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Ausgabe:

1908 Nr. 9

Spalte:

266-268

Autor/Hrsg.:

Battenberg, F. W. (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Wolff (Lupi), des Magisters Johannes, ersten Pfarrers an der St. Peterskirche zu Frankfurt a. M., 1453 - 1468, Beichtbüchlein 1908

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 9.

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in Speier 1213 und die Organifation der Pfarrkirche bis
1320. Er nimmt an, daß dem Diözefanbifchof jeder ent-
fcheidende Einfluß auf die Beftellung und Einfetzung
des vicarius perpetuus entzogen' gewefen fei. Allein
noch im 16. Jahrhundert mußte er dem Bifchof präfen-
tiert und von ihm konfirmiert werden; die Konfirmation
gefchah ficher erft, nachdem eine Proklamation des Prä-
fentierten und die Aufforderung zur Einfprache bei der
bifchöflichen Kurie binnen eines kurzen Termins vorausgegangen
war. Vgl. Regesta Ep. Const. 2,298 Nr. 5490.
Sehr lehrreich ift die mit dem Handwerk (Meifter, Ge-
fellen, Lehrlinge) vergleichbare Abftufung der Kleriker:
1) Pfarrer 2) der Gefellpriefter oder Helfer und 3) Schüler
und die genaue Beftimmung der Einkommensteile des
Domkapitels und der Priefter an der Pfarrkirche, wie
der Kampf gegen die Bettelorden, unter denen 1268
auch die Brüder von der Buße Jefu Chrifii, die Reuer

Domkapitels, tüchtige Männer für die Pfarrei zu gewinnen
.

Zu berichtigen wäre S. 243 Anm. 2, die Annahme,
daß die Urkunde des Herzogs Friedrich W. U. 1, 412
aus den Jahren 1099—110611. 1111—1118 Mammen könne.
Letzteres ift unmöglich, da Bifchof Adalbert von Worms
1107 6. Juli ftarb. S. 6 Anm. 4. Die Pfarrei Obereßlingen
erfcheint nicht erft 1279, fondern fchon 1275 im
Uber decimarum Freib. Diöc. Arch. 1, 80. S. 19 u. 62.
Schriesheim gehört nicht zur Diözefe Speier, fondern
zu Worms. S. 48 Z. 7 1. Präfenz ftatt Prüfung, S. 62
Anm. 13 Jakob ftatt Johann.

Stuttgart. G. Boffert.

Wulff (Lupi), des Magifters Johannes, erften Pfarrers an
der St. Peterskirche zu Frankfurt a. M., 1453—1468,
oder Sackbrüder erfcheinen, deren Gefchichte bis zum I Beichtbüchlein. Neu herausgegeben mit einer Einleitung,

Konzil von Lyon 1274 und ihrer Aufhebung durch Gre- , einer überfetzung ins Neuhochdeutfche und mit er-
gor X. im Anhang noch befonders ins Licht geftellt klärenden Noten verfehen von Pfr. p W. Battenwird
. Überrafchend ift, wie Müller die Kapellenordnung
vom 27. Mai 1321 in ihrer Bedeutung für das kirchliche
Leben und die Steigerung der kirchlichen Stiftungen
herausftellt, aber auch für den Einfluß der Stadt auf die
Kirche, indem fie fortan alle Kaplaneien befetzte, die
jetzt in Präfenz, Bruderfchaft und kanonifchem Stundengebet
eine einheitliche Zufammenfaffung bekamen.
Sehr intereffant ift die bedeutende Stellung, welche der
Meßner als der nächfte nach dem Pfarrer erlangt, und
das Amt des Kanzelherrn S. 52, aber auch die Einwirkung
der vermehrten Priefterfchaft und ihrer gemein-

berg. Beigegeben ift eine Abbildung des neuentdeckten
Grabfteins Lupis und der Gebotetafel, fowie
ein Fakfimile einer Seite des Originaldruckes. Gießen,
A. Töpelmann 1907. (XI, 264 S.) gr. 8° M. 8—,

geb. M. 9.50

Das Beichtbüchlein des Frankfurter Magifters Johannes
Wolff ift den Hiftorikern, insbefondere denen auf
dem Gebiete der praktifchen Theologie, fchon lange bekannt
, und doch auch wieder nicht bekannt, denn vor

famen Gottesdienfte auf den Kirchbau und die Errich- j Battenberg hat niemand fich die Mühe eines wirklich
tung eines großen Chores, wobei Dehio, v. Bezold und j eingehenden Studiums gegeben. Geffken in feinem ,Bil-
Bode eine Korrektur erfahren. derkatechismus' brachte den erften Teil, Cohrs in der

