Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1908

Spalte:

194-198

Autor/Hrsg.:

Geffcken, Johannes

Titel/Untertitel:

Zwei griechische Apologeten (Aristides und Athenagoras) 1908

Rezensent:

Hennecke, Edgar

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark

Nr. 7. 28. März 1908. 33. Jahrgang.

Stofch, Die Pronhetie Israels in religions-
gefchichtlicher Würdigung (Volz).

Wilke, Das Frauenideal und die Schätzung des
Weibes im Alten Teftament (Volz).

Geffcken, Zwei griechifche Apologeten [Ari-
ftides und Athcnagoras] (Hennecke).

Deubner, Kosmas und Damian (v. Dob-
fchütz).

Archiv für Reformationsgefchichte, herausg. von
Friedensburg, 4. Jahrg. (Bollert).

Lea, A History of the Inquisition of Spain,
4 voll. (Benrath).

Graß, Die ruffifchenSekten, 1.Bd. (Kattenbufch).
Kühler, Dogmatifche Zeitfragen 2. Aufl.
(Wendt).

Mezger, Das Kreuz Chrifli und das moderne

Denken (Lobflein).
Niebergall, Die Kafualrede, 2. Aufl. (Drews).

Stofch, P. Lic. theol. G., Die Prophetie Israels in religionsge- Wilke, Priv.-Doz. Lic. Fritz, Das Frauenideal und die Schätzung

fchichtlicher Würdigung. In drei Teilen. Gütersloh, C. Bertelsmann
1907. (VII, 569 S.) gr. 8° M. 7 —; geb. M. 8 —

Stofch findet, daß die Religionsvergleichung zwifchen
der biblifchen und der außerisraelitifchen Literatur fich
bisher mehr bloß auf äußere Anklänge befchränkte, ftatt
die den israehtifchen Schriften innewohnende genuine
Meinung mit parallelen Geiftesprodukten der heidnifchen
Religionen in Beziehung zu fetzen. Das ifl ein im Grundzug
glücklicher Gedanke. Stofch geht nun eine Prophetengehalt
und eine Prophetenfchrift um die andre in
behaglicher Breite durch und Hellt am Schluß allemal
die religionsgefchichtliche Frage auf, die immer im Sinn
der israehtifchen Offenbarungsreligion zu ungunften der
übrigen Völkerwelt beantwortet wird. Die israelitifche
Eigenart und Überlegenheit beweifen z.B. folgende Stücke
und Ideen: Elias Himmelfahrt (als natürliche Tatfache
genommen im Gegenfatz zu jeder mythologifierenden
Darftellung), das freie Bündnis zwifchen Königtum, Prophetie
und Prieftertum in Juda, das Gefetz der Vergeltung
und der Gerichtstag (Obadja), die prophetifche Geiftes-
hoffnung (Joel), die fittliche Kntfchloffenheit, das Gute
mit dem Göttlichen zu identifizieren (Arnos), das Moment
der Liebe im Gottesbegriff (Hofea), das einheitliche Weltbild
, die Erlöfungsidee, die endgiltige Entfcheidung aller

des Weibes im Alten Teftament. Eine Studie zur israehtifchen
Kultur- undReligionsgefchichte. Leipzig, Diete-
rich'fche Verlagsbuchhandlung 1907. (62 S.) 8° M. 1 —

In einzelnen leuchtenden Gehalten (Rebekka, Jephtas
Tochter, der Heldin des Hohenlieds, in Rut, Rizpa und
der Hausfrau des Spruchbuchs) wird uns die Hebräerin
als Mädchen, als Braut, als Gattin, als Mutter und Hausfrau
vorgeführt. Überall zeigt fich idealiter die Hoch-
fchätzung der israehtifchen Frau, das durchgängige Überwiegen
der ethifchen Wertung über die äfihetifche, das
tiefe Verftändnis für die Familie als Lebensgrundlage,
die Reinheit der gefunden finnlichen Liebe auch in der
kräftigen Leidenfchaft. Hie und da paffiert der ideali-
fierenden Befchreibung eine kleine Unrichtigkeit (z. B.
find Stellen wie Gen. 618 überfehen), und im ganzen
bekommen wir mehr eine richtige Auskunft über das
,Frauenideal' im AT. als über ,die Schätzung des Weibs'
im AT. Was Verf. befchreibt, find eben einzelne hervorragende
, ideale Gehalten, hervorragend im Leben, ideal
in der Dichtung; über die Stellung der Durchfchnittsfrau
in der Gefchichtfchreibung und in der Gefetzgebung des
AT., vollends im gemeinen Leben dagegen könnte man
durch diefe Brofchüre leicht zu einem fchiefen, einfeitigen
Urteil kommen. — Die anmutige Schilderung hellt die

