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Ausgabe:

1908

Spalte:

184-185

Autor/Hrsg.:

Pont, J. W. (Ed.)

Titel/Untertitel:

Nieuwe Bijdragen tot kennis van de Geschiedenis en het Wezen van het Lutheranisme in de Nederlanden. Deel I 1908

Rezensent:

Bossert, Gustav

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183 fheologifche Literaturzeitung 1908 Nr. 6. 184

unfer' aufgefaßt hatten. Die drei neuen Bilder befinden [ Pont, Dr. J. W., Hoogl., Nieuwe Bijdragen tot Kennis van
fich in einem utraquiftifchen Cantionale, das im Bürger- | de Geschiedenis en het Wezen van het Lutheranisme in de

me.rteramt zu Leitmeritz in Böhmen aufbewahrt wird Nederlanden. Eerste deel. I. Geschiedenis der Schie-
nus — lo wird richtiger gefchrieben — ut dargeftellt j , . T tl , „ . . TT ^

bartlos, mit ftark gebogener Nafe und langen, den Kopf ! Ramsche Luthersche Gemeente, {i7$7~vp7)- & De
umkränzenden Haaren. Und der Beweis für die .Echtheit' Behjdenis van de Luthersche Gemeente te Antwer-
diefer Bilder? Die .mit dem Konftanzer Konzil gleich- pen over de Erfzonde, 1579. Schiedam, H. A. M.
zeitige Chronik des Ulrich von Richenthal zeigt ein ahn- ! Roelants 1907. (IX, 172 Bl.) gr. 8°
liches Geficht, desgleichen ein Holzfchnitt aus der Poftille

Hufens von 1563; zwifchen diefen beiden Abbildungen j Die Gefchichte des Luthertums in den Niederlanden
liegt die Entftehungszeit der Leitmeritzer Bilder. In- j gehört zu den weniger bekannten Gebieten der Kirchen-
zwifchen aber kam Holbein mit feinem Typus des .fchmal- | gefchichte. Die ThRE3 gibt wohl eine Gefchichte der
wangigen, bärtigen Mannes mit einer Adlernafe' und drängte , Gründung der niederländifch-reformierten Kirche (Bd. 14,
den echten zurück. — Aber fo fchnell ift die Sache nicht j 37—66), aber der Artikel läßt uns nicht ahnen, daß es auch
bewiefen. In Nr. 32 des ,Proteftantenblattes< (1907) hat v. : eine lutherifche Kirche in den Niederlanden gab, während
Kügelgen gewichtige Bedenken erhoben (desgl. Prof. K. B. der Art. über Hollands kirchliche Statifkik 8,273 wenigftens
Mädl im Novemberheft der mir nicht zugängl. tfchechifchen | eine kurze Skizze bietet. Es ift darum zu begrüßen, daß
Revue), v. K. weift hin auf eine Medaille von 1420, die j der Amfterdamer Univ.-Profeffor Dr. Pont die Gefchichte
einen bärtigen Hus mit flavifchem Typus zeigt, und zeigt , des Luthertums in den Niederlanden in feinen ,Nieuwe
diefen Hus-Typus als auch in Konftanz lebendig gewefenen : Bijdragen' zu unterfuchen und darzuftellen beginnt. Der
auf. Wer hat nun recht? Es wird einer Unterfuchung I erfteTeil behandelt zunächft die Gefchichte der lutherifchen
der Abbildungen bei Richenthal auf ihre Zuverläffigkeit Gemeinde in Schiedam, die 1757 gegründet wurde und
bedürfen, vor allem auch einer der Abfaffungszeit des größtenteils aus deutfchen Arbeitern und Dienftboten be-
Cantionale, für die jetzt der viel zu große Raum von über ftand, aber nach 150 Jahren vollftändig ,hollandifiert' ift.
140 Jahren offen fteht, man wird die Miniaturen des Ihr Luthertum befteht von Anfang an faft nur darin, daß
Cantionale prüfen müffen, auch den Urfprüngen jener fie,nicht reformiert' ift. Aber der Einfluß des reformierten
Medaille nachgehen etc. Der Altmeifter fynoptifcher : Geiftes ihrer Umgebung macht fich doch in ihrer Verfaffung
Forfchung, dem die Schrift gewidmet ift, kann hier die und ihrem Gottesdienft fühlbar. Die Begeifterung für das
rechte Methode lehren. Ob das Spiel dann noch zu ge- I Ideal der freien Kirche wird durch die Gefchichte der
winnen ift, bezweifle ich, aber es ift nicht unmöglich. — ' freien luth, Gemeinde in Schiedam ftark abgekühlt. Sie
Die Reproduktion der wirklich (felbft wenn fie ,unecht' kennt keine Superintendenten, keine.regelmäßigen Vifi-
fein follten) fehr fchönen Bilder ift vorzüglich. tationen, wird aber bald von einem Alterten, wie Torley,

p. „ iv - ui bald von einem Paftor Hoop faft päpftlich beherrfcht, ob-

Urieläen- Kohler. , wohl fie immer wieder neue Reglements aufftellt, die aber

--i ebenfo auf dem Papier bleiben, wie lange Zeit die Syno-

Martin Luther, ausgewählt, bearbeitet und erläutert von dalordnung. Streit reiht fich in den erften Jahrzehnten
Prof. a. D. Dr. Richard Neubauer. Zweiter Teil. an Streit, fodaß die Gemeinde die weltliche Obrigkeit

