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Ausgabe:

1908 Nr. 19

Spalte:

531-534

Autor/Hrsg.:

Grégoire de Nysse, Discours catéchétique. Text grec

Titel/Untertitel:

traduction française, introduction et index par Louis Méridier 1908

Rezensent:

Dräseke, Johannes

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 19.

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wohin fie es mit ihrer ,Heiligung des Mammons durch I und die wichtigffen Schriften des Gregorios. In einem

fittliche Zwecke' gebracht hat, der begeifterte Paffus zweiten {IL Donnees historiqucs et doctrinc de l'ouvrage

über den von Jefus nicht genügend gewürdigten Wert p. XII—LV) Abfchnitt verbreitet er fich, auf Grund der

des Kapital-Sammelns aus (S. 127); von der fürchterlichen j beften Quellen, unter denen Srawleys Introduction zu

Not, in die eben der Kapitalismus unfere ganze Gefell- feiner Ausgabe des Aoyoq xaxnyj]xixöq, (Cambridge 1903),

fchaft gebracht hat, kein Wort weder an diefer noch Harnacks Lehrb. d. Dogmengelchichte (franz. Überfetzg.)

einer andern Stelle. Und am Schluß des Jefusbildes noch und Möllers bekannte Gregorios-Differtation (Halle 1854)

einmal der Kampf gegen das Wunder, fodaß der Lefer befonders hervorgehoben fein mögen, in fehr verftändiger

zuletzt ftark unter dem Eindruck der Negation die Lek- Weife eingehend über die Stellung der Schrift innerhalb

türe fchließt, zweifellos gegen die Abficht des Verfaffers. i der Entwicklungsgefchichte der chrifll. Glaubenslehre, die

Daneben ganz ficher Vorzüge der Darfteilung, nur I Bedeutung des Nyffeners in der ftreitenden Kirche feiner

fchon die Offenheit und Furchtlofigkeit in der Ausfprache Zeit, den in der Schrift zutage tretenden Einfluß des

der Kritik gegenüber fo vielem Verfteckfpiel unferer J Origenes (I, p. XVIII—XXXV), deffen Lehre von der

Tage, auch vereinzelte fchöne Stellen über Jefu Frömmig- äjtoxaxäozaöig er bekanntlich feftgehalten (Aöy. xaz. 35

keit. Aber ich meine, wir follen an jede Schrift, die
jefus popularifieren will, den höchften Maßftab legen,
und zweifle, daß Heyns Jefus dann beftehen kann. Es
ift nicht der Jefus, den wirklich moderne ftrenge Forfchung
erkennt, und erft recht nicht der Jefus, den unfere Zeit
braucht in ihren wirklichen religiöfen und fozialen Nöten,
die unfer Verfaffer, von feinem Kampf gegen die Orthodoxie
allein beherrfcht, gar nicht zu erkennen fcheint.

Bafel. P. Wernle.

GregoiredeNysse, Discours catechetique. Text grec, tra-

duetion frangaise, introduction et index par Prof. Dr.

Louis Meridier. Paris, A. Picard et Fils 1908. (LXXXV,

213 p.) 80 fr. 3 —

Es ift höchft erfreulich, daß man auch in Frankreich
fich jetzt ernftlich bemüht, die für die Gefchichte des j gängern zeigt, als fein unbeftreitbares Eigentum verbleibt,

u. 26), aber auch, worauf Srawley aufmerkfam gemacht hat,
des Methodios, des ausgefprochenen Gegners des großen
Alexandriners (II, p. XXXV—XXXVIII). Im Anfchluß
an Harnack behandelt M. ferner (III, p. XXXVIII—XLVI)
einmal die fachlichen Ubereinftimmungen zwifchen dem
Aöy. xax. und der berühmten Schrift De incarnatione, als
deren Verfaffer nach meiner wiederholt ausgefprochenen
und begründeten Üoerzeugung nicht Athanafios, fondern
Eufebios von Emefa angefehen werden muß, fodann
(IV, p. XLVI—XLIX) den allgemeinen Zufammenhang
der Gedanken des Nyffeners mit Piaton und deffen Phi-
lofophie, während die von Srawley (bei M. V, p. XLIX/L)
auf Ariftoteles zurückgeführten Befonderheiten vielleicht
beffer aus neuplatonifchem Einfluß zu erklären find. In
einem letzten Abfchnitt (VI, p. L—LV) würdigt M. dasjenige
, was Greg., nach Betrachtung alles deffen, was ihn
im Zufammenhange mit Zeitgenoffen und großen Vor-

Chrifientums und feiner Lehre wichtigflen, oft fchwer j und das ift in der Tat nicht wenig. Wenn M. hier im
befchaffbaren Quellenfchriften durch billige, alles zur j Anfchluß an Srawley fchließlich auch, freilich mit aller
Erforfchung jener in den notwendigften Beigaben ent- ; Vorficht, auf Gregorios' Abendmahlslehre zu fprechen
haltende Ausgaben allgemeiner zugänglich zu machen. | kommt und auf Berengar und Lanfranc fowie den Damas-
Diefem Zwecke dient die oben genannte, von Hemmer zener und die 2. Nicänifche Synode von 787 wenigftens
und Lejay herausgegebene Sammlung, innerhalb der die einen Blick wirft, fo möge hier auf die in diefer Hinficht
vorliegende Gregorios-Ausgabe die 7. Veröffentlichung weit über das Herkömmliche hinaus neue Erkenntnis und
ift. Die Ausgaben, von denen bisher Justin. ApoL, Euseb. neues Licht verbreitende Arbeit von H. Pachali ,Soterichos

