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Ausgabe:

1908

Spalte:

49-51

Autor/Hrsg.:

Rossini, Karolus Conti

Titel/Untertitel:

Vom Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium. VII. Scriptores aethiopici. Series altera. Tomus XVII, XX, XXI et XXIII 1908

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 2.

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Vom Corpus Scriptorum Christianorum Orientaiium.

VII.

Acta Yäred et Pantalewon. Edidit Karolus Conti Rossini.
Textus et Versio. (Scriptores aethiopici. Series altera
— Tomus XVII, 1.) Romae, MDCCCCIV. (60
et 56p.) gr. 8° M. 4.40; Textus M. 2.80; Versio M. 1.60

Acta S. Basalota Mika'el et S. Anorewos. Textus edidit et
Versio interpretatus est Kar. Conti Rossini. (Scriptores
aethiopici. Series altera — Tomus XX, 1.)
Romae MDCCCCV. (111 et 98 p.) gr. 8" M. 8 —

Gadla Ewostätewos sive Acta Sancti Eustathii. Interpretatus
est Boryssus Turaiev. (Scriptores Aethiopici. Versio
. Series altera —Tomus XXI, 1.) Romae MDCCCCVI.

(97 P-) gf- 8" M- 2-8°

Acta S. Fere-Mikä'el et S. Zar'a-Abrehäm. Textus edidit et
Versio interpretatus est Boryssus Turaiev (Scripto- '
res aethiopici. Series altera. — Tomus XXIII, 1.)
Romae MDCCCCV. M. 3 —

(Leipzig, O. Harraffowitz.)

Von der dritten Abteilung der zweiten Serie der
äthiopifchen Schriftfteller, welche die Vitae Sanctorum
Indigenarum bringen foll (Bd. 17—26, mit Anmerkungen
und Indices in Bd. 27) liegt mir bis jetzt je eine Lieferung
von Bd. 17, 20, 21 und 23 vor, und zwar von 17,1
nur der Text, von 21,1 nur die Überfetzung.

Daß die Seiten 1 — 60 des .tovnts XVII' nur der erfte
Teil find mit den .Acta Yarcd et Pantolezvoii als Inhalt,
lieht nur auf den Umfchlag; das eigentliche Titelblatt
gibt davon keine Andeutung und erweckt den Anfchein,
als ob ein vollftändiger Band vorliege.

Yäred gilt als Verfaffer der berühmteften abeffyni-
fchen Hymnen und als Urheber der 3 in der Kirche
von Axum gebrauchten Melodien Jiaud alitcr quam apud
nos Gracgorius Magnus' zu deffen Zeit er gelebt haben
foll. Ein mehr als 40(lrophiges Gedicht zu (einen Ehren,
deffen einzelne Strophen alle mit faläm beginnen und
feine Gliedmaßen grüßen (vgl. Salve caput cruentatum),
ift an die von einem unbekannten Vf. herrührende Le-
bensbefchreibung angefchloffen. Ich kann vielleicht darauf
zurückkommen, wenn die laut fpäteren Umfchlägen
zum Preis von 2 fr. erfchienene Überfetzung nachgeliefert
fein wird. Ebenfo auf die weiter darin enthaltenen Acta
S. Pantaleonis. Diefer gehört zu den 9 Heiligen, welche
das Chriltentum in Äthiopien, namentlich in den innern
Provinzen jenfeits der Hüffe Belefa und Mareb verbreiteten
. Er fei aus dem byzantinifchen Reich gekommen,
habe in Axum gelebt und den König Kaleb zum Krieg
in Arabien getrieben, um die Niederlage der Chriften in
Negran zu rächen.

An ihrem Gedenktag a. d. IX. Kai. Nov. ift die Vorrede
zu 21,1 Acta S. Euftathii unterzeichnet. Daß von
diefen nur die Überfetzung vorliegt, erklärt fich daraus,
daß Turaiew 1905 den Text in Petersburg herausgab
{Vita et miracula Eustathii). nachdem er 1902 in einem
ruflifchen Werk über die hagiologifchen Quellen der
äthiopifchen Gefchichte diefen Heiligen S. 154—176 behandelt
hatte. Genauer gefagt ift der dort veröffentlichte
lext und die hier gebotene Überfetzung nur eine Re-
zenfion von den drei, in denen uns die Gefchichte diefes
Heiligen vorliegt; auch die beiden andern follen noch
folgen. Leider ift mir die zuletzt erwähnte Schrift nicht
zugänglich, fo kenne ich ihren Inhalt nicht, finde auch
in dem mir zur Hand befindlichen hagiologifchen Werken
diefen in Äthiopien gebornen, in Armenien geftorbenen
Euftathius nicht. Er lebt zur Zeit des äthiopifchen Königs
Amda-Sejon, macht 3 Reifen nach Jerufalem; die
Fahrt übers Meer nach Armenien macht er auf feinem
Mantel, weil der Schiffer ihn ohne Geld nicht mitnehmen