Dritte verbefferte Auflage. (Denkmäler der älteren *"£?ffA TUÜu0^'1^ Fr°z^e fürrt, Zweifel"
. ^. . t. ttt „ „ or.11 11 hafte Geifter wilfen ihre Wahl zum Prediger durchzufetzen.

deutfchen Lfteratur III. 3.) Halle a. S., Buchhandlung Sechs verfchiedene Gefangbücher find innerhalb 150 Jahren
des Waifenhaufes 1907. (XIV, 283 S.) 8° Kart. M. 2.80 jm Gebrauch, von denen das rationaliftifche fogar das
Den erften Teil diefer .Auswahl aus Luthers Schriften' Lutherlied ,Ein fefte Burg' ausmerzt und der lutherifchen
habe ich in diefer Zeitung 1903 Nr. 26 angezeigt. Das I Gemeinde raubt. Und doch kommt die Gemeinde all-
damals gefpendete Lob vermag ich in vollem Umfange ! mählich empor, verfchafft fich Kirche und Pfarrhaus und
auf den zweiten Teil zu übertragen, auch fpricht die gewinnt Mittel zur Armenpflege. Sehr dankenswert ift
Zahl der Auflagen für fich felbft (der Herr Verf. fcheint die genaue Befchreibung des Gottesdienftes, der Abend-
freilich mit der Dreizahl der Auflagen noch nicht ganz ! mahlsfeier mit den Abendmahlpfennigen d. h. Kontrollzufrieden
zu fein, f. Vorwort). Gegen die letzte Auflage 1 marken im Dienft der Kirchenzucht, der ,Overtrouw'
ift wenig geändert, die von der Weimarer Lutherausgabe d-h- der kirchlichen Einfegnung der Ehe nach der bürgergebotenen
Texte waren fchon vorher herangezogen, doch kchen Ehefchheßung, welche für die nicht reformierten
hat Neubauer das Ganze forgfam durchgefehen. Vermißt i Niederlander fchon feit 1580 beftand, des Kirchenlieds,
habe ich die Benutzung des Endersfchen Textes für die der Predigt, deren Länge vorgefchneben ift, fodaß der
Briefe. Sehr forgfam find die Anmerkungen, namentlich ' Prediger für zu kurze und zu lange Predigten je 6 Stüber
nach Seite der fprachlichen Erklärung hin; im Anhang Buße zu zahlen hat, und der Gemeindeverfaffung in ihrem
ift eine hübfehe und lehrreiche .Überficht über Luthers • Wechfel.

Sprache (Lautftand, Wortlehre, Flexion, Syntaktifches) ' Den zweiten Teil bildet eine Abhandlung über die
und deren Hauptabweichungen von dem heutigen Sprach- ' ,Antwerpifche Confeffion von der Erbfünde von Anno
gebrauch' geboten. Um diefer Zutaten zum Texte willen 1579', deren Text Pont deutfeh nach Spangenberg gibt,
ift diefe Ausgabe auch denen fehr nützlich, die über WA, da er einen holländifchen nicht finden konnte. Zugleich
EA oder BA verfügen. Für den Schulgebrauch, dem gibt er einen Abriß der Gefchichte der lutherifchen Ge-
diefe .Denkmäler' in erfter Linie dienen follen, wüßte ich ! meinde in Antwerpen und der Erregung der Geifter durch
kein befferes Lutherbuch als das Neubauerfche. Geboten die flacianifche Erbfündenlehre, fo daß den Predigern
werden: ,an die Ratsherrn aller Städte' ,eine Predigt, daß zuletzt verboten wurde, von der Erbfünde in anderen
man Kinder zur Schule halten folle', Auszüge aus: ,ob i Ausdrücken zu lehren als die Auguftana. 1579 verfaßte
Kriegsleute auch in feiigem Stande fein können', und der wohl Cyr. Spangenberg . ein gemäßigtes Bekenntnis von
Auslegung des 101. Pfalms, Luthers Vorrede auf die der Erbfünde, das den Übertreibungen der extremen Fla-
historia Galeatii Capellac, eine Anzahl Fabeln (darunter cianer wehren follte. Pont fchildert die lutherifchen
die Äfopfchen), Gleichniffe, Sprüche und Reime, einige > Theologen, welche in Antwerpen eine Zuflucht fanden
Lieder, Briefe (darunter den Brief an Hänschen und den 1 und an der lutherifchen Gemeinde wirkten. Dabei wird
Vogelfteller Sieberger) und ausgewählte Sentenzen. Der zu unterfuchen fein, ob nicht Wolters doch recht hat,
Druck ift fehr korrekt (S. 89 Z. 5 lies Maximilianum). wenn er von 7 deutfchen lutherifchen Predigern redet.
Gießen. Köhler. ^ie 1566 nach Antwerpen kamen (S. 126)- Ebenfo werden

| die Beziehungen des Chnftoph Irenaus (RE. 9-', 411 ff.) zu