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Ausgabe:

1908

Spalte:

166-167

Autor/Hrsg.:

Schapiro, Israel

Titel/Untertitel:

Die haggadischen Elemente im erzählenden Teil des Korans. 1. Heft 1908

Rezensent:

Bacher, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 6.

166

495 'S. 96, Z. 4). Einen Eleazar b. Berechja (Sanh. 94b)
gibt "es nicht. "iTybX muß zu iXS^X verbeffert werden
(f. Die Agada der paläftin. Amoräer III. 765). — 567.
Maremar ift viel fpäter als Chisda; es kann alfo nicht
diefer einen Ausfpruch jenes tradiert haben (Gittin 88a).
Für -Q^-ra ift an der von Funk nicht berückfichtigten
Parallelftelle 1X2 "3 "ntt (Mari b. Mar) zu lefen (f. Die
Agada der babyl. Amoräer, S. 36). — 572. St. R. Simon
aus Schilo (Pefach. 118a) muß es heißen R. S. aus Sidon
(f. Ag. der pal. Amor. III 775).

Auch die Punktation des Textes, für die nach dem
Vorwort Dr. M. Berkowicz verantwortlich ift, weift manchen
Irrtum auf. Ein durchgehender Fehler ift i3P in der
Formel pai "Ott, wobei die Vokalifation halb aramäifch,
halb hebräifch ift. — 178: «TY?«, '• «D^®- — l87-

1. xtianx (Plur). — 210: ^©xb, 1. '»ü'iittJss. — 292: rro-n

1. t*ti -l. — 347 (S. 59, Z. 17) li-Opfi, eine Unform, die auf
der unrichtigen Schreibung tMptl ft. TOp^n (Ab. zara 2 b,
En Jakob: UDpfi), d. i. Upn beruht.

Die Überfetzung, die auf der zweiten Kolumne jeder
Seite den Text begleitet, ift im Ganzen mit großer Umficht
und voller Sachkenntnis ausgearbeitet. Wo der
Sinn es erfordert, find der treuen Wiedergabe des Textes
erklärende und ergänzende Zufätze eingefügt (zumeift
in Klammern). Allerdings kommt es auch vor, daß die
dargebotene Überfetzung bloß durch Einblick in den
Zufammenhang, aus dem das Exzerpt genommen ift, ver-
ftändlich wird (z. B. 281. 399). Trotz der Anerkennung,
die der Überfetzung fo vieler und verfchiedenartiger Text-
ftücke gezollt werden darf, kann nicht verfchwiegen
werden, daß auch fie, wohl zumeift in Folge des bereits
oben bemerkten Mangels an hinreichender Sorgfalt nicht
wenige Verftöße und auch fchwerere Irrtümer enthält.
In 115 ift das aram. Verbum n©© mit ,dehnen' überfetzt,
anftatt mit ,meffen' (durch Verwechfelung mit 71810). — In
136 ift verkannt, daß KltJOT xr,"P3 (Kiddufchin 72a) Eigenname
ift. — In 185 ift die Anwendung des Wortes ,Kollegen
' zur Wiedergabe von nriOn ebenfo falfch, wie in
270 ,Kollege' für m3n. — In 210 muß es ftatt .Gruben
machen- heißen: ,die Gruben — Vertiefungen —■ ebnen'.
— 212: .ältere Leute', jüngere Leute'. Es muß heißen:
alte Frauen, junge Frauen. Im Texte muß die irrtümliche
Punktation tfflb; und rVttpT verbeffert werden zu
mtb" und niDpT. — 331 Ende: .Sei vorfichtig mit deinem
Geilte'. Es muß heißen: Hüte deinen Geift (oder beffer:
deinen Unmut). — 343. St. ,Rab' 1. .Rabbi' (d. i. Jehuda I;
auch im Texte muß 31 zu "Ol verbeffert werden). —-
346. Der einleitende Satz des Stückes ift unrichtig mit
dem Beginne des Stückes verquickt. Es muß heißen:
,Es wurde im Namen R. Nathans tradiert: Von folgenden
zehn Gaben'. — 347 (S. 59..Z. 33 und 35): ,fage ich'; 1. fage
(Imperativ). —356. In der Überfetzung der aus Baba Bathra
I74ab genommenen Stelle ift der Unterfchied zwifchen
X3"H und XJi-i in nicht zur Geltung gebracht. — 405. Die
Phrafe, mit der das an Mar Ukba gefendete Schreiben
(Sanhedrin 31b) beginnt (cb© rTTO 133 !YÖ Ymb) ift fo überfetzt
: ,An den, der Glanz hat, wie der Sohn der [heben
adeligen] Häufer, Friede fei mit ihm'. Ich geftehe, nicht zu
wiffen, wie F. zu diefer Überfetzung kam; wahrscheinlich
las er D1R3 ft. HT3. Die richtige Überfetzung hat auch
Levy (I 275 b): Dem, der Glanz hat, wie der Sohn der
Bithja, Heil! Bithja ift in der Agada die Tochter Pharaos
(nach I Chron. 44 die bei Mofes Mutterftelle vertrat. —
554. ,rief und zwitfcherte der Vogel'. Es muß vielmehr
heißen: verkündigte eine Himmelsftimme (Bath-Kol), wie
ein Vogel zwitfchernd. — 612. Das Wort 81X33 ift 81X33
punktiert und mit .Baumeifter' überfetzt. Es ift aß'er
die Verbalform 81X33 und muß überfetzt werden: .erbaute
fie'. — 640: ,aus liberias' (Überfetzung von •p-OÜ13). Es
muß heißen: ,Sohn des Tiberianus' (f. Die Agada der pal.
Amor. II. 210).