Panteugenos und Nikolaos von Methone' in der ZfwTh.
L, 3, S. 347—374 verwiefen werden. Unter Hervorhebung
der Tatfache, daß es uns an einer wirklichen Gefchichte
der griech. Abendmahlslehre bisher noch fehlt, weift dort
der Verf. auf den Hauptfehler hin, der die Löfung der
eigentlichen Aufgabe verhindert hat, und gibt auf Grund
der Quellen, unter befonderer Berückfichtigung der beiden

Hist. eccl. I—IV, Tert. de paen. de pud., Tert. de praescr.
haer., Patr. apost. Doctr. apost. Ep. Barn., Greg. Naz. Or.
in Cacs. et Basil. erfchienen find, bieten in fauber aus-
geftatteten Bänden {dans le format in-12, . . d'un prix
extremement modique, les plus gros volumes de 500 pages
ne devant pas depasser 3 fr. 50) Einleitungen, krit. und
erklärende Bemerkungen, fprachliche und fachliche Indizes
den z. Z. jedesmal beften vorhandenen griech. bezw. { von ihm eingehend behandelten mittelalterlichen Kirchcn-
lat. Text und eine franzöflfehe Überfetzung. Letztere, | lehrer, neue Grundzüge der Entwicklung der Abendmahlsüberhaupt
jede andre, wie deutfehe oder englifche, nur lehre, deren Beachtung und Würdigung auch von katho-
nicht lateinifche Überfetzung, ift neben der Urfchrift lifcher Seite nicht wird umgangen werden können. Ent-

jedenfalls dann befonders wünfehenswert, wenn diefe un
gewohntere Schwierigkeiten birgt. Indem fie letztere
dem denkenden Lefer auf gefchickte Weife ebnet, wächft
diefem die Teilnahme am Stoff nicht minder wie an der
Form. Und folche Schwierigkeiten find in Fülle vor

fprechend dem von der Leitung des Unternehmens auf-
geftellten, oben erwähnten Grundfatz hat M. den beften
vorhandenen Text feiner Ausgabe zugrunde gelegt,
nämlich den der zuvor fchon genannten Ausgabe von
Srawley. In einem Schlußabfchnitt der Einleitung (III.

handen, füllten wir es felbft mit dem an Piaton gebildeten 1 Le texte p. LVI/LVII) gibt er Auskunft über diefe und

und von den vortrefflichften Meiftern gefchulten, überall
an die Blütezeit griechifchen Schrifttums erinnernden Stil
des Nazianzeners, des Bafileios oder des Gregorios von
Nyffa zu tun haben. Die Herausgeber enthalten fich
jeder Einmifchung in religiöfe Streitigkeiten, ein Grund

die zahlreichen von dem Herausgeber benutzten hdfchrftl.
Hilfsmittel, infolge wovon deffen Text bemerkenswerte
Unterfchiede von den Parifer Ausgaben und der doch
nur einen flüchtigen, ganz unkritifchen Nachdruck diefer
darftellenden in der Mignefchen Patrologie aufweift. Ob

fatz der nur gebilligt werden kann. Weniger fcheint es geraten war, daß Meridier von der Ausgabe Oehlers

mir'der andere billigenswert: ,Les ouvrages trop longs (Biblioth. d. Kirchenväter II. Leipzig 1858) gänzlich abfah,

serontpresentes dans leurs parties essentielles, reliees par obwohl diefer fleh der Mängel feiner — nur als vorläufig

des analyses'. Er erinnert allzufehr an die infolge der bezeichneten — kritifchen Grundlage fehr wohl bewußt

neueften preuß. Lehrpläne maffenhaft entftandenen, oft
jämmerlich verftümmelten Ausgaben der griech. und lat.
Klaffiker, über die f. Z. Krumbacher irgendwo mit vollem
Recht die beißende Lauge feines Spottes ausgegoffen hat.

war (vgl. a. a. O. I, S. VI. XIII. XIV), dürfte angefichts
der folgenden, auf Oehler (der hier Krabingers Ausg.
des Aöy. xar., München 1838, zugrunde legte) zurückzuführenden
Verbefferungen zweifelhaft erfcheinen. So

Sehen wir uns Meridiers Leißling nunmehr etwas genauer | ließ M., der mit Beibehaltung der alten Kapitel-Einteilung
an. In feiner Introduction gibt er zunächft (I, Vie de innerhalb diefer zwar durch eingeklammerte Zahlen ge-
Gregoire p. V—XII) eine kurze Überficht über das Leben ! kennzeichnete Unterabteilungen gibt, leider aber nicht