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Ausgabe:

1907

Spalte:

129-130

Autor/Hrsg.:

Strack, Hermann L.

Titel/Untertitel:

Verloren geglaubte Teile des palästinischen Talmuds wiedergefunden 1907

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung,

Herauscreo-eben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. SchÜrer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Xm. Verlag: J. C Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 5, 2. März 1907. 32. Jahrgang.

Verloren geglaubte Teile des paläftinifchen Talmuds
wiedergefunden (Strack).

Karte der Materialien zur Topographie des alten
Jerufalem, herausg. von Kümmel (Schürer).

Kümmel, Materialien zur Topographie des
alten Jerufalem (Derf.).

Oort en Wildeboer, Platen-Atlas tot ophel-
dering van bijbelsche Oudheden (Schürer).

Zapletal, Das Deboralied (Beer).

Giefebrecht, Jeremias Metrik (Beer).

Driver, The book of Job (Beer).

Hamack, Beiträge zur Einleitung in das Neue
Teftament. II. Sprüche und Reden Jefu (Harnack
).

De Bruyne, Prologues bibliques d'origine Mar-

cionite (Harnack).
Vaganay, Le probleme eschatologique dans le

IVe livre d'Esdras (Schürer).
Guiraud, Questions d'Histoire et d'Archeologie

chretienne (G. Ficker).
Plenkers, Unterfuchungen zur Cberlieferungs-

Hoffmann, Georg, Die Lehre von der Fides

implicita, 2. Bd. (Ritfehl).
Thilo, Die Religionsphilofophie des Descartes

und Malebranche (E. W. Mayer).
Herders Philofophie, ausgewählte Denk-
mäleretc. herausg. vonS tephan(E. W.Mayer).
Lipps, Bewulltfein und Gegenllände Tfycholo-

gefchichte der alterten Jateinifchen Mönchs- j gilche Unterfuchungen I, 1] (Ritfehl),
regeln (G. Grützmacher). Lipps, Leitfaden der Pfychologie, 2. Aufl.(Derf.l.

Zeitfchrift der Gefellfchaft für niederfachfifche , Calkins, Der doppelte Standpunkt in der Pfy-

Kirchengefchichte X. u. XI. Jahrg. (Hofiert).
K ö 1 b i n g, Die Gefchichte der Vc Härtung der evan-
gelifchen Brüderunität in Deutfchland (Mirbt).

chologie (Ritfehl).
Schoen, Das evangelifche Kirchenrecht in Preußen
, 2. Bd., 1. Abt. (Baffermann).

Verloren geglaubte Teile des palältinilchen Talmuds I erfte, von Mofe Benvenifte (Verfaffer der Gutachtenfamm-
wiedergefunden. ^unS Pene Mofcheh) im J. 1688 gefchrieben, erzählt, daß

Die Mifchna und der babylonifche Talmud find
bekanntlich in fechs Ordnungen (Sedarim) mit insgefamt
63 Traktaten eingeteilt. Die Ausgaben des paläftinifchen
Talmuds enthalten nur die vier erften Ordnungen und
von Nidda (im fechften Seder) 3 Kapitel und den Anfang
des vierten. Nicht wenige Gelehrte haben nun behauptet,
der paläftin. Talmud habe, vom Traktate Nidda abge-
fehen, die beiden letzten Sedarim überhaupt nicht gehabt
. Nun aber ift die ganze Mifchna nach der paläftin.
Rezenfion im Jahre 1883 durch W. H. Lowe aus einer
in der Univerfitätsbibliotiiek zu Cambridge befindlichen
Handfchrift veröffentlicht worden (The Mishnah on zvhick
the Palestinian Talmud rests). Und in Bezug auf die
Gemara habe ich fchon 1887 in der 1. Auflage der Einleitung
in den Talmud S. 45—47 (2. Aufl. S. 63—65)
zu beweifen gefucht, daß der Defekt in den Drucken
lediglich eine Folge der Befchaffenheit des der editio
prineeps zu Grunde gelegten Leidener Kodex fei und
daß es urfprünglich eine paläftinifche Gemara zu allen
fechs Ordnungen gegeben habe. Die dafelbft ausgefpro-
chene Hoffnung, daß wenigftens Teile des jetzt Fehlenden
noch zum Vorfchein kommen möchten, ift jetzt in erfreulicher
Weife in Erfüllung gegangen. Vor einigen Tagen
erwarb ich durch Prof. A. Berliner das foeben erfchienene
Werk: TO« p-;n rrtnp "HO "'»bo-p TTabr Der V. Theil
des Jerufalemitifchen Talmuds (Kodofchim). Herausgegeben
nach einer einzigen im dreizehnten Jahrhundert
gefchriebenen und im Befitze des Rabbi Jehofchua Ban-
vnefis [!] gewefenen Handfchrift . . . Von Rabbiner Dr,