In der Wahl des Ausdruckes ift der Überfetzer nicht
immer glücklich. Die bei den babylonifchen Juden üblich
gewefenen Sommer- und Winterfynagogen (B. Bathra
3 b) kann man nicht als ,Sommertempel' und .Wintertempel
' bezeichnen (77). Der Ausdruck Tempel für jü-
difche Gotteshäufer ift erft im 19. Jahrhunderte in Gebrauch
gekommen. Ebenfowenig darf der moderne Ausdruck
.Raffenreinheit' zur Wiedergabe von FOITP benutzt
werden. Das Verbum Wl, womit das Tradieren tannai-
tifcher Lehrftücke bezeichnet wird, überfetzt der Verf.
ftets mit .lehren'. Das ift ungenügend. Das Wort J531
gibt er mit ,Rabbanan' wieder; hie und da (z. B. 349)
mit .Gelehrten'. Dies letztere entfpricht jedenfalls beffer.

Auch an Druckfehlern ift in diefem fonft prachtvoll
ausgeftatteten Werke kein Mangel. Namentlich fcheint
die fonft nirgends übliche Verwendung der römifchen Zahl-
1 zeichen für die Seiten des babylonifchen Talmuds folche
! veranlaßt zu haben. So 134: XXa (l. XXIIa); 174: LIVb
(1. LXIVb); 221: XLVIIa (1. LXVIIa). — Vor 78 fehlt
eine Überfchrift zu 78—80, da die Überfchrift vor 77 nur
zu diefer Nummer gehört. — 258 (S. 44, Z. 11): vor "ort
fehlt ix. — 394. Vor D^EII fehlt 3©. — 459. St. Jiyiattn
1. JTOpTB-

Über die in diefen Heften dargebotene Leiftung läßt
fich erft ein volles Urteil abgeben, wenn die Exzerpten-
fammlung beendet vorliegen und ihre wiffenfchaftliche
Verwertung und Erläuterung durch den Verfaffer und
feine im Vorworte genannten Mitarbeiter in Form von
Anmerkungen und Exkurfen die Arbeit vervollständigen
wird. Durch die Freundlichkeit des Verfaffers hatte ich
Gelegenheit, in die Korrekturbogen der in den folgenden
Heften erfcheinenden Anmerkungen zu Nummer 1—80
einen Einblick zu tun. Dr. Funk, der einen Teil des
Stoffes bereits in feiner 1902 erfchienene Schrift ,Die
Juden in Babylonien 200—500' in zufammenhängender
Darftellung bearbeitet hat, bewährt fich auch in diefen
Anmerkungen als gründlicher Kenner des Gegenstandes
und feiner Literatur. — Eine nützliche Beigabe zu S.
20—54 (den im Talmud erwähnten Städten Babyloniens)
bildet die ,Landkarte von Babel nach talmudifchen Quellen'.
Budapeft. W.Bacher.

Schapiro, Dr. Israel, Die haggadifchen Elemente im erzählenden
Teil des Korans. Erltes Heft. Schriften, herausgegeben
von der Gefellfchaft zur Förderung der Wiffen-
fchaft des Judentums. Leipzig, G. Fock 1907. (86 S.)
gr. 8° M. 3.50

Seit Abraham Geiger vor mehr als 70 Jahren in
feiner Preisfchrift ,Was hat Mohammed aus dem Judentums
aufgenommen' die jüdifchen Elemente im Koran
in reicher Fülle nachgewiefen hat, ift diefer Nachweis
wohl vielfach ergänzt, aber nicht wieder zum Gegenstände
umfaffender methodifcher Arbeit gemacht worden. Der
Verfaffer vorliegender Arbeit stellt fich die Aufgabe, ,die
haggadifchen, d. h. die jüdifch-traditionellen Elemente,
welche fich in den erzählenden Teilen des Korans vorfinden
, zufammenzuftellen und fie mit den in alten Mi-
draschwerken enthaltenen Parallelen zu vergleichen'. In
dem gegenwärtigen ersten Hefte ift es die zwölfte Sure,
alfo die Gefchichte Jofephs, zu der er die Parallelen aus
der haggadifchen Literatur zur Vergleichung heranzieht.
Aber er befchränkt fich nicht auf den Inhalt der korani-
fchen Erzählung, fondern er berückfichtigt auch, und
zwar in fehr beträchtlichem Maße, die Erweiterung diefes
Inhalts, wie fie von den Kommentatoren des Korans und
den die biblifche Gefchichte behandelnden arabifchen
Historikern dargeboten wird. Damit wächft das Stoffgebiet
der Unterfuchung, aber die Aufgabe, die fich der
Verfaffer gestellt hat, ift beeinträchtigt, da die im Koran
enthaltenen Ifrzählungselemente nicht von dem gefondert
wird, was nachher der Kommentierungseifer und die
Wißbegier der Nachwelt aus näherer Bekanntfchaft mit
den jüdifchen Überlieferungen jenen Elementen hinzugefügt
hat. Das ift ein methodifcher Fehler, da ja zu-