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Ausgabe:

1908 Nr. 18

Spalte:

509-511

Autor/Hrsg.:

Charles, R. H.

Titel/Untertitel:

The Testaments of the twelve Patriarchs 1908

Rezensent:

Schürer, Emil

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509 Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 18. 510

war. — Eine fehr wertvolle Beigabe ift der forgfältige bei (Proleg. zur Ausg. S. XXIII—XXXII). Am wichtigften
Index der griechifchen Worte, welchen wir weiblichem fcheinen diejenigen Fälle, wo der unverftändliche grie-
Fleiße verdanken. 1 chifche Text angeblich nur als wörtliche Überfetzung

tt- c,|,iirpr eines korrumpierten hebräifchen fich erklären läßt
Gottingen, b,. bcnurer. ^ XXVII—XXXII). Bei näherer Prüfung fchmilzt aber

diefe ftattliche Lide (lark zufammen. Wie notwendig
Charles, R. H., D.Litt., D.U., The Testaments of the twelve die Vorficht gegenüber folchen, auf den erften Blick oft
Patriarchs. Translated from the Editor's Greek Text, beftechenden Erklärungsverfuchen ift, mag das Beifpiel
and edited, with introduction, notes, and indices. Eon- ; Schnapps zeigen. FürÜm ift der wichtigfte Beleg diefer
j a j r-u di 1 ~o /vrviT „1 nr so Artjoleph. 17, 4: ort aittozneipa zo aoyvoiov avzolc, was

don, A. and Ch. Black 1908. (XCVII, 247 p.) gr- 8^ [ er (als meine Brüder erkannten), ,daß ich ihnen

s- *5 das Geld abgewendet hätte'. Da dies finnlos ift, nimmt
Schon einige Monate vor dem Erfcheinen feiner Schnapp an, daß der Überfetzer qS3 (Befchämung) und
Ausgabe des griechifchen Textes hat Charles diefe eng- ! C|M verwechfelt habe (Kautzfch's Apokryphen und Pfeud-
lifche Überfetzung der Teftamente der zwölf Patriarchen ; epigraphen II, 459. 501). Es ift aber alles in Ordnung,
mit Anmerkungen und einleitenden Unterfuchungen 1 ajtioroeipa heißt,zurückgegeben habe', nach der bekannten
veröffentlicht. Die Überfetzung ruht felbftverftändlich j Erzählung Gen. 42, 25 fr. Das ftärkfte Argument für
auf dem von ihm hergeftellten neuen Texte. Dies ift im | Annahme einer hebräifchen Urfchrift dürften die etymo-
wefentlichen der Text der rt-Rezenfion, doch fo, daß logifchen Erklärungen der hebräifchen Namen fein (zuCharles
nicht fklavifch diefer einen Handfchriftenklaffe ! fammengeftellt von Ch. S. XXVIf.). Aber felbft diefe lind
folgt, fondern da, wo die andere Klaffe ficher vorzuziehen 1 nicht entfcheidend, da ähnliches fich auch bei Philo findet,
ift, deren Text wiedergibt. In allen wichtigeren Fällen Immerhin wird die hebräifche Urfchrift um fo wahrwird
auf die Abweichungen der Handfchriften in den ; fcheinlicher, je früher man die Abfaffung anzufetzen hat.
Anmerkungen hingewiefen oder da, wo die Abweichungen Am fchwächften find wohl Charles' Ausführungen

ftärkere find, die Texte in Parallelkolumnen nebeneinander j über die Abfaffungszeit. Er hält es für ficher, daß die
wiedergegeben. — Die reichhaltigen Anmerkungen geben Hauptmaffe des Textes (abgefehen von den nicht fehr
außerdern wertvolles Material zur Erklärung des Textes, umfangreichen jüdifchen und chriftlichen Interpolationen)
Da in diefer Hinficht bisher noch fehr wenig gefchehen [ zur Zeit des Johannes Hyrkanus und zwar genauer
ift gebührt Charles faft überall das Verdienft, den erften nach der Zerftörung Samarias, aber vor dem in die
Grund zur fachlichen Erläuterung gelegt zu haben. Da letzten Jahre Hyrkans fallenden Konflikt mit den Phari-
die Patriarchen ihre Lebensgefchichte in Anlehnung an fäern, alfo 109—107 vor Chr. gefchrieben fei (Prol. zur
die Erzählungen der Genefis, wenn auch mit ftarker Er- Überf. S. LI— LIII, vgl. S. XV). Seine Hauptbeweisftelle
Weiterung und Ausfchmückung derfelben erzählen, fo ift Lev. 8, 14 ort ßaöiXsvq ex zov 'lovöa dvaOzxjöezai
gehört zur Erläuterung auch der Nachweis der Parallelen xdi xoirjoei lepazelav viav, und 8, 15: 7) öi jtaoovoia
im A. T. Im Intereffe leichter Orientierung hätte man , avzov dyajcrjzrj eöziv olq jtQoopr)zi]c, vyiozov. DerKönig,
diefe Nachweife noch etwas vollftändiger gewünfcht. | der ein neues Prieftertum errichtet habe und zugleich
Die umfangreichen l'rolegomena decken fich zum 1 Prophet gewefen fei, könne nur Johannes Hyrkan fein.
Teil mit denjenigen der Text-Ausgabe, aber mit dem i Da aber die Hasmonäer Priefter aus dem Stamme
Unterfchied, daß einzelne Abfchnitte in diefen, andere Levi waren, fo ift das ix rov 'lovöa recht unbequem,
in jenen weiter ausgeführt find. Die Prolegomena der Charles lieft daher iv zm 'lovöa, was von der armenifchen
Text-Ausgabe geben namentlich die Unterfuchungen über ; Überfetzung zwar geftattet, aber nicht gefordert wird, und
die hebräifche Grundlage des Textes oder vielmehr, nach angefichts der Einftimmigkeit der griechifchen Zeugen
Charles' Meinung, der beiden Texte in größerer Ausführ- ■ m. E. unzuläffig ift. Die Deutung auf das Prieftertum
lichkeit, während die Prolegomena der Überfetzung fich j der Makkabäer ift allerdings fchon von Bouffet (Zeitfchr.
eingehender über die Entftehungsverhältniffe und den f. d. neuteft. Wiffenfch. 1900, S. 165—167. 106) gegeben

