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Ausgabe:

1908

Spalte:

666

Autor/Hrsg.:

Wurm, Paul

Titel/Untertitel:

Handbuch der Religionsgeschichte. 2., verm. u. verb. Aufl 1908

Rezensent:

Volz, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. HinrichsTche Buchhandlung, Leipzig Jährlich 18 Mark

Nr. 24. 21. November 1908. 33. Jahrgang.

Nochmals der famaritanifche Jofua (Dalman).
Yahuda, Über die Unechtheit des famaritani-

fchen Jofuabuches (Fraenkel).
Wurm, Handbuch der Religionsgefchichte,

2. Aufl. (Volz).
Eerdmans, Altteflamentliche Studien. I. Die

Kompofition der Genefis (Volz).
König, Gcfchichte des Reiches Gottes bis auf

Jefus Chriflus (Volz).
Oesterley and Box, The Religion and Wor-

ship of the Synagogue (Schürer).

Couard, Die religiöfen und flttlichen Anfchau- V°!*'•Bru° Jron Qu"f"« Miffionar des
ungen der alttcftamentlichen Apokryphen und i ™m^h™ Oftens (Kattenbufch).

Baumgarten, Aus Kanzlei und Kammer (Sa-
lomon).

Crohns, Ein mittelalterlicher Prediger [Gott-
fchalk Hollen] über Liebe und Liebeswahn
(Schian).

Crem er, Rechtfertigung und Wiedergeburt
(Wendt).

Berichtigung (Tfchackert).

Pfeudepigraphen (Schürer).

v. Soden, Die Schriften des Neuen Teftaments

I, 3 (Bouffet).
Gregory, Canon and Text of the New Te-

ftament (Bouffet).

Bonwetfch, Grundrili der Dogmengefchichte
(Harnack).

Nochmals der famaritanifche Jofua.

Herr David Jellin zeigte mir heut Zufchriften, welche
er aus Nablus erhalten hat, in denen der Hohepriefter
behauptet, er habe in meinem Haufe nicht fich als Ver-
faffer des von Gafter publizierten Jofua bezeichnet, fondern
gefagt, daß feine eigene hebräifche Bearbeitung des
Jofua beffer fei als die von Gafter gedruckte. Das wider-
fpricht den Tatfachen. Ich legte ihm Gafter's Publikation
vor, und nur von ihr war die Rede. Außerdem hat er
im Sommer Herrn Lic. Dr. Kahle genau dasfelbe gefagt
wie mir, f. deffen Mitteilung auf dem Umfchlag des Gemeindeblattes
,Die Deutfche Kirche im Orient' Jahrg.
1908, Nummer 23 (23. Auguft). Indeffen bleibt möglich,
daß der Hoheprielter wirklich eine Weile gemeint hat,
feine hebräifche Uberfetzung des Jofua fei gedruckt
worden. Jedenfalls verfichert er jetzt, der von Gafter
gedruckte Jofua fei von dem jetzt lebenden Samaritaner
Margän verfaßt, welcher auch dasfelbe von fich ausfagt.
Beide verfichern ausdrücklich, daß nichts Altes diefer
Art bei ihnen exiftiere. Dies letztere ifl zweifellos die
,reine Wahrheit'.
Jerufalem, 30. Okt. 1908. Dalman.

Yahuda, Dr. A. S., Über die Unechtheit des famaritanifchen
Jofuabuches. (Sitzungsberichte der Königlich Preu-
ßifchen Akademie der Wiffenfchaften. XXXIX.) Berlin,
G. Reimer in Komm. 1908. (S. 887—914) gr. 8° M. 1 —

Der Verf. der vorliegenden Unterfuchung kommt,
was die kritifche Bewertung des von Dr. Gafter herausgegebenen
famaritanifchen Jofua anlangt, zu demfelben
Refultate wie Ref. in feiner Anzeige in Nr. 17 des laufenden
Jahrgangs diefer Zeitfchrift. Er ift aber über die dort
gegebene, wefentlich negative, Kritik infofern erheblich
hinausgekommen, als es 'ihm gelungen ift, eine arabifche
Vorlage als Original der merkwürdigen, in den Bibeltext
eingefchobenen 1 /mnen und Legenden nachzuweifen.

