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Ausgabe:

1908

Spalte:

162-163

Autor/Hrsg.:

Stähelin , Felix

Titel/Untertitel:

Probleme der Israelitischen Geschichte 1908

Rezensent:

Giesebrecht, Friedrich

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgeben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J- & Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark

Nr, 6. 14. März 1908. 33. Jahrgang.

leremias Das Alte Teftament im Lichte des j Bibliographie der Kirchengefchichtlichea Litera- ; Martin Luther, ausgewählt, bearb. und erläutert

Alten Orients. 2. Aufl. (Volzj. tur. Beiheft zu der Zdtfchrf für Kirchen- von Neubauer, II. Teil. 3. Aufl. (Koehler).

Stähelin, Probleme der ifraeliti'chen Gefchichte gefchichte (Pape). Pont, Nieuwe Bijdragen tot Kennis van de Ge-

'GiefebrechL. Schubert, Outlines of Church History (Krüger). fchiedenis en het Wezen van het Lutheranisme

Monumenta Judaica. Altera pars. Monumenta Soltau, Das Fortleben des Heidentums in der ', in de Nederlanden, Eerste deel (Boflert).

Talmudica. Erde Serie. Bibel und Babel, bearb. altchri.Iiichen Kirche (Krüger). | Tfchackert, Modus vivendi (Bruckner).

v. Funk (Bacher). Geizer, Ausgewählte kleine Schriften (v. Dob- ! Clemens, Zur Reform der praktischen Theo-

Scriapiro, Die haggadifchen Elemente im er- fchütz). logie (Baffermann).

zählenden Teil des Koran (Bacher). 1 Pradel, Griechifche und fliditalienifche Ge- Eger, Die Vorbildung zum Pfarramt der Volks-

Neues zum unechten Marcusfchluß (Harnack). . bele, Befchwörungen und Rezepte des Mittel- , kirche (Derf).

Fragment of an uncanonical gospel from Oxy- ! alters (v. Dobfchütz) ! Haupt, Die Eigenart der amenkanilchen Pre-

rhynchused.by Grenfell and Hunt (Schttrer). i Schmitt, Chrift., Cardinal Nicolaus Cufanus j digt (Derf.).

Harnack^ Beiträge zur Einleitung in das Neue : (Elfenhins). iSchian, Die evangelifche Kircheugemeinde

Tellamcnt III. Die Apoflelgefchichte (Schürer). Faber und Kurth, Wie fah Huß aus? (Koehler). '■ (Derf.).

Jeremias, Priv.-Doz.LicPfr. Dr. Alfred, Das Alte Teftament Erzählungen auf die gleiche Stufe mit der Gefchicht-
im Lichte des Alten Orients. Handbuch zur biblifch- j hchkeit jener Sagen gerückt hat, fchließt er mit den ge-

. ,.f , ... . , , .... „,.- all'|j„„„„„ fperrt gedruckten Worten: .aber die Glaubwürdigkeit der
onentalifchen Altertumskunde. Mit 216 Abbildungen : ^bHfc^- Erzähl mit inrer tiefen Httlichen und reli-

und 2 Karten. Zweite neu bearbeitete Auflage. giöfen Tendenz ift denn doch gewichtiger, als z. B. die der
Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung 1906. (XVI, Alexanderlegende1. Ift etwa eine moralifche Erzählung
624 S.) gr. 8° M. 10 —; geb. M. 11— gefchichtlicher als eine morallofe? Und warum muß

, _ . , 1 der Satz gefperrt werden? Um das Gleichgewicht zu

Zweifellos hat das Buch von Jeremias der A iiichen bilden gegenüber der üppigen Aftralexegefe und der
Exegefe einen großen Dienft geleiftet und zweifellos einen radikaien Vergewaltigung des Bibelworts um der Mond-
noch größeren der Verbreitung der Idee von der .vorder- : ynd Sonnenmotive willen?

onentalifchen Weltanfchauung' Die ganz vorzügliche Das ßleibende an der von Jeremias, Winckler u. a.

