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Ausgabe:

1908

Spalte:

257

Autor/Hrsg.:

Marti, Karl

Titel/Untertitel:

Geschichte der israelitischen Religion. 5., verb. u. verm. Aufl. v. August Kayser’s Theologie des Alten Testaments 1908

Rezensent:

Giesebrecht, Friedrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.*

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 9. "25. April 1908. 33. Jahrgang.

Marti, Gefchichte der israelitifchen Religion. ; Müller, Karl, Die Eßlinger Pfarrkirche im
5. Aufl. von Kayfers Theologie des A. T. | Mittelalter (Boflert).

(Giefebrecht) j Des Magifters Johannes Wolff Beichtbüchlein,

Erbt,' Elia, Elisa, Jona (Bertholet). neu herausg. von Battenberg (Köhler).

Schnedermann, Das Wort vom Kreuze

(Kattenbufch).
— ,Ohne des Gefetzes Werk' (Derf.).
Lutz., Die kirchliche Lehre von den evange-
Tr'. V' rL^Zmi-IO*. .R^ätU. Tef„ f« ! Herrmann, Fr., Die evangelifche Bewegung lifchen Räten (Zilleflen).

I olümann B^eln ^ (H" | zu Mainz im Reformationsz.eitalter (Vigener). Kleinerti (E chr. Achelis).

noitzmann;. Graebke, Die Konftruktion der Abendmahls- ...... j c ,r ,

Robertson, Epochs in the Life of Jesus (H. . ]ehre Luthers (Lobftein). : Köfthn D.e Lehre von der Seelforge nach

1 Schrempf, Sören Kierkegaard (Eck). evangehfchen Grundfatzen, 2. Aufl. (E. Chr.

Fifcher, Über David Friedrich Strauß (Har- Achelis).

nackj. Thimme, Bibel und Schule (Baffermann).

Holtzmann).

Lake, The historical evidence for the resurrcc
lion of Christ (H. Holtzmann).

Marti, Prof. D. Karl, Gefchichte der israelitifchen Religion.

5. verbefferte und vermehrte Auflage von Auguft
Kayfer's Theologie des Alten Teftaments. Straßburg,
F. Bull 1907. (X, 358 S.) gr. 8" M. 4.40

Die 5. Auflage der israelitifchen Religionsgefchichte
ift der 4. rafch gefolgt, ein Zeichen, daß fich diefe im
Publikum Freunde erworben hat. Und doch ift die 5. Aufl.
nicht nur ein Wiederabdruck der 4., wie mancherlei
kleinere Änderungen des Stoffes, namentlich die durchgängige
Kinarbeitung von Bäntfchs Monotheismus beweift.
Bedenkt man, daß bei der 5. Aufl. aus 310 der 4. Aufl.
nur 336 Seiten in der 5. geworden find, fo wird man
dem Verf. das Maßhalten im hohen Grade zufprechen
dürfen und .zugleich geneigt fein, dies in Anbetracht des
bedeutenden Stoffes, der dabei zu überwinden war, als
eine hohe Tugend des Schriftftellers anzuerkennen. Ich
habe nachgerechnet und nicht gefunden, daß der Verf.
die Paragraphenzahl auch nur einmal abzuändern Veran-
laffung gehabt hätte. Möge das Buch den einmal begonnenen
Gang weiter frifch vollenden!

Königsberg. Giefebrecht.

Erbt, Wilhelm, Elia, Elifa, Jona. Ein Beitrag zur Gefchichte
des IX. und VIII. Jahrhunderts. (Unterfuchungen zur
Gefchichte der Hebräer. Heft 1.) Leipzig, E. Pfeiffer
1907. (III, 88 S.) gr. 8° M. 4 —

Die vorliegende Schrift bildet das erfte Heft einer
Reihe von Unterfuchungen, in denen, wie wir aus dem
Vorwort erfahren, das im A.T. gegebene Quellenmaterial
unter Ausnutzung der von der Orientkunde beigebrachten
neuen Hilfsmittel gefichtet und beleuchtet werden foll.
.Orientkunde' ift für Erbt fo ziemlich identifch mit dem
Bilde, das H. Winckler vom alten Orient entworfen hat,
und fo fchließt fleh der circulus vitiosus, wenn wir als
letzten Satz der ganzen Darftellung (S. 87) lefen: ,Los-
gelöft aus ihrem gegenwärtigen Zufammenhang und als
felbftändige Schöpfungen betrachtet, zeugen diefe Werke
auch ohne Kommentar in ihrer Weife für die Richtigkeit
des Bildes, das Winckler vom alten Orient entworfen hat'.
Allerdings ift die ganze Darftellung darnach, als wären
diefe Werke wirklich nur dazu vorhanden, um als Zeugen
für die Richtigkeit Wincklerfcher Anflehten in Anfpruch
genommen werden zu können. Ich weiß aber nicht, ob
diefe Zeugniffe für andere als die, die auf Wincklers Anflehten
fchon eingefchworen find, Beweiskraft haben, ich
bezweifle es.

