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Ausgabe:

1908 Nr. 25

Spalte:

693-694

Autor/Hrsg.:

Perrochet, Al.

Titel/Untertitel:

L‘évolution religieuse en Israël 1908

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 25.

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phönizifcher und griechifcher Gottesnamen in fortlaufen- J Sammlung angehört fo find die zwei andern in gleichem

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der Reihe, da auch hier die Namen fich zum Teil decken
Auch wäre mehr zu unterfcheiden zwifchen der Art der
Bezeugung der einzelnen Namen. Verfchiedene find

Verlag erfchienenen Bücher ganz nach denfelben Grund-
fätzen entworfen und mit dem Effay Merciers innerlich
verwandt.

nicht für Sidon, fondern nur für den perfönlichen Kult I. In fünf Vorträgen, die zu Laufanne im Februar

beftimmter Sidonier zu belegen. Es ift weiter z. B. irre- 1907 unter den Aufpizien des Zentralausfchuffes der
führend, daß der Gottesname bK als fidonifch aufgeführt : chnMlichen Jünglingsvereine gehalten wurden, fchildern
wird, der (wie der Verf. anzugeben nicht^ verfehlt) ledig- J einige Pfarrer und Profefforen der Theologie den Entlich
aus dem Namen eines Sidoniers QioömQoq entnom- ! wicklungsgang der Offenbarungsreligion in Israel. Es
men wird (S. 125); dies könnte möglicherweife auch Über- 1 verteilt fich die Aufgabe fo, daß Vuilleumier die erften
fetzung von *,n*63*n fein. Was der Verf. in diefem reli- , Jahrhunderte in Kanaan bis zum Auftreten Elias (7—40),
gionsgefchichtlichen Abfchnitt, foweit er das alte Sidon j Hollard die Propheten des achten Jahrhunderts (41—64),
betrifft, erftrebt, ift etwas fehrwünfchenswertes, aber fchwer 1 Trabaud die Zeit Jofias und Jeremias (65—89), Bar-
zu leidendes. Dringend nötig hätten wir eine Darftellung 1 relet das Exil (91 — 102), Gautier das nachexilifche
der alten Kulte zu Sidon, Tyrus und Byblos, zunächft Judentum (103—129) behandeln. Sämtliche Vorträge
der Kulte jeder Stadt für fich und dann eine Vergleichung ftehen auf dem Boden der modernen Gefchichtsauf-

diefer Stadtkulte nach ihren Befonderheiten und Gemein-
famkeiten.

Nur auf einen fpeziellen Punkt gehe ich näher ein,
weil es fich um eine Auffaffung nicht allein des vorliegenden
Buches handelt. Der Verf. eignet fich im we-
fentlichen die Anfchauung Winckler's an, daß die ,phöni

faffung und find zugleich um das hiftorifche Verftändnis
und die religiöfe Deutung der dargeftellten Entwicklung
bemüht. In der Behandlung der unter die Redner verteilten
Zeitabfchnitte war eine gewiffe Ungleichmäßigkeit
in der Verteilung kaum zu vermeiden. Daß dabei der
erfte und der letzte Vortrag, die den reichMen Stoff und

zifchen Kolonien' nicht aus Handelsniederlaffungen ent- j die komplizierteren Probleme umfaffen, in die Hände her
ftanden zu denken feien, fondern als eine Fortfetzung 1 vorragender Vertreter der altteffamentlichen Religions-
der Wanderung der Semiten nach dem Weften (S. uoff.). wiffenfchaft gelegt wurden, erhöht den Wert des Ganzen,
fcls ift eine verbeffernde Ergänzung diefer Auffaffung, daß ; Erfreulich und ermutigend war der Erfolg diefes Ver-
Eifelen die Phönizier nachmals im Weften fpeziell mit ' fuchs; in einigen Monaten war die Marke erMe Auflage
den femitifchen Niederlaffungen Handelsverbindungen ; bereits vergriffen.

eingehen läßt (S. 113). Aber auch mit diefem Zufatz I 2. In demfelben GeiMe iM der am 16. Oktober 1907
fcheint mir die Annahme nicht haltbar zu fein, daß jene vorgetragene Bericht PerrocTiets gehalten: die entfchei-
femitifchen Anfiedlungen auf den Infein und KüMen des i denden Wendepunkte derEntwickelung der Religion Israels
WeMmeeres ungefähr um diefelbe Zeit gegründet worden j treten in diefer klaren und lebendigen Schilderung befon-
feien als die Phönizier fich an der OftküMe des Mittel- j ders wirkungsvoll hervor.

ländi'fchen Meeres niederließen (S. 113). Die überfeei- 3. Einen befchränkteren Stoff bearbeitet Mercier.

