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Ausgabe:

1908 Nr. 22

Spalte:

621-622

Autor/Hrsg.:

Papadopoulos, Chrysostomos A.

Titel/Untertitel:

Oi patriarchai Hierosolymon os pneumatikoi cheiragogoi tes Rosias kata ton is aiona 1908

Rezensent:

Meyer, Philipp

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 22.

622

wurde 1571 Pfarrer in Künzelfau am Kocher, 1580 in I Die Einflüffe der Patriarchen Paifios und Nektarios fallen
Niedernhall, wo er Sommer 1584 ftarb; Befchrcibung j in die denkwürdige Zeit des ruflifchen Patriarchen und

des Oberamts Künzelfau (Stuttg. 1883) S. 310, 738 und
künftig die druckfertige Studie des Ret. über Pierius. Der
Dichter M. M. ift wohl der Heilbronner Prediger Menrad
Molther, der Beziehungen zu Bafel hatte; RE 133, 303.
Das Abgangszeugnis S. 70. 91 lautet doch günftiger, als

Reformators Nikon. Hier liegt die Hauptbedeutung des
Buchs. Wir werden in die gefamten Kämpfe des großen
Mannes eingeführt. Neben ihm erfcheint auch die Proteus-
geftalt des Paifios Ligarides, des Mannes, der das Bekenntnis
wechleln konnte wie den Rock. Der griechifche

Theobald annimmt, denn dort ift gefagt, er habe fich ! Einfluß wird darin gefehen, daß die ganze Reformbewegung
gehorfam und wohl gehalten. Nikons als Sieg des kirchlichen Hellenismus dargeftellt

Da und dort find Lefungen wohl infolge von Korrek- | wird. Hier finden fich auch Abdrücke von fonft feltenen
turdefekten zu beanflanden. Z. B. S. 37 III Z. 4 1. cura Schriften und Eilaffe, fowie Hinvveife, die die Aufmerkfam-
ftatt uua Z K ift nach Ilias 18, 328 zu verbeffern. S. 38 j keit der Forfcher auf diefem Gebiet verdienen. Dofitheos
IV Z 12' 1' senatui ftatt danatui. S. 56 Z. 1 1. Epihtet, , endlich fetzt in Kirchenpolitik und Belehrung den Einfluß
g mm 2, 20 ift higender jedenfalls, Z. 21 tedigkait j feiner Vorgänger fort. Er ift der Grunder der griechifchen
wahrfcheinheh falfch und zu lefen jetzunder, tedigung. Schule in Moskau. Unter ihm lehren die Brüder Lichu-
Auch Schlachtegk S. 84, das fich in Ritters Ortslexikon j des in Rußland.

nicht findet, ift zweifelhaft und erft nachzuweifen. S. 98 ' Die Darfteilung im ganzen Buch ift glatt und leicht.
Z. I v. u. l! epUfra»imata ftatt eprigr. j Man kann ohne Lexikon bequem folgen. Dem Verfaffer

gebührt das Lob, daß er diefe entlegenen Dinge uns
greifbare Nähe gerückt hat.

Hannover. Ph. Meyer.

Die Charaktei iftik am Schluß ift m. E. etwas zu günftig,
Naogeorg ift ein echter Humanift, der mannigfach an
Theod. Reysmann in feiner Unzuverläffigkeit und Leiden-
fchaftlichkeit erinnert. Als folcher dichtet er auch feine
Paftorallehre Virgils Georgica nach, aber er ift ein reichbegabter
Dichter. Aicher, Dr. Severin, Kants Begriff der Erkenntnis verglichen
Stuttgart. G- Boffert. mit dem des Ariltoteles. Gekrönte Preisfchrift. (Kant-

ftudien. No. 6.) Berlin, Reuther & Reichard 1907.
naizaöönovXoe, XQVOOÖTOpoq A, Ol xatQt&exat'leQoao- (XII> !37 S.) gr- 8° M. 4.50

kvnwv coq JtvEv/taxtxol xEiQayojydl xrjq 'Pmoiaq xaxa j D'e. vorliegende Schrift ift die Löfung einer von

wl 5 , . * *' „r «o fr , ! Preife gekrönt wurde. Die lehrreiche Problemftellung

xov Jiavaylov xcvpov 1907. (c, 214 p.) gr. 8 tr. 3 - , hat ejne gründliche Behandlung erfahren.