theologifchen Gehalt der Teftamente verbreiten.

worden. Aber daß hier mindeftens Einzelnes, wenn nicht

Mit großer Zuverficht tritt Charles für Annahme das Ganze (8, 14—15) von chriftlicher Hand herrührt,
eines hebräifchen Grundtextes ein. Ja er glaubt nach- Rheint mir unfraglich1). Die Stelle ift daher für die

weifen zu können, daß die beiden Rezenfionen des Beftimmung der Abfaffungszeit der Grundfchrift überhaupt
griechifchen Textes, die a-Klaffe und die ßVKlaffe, auf nicht zu brauchen. Die Abfaffung nach der Zerftörung
zwei verfchiedene Rezenfionen des hebräifchen Samarias durch Johannes Hyrkan foll aus Levi 5—6, 5
Textes zurückgehen (Proleg. der Text-Ausg. S. XXXIIff., folgen, wo aber gar nicht von Samaria, fondern nur von
der Überfetzung S. XLVII ff.). In letzterer Hinficht ift der Sichern die Rede ift.

Beweis trotz alles von Ch. aufgebotenen Materiales nicht Die Tatfache, daß die jüdifche Grundfchrift durch

erbracht. Man erwäge z. B. folgende Varianten: Test. 1 chrift liehe In terp olatio n en erweitert ift, erkennt felbft-

8 evydc PayvrtX Napht. 3, 2 a 01 aGzepeg ov XOAVWOVOi »wuuwai sm. nur ein paar Worte oder einen Satz ein,
= ß Ol dozemc ovx aXXoiovöi. Zur Erklärung folcher indem er die Umgebung der jüdifchen Grundfchrift zuVarianten
bedarf es nicht erft des fcharffinnigen Zurück- Ichreibt. Man kann ja in vielen Fällen über den Umfang
gehens auf verfchiedene hebräifche Vorlagen. Das find der chriftlichen Einfchübe zweifelhaft fein. Daß fie aber

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anz leicht erklärliche inner-griechifche Varianten. Und yon bedeutend größerem Umfang find, als Ch. annimmt,
das gilt meines Erachtens von der ganzen von Ch. auf- halte ich für zweifellos,
geftellten Lifte Bei der überwiegenden Identität der , Die Einfchrankung der chriftlichen Einfchübe auf
griechifchen Texte dürfte man zu jener künfilichen Er- | einen fo geringen Umfang ift von weittragender Bedeutung

klärung nur auf Grund fehr zwingender Tatfachen feine -

Zuflucht nehmen. Die Sache ift um fo unwahrfcheinlicher, ,j w

/Aihucht nehmen. Die Sache ift um lo unwanriciieiniienci, 1 ,j yvenn 8i zu Levi gefagt wird. 6iaLns9.,

als die beiden Text-Klaffen keineswegs reinlich Von ein- oerai ro <mi(>/xa aov, fo müflen damit drei gleichzeitig nebeneinander
ander gefchieden find, fondern fich mannigfaltig mit- i Kategorien des Stammes gemeint fein. Daher wird 8, 12

einander berühren. — Ernfthcher ift die Präge zu erwägen
, ob überhaupt eine hebräifche Grundfchrift anzunehmen
ift. Charles bringt dafür eine Fülle von Belegen

Cd /tpiuro« xh'nwg taxai utyaq- xal vnep avxöv ov yevöotxat exeooc)
auf das Iloheprieftertum gehen, 8, 13 ift direkt das Prieftertum eenannt-
man erwartet daher als dritte Kategorie die Leviten, die 8, u_k durch
den chriftlichen Bearbeiter befeitigt zu fein fcheinen