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Ausgabe:

1908

Spalte:

425-428

Autor/Hrsg.:

Smith, George Adam

Titel/Untertitel:

Jerusalem, the Topography, Economics and History from the earliest times to A. D. 70. 2 Bde 1908

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. HinrichsTche Buchhandlung, Leipzig. Jahrlich 18 Mark

Nr. 15. 18. Juli 1908. 33. Jahrgang.

Smith, G. A., Jerusalem, the Topography, ; Zum Hebräerevangelium (Schmidtke).

Economics and History, 2 Bde. (Schürer). Steinmann, Der Leferkreis des Galaterbriefes

Powell, The supposed Hebraisms in the
t .laminar of the Biblical Aramaic (Steuernagel).

Groenmann, Het Vasten bij Israel (Nowack).

Steinbeck, Das göttliche Selbflbewußtfein
Jehl nach dem Zeugnis der Synoptiker (Thieme).

Steinführer, Das Magnificat Luc. I identifch
mit Pfalm 103 (v. Dobfchütz).

(H. Holtzmann).

Wilhelm, Deutfche Legenden und Legendare
(v. Dobfchütz).

Schaub, Der Kampf gegen den Zinswucher,
ungerechten Preis und unlautern Handel im
Mittelalter (Keller).

Kegesta pontificum romanorum ed. Kehr, Italia
Pontißcia vol. II. Latium (Keller).

Bernheim, Quellen zur Gefchichte des Inve-
flituiftreites, 2. Heft. (Mirbt).

Dammann, Der Sieg Heinrichs IV in Kanoffa
(Mirbt).

Bauer, Job.., Schleiermacher als politifcher
Prediger (E. Chr. Achelis).

Smith, George Adam, D.D. LL.D., Prof., Jerusalem, the
Topography, Economics and History from the earliest times
to A. D. 70. With maps and illustrations. 2 Bde. London
, Hodder and Stoughton, 1907—1908. (XX, 498
u. XVI, 6S1 p.) gr. 8° s. 24 —

Den ausgezeichneten Arbeiten, welche wir dem Ver-
faffer bereits verdanken (zuletzt: The Iiistoricalgeography
of the Holy Land 1894, f. Theol. Litztg. 1895, 121), reiht
fich diefe neue wertvolle Gabe würdig an. Zahlreiche
Artikel im Expositor 1903, 1905 und 1906 verrieten bereits
, daß er fich eingehend mit der Topographie und
Lokalgefchichte von Jerufalem befchäftige. Die reife
Frucht diefer Studien liegt uns nun in einem ftattlichen
zweibändigen Werke vor. In dasfelbe find die Artikel
aus dem Expositor eingefugt; aber der größere Teil des
Inhaltes ift neu.

Auch in diefem Werke, wie in der ,Hiftorifchen Geographie
des heiligen Landes' verbindet Smith das Topo-
graphifche mit dem Hiftorifchen, indem er fich dabei
als Grenze das Jahr 70 n. Chr. fetzt. Schon damit ift
gefagt, daß der Inhalt feines Werkes ein wefentlich anderer

welche controvers find (p. 44—49: Eacts and questions),
wendet fich hierauf der ,Geologie' zu (p. 50—60), wobei
rühmend der Auffatz von Blanckenhorn in der Zeitfchr.
des DPV. 1905, S. 75—120 genannt wird, darauf den
.Erdbeben', die in Jerufalem zwar feiten find, aber doch
auch vorkommen (p.61—74). Eingehend wird die Waffer-
verforgung Jerufalems behandelt (p. 75 —133), wofür eine
Anzahl tüchtiger Vorarbeiten zu Gebote (landen. In Betreff
der beiden großen Wafferleitungen von den Salomons-
Teichen her fchließt fich S. der jetzt wohl herrfchenden
Anficht an, daß die in höherem Niveau laufende die
ältere, die tiefer liegende, welche das Waffer von weiter
her leitet, die fpätere ift (p. 124—131); letztere hält aber
S. für das Werk des Herodes, fo daß die obere Leitung
noch älter fein würde. Bei dem Unternehmen des Pilatus
fowie fpäteren römifchen Arbeiten könnte es fich dann
nur um Reflaurationen gehandelt haben. Das ift möglich
. Aber fichere Beweife dafür, daß auch der jüngere
Bau fchon aus der Zeit des Herodes herrührt, fcheinen
mir nicht erbracht zu fein. — Sehr umfichtig find die
Erörterungen über ,Zion, üphel und die Davids-Stadt'
(p. 134—169). Gegenüber der neuerdings wieder von
verfchiedenen katholifchen Gelehrten verteidigten ,Tra-