Im Anhang befpricht Müller die Begriffe Cathedra- Zeitfchrift für praktifche Theologie (Bd. 20) den letzten
ticutn, synodaticum, quarta decimarum, zuvart, kirch- j Teil, der katholifche Stadtpfarrer Münzenberger einen
lofe, wozu Ref. auf feine Abhandlung über das Gottes- Auszug. Battenberg plante fchon 1896, als er fein Buch
hausbuch von Münfter, Bl. für württb. KG. 1901, 113 hin- ,Die alte und die neue Peterskirche zu Frankfurt a. M.'
weifen möchte, dann die Begriffe Vigilien, Exequien fchrieb, die Herausgabe des Katechismus, ließ auch den
und Anniversarien und gibt eine Überficht über die Text unter Auflöfung der Abbreviaturen als Manufkript
Pfründeftiftungen bis l420(Befetzungsrecht,Ertrag,Pfleger), ; drucken, um dann nach längerer Paufe erft die Arbeit
wie eine Zufammenftellung der Speyrer Pfleger, Pfarrer , wieder aufzunehmen und zu glücklichem Ende zu führen,
und Dekane in Eßlingen. Hier wäre eine Heranziehung i Der frühere Manufkriptdruck hat dabei freilich eine un-
von Remling, Urkundenbuch der Bifchöfe von Speier , gefchickte Anordnung gezeitigt: wir erhalten zuerft den
und des Speirer Necrologium ZGOR 26, 414—444 rat- Originaltext, in Seitenabfchlüffen getreu dem Original,
fam gewefen. Dann wäre Müller fofort klar geworden, j dann die Einleitung, dann die moderne Überfetzung,
daß fleh prebendarius ecclesie nostre S. 61 Anm. 2 nicht | endlich die Anmerkungen, auf welche dem Originale
mit dem Eßlinger Urkundenbuch auf Eßlingen, fondern j beigefetzte Randzahlen verweifen. Das bedingt umftänd-
allein auf Speier beziehen läßt, und die Annahme einer 1 liches Nachfchlagen und Blättern; praktifcher wäre gePfründe
an der Pfarrkirche in Eßlingen S. 26 Anm. I | wefen: Text und Überfetzung nebeneinander, je auf
hinfällig ift. Dietrich von Wachenheim erfcheint als Speirer 1 eine Seite, darunter in petit die Anmerkungen — fo
Pfründner 12691270 Remling 1, 320, 322; ZGOR 26,432, 1 hätte man auf einen Blick das Ganze überfchauen
433. In die Reihe der dem Speirer Klerus angehörigen j können.

Pfleger gehört Heilo de Buhel diaconus, - 1339 ZGOR 26, Doch wir wollen nicht undankbar fein und vor

417. Mag. Diether erfcheint 1220, 1230, 1268 als cano- | allem rückhaltlos anerkennen den immenfen Fleiß und
nicus zu S. Germanus (R. 1, 160, 161, 319), als Domkeller I Spüreifer, den B. auf die z. Tl. fehr fchwierige Erläuterung
1252, 1255. 1262. 1264. 1272 1273. 1276. R. I, 240, 251. ! des Büchleins verwandt hat, der dann auch zumeift von
262. 292. 304. 329. 335. 343. Erfolg gekrönt wurde. Mitunter faft hat B. des Guten

Der einflußreiche Mann ging wohl 126872 nach j etwas zu viel getan, wenn hie und da (vgl. z.B. S. 102,
Eßlingen, um den Kampf mit den Bettelorden auszu- 216) die Breite der Ausführung gar zu behaglich wird

fechten. Der plebanus C. könnte der Speirer Erzprielter
Cunradus 1228 fein. W. U. 3, 237. Wenn Dekan Ludwig
den Erzengel Michael im Siegel führt, kann er ur-
fprünglich nicht Pfarrer in Eßlingen gewefen fein, fondern

und die Gebundenheit an die Sache verliert. Was
B. geleiftet hat, wird man am beften ermeffen können
bei einem Vergleich mit der merkwürdigerweife gleichzeitig
erfchienenen Ausgabe des Büchleins durch Falk

muß an einer Michaelskirche, vielleicht in dem nahen (in Grevings reformationsgefchichtlichen Studien Heft 2);
Berkheim geftanden haben. Der plebanus Cuno 1303—10 diefe fällt fehr ab, fie ift geradezu dürftig gegenüber
erfcheint 1307 Mai 25. als Mag. Cuno decanus in Eß- 1 dem von B. gebotenen Apparat, verfagt namentlich da,
Itagen und wird vom Bifchof von Speier comprebendarius , wo fonft die Stärke katholifcher Hiftoriker liegt, bei
noster genannt. R. 1, 457. Meifter Walter Grienbach den fcholaftifchen Zitaten. Daß B. nicht alle Rätfei ge-
von Wiefenfteig war auch Kanonikus zu St. Thomas 1 löft hat, kann nicht überrafchen, denn der Rätfei find
und Jung S. Peter in Straßburg. Kothe, Kirchliche , gar zu viele. Weitere Löfungen haben neben Falk in-
Zuftände in Straßburg im 14. Jahrh. S. 27, 28. Man 1 zwifchen Bornemann in der Zeitfchr. f. den ev. Reli-
fieht immer wieder das eifrige Beftreben des Speirer gionsunterricht 1907 und Greving in der Feftfchr'ift für

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