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Ausgabe:

1908

Spalte:

353-355

Autor/Hrsg.:

Winckler, Hugo

Titel/Untertitel:

Die jüngsten Kämpfer wider den Panbabylonismus 1908

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 12. 6- Juni IQ°8- 33. Jahrgang.

Win ekler, Die jiingften Kampfer wider denPan- , Vattaffo, Initia Patrum aliorumque scriptorum 1 Wordsworth, The precedence of English bi

babylonismus (Bertholet).
Staerk, Das alTyrifche Weltreich im Urteil der

Propheten (Giefebrecht).
Schmidt, H., Jona (Bertholet).
Die neuen griechifchen Bibelhandfcbnften (C.

Schmidt).

Anderfen, Anticlericus (Niebergall).
Schoenaich, Die Chriftenverfolgung des Kaifers
Decius (Krüger).

ecclesiasticorum Latinorum vol. II (Harnack).
Blank, Die Lehre des hl. Auguftin vom Sakramente
der Euchariftie (Kattenbufch).

shops and the provincial chapter (Kattenbufch).
Kaftan, Jul., Drei akademifche Reden (Elfenhans
).

Finke. Papfttum und Untergang des Templer- .. , ... „ . . , .

ordc's 2 Bde. (Grützmacher) Rofener, Moderne Propheten (Elfenhans,.

Seufe, H., Deutfche Schriften, herausgegeben

von lüblmeyer (Deutfch).
Ludwig, Neue Unterfuchungen über den Pöfch-

lianismus (Zfcharnack).

Randlinger, Die Feindesliebe nach dem natürlichen
Sittengefetz (Kattenbufch).
Claffen, Suchen wir einen neuen Gott1 (Nie-
bergallj.

Winckler, Hugo, Die jünglten Kämpfer wider den Panbaby-
lonismus. (Im Kampfe um den Alten Orient. Wehrund
Streitfchriften, herausgegeben von A. Jeremias
und H. Winckler. 2.) Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung
1907. (80 S.) gr. 8° M. 1 —

Hugo Wincklers Streitfchrift ift nominell gegen Hugo
Greßmanns Auffatz: .Wincklers altorientalifches Phantafie-
bild' (in ZWTh. 1906, 289—309) und Friedrich Küchlers
Schrift: ,Die Stellung des Propheten Jefaja zur Politik
feiner Zeit' (Tübingen 1906) gerichtet. Aber weniger
ihnen gilt Wincklers Proteft als ihren Hintermännern, den
.Lehrern diefer jungen Männer, welche fie durch oberflächliches
, aber autoritatives Aburteilen über Dinge, zu
deren Beurteilung ihnen felbft die Elemente fehlen, ermutigt
haben, das aus folcher Belehrung Gefchöpfte als
vviffenfehaftliches Gut anzufeilen, mit dem die Literatur
bereichert werden darf (S. 4). Und die Namen diefer

fchlicht und einfach die Tatfachen zufammengeftellt, die
für fein .Syftem' beweifend find; denn es ift trotz ihm
(S. 17 A 1) nicht an dem, daß ,wir mit dem bloßen
Material nichts anzufangen wüßten'. So weit liegt Israel
von Babel nicht ab, daß es Kennern israelitifcher Dinge
ganz am .geiftigen Bande' fehlen follte, um auch von der
Verarbeitung babylonifchen Materiales eine Ahnung zu
haben. Nur das haben bei allem guten Willen mit mir
manche meiner Fachgenoffen am bisherigen Material
vermißt, daß es wirklich das beweife, was W. will, und
doch bedürfte es nur diefes einfachen Beweifes der Tatfachen
, um uns von einem Tag auf den andern auf feine
Seite zu bringen. Dazu ift aber von feiner Seite erft
noch viel Kärrnerarbeit zu tun. ehe er als Baumeifter
andere meiftern darf. Wir müffen etwas mehr um den
Buchftabcn bitten, ehe wir uns den Geift gefallen laffen!
Wenn W. dagegen ,durch Ausbildung der neuen Auf-
faffung' den Augenblick fchon für gekommen hält, wo

Lehrer werden nicht verfchwiegen: es find Gunkel, mit es ,fich nicht mehr um den gelieferten Nachweis, fondern
deffen Erklärung (in der Chriftl. Welt 1907 Nr. 5, in) , um die Beurteilung des Altorientalifchen handelt'(S. 10 A),
fleh W. noch in einem Nachtrag auseinanderfetzt, und f° darf er fich über Zurückhaltung und Widerfpruch
P Jenfen. wahrlich nicht wundern!

