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Ausgabe:

1908 Nr. 21

Spalte:

590

Autor/Hrsg.:

Bonnet, Joseph

Titel/Untertitel:

Éclaircissement de l‘Apocalypse 1908

Rezensent:

Bauer, Walter

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Seite 1

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589 Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 21. 590

und dadurch einen Anfporn bekommen, fich um folche ' jtavxoxQccxmQ, 15. 16 über xvQiaxrj ^«tpcr, 16 über jrodr/p^c.
innere Lebendigkeit zu bemühen, fo werden nicht nur j u. f. Verftändigerweife werden Beziehungen zwifchen den
fie, fo wird unter ganzes kirchliches Leben den Gewinn j Nikolaiten und dem Diakonen Nikolaus in Abrede ge-
davon haben. Dann werden die Laien mit wirklichem j (teilt (23), die Engel der Gemeinden als wirkliche Engel
Verständnis hinter die führenden Theologen treten; und ! betrachtet (S. i8f.), findet das aov 2, 20 keine Gegenliebe,
dann werden wir beffere Hoffnung haben, den Druck J Zu 2, 1 empfiehlt Hort die Lesart: rm dyyiXop xcp sp
der Lehrgefetzlichkeit, der noch auf unferen Geiftlichen ! 'E<piom exxXqOiaq und widmet ihr einen befonderen Ex-
und unfern Schulen liegt, abzufchütteln und wahrhaftige ! kurs(38—40). Da er an der Einheitlichkeit der Apokalypfe
Zuftände zu erringen. fefthält (XIV), werden Fragen der Kompofition (etwa

Diefe Aufgabe, ein neues Bibelverftändnis zu gewinnen, ; zu 1, 1—3) nirgends aufgeworfen. Religionsgefchichtliche
wird manchen Lefer fchwer bedrücken. Die Flrklärer i Erörterungen, zu denen z. B. die heben Geifter I, 4 Anlaß
haben fich aber bemüht, den Lefern diefe Aufgabe zu hätten werden können, fehlen. Das ift gewiß weniger
erleichtern. Soweit nämlich nicht fchon aus der gefchicht- j ein Symptom der Zeit, in der diefe Erläuterungen entlichen
Erklärung die religiöfen Gegenwartswerte von j (landen find, als charakteriflifch für das Mißtrauen, mit
felber hervorleuchten, bemühen fich die Ausleger, fie j dem die englifche Auslegung überhaupt folchen Er-
abfichtlich ans Licht zu ziehen. Diefe Aufgabe, den klärungsverfuchen gegenüberfteht. Ihr fagt es mehr zu,
bleibenden religiöfen Wert des ftreng gefchichtlich er- wenn zum Verftändnis der Vorftellung vom Feuerfee auf
klärten Dokuments deutlich zu machen, hat wohl keiner ' die Sintflut und Sodoms Ende verwiefen wird (27).
glänzender gelöft als Heitmüller beim Johannesevangelium. [ Der Herausgeber hat in erfter Linie an Studenten
Aber auch an Orten, wo man es zunächft kaum vermutet, j gedacht, die fich neben Kenntniffen eine fichere Methode
z. B. in der Johannesoffenbarung, wird der Lefer zu j erwerben wollen. Aber auch die Forfchung kann manches
Quellen ewigen Lebens geführt; oder auch aus der | aus dem Buch entnehmen.

knappen, fchlicht fachlichen und notwendigerweife ftreng Marburg i H Walter Bauer

kritifchen Auslegung der Apoftelgefchichte durch Knopf, _&__

leuchtet immer wieder das Bild des großen Heidenapoftels ■

unvergänglich hervor. Und auch das wird verftändigen, Bonnet, DD. Joseph, Eclaircissement de l'Apocalypse. Fri-
vom Infpirationsdogma befreiten Lefern zur Förderung j bourg, Impr. et Libr. de Saint Paul 1908. (IV, 48 p.)

. ----^ _ _ t-r

ihres religiöfen Urteils dienen, wenn ihnen recht deutlich
gemacht wird, wie weit die nüchterne und ängftliche
Frömmigkeit der Paftoralbriefe von dem Heroismus und
Idealismus eines Paulus abfteht. So dürfen wir wohl fagen,
daß das Ziel, eine gefchichtlich zuverläffige und religiös
fruchtbare Laienbibel für unfere Gebildeten zu fchaffen
im ganzen, muflergiltig gelöft ift. Der Fortfetzung
— zufammenfaffende Darfteilung des apoftolifchen Zeitalters
— und dem altteftamentlichen Gegenflück—aus

gr. 8° fr. 1

Der Lefer empfängt hier die Offenbarung nach der
natürlichen Anordnung', die fich keineswegs mit der von
Johannes befolgten prophetifchen deckt. Der Text wird
nach der Vulgata mitgeteilt in der Überfetzung von
Boffuet, die gelegentlich unter Rückgang auf das Grie-
chifche verbeffert ift. Außerdem macht der Verfaffer
eine Anzahl Bemerkungen, die den Schlüffel zu den Rätfein

