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Ausgabe:

1908 Nr. 16

Spalte:

460-467

Autor/Hrsg.:

Weiß, Bernhard

Titel/Untertitel:

Die Quellen des Lukas-Evangeliums 1908

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 16.

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edlere wählend, z. B. jiQoq)r/xt]g ft. pdvxiq für feine eignen
Infpirierten; und doch folgt es hierin nur dem durch die
LXX feftgelegten jüdifchen Sprachgebrauch, der feiner-
feits wieder durch die Terminologie des hellenifierten
Ägyptens beftimmt war. Daß wir es vielfach nur mit
Überfetzung aus dem Hebräifchen zu tun haben, daß
dabei oft 2 Synonyma promiscue für ein femitifches Wort
gebraucht werden, weiß Trench natürlich, und illuftriert
es gelegentlich fehr gut; noch lieber betont er freilich,
daß auch in den Übertragungen eine gewiffe Konftanz
fich findet, z. B. Ööioq immer für Törl, dyioq für tö'Hß. An
der Hand von Hatch-Redpath ließe' fich das Syftem der
Äquivalente jetzt noch weit vollftändiger aufnehmen; das
Ideal wäre eine ftatifiifch-tabellarifche Darftellung etwa
folgender Art:

nxmyog
122 38

XSVTjq I JiQavq
14 I 3

xanuvoq
10

I

6?

■paa 11_29

_w *. ~jr_

Äl 23 9 . 5

S1 . I I

»n 9 6 1
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was natürlich mit Unterfcheidung der verfchiedenen Teile
der LXX kommentiert fein will. Bei Trench kommt es
aber doch oft fo heraus, als komme man mit Hilfe der
griechifchen Synonymik auf den Grund der Sache, auch
z. B. bei den Herrnworten, die doch auch nur in Überfetzung
vorliegen: was nützt uns die Beobachtung der
Feinheit des Wechfels zwifchen ctyaxäg rre und cpikS öe
Joh. 21, 15, wenn wir nicht wiffen, wie das Gefpräch
aramäifch gelautet hat?

Trench hat eine herzerquickende Zuverficht zu feiner
Synonymik: er gewinnt ihr nicht nur biblifch-theologifche,
fondern auch gefchichtliche Erkenntniffe ab, z. B. daß
der Knecht vJcriQExrjq Joh. 18, 22 nicht mit dem öovloq
18, 10 identifch fein kann, wie die alte Exegefe gelegentlich
behauptete; daß Mt. 22, 3. 13 die dovloi und die
öiaxovoi zu unterfcheiden find, führt ihn auf die Deutung,
die dann van Koetsveld weiter ausgeführt hat (f. Jülicher
II 425).

Shailer Mathews, Clyde Votaw und E. I. Goodfpeed, veröffentlicht
von Zeit zu Zeit der Erforfchung des Neuen
Teftamentes geltende ,hiftorifche und linguiftifche Studien'.
Der zweiten Serie derfelben gehört die vorliegende Schrift
an. Mit Rückgang auf das Sanskrit wird zunächft die
Grundbedeutung der Stämme yvo (vo) und psX fowie der
Präpofition /iExä feftgeflellt, hierauf der klaffifche Gebrauch
von (lExavoico, fiExa/ieXEt und verwandten Wörtern, weiterhin
ihr Vorkommen bei nachariftotelifchen, aber nicht-
jüdifchen Schriftftellern bis auf zirka 100 nach Chr. be-
fprochen und mit gut ausgewählten Beifpielen belegt.
Das gleiche Verfahren wird beobachtet bei dem Nachweis
der Verwendung in LXX, bei Philo und Jofephus,
Schriftftellern, die gleich Plutarch von dem Verf. zu dem
Zweck der Ausarbeitung diefes Heftes genau durchgeprüft
wurden. Endlich der neuteftamentliche Gebrauch.
Es zeigt fich, daß die im klaffifchen Griechifch herrfchende,
fpäter nicht mehr ftreng durchgeführte Unterfcheidung
von [lExavoEm und nExa^iElopai in der Weife wiederkehrt,
daß das erfte Wort eine Änderung der Willensrichtung
im allgemeinen oder mit fpezieller Beziehung auf eine
beftimmte Sünde, das zweite Reue bedeutet, vielleicht mit
Ausnahme von Matth. 21,30. 32, wo der Sinn fich mit
(lExävoia berührt.

Baden. PI. Holtzmann.

Weiß, Prof. D. Bernhard, Die Quellen des Lukasevangeliums.