ein aus Liffabon gekommt ner Zwangschrift Don Abraham
Ha-levi in Konftantinopel zum Judentum zurückgekehrt
fei und als Zeichen feines Dankes dem Jofua B. eine
Handfchrift mit der 4. und der 5. Ordnung (Neziqin und
Qodafchim) des paläftin. Talmuds gegeben habe. Der
andere Brief, von Chajjim B. an feinen Bruder Jofua gerichtet
, gedenkt gleichfalls mit preifenden Worten des
wichtigen Fundes.

Auf Grund diefer Briefe bat S. Friedländer feinen
Bruder weiter nachzuforfchen. In der europäifchen Türkei
leben zwifchen Konftantinopel und Adrianopel an ver-
fchiedenen Orten Angehörige der Familie Benvenifte.
Bei einem, namens Sulaiman B., wurden 5 Blätter von
Horajoth (Ende der 4. Ordnung) und ein Stück von
Arakhin (von Kap. 2 an, 'A. in der 5. Ordnung) gefunden.
Nach weiterem Suchen kam (bei wem?) eine Handfchrift
zum Vorfchein, welche die Traktate der 5. Ordnung
Zebachim, Menachoth, Chullin, Bekhoroth und von 'Arakhin
Kap. 1 enthält! Sie ift im Jahre 4972 der Schöpfung
= 1212 n. Chr. von Isaak ben Jofeph aus Barcelona ge>
fchrieben: Kleinfolio, 4 Kolumnen zu 34 Zeilen auf jeder
Seite; die Mifchna ift nicht paragraphenweife vor die
Flrörterungen der Gemara gefetzt, Jondern der Text je
eines ganzen Kapitels fleht vor der Gemara.

So romantifch auch der Bericht über den Fund
klingt, an der Echtheit kann nach dem Zeugniffe S.
Bubers-Lemberg und dem S. Schechters-New York nicht
gezweifelt werden. Erfterer hat fleh der Mühe unterzogen
, die Fremdwörter in den Traktaten Chullin und
Bekhoroth zu erläutern; letzterer hat die Druckle«une

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Salomon Friedländer, Szatmarhegy (Ungarn). Traktate: , des jetzt eben vorliegenden zweiten Bandes (Chullin^und
Chuhn-Bechoreth. Mit Anmerkungen und Erlauterungen Bekhoroth) durch einen fehr erheblichen Geldbeitrag
der vorkommenden Fremdwörter von Salomon Buber. , unterftützt und Verhandlungen wegen Ankaufs der Hand-
Szinerväralja456r37=ic07] (10+78+1+47 Blatt gr. Folio), fchrift für die jüdifch-theologifche Hochfchule in New
Der Herausgeber, der fchon im J. 1905 den Traktat York eingeleitet. Der erfte Band mit den Traktaten
Jabamoth des paläftin. Talmud mit einem Kommentar Zebachim und Menachoth foll fpäter erfcheinen — Die
veröffentlicht hat, erzählt in der (Hebräifch gefchriebenen) 1 Bedeutung des Fundes ift nicht gering. Hier kann nur
Einleitung: Im J. ick» habe er durch feinen viel reifenden , angedeutet werden, daß nicht wenige Stellen der bisher
Bruder Bücher aus der Hinterlaffenfchaft des Jofua Ben- ! bekannten vier Ordnungen durch die befferen I esarten
venifte erhalten, unter ihnen ein mit handfehrifthehen ] jtt den Parallelftellen der neugefundenen Trakta-o auf
Anmerkungen verfehenes Exemplar der Venediger Aus- gehellt werden "«»Kraie aui

gäbe des paläft. Talmud. (Jof. B. lebte im 17. Jahrhundert ! '

in Konftantinopel und verfaßte einen Sedeh Jehofchua Eroßhchterfelde W. 24. Jan. 1907. H. L. Strack,
genannten Kommentar zu den haggadifchen Beftandteilen

des paläft. Talmuds, Konftant. Bd. I: 1662, Bd. II: 1749.) '-~

In diefem Buche habe er zwei Briefe gefunden. Der
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