Im 17. Jahrhundert hat die Führung der orthodoxen In der Philofophie des Ariftoteles, des Heros der
Kirche nicht der ökumenifche Patriarchat. Er war viel- alten, und im Syftem Kants, des Bahnbrechers der neuen
mehr in mancherlei Heterodoxien verftrickt. Er neigte : Philofophie — fo heißt es in der Einleitung — find die
bald zum Proteftantismus bald zum Katholizismus. Die | zwei bedeutendften Verdiene gegeben, das fchwierigfte
Retter der Orthodoxie im 17. Jahrhundert waren die ; aller Probleme, das des Verhältniffes von Denken und
Patriarchen von Jerufalem. In ihrem entlegenen Winkel , Sein, von Subjekt und Objekt, zu löfen. Das Problem
waren fie auch den Bewerbungen der Politik und Kirchen- itt das gleiche, aber der Weg der Löfung gar verfchieden.
politik nicht fo ausgefetzt. Eine Reihe von tüchtigen .Ariftoteles fchreitet vom Sein zum Denken fort, Kant
Männern hat damals den Patriarchat in der heiligen Stadt | vom Denken zum Sein. Beim erfteren fügt fich das
geziert. Diefe Männer haben auch den Einfluß auf die Denken dem Sein, beim letzteren das Sein dem Denken',
fremden orthodoxen Kirchen vermittelt. Es kann daher 1 Beiden gemeinfam aber ift die durchgreifende Unter-
auch mit Recht von größeren Beziehungen zwifchen der : fcheidung von Formalem und Materialem, von Form und
griechifchen und ruffifchen Kirche der Zeit die Rede fein. 1 Stoff (S. 2). Daher behandelt zunächft der I. Teil der
Auch feitens der Ruffen ift fchon die Aufmerkfamkeit Schrift die ,Erkenntnisfaktoren' d. h. die Unterfcheidun<r
auf dies Verhältnis gelenkt. Freilich mit verfchiedener I von Stoff und Form im Erkennen. Nach Ariftoteles ift
Beurteilung. Begreiflicherweife fucht man von diefer Seite nur die Form, nur das Allgemeine, nur der Begriff Gegenden
Einfluß der Griechen eher zu gering als zu groß ftand des Wiffens. Die Materie ift ihrem ganzen Sein
einzufchätzen. Bereits 1891 hat Kapterew die Beziehungen nach unerkennbar, fie ift die Urfache dafür, daß das

des Patriarchen Dofitheos zu den Ruffen dargeftellt.
Weiteres allgemeines Material haben K. Palaeologos und
Kallinikos Delikanis durch Ausgaben von Patriarchal-
erlaffen gebracht. Auf Grund diefer Quellen und eigner
archivalifchen Studien in der Jerufalemer Bibliothek hat

Seiende dem Ei kennen eine Schranke fetzt. Das Subjekt
der Erkenntnis ift der vovq als das wahrhaft Denkende
und Erkennende im Menfchen. Auf diefe Scheidung der
Erkenntnisfaktoren wird aber zugleich die ,naturphilo-
fophifche Unterfcheidung' zwifchen Wirklichkeit und Mörz-

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der Verfaffer fein Bild von den Beziehungen der Jerufa- hchkeit angewendet. Die .Formen' wirken durch"V^rmftt-
lemer Patriarchen des 17. Jahrhunderts zur ruflifchen hing der Dinge auf den vovq, der zunächft (als voZq
Kirche gezeichnet. Er fieht in den Patriarchen Theophanes 1 nafrTjxixoq) den Formen gegenüber ein Potentielles ift
(1608—1645), Paifios (1645—1661), Nektarios (1661 — 1660) im hrkenntnisakte felbft aber eins mit feinem Objekte
und Dofitheos (1669—1701) die geiftlichen r uhrer Ruß- und reine form (als votq jtoir,xix6c) wird. Im Kantifchen
lands, eine Anficht, die vielleicht bei den Ruften nicht Syftem deckt fich das Begriffspaar Form und Stoff nicht
allzuviel Anerkennung finden wird. j mehr mit dem der Wirklichkeit und Möglichkeit im

In einem einleitenden Kapitel (1—36) fuhrt er zu- ; anftotehfehen Sinn, fondern geht auf die Erkenntnis felbft
nächft die Beziehungen bis zum 17. Jahrhundert vor, wobei und fcheidet das Produkt des Erkenntnisprozeffes in feine
die Zeiten des Florentiner Konzils, die der Gründung des 1 Elemente. Der IL Teil befchäftigt fich mit dem Erkennt-
Patnarchats durch Jeremias II und die Erlebniffe des nisprozeß. Der charakteriftifche Unterfchied wird hier
Kyrillos Lukaiis im weltlichen Rußland nicht ohne Intereffe darin gefunden, daß Ariftoteles die Möglichkeit und Wirkfind
. Die Tätigkeit des erften der Patriarchen dem hchkeit einer allgemeingiltigen Erkenntnis fchon voraus-
die Hauptdarftellung gewidmet ift, fällt in den Beginn fetzt und zu zeigen fucht, ,wie im Einzelnen der Erkennt-
der Herrfchaft des Haufes Romanow in Rußland. lhe°- nisprozeß vonStufe zu Stufe fortfehreitet, bis der Höhepunkt
phanes wird nach Rußland gerufen, gründet den Patriarchat in der Erfaffung des unwandelbaren, bleibenden Sei

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von Moskau, entfeheidet theologifche und Fragen des der Dinge erreicht ift', während Kant nach dem tiefften
Kultus, auch tritt er gegen den Einfluß der Jefuiten auf. | Grund und den Bedingungen diefer Möglichkeit felbft