will. Geftorben ift er am 18. Maskaram (Sept.), begraben
neben der Kapelle des Marmehna. An die Lebensbe-
fchreibung fchließt fich alsbefondere Schrift die Erzählung
von (17) Wundern an, die er verrichtete. Einzelne der-
felben finden fich nicht in der Lebensbefchreibung, z. B.
der Schluß, daß zwei Löwen feine Schüler wurden, deren
einer fein Kleid, der andre fein Evangelium und feinen
,Synodus' trug, auf die er fich fetzte, wenn er müde war.
Nach feinem Tod hüteten fie 14 Jahre fein Grab und
wurden zuletzt felbft wie Menfchen zu feiner Linken beerdigt
. Allerlei lehrreiche Einzelheiten wären anzuführen,
z. B. 3 Zitate aus der Didascalia (f 14, 27, 370, das erfte
= Const. ap. II. 63,1); ein zweimal dem Apoftel Paulus
zugefchriebenes Zitat: /// eo Spiritus saiutus est et om-
nia seit et nemo est qui cum docet (f9v; f 20 ,ueque
indiget, ut avis doceat cum') zu dem Turaiew I. Joh. 2,20.
27 vergleicht, wird I. Kor. 2,15 meinen; der Nachdruck
der auf die doppelte Feier des Samstags und Sonntags
gelegt wird; unerklärte Anfpielungen auf das Alte Te-
ftament, daß die gv2 Stämme mit der Bundeslade das
Meer Azäph und das Waffer Nolos überfchritten hätten;
auf neuteftamenthehe Legenden, daß Maria auf der
Flucht nach Ägypten 1290 Tage auf dem Berge Oues-
quam geblieben fei. Vor feinem Tod fichert ihm Chri-
ftus zu, daß wer fein (des Euftathius) Gedächtnis feiere, oder
feinen Namen anrufe in diefer Welt hundertfache Belohnung
und das ewige Leben erhalte; wer fein Leben
befchreibe und erkläre, werde ins Buch des Lebens ge-
fchrieben ufw. Die ,Miracula' belegen dies fodann durch
Beifpiele.

Auch der 20. Band hat fchon das Gefamttitelblatt
Vitae sanctorum indigenarum und nur der Umfchlag zeigt,
daß es fich nur um einen erften Teil mit 2 Stücken handelt
. Die Handfchrift, der dies erfte Stück entnommen
ift, flammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die Erzählung
felbft ift kaum 100 Jahre älter. Das zweite fcheint
1478 verfaßt zu fein und ift einer im 17. oder 18. Jahrhundert
gefertigten Abfchrift, einer Handfchrift vom
Jahr 1501 entnommen.

Der Heilige von dem Nr. 1 handelt Basalota Mikä'el
d. h. ,durch das Gebet Michaels' (gefchenkt) fcheint in
der Zeit des Königs Amda-Sion gelebt zu haben und
zog fich durch feine Strenge beim König, dem er die
angebliche Erhe mit feiner Stiefmutter, und beim Patriarchen
, dem er Simonie vorwarf, allerlei Verfolgungen

1 zu; auch chriftianifierte er die Stämme, zu denen er verbannt
wurde, daß fie der König nicht mehr ohne weiteres

. als Heiden brandfehatzen konnte. Durch je 40 tägiges
Faften erfchloffen fich ihm alle Geheimniffe, nicht bloß
über die Einrichtung der Stiftshütte und des Tempels,
fondern auch naturwiffenfehaftliche wie dem Henoch,
z. B. über die 40 Fenfter, aus denen die Winde kommen.
Auf der Wanderung ließ er feine Begleiter außer einem
Stock nur eine Schaufel mitnehmen, um die Toten zubegraben
. Kurz vor feinem Tode (am 21. Epipi-Hamle
== 25. Juli-Tammuzj las er feinen Schülern aus den
Büchern Natyud et Ephrcmi. Das erftere ift mir unbekannt
. Von den Übertreibungen diefer Gefchichten zeigt
die Behauptung, daß er fich des Tags 80COO mal und
ebenfooft des Nachts auf die Erde geworfen: man rechne
nach, wieviel auf die Minute kommt. Das ganze ift eine
beredte Homilie auf feinen Gedenktag.

Das gleiche gilt von dem zweiten Stück, das feinen
am 27. Sept. 1379 geftorbenen Schüler Anorewos d. i.
Honorius feiert. Das war fein Mönchsname — urfprüng-
lich hieß er Nardos — im Klofter des Taqla Haimanot,
wo er als Ökonom die Entfernung der Nonnen durchfetzte
. Dann wird er unter deffen Nachfolger Philipp
mit 11 andern zur Chriftianifierung von Schoa ausgefandt,
wobei er befonders erfolgreich ift. Später erleidet er
vom König Amda-Sejon aus gleichem Anlaß wie fein
Vorgänger Verfolgung; dabei S. 83 neben Mt 10,28 als

1 Wort des Paulus: mortem timere nolite, peccatum aiitem