Die Anklage .autoritativen Aburteilens über Dinge,
zu deren Beurteilung den Betreffenden felbft die Elemente
fehlen', kehrt im Verlaufe der Darftellung immer wieder,
und dabei läßt der fleißig wiederholte Hinweis, daß das
Fehlende im Wefentlichen in W.s eigenen Schriften zu

Und dazu tritt ein Zweites: Es fällt im vorliegenden
Schriftchen auf, wie oft W. betonen muß, daß er miß-
verftanden worden fei. Gelegentlich wirft er felbft Ed.
Meyer vor, deffen Buch: die Israeliten und ihre Nach-
barflämme ihm überhaupt vielfach Stoff zur Auseinanderfinden
gewefen wäre, keinen Augenblick vergeffen, daß | fetzung bietet, er habe, obgleich er fleh fonft die Mühe
es fleh in feinen Ausführungen letztlich um eine oratio i genommen habe, das Material, das er verwerte, durchzu-
pro domo handelt. Als eigene Auffaffung von der Pflicht denken (S. 5 A 3), nicht erfaßt, wovon er (W.) eigentlich

des Forfchers Hellt er auf, ,daß er die Dinge nötigenfalls
felbft zu fuchen hat, die ihm ein anderer nicht auf dem
Präfentierbrett bringt, wenn er darüber reden will' (S. 12).
Gut gefagt, wenn es ,Kennern' gelten foll, denen W. Interna
,zeigt' (S. 17). Aber vom Standpunkt des Alt-
teftamentlers aus, der nicht zugleich affyriologifcher Fachmann
fein kann und doch ohne Affyriologie nun einmal
nicht mehr auskommt, hätte ich gerade das zu wünfehen,
daß uns ein Affyriologe vom Schlage Wincklers (obgleich
er nicht zur Zunft der Affyriologen gehören will S. 8)
felber mehr ,auf dem Präfentierbrett' brächte. Eines
bringt er darauf wohl, fein Syftem, und zwar, was mir
fogar das Verdächtigfte daran ift, ein Syftem, das ,bereits
in den älteften Zeiten fertig vorliegt' (S. 12), aber die
Belege? ,Nicht darum handelt es fich, ob ich fie' (jene
Dinge) .nachweife', fagt W. überlegen, .fondern ob fie da
find. Alfo hineingefehen in die babylonifchen Texte und
in die Pyramidentexte' (S. 12). Als ob der Widerfpruch
gegen W.s Art die Dinge zu fehen nur aus Blindheit
gegen die offen daliegenden Tatfachen erfolgte! Nein,
W. bringe uns nur einmal ,auf dem Präfentierbrett' ganz

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gefprochen habe (S. 23 A). Ob nicht W.s eigene Ausdrucksweife
feinen Lefern das Verftändnis fo oft erfchwert?
Zur Erleichterung diefes Verftändniffes trägt z. B. nicht
bei, daß .babylonifch' im Sinne von Lehre von Babylon
einen Gegenfatz bilden kann zu .babylonifch' == altorien-
tahfeh (S. 17 A 2). Oder wenn W. von einem Staate
oder einem Volke Musri fpricht, das in einer beftimmten
Zeit feinen eigenen König hat und in einem ftaatlichen
Gegenfatz zu den Nachbarländern fleht, fo ift es gewiß
kein Verbrechen Ed. Meyers oder Küchlers, wenn fie
von einem ,Reiche' Musri reden, was ihnen W. doch fo
ftark übel nimmt (S. 32ff.). Aber fchlimmer ift, daß er
vergißt, was er felber früher gefchrieben hat. S. 50 fagt
er: ,Der ..arabifche Scheich" gehört dem Kritiker, nicht
mir, denn für mich ift Musri ein Land mit einem König'.
Nur daß es Musri-M.-M. S. 5 in W.s eigenen Worten
hieß: ,Die Könige von Musur .... waren tatfächlich
arabifche Scheichs', ebenda S. 16: ,Die Könige d. h.
Scheichs von Musur' (vgl. noch S. 12: ,Scheichs von
Musri')! Ferner S. 42 der vorliegenden Schrift fragt W.
pathetifch: ,Wo habe ich gefagt, daß kepu der Statthalter

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