Ausftattung, die prachtigen, in der neuen Auflage noch zur Blüte gebrachten Theorie ift die Einftellung Israels
vermehrten Abbildungen machen das Buch zu einem | in den großen Kulturzufammenhang und der Einblick in
großartigen Kompendium der orientalifchen Kultur- und die Exiftenz eines die orientalifche Antike beherrfchenden
Religionsgefchichte. Es erfetzt dern Studierenden eine , Kulturgeiftes. Dringend wünfehenswert aber wäre eine
Reife in die antiken Mufeen von Benin, Hondon und : genaue> felbftändige und nüchterne Unterfuchung darüber,
Kairo und weckt in den Kennern die anfchaulichften , ob diefe Weltanfchauung (z. B. in Babylonien) wirklich
Erinnerungen. Die 2. Auflage ift in Hauptpunkten und , durchwcg eine aftronomifche war (auch lerem, gibt in
in vielen Einzelheiten bereicheit Verf. luhlte das richtige , feinem einleitenden Referat eben mehr apodiktifche Sätze
Bedürfnis, die babylonifche Kosmologie und Altral- { als zwingende Belege, mehr fefte Einzelpunkte als den
theorie ausführlicher darzulegen und ebenfo find in wich- Beweis für ihren Zufammenhang). ob und wie weit diefe
tigen biblifeben Partien (bef. in der Patriarchen- und ^ftronomifche Weltanfchauung' die babylonifche Ge-
Konigsgefchichte) die aftralen Motive eingeführt. : fehichtfehreibung beherrfchte, ob die israelitifche

Daß Jerem. unter dem alten Orient die gefamte Gefchichtfchreibung kulturell fo hochftand, daß fie von
Antike verlieht, beanftanden wir nicht, denn die gefamte ' dem Gefamteinfluß jener aftronomifchen Weltanfchauung
Antike war nach feiner Anficht von der vorderorientali- I nachhaltig erfaßt wurde, ob die aftralen Motive tiefer
fchen Weltanfchauung beeinflußt. Aber das beanflanden j hineingreifen als eben nur in die Form der Erzählung,
wir, daß J. nicht völlig felbfländig ift. Was in der Zeit | Glücklicherweife mehren fleh die Anzeichen, daß
zwifchen der I. und der 2. Aufl. an Einfällen vorgetragen 1 jetzt auf dem Weg von Einzelunterfuchungen (die allerwurde
(auf Grund der nun einmal felfenfeft angenom- j dings teilweife noch zu fehr unter dem Einfluß der vor-
menen Theorie), das übernimmt J., faft unbefehen. Wenn gefaßten Theorie flehen) der Zufammenhang zwifchen
z. B. Winckler und Erbt dekretieren, daß der .Weltbaum' | Bibel und orientalifcher Kultur eiforfcht wird. Es haben
Mamre bei Hebron urfprünglich mit dem .Weltbaum' More ! rafche Hände eine phantafievolle Konftruktion aufge-
bei Sichern identifch war, alfo Gen. 14bei Sichern fpielt und j führt, es müffen nun forgfame Arbeiter Stein für Stein
Salem = Sichern ift, fo folgt J. fofort, läßt aber ruhig alles ! zum Bau fchichten. Wir find gefpannt, ob der künftige
flehen, was er in der 1. Aufl. in dem Glauben gefchrieben j Bau dem erften Modell gleichen wird,
hatte, Salem fei von Anfang an = Urufalim gedacht ge- ! Tübingen Vnl?

wefen. Die rafche Gefolgfchaft beklagen wir um fo mehr, j_____'

weil der objektiv überaus wertvolle Stoff dadurch un- Stähelin, Felix, Probleme der Israelitilchen Gefchichte.

fifr lJ^KÄe|l^ Ufd HulTVw einem f°1C Habilitationsvorlefung. Bafel, Helbing & Lichtenhahn

iur weite Kreile beftimmten Hilfsbuch Verwirrung ange- , c. oft8 ' 0

richtet wird. Weiter beanftanden wir zum zweiten Mal , l^7- (34 S.) gr. 8« M. - 40

die apologetifche Neigung des Verfs. Bei der Jugend- ! Stähelin, zweifellos ein Sproffe der bekannten Bafeler

gefchichte Davids z. B. übernimmt er jetzt die intereffan- ! Familie, bietet uns hier eine Habilitationsvorlefung für das

ten und fchlagenden, von Winckler beigebrachten Paral- j Fach der alten Gefchichte, das er von nun an in Bafel

lelen (aus der Gefchichte des Königs Sandracottus ufw.); vertreten wird. Er tritt hier ganz auf den Standpunkt

nachdem er fo die Gefchichtlichkeit diefer davidifchen S der moJemen kritifchen Bewegung, wie fie fleh feit etwa

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