jft'DaJS doCr V°o T°bGrru ' ?o?lr,ap !f T ie[ufale,m ! dition', daßZion der große Weft-Hügel fei, bleibt Smith
(2 Bde. 1853—1854). Wahrend Tobler das Jerufalem der

chriftlichen Pilger befchreibt, und die Stärke feines Werkes
in der überaus fleißigen Sammlung des Materiales

für die mittelalterliche und neuere Gefchichte der Stadt die Gefchichte des ,Zion' in der biblifchen Zeit verfolgt
befteht, faßt Srmth nur die bubhfche Zeit ins Auge und und dabd wahrfcheinlich gemacht, daß ,OpheP als Eigenhört
da auf, wo Tobler im Grunde erft recht anlangt. name zur Bezeich de5s füdlichen Ausläufers des Oft-
Dazu kommt, daß die letzten fünfzig Jahre durch die ; hü k (= Zjon) erft*> jn der fpäteren Zeit aufkam als

feft bei der längft gewonnenen Einficht, daß Zion der
Ofthügel ift, und zwar urfprünglich der füdliche Ausläufer
desfelben, wo die Davids-Stadt lag. Sehr forgfältig wird

unermüdlichen Forfchungen von Einzelnen und ganzen
Gefellfchaften, namentlich durch die mit großem Koften-
aufwand angeftellten Nachgrabungen der Engländer, aber
auch der Deutfchen und Anderer eine folche Fülle neuen
Materiales und ficherer Anhaltspunkte geliefert haben,
daß jetzt die Topographie für die vorchriftliche Zeit auf
einer ganz andern Balis aufgebaut werden kann als vor
fünfzig Jahren. In Smith' zufammenfaffendem Werke ift
diefes Material mit außerordentlicher Sachkunde, aber
auch — was ich befonders betonen möchte — mit um-
fichtigem Urteile verarbeitet.

S. teilt feinen Stoff in drei Bücher: Buch I: die
eigentliche Topographie, Buch II: The Economics and
Politics, d. h. Wirtfchaftsgefchichte und Verfaffungsge-
fchichte, Buch III: Allgemeine Gefchichte der Stadt mit
befonderer Berückfichtigung der Baugefchichte, von der
älteften Zeit bis zum J. 70 n. Chr. Buch I und II nehmen
den erften Band ein, Buch III für fich allein den zweiten.

Buch I (The topography, vol. I p. 29—271) befchreibt
zunächft die Lage, hebt dann — fehr praktifch — die
Hauptpunkte hervor, welche ficher find, und diejenigen,

man den Namen ,Zion' auch auf den nördlich vom ur-
fprünglichen Zion gelegenen Tempelplatz ausgedehnt
hatte (p. 153). — Ein befonderes Kapitel ift dem ,Tal
Hinnoms' gewidmet (p. 170—180). Diefes wird nicht nur
von Eufebius im Onomafticon, fondern auch noch von
neueren Forfchern wie Stanley und Warren mit dem
Tal Kidron zwifchen Stadt und Ölberg identifiziert.
Smith fetzt es mit den meiden Neueren wohl mit Recht
in den Süd-Weften der Stadt, weift aber darauf hin, daß,
als die Kenntnis der Lokalität verloren gegangen war,
,das theologifche Gehinnom' in der Tat mit dem Kidron
identifiziert worden ift. Diefe Identifizierung liegt wohl
fchon, was Smith entgangen ift, Henoch c. 26—27 vor
(f. meine Gefchichte des jüd. Volkes 3. Aufl. II, 552;
4. Aufl. II, 645). — Ein umfangreiches Kapitel behandelt
die Mauern der Stadt (p. 181—249). Für den Lauf der
füdlichen Mauer, über welchen man früher fehr im Un-
gewiffen war, find jetzt durch die Ausgrabungen von
Büß ziemlich fichere Anhaltspunkte gewonnen. Von den
drei nördlichen Mauern find aber die zweite und dritte
immer noch Gegenftand der Kontroverfe. Von der Be-

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