Dinge, der Schöpfergott, das abfolute Wefen Gottes, 1 ganze Frage in den größeren Zufammenhang: die israe

die Gnade als Gegenfatz zur Werkgerechtigkeit, der
Verföhnungsgedanke im Opferinhitut, die Lichtfehnfucht,
die Apologetik (dies alles in Jef. 1—66), die Erkenntnis
des religiöfen Abfalls und der Bekehrung, das Heldentum
des religiöfen Martyriums (Jeremia), die Engellehre
(Ezech.). In einem etwas andern Sinn ,religionsgefchicht-
lich' wertvoll find die Bücher Jona und Daniel: jenes ift
ein Zeuge für den in der Heidenweit bewußt oder unbewußt
vorhandnen Monotheismus; diefes (vom Verf. be-
fonders hochgefchätzte) Buch gibt die rechte Stellung zu
den Weltreichen und einen Einblick in den Gottesplan
der endlichen Überwindung des der Miffion unzugänglichen
Heidentums und enthält eine einzigartige Verbindung
von Monotheismus und Geiherglaube.

Das Buch ih erbaulich und ohne jedes literarkritifche
Bedürfnis gefchrieben (Jef. I—66 als Einheit). Für die
Enthehung des israelit. Meffiasbildes z. B. ih ausdrücklich
jede natürliche Phantafie ausgefchieden; in Israel
beruht alles auf Offenbarung. Die Heiden haben zwar
auch Bedeutendes hervorgebracht (Stoa, Sokrates), aber
aus natürlicher Kraft. Die Vergleichung ih umfaffend
(von China bis Griechenland), aber unfruchtbar; tiefgründig
, aber eng. Doch haben wir hier in der Tat den
erhen Verfuch, die Theologie der Propheten von einem
höheren und univerfalercn Standort aus mit dem außerisraelitifchen
Religionsleben zu vergleichen.

Tübingen. _ Volz.

litifche Religion ih es, die diefes Frauenideal gehaltete,
die überhaupt ,die Familie gefchaffen hat'; die Stellung
der Frau ih der untrügliche Maßhab für die kulturelle
und fittliche Höhenlage der Völker. In der Vergleichung
Israels mit den andern Völkern ih W. nicht immer gerecht
und glücklich. Wie ,arm der alte Orient außerhalb
Israels an edlen Frauengehalten' war, wiflen wir doch
nicht genügend, und die häusliche Gefinnung des Spruchbuchs
gerade mit der buddhihifchen Lebensanfchauung
in Gegenfatz zu hellen, ih nicht glücklich; eine folche
falfche Apologetik könnte man fchlitßlich auch durch
Worte Jefu zum Schweigen bringen. Muß denn in jeder,
auch in einer folchen harmlofen Brofchüre, das Heidentum
, das wir (doch gerade in folchen intimen Dingen)
gar nicht genau kennen, als Folie für Israel dienen? Ab-
gefehen davon ih das Büchlein fympathifch und durch
angehängte wiffenfehaftliche, von großer Belefenheit zeugende
Noten vertieft.

Tübingen. Volz.

Geffcken, J., Zwei griechifche Apologeten [Ariltides und Athe-
nagoras]. (Sammlung wiffenfchaftlicher Kommentare
zu griechifchen und römifchen Schrifthellern.) Leipzig,
B. G. Teubner 1907. (XLIII, 333 S.) Lex. 8° M. 10 —

Unter der vom Teubnerfchen Verlage herausgegebenen
Sammlung wiffenfchaftlicher Kommentare zu grie-

!93 194