Nach einer feine Quellenfcheidung kurz beleuchtenden
Einleitung teilt Erbt das einfehlägige Quellenmaterial

257 258

in Überfetzung mit. Es find folgende Stücke: I Reg. 22,1-861
auf zwei Prophetenkodices verteilt, eine Scheidung, die
m. E. nicht notwendig, aber immerhin erwähnenswert
ift. Es folgt das die Gefchichte Elias und Jonas behandelnde
,Zweiprophetenbuch, dem Erbt zuweift: I Reg.
21,1—20. 27 174—24 18,1—ig 19,1—19, II Reg. 1,2—ig 8,7—15 10,32

I 19,19—21 II 10,15—27 13.14—17, I 20,2G—43 Jon. 1,1—10. 14. ig

2,1 C 3,g 44> 3,g-io 4,1-3. g. 7.9 f. Dann das ,Dreiprophetenbuch
', das von Elia, Elifa und Jona handelt: I 19,4. g—1»*.
15 f. 19-21 II 2,1-2.3 6,24-33 7,i-i7 (mit Umflellungen) 3,4-17.

20— 27 9,1—6. 10—24. 27. 30—36. 10,1—9. 12—14. 17 . 44—41 6,1—7 4,42—44
8,1—g 6,8—23. 5'1-27, l3iD' 19—21. I 20,23— 25. 1—12. 17—23* 25*,
Jon. 1,4. 13. /;. 11 f. 15 2,1 3,3 f. 4)5 3,5 4,8 f.

Diefe Überficht zeugt fchon von der Willkür, mit
der die einzelnen Stücke aneinander gereiht find. Ein
Verfuch zu zeigen, was die urfprüngliche Reihenfolge
geftört und die gegenwärtige veranlaßt haben könnte,
ift nicht gemacht. Die wunderliche Mirakelgefchichte

II 1,9—ig, die entfehieden einen andern Geift atmet als
die eigentlichen Eliagefchichten, ift mit ihnen auf Eine
Stufe geftellt. Willkürlich ift II 8,7-15 und 13,14-17 Elias
Name an Stelle Elifas gefetzt; für ebenfo verfehlt halte
ich den Verfuch, aus Elifas Prophetenberufung I 19,19fr.
die Königsberufung Jehus zu machen. Geradezu abenteuerlich
aber ift das Unterfangen, die Jonagcfchichte,
deren Quellenfcheidung fich durch Erbts erneuten Verfuch
felber richtet, mit der Elia bezw. Elia-Elifagefchichte
in Zufammenhang zu bringen. Indeffen durch die Metrik
werde klar erwiefen, daß fie ihre Fortfetzung bilde, als
ob Gleichheit des Metrums für die Zufammengehörigkeit
innerlich ungleichartiger Stücke das Minderte beweifen
könnte! Aber erft diefes Metrum felber! Daß ein ge-
wiffer Rhythmus der Diktion einem guten Erzähler
eignet, liegt in der Natur der Sache. Aber muß man
feiner Erzählung darum gleich das enge Schema eines
ganz beftimmten Metrums aufzwingen? Gelingen mag
es fchließlich ja wohl, wo man auf Sinn oder Sinnlofig-
keit der Zeileneinfchnitte nichts gibt oder fich nicht
fcheut zu ftreichen oder hinzuzufügen, wo immer das
angebliche Metrum es erfordert. Als Beifpiele verkehrter
Zeileneinfchnitte nenne ich bloß folgende: I 21,1:
Einen Weinberg befaß Nabot | aus Israel beim Palafte
Ahabs, des Königs von Samaria; da redete Ahab mit
Nabot | alfo: . . . ., oder I 17,17: Nach diefen Begebenheiten
erkrankte der Sohn der Frau , die das Haus
befaß, und feine Krankheit wurde | fehr heftig, fo daß . . .
oder II 2,20: Er fprach: bringt mir eine neue Schüffei
und tut Salz hinein. Sie brachten | (ie ihm, er aber
ging . . . ufw. (Vgl. z. B. noch II 4,38 I 18,24 ufw.). —
Streichungen erlaubt fich Erbt vor allem da, wo gleiche