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Ausgabe:

1909 Nr. 7

Spalte:

196

Autor/Hrsg.:

Löhr, Max

Titel/Untertitel:

Die Stellung des Weibes zu Jahwe-Religion und -Kult 1909

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Seite 1

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IQ5 Theologifche Literaturzeitung 1909 Nr. 7. 196

oder Fetifchfteine enthalten haben foll. Nachdem er I Lohr, Prof. D. Dr. Max, Die Stellung des Weibes zu Jahwe-
Religion und -Kult. (Beiträge zur Wiffenfchaft vom
Alten Teftament, herausgegeben von Rudolf Kittel.

Karten bezw. Laden aus andern Religionen zurVergleichung
herangezogen und gezeigt, daß die Lade weder als ,kist-
fetis1, angefehen werden kann, noch daß die xiötai uvöxixai
als Parallele in Betracht kommen können, legt er im '< 4- Heft.) Leipzig, J. L. Hinnchs fche Buchhandlung
letzten Kapitel dar, daß die Lade ein tragbares Heilig- | 1908. (IV, 54 S.) 8° M. 1.80; geb. M. 2.60

tum war, das freilich nicht als Thron zu denken fei, wie Lohrs Unterfuchung über die Stellung des Weibes

das Reichel, Meinhold und Dibehus gemeint haben, deren | zu Jahwe-Religion und -Kult will als Teil feiner Studien
Anflehten er einer eingehenden Kritik unterzieht, viel- | gewertet werden, die rtch mit der Frage nach dem permehr
habe die Lade ihre Parallele an den tragbar ge- j fönlichen Leben im alten Israel befchäftigen. Dahin
machten Gottesbildern, die uns mehrfach in andern gehörte fchon fein Auffatz über die Gaftfreundfchaft im
Religionen entgegentreten. Urfprünglich wird die .Lade j Lande der Bibel einft und jetzt (Paläftinajahrbuch II. 19061
ein primitives, mit Gold oder Silber bekleidetes Gottes- ; und vor allem feine Unterfuchung über Sozialismus und
bild enthalten haben, doch fei wahrfcheinlich nicht das | Individualismus im A. T. 1906.

ganze Gottesbild, fondern nur der Kopf zu fehen gewefen. Der äußere Anftoß zur vorliegenden Unterfuchung

Neben dem Gottesbild war wohl auch das heilige Los, j war offenbar Smends im engen Anfchluß an Wellhaufen
das Mittel für die Tora, in der Lade, fo erkläre fich, daß : gemachte Äußerung, daß man aus der Tatfache, daß
fpäter bei den deuteronomiftifchen Schriftrtellern die An- Frauennamen mit Jahve kaum vorkommen, auf den
fchauung vertreten werden konnte, daß die Lade die männlichen Charakter der Religion fchließen könne, die
Gefetzestafeln d. i. die Tora enthalte. Waren in der Religion ging eben die Weiber viel weniger an als die
Lade die heiligen Lofe als Mittel zum Erteilen der Tora, , Männer. L. gibt zunächft die fämtlichen im A. T. über-
fo begreife fich, daß ftets bei der Lade fich ein Priefter j lieferten Frauennamen und fucht darzutun, daß aus den

befand; fo verrtehe man auch, worin der Segen beftand,
der Obed Edom zuteil wurde, in deffen Haus die Lade

Namen, die den beiden Gefchlechtern gegeben find, auf
keine prinzipiell oder wefentlich verfchiedene Stellung

Aufnahme gefunden: er hatte eben durch das Losorakel j derfelben zur Jahvereligion erfchloffen werden darf. Wird
ihm günrtige Entfcheidungen der Gottheit erhalten. Zur es auch dabei bleiben, daß Jahvehaltige Namen für Frauen
Verrtärkung der von ihm vorgetragenen Anficht, daß die ; jm A.T. fehr feiten find — denn von den fünf von L. ange-
Lade ein Gottesbild enthalten habe, erinnert S. an die ; führten Namen ,mit Gotteselement von unbeanrtandbarer
eigenartige Verknüpfung von Mtfi bezw. ninbitfi "OB j Sicherheit der Bedeutung' muffen -DDli, bsaoinü und
mit der Lade. Schon Greßmann hatte in feiner Anzeige j 1^=^ außer Betracht bleiben—, fo wird man doch zugeben

von Dibelius ftärker auf diefen Zufammenhang hingewiefen
und gezeigt, wie rTlrE *0E fowohl Prädikat Jahves als des
Kriegsgottes wie auch Jahves als des Führergottes ift:
nach der einen wie der andern Seite ift der Zufammenhang
mit der Lade begreiflich. S. erinnert auch an tPSBfl Qtlb