fchen femitifchen ,Kolonien' können nicht entManden Er hat es nur mit den Schriftpropheten Israels zu tun,
fein, ehe die Semiten Seefahrer geworden waren. Das die er in chronologifcher Reihenfolge behandelt. Es iM
war aber doch wohl erM der Fall, als fie fchon längere fchade, daß der Verf. nicht entfchiedener mit dem tra-
Zeit an der phönizifchen KüMe geweilt hatten. Deshalb ditionellen Schema der Einleitungswiffenfchaft gebrochen
fcheint mir von der alten Anfchauung nicht aufgegeben hat. Pline eingehendere DarMellung der jenfeits des fchrift-
werden zu können die Auffaffung jener Niederlaffungen ; liehen Prophetentums liegenden Formen und Erfcheinun-
im WeMen als Gründungen fpeziell desjenigen Zweiges gen des Prophetismus wäre erwünfeht gewefen; die im
der Semiten, den wir als den phönizifchen bezeichnen. ; Avant-propos gegebene Skizze nimmt fich etwas dürftig aus,
Dafür fpricht im phönizifchen Afrika auch die phönizi- fo daß die folgenden Ausführungen gleichfam in der
fche Sprache, die kaum erM durch fpätere Beziehungen ; Luft fchweben. Das letzte Kapitel, De Jonas a Daniel
zu den phönizifchen Städten der LibanonküMe aufge- (140—156) handelt von Jonas, Joel, Jefajas 24—27
kommen fein kann. Aber es mag richtig fein, daß die Sacharia 9—14, Daniel; befondere Erklärungen in bezuo-'
Kolonien' des WeMens nicht oder doch nicht nur als ; auf den Ubergang der Prophetie zur Apokalyptik gibt
Handelsfaktoreien entManden find, fondern aus einer ; M. nicht. Gut gewählt und vortrefflich gelungen find
Fortfetzung des Zuges nach dem WeMen, als den nach ! die zahlreichen, an paffenden Stellen eingefügten Über-
dem phönizifchen KüMenland eingewanderten und viel- fetzungen charakteriMifcher Stücke. Auch diefes Buch
leicht noch längere Zeit hindurch einwandernden Stäm- iM in den Kreifen der bibelgläubigen Laien fehr bei-
men das dortige Gebiet zu eng wurde. fällig aufgenommen worden. Daß diefelben an einem

op-iin Wolf Baudiffin. peutero-und Tritojefajas (ii4fg. 124—125), an der Ver-

d_legung Daniels in die makkabäifche Zeit (152 fg.), an

der Zerlegung der als einheitlich überlieferten Prophet

en-

Les etapes de la revelation en Israel par H. Vuilleumier, fchriften keinen AnMoß genommen zu haben fcheinen

R. Hollard, H. Trabaud, J. Barrelet, L.Gautier. 2. edition. darf als ein Zeichen der Zeit bezeichnet werden.

Saint Blaise, Foyer Solidariste 1908. (131p.) 8« fr. 1.20 Straßburg i. E. P, Lobftein.

Perrochet, AI., L'evolution religieuse en Israel. Ibid. 1908.

(43p)'8o ' fr. —80 Kögel, Prof. Lic. Dr. Julius, Chriltus der Herr. Erläuterungen

Mercier,'Ch., Les prophetes d'lsrael. Ibid. 1908. (157p.) 8« ZZfruV'5'^ (Beiträ*! zur Förd^»g chrift"

fr. 1.60 llcner Rheologie. Herausgegeben von A. Schlatter

, u ■* „ „ii„;„„c und W. Lütgert. Zwölfter Jahrgang iqo8. 2. Heft 1

^SiÄ« Ä c. b_ Je. t7e I, m. $

Verlar des Foyer Solidariste beabfichtigt, eine hiblto- Kogel halt die herkömmliche Meinung für falfch, daß

thtqut d'e/udes religieuses zu gründen, welche, vor allem Phil 2, 5—n aufChriMus als Vorbild hingewiefen werde,

für gebildete Laien beMimmt, dem unter uns bekannten Paulus wolle vielmehr fagen, daß die Gefinnung zu den

Unternehmen der Religionsgefchichtlichen Volks- andere n ihre Begründung in dem Verhältnis zu ChriMus

bücher für die deutfehe chriMliche Gegenwart an haben muffe. ,Die verlangte Stellungnahme zu den Brü-

die Seite geMellt werden dürfte. Obgleich Mreng ge- dem wird als in der Gemeinfchaft mit ChriMus gegeben

nommen nur die dritte der oben genannten Schriften diefer und von ihr gefordert hingeMellt. Beides gehört eng