Teil, allerdings den
wichtigern, des Themas erledigt. Ich hebe Einiges heraus.

Aus der vorchriftlichen Periode Konftantins find
Bronzemünzen da (Trier 310 und 311), welche Mars und
Sol mit feinen Gefichtszügen zeigen. Seit 320 verfchwin-
den aber die Götter von feinen Münzen wie auch die
Widmungen an fie, und für diefe letztern treten die
Legenden Bcata Tranquillitas — Virtus Exercitns —
Virtus Augustorum oder Caesariun ein. Die Stelle der
Gottheiten nehmen jetzt neutrale Symbole, z. B. Victorien,
ein. Nur die Widmung Romae aeternae bleibt. Eine
Ausnahme macht allein die Münzftätte Sirmium, wo fich
noch länger die Legende Soli invicto comiti erhält.
Licinius dagegen fährt fort, auf feine Münzen zu fchreiben:
Iovi Conscrvatori. Nach der Vernichtung dagegen des
Licinius 324 verfchwinden im ganzen Reiche in allen
Münzftätten die Gottheiten. Rafcher hat fich diefer
Prozeß an den Konfekrationsmünzen abgefpielt. Während
die auf Konftantius Chlorus bezüglichen (306. 307) die
übliche heidnifche Szenerie tragen (Taf. XXII, 7, 8), beteiligte
fich Konftantin an den 312 von feinen Mitregenten
auf Galerius geprägten nicht; die Denkmünzen, die er
dann felbft 314 und 323—324 fchlagen ließ, find des
heidnifch-religiöfen Charakters entkleidet.

Wichtiger, aber auch fchwieriger ift die Feftftellung
der chronologifchen Folge der chriitlichen Zeichen. Aus-
zufcheiden find von vornherein aus diefer Gruppe X
und T; fie find Ornament, Zahl oder Buchftabe ohne
religiöfen Inhalt. Sichergeftellt ift der Sinn des bekannten
Monogramms Chrifti, doch gehen die Meinungen über
fein erftes Auftreten noch fehr auseinander. Maurice
entfeheidet fich nach dem numismatifchen Befunde für
320 und findet es in dem Zeitraum 320—324 am häufigften
verwendet, entfprechend dem lebhaften Gange der Konftantinifchen
Religionspolitik in Beziehung auf Chriftentum
und Kirche. Allerdings faßt er die Formen und %
zufammen, letztere wird aber von Andern als Stern, d. h.
als Ornament, gedeutet, ficherlich mit Unrecht. Denn
wenn man den ganzen Beftand überblickt, kann nicht
zweifelhaft fein, daß hier eine noch unentwickelte Form
des deutlichen Monogramms vorliegt. Nur darf man nicht
mit Maurice die mittlere Hafta als f faffen (alfo = 'irjOovg);
fie ift vielmehr ein mangelhaftes p.

Ganz in Unficherheit befinden wir uns noch hinficht-
lich der Verwendung des Kreuzes auf Konftantinifchen

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