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Ausgabe:

1909

Spalte:

197-198

Autor/Hrsg.:

Lundgreen, Friedrich

Titel/Untertitel:

Die Benutzung der Pflanzenwelt in der alttestamentlichen Religion. Eine Studie 1909

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Seite 1

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197

198

Lundgreen Gvmn.-Überlehr.Friedrich, Die Benutzung der Aber nichts wäre unbegreiflicher als die Annahme, daß
Pflanzenwelt in der altteltamentlichen Religion. Eine Studie, eine Zeit, welche die Verehrung Jahwes unter jedem
„ . , , .r r ,. , n a ... xtfir grünen Baum' perhorreszierte, einen kunlthchen Erfatz für
(Beihefte zurZettfchnft für d.e altteftamenthche Wilfen- |iefclbe gefchaffen haben follte! L. fucht freilich diefem
fchaft. XIV.) Gießen, A. Töpelmann 1908. (XXIII, Einwände durch die ganz unbegründete Behauptung zu
191 S.) gr. 8° M. 5— ! begegnen, daß fchon die Salomonifchen zehn Leuchter

L. will mit feiner Arbeit eine vorhandene Lücke aus- diefelbe Geftalt gehabt hätten wie der Eine fiebenarmige
füllen. Es ift richtig, daß wir eine Monographie über Leuchter im zweiten Tempel (S. 52), aber er fieht nicht,
die Benutzung der Flora in der altteftamentlichen Religion daß auch damit feine Erklärung nicht einwandfrei wird,
bisher noch nicht hatten, aber tatfächlich findet fich faft denn was hätte jene alte Zeit, in der Jahwes Verehrung
der gefamte Stoff, den er behandelt, teils in den hebräi- ,unter jedem grünen Baum' in Blüte ftand, veranlaffen
fchen Archäologien, teils in den Kommentaren zu den ent- follen, einen künftlichen Erfatz für diefe Verehrung Jahwes
fprechenden Stellen. Immerhin hat es ein gewiffes Intereffe, zu fchaffen? Da L. bei den fieben Armen babylonifchen
einmal das gefamte in Betracht kommende Material zu ( Einfluß zugeftehen muß, da andrerfeits die Vorftellung von
überblicken und fich damit die Bedeutung der Pflanzen- dem Himmelsbaum erwiefen ift, und diefer in der Zahl
weit in der altteftamentlichen . Religion zu vergegen- feiner Zweige vielfach die Siebenzahl aufweift, fo fcheint
wärti^en 1 mlT ^er von Genkel in Schöpfung und Chaos S. 124 ff.

Die Arbeit zerfällt in vier Teile. Im erften handelt ! und anderen vor ihm gezogene Schluß unumgänglich. —
L. von der Pflanzenwelt als Kultusort, alfo von den foge- Nicht glücklicher ift L.s Oppofition gegen die jetzt wohl
nannten heiligen Bäumen und Afcheren, im zweiten von von faft allen Exegeten vertretene Erklärung von Jef. 4,
der Pflanzenwelt am Kultusort: er fpricht von den Bäumen, L. will •pstfi IIB wieder perfönlich faffen und vom Meffias
die als Baumaterial dienten, von den Kultusgeräten, deren verftehen, ähnlich wie Sellin, nur daß diefer behauptet,
Material der Pflanzenwelt entflammte, und endlich von , daß nttS wie pari 1-® für Serrubbabel eingefetzt feien
den bildlichen Darftellungen am Heiligtum, die dem Ge- I S. 163 f. Offenbar ift ihm felbft nicht wohl bei diefer
biet der Pflanzenwelt entnommen waren. Das dritte Prozedur, der er Jef. 4 unterwirft, muß er doch zuge-
Kapitel erörtert die Benutzung der Pflanzenwelt als Kul- flehen, daß der Beweis für eine Beziehung auf den Mef-
tusmittel, wobei wir in nuce einen Abriß der Kultus- j fias in Jef. 4, 2 durchlöchert ift. Verkehrt ift auch feine
gefchichte fpez. der Entwicklung der israelitifchen Fefte Behauptung, daß durch die Verbindung des leidenden
bekommen. Der vielleicht wertvollfte Teil ift der vierte, Gottesknechtes mit dem Meffias, als dem leiblichen
welcher die Pflanzenwelt in der altteftamentlichen An- | Sproß aus Ifais Stamm, wahrfcheinlich der Ausdruck in
fchauung erörtert. Er handelt hier von der Benutzung Zeh. 3, 8 rtlOS zu erklären fei. Einen Mangel an