"c"ü""k "j" ! der Apokalypfe liefern follen. Er rühmt, die meiften
führliche Erklärung der wichtigften Schritten des feien ^ Leider fteht diefem Vorzug der Nachteil
A. T. — fehen wir mit großer Erwartung entgegen. gegenüber, daß fie blühender Unfinn find. Die fieben

Frankfurt a. M. Schufter. Hörner des Lammes follen die fieben Sakramente bedeuten
, die zwei Zeugen Peter und Paul. Zwar werden
fie in der Stadt getötet, in der auch ihr Herr gekreuzigt
ift. Aber daß damit nicht Jerufalem fondern Rom gemeint
fei, wird jeder zugeben, der fich klar macht, daß
Pontius Pilatus ein römifcher Beamter war. Die zwei Tiere
und die Hure (teilen die Welt vor, die fich aus Hochmut,
falfcher Erkenntnis und Fleifchesluft zufammenfetzt, die
zwei Flügel des großen Adlers einmal die Zuflucht, welche
Maria bei Johannes findet, fodann die beiden Arme des
Kreuzes. Denn dasfelbe Symbol kann alles mögliche

Hort, late Prof. F. J. A., D.D., D.C.L., LL.D., The Apoca-
lypse Of St. John I—III. The greek text with introduction,
commentary, and additional notes. London, Macmillan
and Co. 1908. (XL1V, 48 p.) gr. 8« s. 5 —

Das Buch reiht fich an die beträchtliche Zahl
pofthumer Werke Horts, welche bisher ediert worden find.
Es erörtert in einer Einleitung die wichtigften der von
der Apokalypfe geftellten Probleme, bietet fodann den
Text der drei erften Kapitel mit Noten, um mit zwei

1 ext der tirci cnicu iapm.i —-« "i-", «... ...... -« , , „ . . ., ----- ----1,-.—

Fxkurfen und mehreren Indices zu fchließen. Wir haben bedeuten. Sapienh sat. Mitzuteilen, was der Verfaffer
es mit dem Heft einer Vorlefung zu tun, die Hort 1879 ! u.ber da,s Tler, mit der Zahl und der Todeswunde, die

und wiederum 1889 gehalten hat. Ergänzungen aus den Ausmeffung des Heihgtums, den Wafferitrom u. a. zu-

NachTcnriften von Zuhörern finden fich ganz vereinzelt [ammenphantafiert, hieße unerlaubte Platzverfchwendung

in Klammern beigefügt. Das Werk vertritt alfo eine tre»ben Es ift das alles ganz ebenfo willkürlich wie die

Pofition die fein Autor vor faft zwanzig Jahren einge- ^gründe gelegte natürliche Anordnung',
nommen hat . Das darf man nicht aus den Augen ver- Wj,rd.g befchloffen wird das Heft durch einen gegen

Seren" wenn man Urteilen begegnet wie dem, daß eine ^S^^^J^ Riefen katholifche'n Ge-

nur kleine Gruppe von Gelehrten, mit der auseinander
zufetzen fich nicht lohne, den Apoftel Johannes als Verfaffer
des Etvangeliums wie der Offenbarung ablehne (S. XI).
Hort führt beide Schriften auf den Zebedaiden zurück
(S. XII. XXXVII—XL). Das Papiaszeugnis über deflen
Tod b eruhe auf Mißverständnis oder Konfufion (XLIV).
Die Apokalypfe fei etwa ein Menfchenalter vor dem
Evangelium und den Briefen abgefaßt, in den erften
Monaten Vtfpafians, als letztes neuteftamentliches Buch
vor der Zerstörung Jerufalems (XLIII). Doch weiß Hort,
daß die äußeren Zeugniffe, die mit echt englifcher Gründlichkeit
verhört werden (XIV—XX), für die Zeit Domitians
entfcheiden würden.

Die Noten bieten fprachlich und begriffsgefchichtlich
reiche Belehrung; f. S. 3—5 über ctjcoxaXvrpig, 13 über

lehrten trifft der Vorwurf, eine Fülle von Schimpf auf
das göttliche Buch gehäuft zu haben. Von über zwanzig
Theten, die — freilich ohne den Stoff zu erfchöpfen —
aus feinem Kommentar zufammengeftellt werden, find
einige direkt häretifch, jede einzelne ein Denkmal fkanda-
löfer Pietätlofigkeit. Solche starken Ausdrücke fcheint
Bonnet für nötig zu erachten, weil feiner Meinung nach
derartigen moderniftifchen Exzeffen gegenüber die Enzyklika
Pascendi allzu gemäßigt ausgefallen ift.

Marburg i. H. Walter Bauer.