In einem Kodex der Berliner Bibliothek, der eine
famaritanifch-arabifche Chronik aus jüngfler Zeit enthält,
fand er den größten Teil diefer Stücke in annähernd
gleicher Form wieder und eine genauere Unterfuchung
ergab, daß 1) einige finnßörende Lücken des Gafter'fchen
Textes aus dem Araber ergänzt werden können und
2) einige mehrdeutige arabifche Wolter in ihm falfch
wiedergegeben find. Damit war der exakte Beweis, daß
diefe Zufätze aus dem Arabifchen flammen, erbracht.

Herr Yahuda behandelt in feiner Unterfuchung zu-
nächft das fprachliche Material mit befonderer Hervorhebung
der vielen Arabismen1, gibt dann einige Auszüge
aus dem arabifchen Texte, die fein Verhältnis zum
Hebräer deutlich machen und fchließt daran dieErklärune
der auch mit Benutzung der Vorlage nicht ganz leicht
verfländlichen Wendungen des hebräifchen Textes. Ref.
kann fich diefen forgfältigen und vielfach fcharflinnigen
Erklärungen faft durchweg anfchließen.

Man kann, wenn man diefe ausführliche Abhandlung
zu Ende gelefen hat, fragen, ob ein folcherText überhaupt
eine fo eingehende Kritik verdiente; aber die Antwort
darauf kann doch nur lauten, daß jede gelungene philo-
logifche Unterfuchung, vom Gegenstände ganz abgefehen,
methodifch immer ihren Wert behält. Diefer Grundfatz
muß auch für unferen Fall in Geltung bleiben.

Breslau. Siegmund Fraenkel.

Wurm, Paul, Handbuch der Religionsgefchichte. Herausgegeben
vom Calwer Verlagsverein. 2. verm. u. verb.
Auflage. Calw u. Stuttgart, Vertinsbuchhandlung
1908. (512 S.) gr 8° M. 5 —; geb. M. 6 —

Die neue Auflage ift in wichtigen Punkten fort-
gefchritten. Umgearbeitet ift der Abfchnitt über die
babylon. affyr. Religion, die kanaanitifchen Ausgrabungen
find tunlich berückfichtigt; Erweiterungen erfuhren die
Referate über das Altarabifche, Buddhismus und Islam,
griech. Religion (Myfteriendienft), römifche (Mithrasdienft)'
am kräftigften die über chinefifche und japanifche Religion
. Faft am unberührteften blieb das A.T., was
gegenüber dem augenblicklichen Stand der Dinge wundernimmt
. Befonders inftruktiv orientiert Verf. über die
Religion der wilden Völker; charakteriftifch ift für ihn
die Hochfehätzung der miffionarifchen Berichte, worin
ich ihm zuftimme. Das Buch bewährt fich als treffliches
auch äußerlich anfprechendes Handbuch.

Tübingen. Volz.

1) Nicht ganz zu billigen ift es, dall Herr Yahuda den Lefer erft
am Schluffe der langen Aufzahlung der Arabismen mit der Nachricht
von der Auffindung des arabifchen Originals überrafcht; es wäre richtiger
gewefen, für diejenigen Stellen, die genau zu dem von ihm entdeckten
Original ftimmen, dies immer gleich anzumerken. So kann man bei einzelnen
(z. B. |^.xl xLe xJ tLb-hj S. 892 unten) über das Sachverhältnis
noch zweifelhaft fein. — In dem arabifchen Texte 901, 16 fällt die Redensart
Xj^lzS? vtXJW (Js4*j auf (fo auch im Chronicle [Payne Smith] 332, 1
c_Jyif 4l*z0 J«*3); das ift wieder Uberfetzung aus dem Hebräifchen
(oder Aramäifchen).

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