miiffen, daß das uns überlieferte Material zu dürftig ift,
um einen derartig weitgehenden Schluß zu geftatten. In
den folgenden Abfchnitten über das Gelübde der Frauen,
über das Weib als Jahveprophetin, ihre Beteiligung am
Jahvekult und endlich über ihre Leiftungen und Dienrte

und ü^Bri inbe und behauptet, daß unter rtW i3B eben ; fucht L. den Nachweis zu erbringen, daß das Weib fich

ein Gottesbild zu verliehen fei, namentlich Ex. 33, 14 fei feinen Neigungen und Fähigkeiten entfprechend zu allen

von hieraus am leichterten verrtändlich. Zeiten am religiöfen Leben des Jahvismus beteiligt hat,

Das Wertvollrte an der Arbeit ift die befonnene auch vom Jahvekult in älterer Zeit keineswegs ausge-

Kritik, die er an den Anfchauungen feiner Vorgänger übt: fchloffen war, erft im jüdifchen Kultus erfährt das

er wägt forgfam ihre Gründe und zeigt, wie fchwach oft i Weib auf der ganzen Linie eine Zurückweifung. Das ift

ihre Tragkraft ift, ich erinnere nur an die viel mißhandelte | ohne Zweifel zutreffend, nur fcheint mir L. wieder über

Stelle Jer. 3, 16f., die öfter als Hauptbeweis für die Lade 1 das Ziel hinauszufchießen, wenn er behauptet, daß das

als Thron angeführt wird. Die eigene Anfchauung S.s Weib in älterer Zeit offenbar völlige Gelübdefreiheit ge

bedarf jedenfalls ftärkerer Fundamentierung, als fie S.
gibt. Sie fetzt eine andere Wertung der Bilder im alten
Jahvismus voraus, als fie von den meiden Kritikern vertreten
wird und als fie, foviel ich zu fehen vermag, mit
den Quellen fich verträgt. Es ift ja richtig, worauf S.
hinweift, daß es im alten Israel an Gottesbildern nicht
gefehlt hat, die Frage ift nur, welcher Art diefe waren;
darüber, daß es fich um menfehenähnliche Gottesbilder
gehandelt habe im Gegenfatz zu dem als Symbol zu
denkenden goldenen Stier, fagen unfere Quellen nichts;
auch ift es mir zweifelhaft, ob die Stellen, in denen vom
Sehen ,des Angefichts des Königs' die Rede ift, als vollgültiger
Beweis für S.s Verftändnis von fllrT1 i3B anzufeilen
find. Endlich fehlt es auch durchaus an dem Beweis
, daß das heilige Los in Verbindung mit der Lade
zu denken ift; wohl ift da, wo es fich um die Feftftellung
des göttlichen Willens handelt, von Herbeibringung des
PZphod die Rede, nicht aber von der Lade, denn 1 Sam. 14,18

habt habe, und daß die bei P. fich findende Befchränkung
des Weibes auf priefterlichen antifemininen Einfluß der
fpätern Zeit zurückzuführen fei. Jene Behauptung L.s
fcheitert fchon an der fozialen Stellung, die das Weib
zu allen Zeiten in Israel gehabt hat, und die ein Verfügungsrecht
über den Belitz, das doch Vorausfetzung für
völlige Gelübdefreiheit ift, nicht zuließ. Wenig glücklich
ift auch in dem letzten Abfchnitt über die Leiftungen
des Weibes die Verwertung der fehr zweifelhaften Stelle
Neh. 7, 67 vgl. Esr. 2, 65, aus der L. nicht nur für diefe
nachexilifche, fondern auch für die ältere Zeit das Vorhandenfein
von Tempelfängerinnen erfchließt; die von
L. felbft auf S. 48 gegebenen Ausführungen hätten ihn
fchon gegen diefen Schluß bedenklich machen follen.
Jedenfalls kann auch L. nicht beftreiten, daß die Weiber
eine andere Stellung zum Kultus auch der älteren Zeit
einnahmen als die Männer: während diefe priefterliche
Funktionen ausüben konnten, galten die Weiber als un-

fteht einzigartig da und ift um deswillen nicht zu ver- 1 fähig dazu, kultfähig konnten fie höchftens infofern gewerten
, weil LXX ftatt Q^rrbltfl jnx das zu erwartende nannt werden, als fie mit dem gefamten Haufe an den
TttJKSI gelefen hat. J Kultmahlzeiten teilnahmen.

Straßburg i. E. W. Nowack. Straßburg i. E. W. Nowack.