Stuttgart, J. G. Cottafche Buchhandlung Nachf. 1907.
(XII, 296 S.) gr. 8° M. 6 —

— Die Quellen der fynoptifchen Überlieferung. (Texte und
Unterfuchungen zur Gefchichte der altchriftlichen Literatur
. Herausgegeben von A.Harnack und C. Schmidt.
Dritte Reihe, zweiter Band, Heft 3.) Leipzig, J. C.
Hinrichsfche Buchhandlung 1908. (IV, 256 S.) gr. 8°

M. 8.50

L

Das erfte diefer beiden Werke zerfällt in 5 Kapitel.
In dem erlten ,Lukas und Markus' wird gezeigt, daß
Lukas den uns vorliegenden Markustext Wort für Wort
bearbeitet hat. Zu Änderungen veranlaßt ihn das Be-
Die von Trench befolgten älteren großenteils wenig j ftreben, einen gefchichtlichen Zufammenhang herzuftellen
glücklichen Etymologien Hellt ein von Mayhew beige- und die Vorgänge im Einzelnen zu erläutern bez. zu
fteuerter Anhang richtig, man hätte diefe lieber an Ort , verbeffern. Am konfervativften find die Worte Jefu felbft
und Stelle eingefügt gefehen. Und ftatt etwa ein Drittel J reproduziert. Sonft vermeidet Lukas die Umffändlich-
der von Trench gebotenen Synonyma fortzulaffen, hätte keiten des Markus, ift aber nicht feiten im Intereffe der
der Uberfetzer lieber manche überflüffige Breiten des j Verftändlichkeit ausführlicher. Die zahlreichen Überein-
behaglich gefchriebenen englifchen Werkes kürzen follen. j ftjmmungen mit Matthäus innerhalb des von Markus
Es ift gewiß richtig, daß ein folches standard-work der j gebotenen Stoffs können nicht durch Benutzung erklärt
älteren Zeit pietätvoll behandelt fein will; aber der Uber- werden, denn Auffaffung und Tendenz des I. und 3.
fetzer hatte in diefem Falle das Recht zu fagen: ,frei j Evangelifien find ganz verfchieden, fondern erklären fich

nach Trench bearbeitet von'. Es ift zu hoffen, daß das
für den Ausleger des Neuen Teftaments, gerade auch
den praktifchen Homileten äußerft wertvolle Bnch folchen

(a) aus Zufall, (b) aus den gleichen Motiven, den fchwie-
rigeren Markustext zu glätten, (c) aus der mündlichen
Tradition, die neben der fchriftlichen Quelle noch fort-

Abfatz findet, daß bald eine umfaffendere Bearbeitung wjrkte. Daß den beiden Evangeliften ein verfchiedener
des Gegenftandes an feine Stelle treten kann. Dann wäre ! Markustext vorgelegen hat, ift eine Annahme, die an
es fchön, wenn auch auf Luthers Überfetzung ftatt oder | kejnem Punkt gefordert erfcheint. Befonders lehrreich
neben der englifchen Bezug genommen würde. j und ;n diefem Kapitel die fprachlichen Beobachtungen

Straßburg. von Dobfchütz.

Thompson, Ptffie Freeman, Ph. D., Mezuvotai and fieta/xelei
in Greek Literature until 100 a. d., including Discussion
of their Cognates and of their Hebrew Equivalents.
(Historical and Linguistic Studies in Literature related
to the New Testament. Second Series. Linguistic
and exegetical Studies. Vol. I. Part V.) Chicago,
The University of Chicago Press 1908. (29 p.) gr. 8<> | u^*" Wo

S. 10— li

In dem zweiten Kapitel wird von Lukas und Q gehandelt
. Es wird gezeigt, daß Q in derfelben Geftalt
dem Matth, und Luk. vorlag, und daß der urfprüngliche
Text und der urfprüngliche Zufammenhang ebenfo oft
bei diefem wie bei jenem gewahrt ift. Da die Motive
der Bearbeitung bei beiden verfchieden und durchfichtig
find und feiten an derfelben Stelle fich ausgewirkt haben,
fo ift die Quelle wiederherftellbar, zumal fie von Lukas
um einen Grad forgfältiger reproduziert ift als der Markus-

Die Direktion des Department of Biblical and Patristic j größere Freiheiten nimmt, da wird man dies — da er
Greek', beftehend aus den bekannten Namen E. Burton, ! fich in der Regel folche Freiheiten fonft nicht geftattet