der Pflanzenwelt an fich in den Vorftellungen der He- hiftorifchem Sinn verrät feine Behauptung, daß, da der
bräer: vom Lebens- und Todesbaum, von der Einwirkung j Traum im A. und N. T. als Mittel Gottes erfcheine, dem
der Flora auf die Stimmung lebender Wefen, von der Menfchen feinen Willen kundzutun, die Stellen Dt. 13,2 k
Belehrung durch fie in religiösgearteten Träumen und und Jer. 23,25 k nicht gegen die religiöfe Bedeutung
m wachen Zufland, fowie von der Pflanzenwelt in der 1 der Träume überhaupt gerichtet fein können, fondern
Dichtung. L. behandelt ferner all die Stellen, in denen nur gegen eine betiügerifche Auslegung derfelben und
die Pflanzenwelt zu Auslagen über Gott, den Meffias, , gegen eine betrügerifche Behauptung von Gottesoffen-
die göttliche Weisheit und endlich auch über den Men- barungen durch Träume S. 146. — Die auf den angeb-
fchen benutzt wird. So viel ich fehe, ift keine irgend- liehen Räucheraltar von Taanach bafierte Beweisführung
wie wichtigere Stelle dem Spürfinn des Verf. entgangen, ift mit einem großen Fragezeichen zu verfehen, denn es
Die Anordnung des Stoffes ift eine im wefentlichen j ift keineswegs über jeden Zweifel erhaben, daß wir es
fachgemäße: auffallend ift nur das Schlußkapitel des mit einem Räucheraltar zu tun haben, wahrfcheinlicher
erften Teils, das vom fiebenarmigen Leuchter handelt, ift die Vermutung, daß es der Ofen eines Vornehmen ift. —
und das erfte des zweiten Teils, das die Frage unter- Auf Verkennung der Sache beruht die Annahme S. 54,
fucht, ob es am Heiligtum einen heiligen Hain gab: daß, wenn heilige Bäume nicht da waren oder nicht aus-
diefes wäre vielleicht beffer in den erften und jenes in reichten, manche Gemeinde eine riDOb erbaut haben wird;
den zweiten Teil gefchoben. Das dritte Kapitel bietet ; fehr zweifelhaft ift die Anficht, daß die Vergleichung
mehr als man erwartet: die ziemlich umfangreiche Be- Jahwes mit einer grünenden Zypreffe nur in einer Zeit
handlung der Entwicklung der Feftgefetze hat mit der entftanden fein kann, da man Jahwe noch unter grünen
Aufgabe, die fich L. geftellt hat, zunächft nichts zu tun. ' Bäumen verehrte S. 156, unverftändlich die Meinung,
Sein Urteil über die Entwicklung entfpricht dem der daß Salomo wohl keine rein weltlichen Lieder und
kritifchen Richtung, wenngleich er es nicht unterlaffen Sprüche gedichtet haben kann S. 151. Doch genug:
kann, einen Gegenfatz gegen Wellhaufen zur Geltung zu | wir haben eine zwar mit großem Fleiß und nicht ohne
bringen, der fich aber mehr auf einzelne fcharf zuge- Urteil gemachte Zufammenftellung des in Betracht kom-

fpitzte Ausdrücke desfelben als auf den Kern der Sache
bezieht (S. 103 ff.). Unrichtig ift jedenfalls L.s Behauptung,
daß erft mit dem Deut, das Beftreben hervortrete, den

menden Materials, aber es fehlt nicht an Anzeichen, daß
der Verf. doch nicht völlig mit den Problemen vertraut
ift.

Fellen eine hiftorifche Grundlage zu geben, offenbar hat t Straßburg i. E. W Nowack

diefe Bewegung fchon früher eingefetzt. Auch fonft ift b vv. iNowacx.

L. in feiner Polemik nicht immer glücklich. So wendet j

er fich gegen die von Baudiffin, Gunkel u.a. vertretene Nicol, Prof. Thomas, D. D., The Four Gospels in the Ear-
Erklärung des fiebenarmigen Leuchters Zeh. 4, 1 ff. und |iest Church History. (The Baird Lecture for 1907.)
KÄITÄ^VÄ W' " —- * Sons MCMVIIL (XX,,,

Himmelsbaum zu tun haben, deffen Laubdach der ; 32° P-) °

Himmel ift, und deffen Früchte die als Mandeln vorge- j Zu loben ift an dem Buche der durchfichtige Aufbau.
Hellten Sterne darftellen, vielmehr hätten wir einen künft- Nach der Einleitung und zwei einem Überblick über die
liehen Erfatz für bezw. einen Reil von der einfügen Ver- bisherige Evangelienkritik gewidmeten Kapiteln foDen
ehrung Jahwes unter heiligen Bäumen, mit der Offen- die beiden Hauptteile, endlich das Schlußkapitel. Der

barung der Lebenskraft Gottes in der Flora verbinde , Einfchnitt liegt zwifchen Kap. 7 und 8. Kap. 3_7 erörtern

fich die Offenbarung Gottes als des Himmelsbewohners die Frage, feit wann es unferen Vierevangelienkanon "ibt;
in den Planeten bezw. im Lichte überhaupt (S. 49 ff.). Kap. 8—16 unterfuchen Gebrauch, Einfluß, Autorität der