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Ausgabe:

1907 Nr. 4

Spalte:

104-105

Autor/Hrsg.:

Peters, Norbert

Titel/Untertitel:

Papst Pius X und das Bibelstudium 1907

Rezensent:

Lobstein, Paul

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103 Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 4. 104

Pentateuchüberfetzung in arabifcher Schrift (vgl. Theol. I Peters, Prof. D. Norbert, Paplt Pius X und das Bibel-
Literaturzeitung, 1905, 227; Rivista Israelitica II, 71 ff.). — ftudium. Das Apoftolifche Schreiben Quoniam in re
Samuel b. Chofnis Pentateuchkommentar ift mit einem [ bjblica yom Marz 6 und andere Aktenuücke.
Fragment aus JNumen vertreten (2859s); von ferner bin- „ , ..,/- t ~L , ,.. -r. , ,

leitung in den Talmud in arabifcher Sprache enthält j Herausgegeben, uberfetzt und erläutert. Paderborn,
285035 den Anfang mit der Überfchrift. — Das [axtlD] F. Schöningh 1906. (84 S.) gr. 8° M. I.IO

"HStnbX (2862 24) kann nicht Hai Gaons Wörterbuch fein. Diefe Schrift enthält fechs Aktenftücke, welche

Der daraus angeführten Stelle ift zu entnehmen, daß es Äußerungen des Papftes Pius X bezüglich der Bibelein
Halachawerk in arabifcher Sprache ift, das im J. 1157, ! forfchung, des Bibelftudiums, des Bibelunterrichts, in la-
alfo lange nach Hai verfaßt wurde. — Acht Blätter aus ! teinifcher Sprache und deutfcher Überfetzung ,zu dem
einem arabifchen Kommentar zum Talmudtraktat Kiddu- Zwecke zufammenffellt, jedem die Orientierung über die
fchin find unter 266711 verzeichnet. — Acht Blätter aus Intentionen des Hl. Vaters nach Möglichkeit bequem
einem Mifchnaexemplar mit oberer Punktation, aus Jemen und leicht zu machen'. Diefe Dokumente find folgende:
flammend, bietet Nr. 2661 15; ib. ig enthält Mifchnaflücke ; 1. Das apoftolifche Schreiben Quoniam in re biblica
mit Akzentzeichen. — 2686 g ift ein zwei Blätter ftarkes über die Ordnung der Studien der Heiligen Schrift,
Fragment aus einem grammatifchen Werke in arabifcher 1 die in den Klerikalfeminarien beobachtet werden foll
Sprache, in dem das Hebräifche mit dem Arabifchen 1 (S. 3—32); 2. Das apoftolifche Schreiben Scripturae
verglichen wird. — 28353s, als ,fragment 0/ a theological sacrae über die Verleihung der akademifchen Grade in der
work, in Arabic' bezeichnet, gehört vielleicht zu dem [ heiligen Schrift durch die Bibelkommiffion (S. 34—43);
verlorenen zwölfteiligen grammatifchen Werke Saadjas; ! 3. Der Brief des Papftes Pius X an Bifchof le Camus
denn die aus dem als ,injured and obliterated' gefchil- von la Rochelle, vom 11. Januar 1906 (45—55). 4. Die
derten Fragmente zitierten Worte weifen auf fprachwiffen- vom Papft genehmigte Entfcheidung der päpftlichen
fchaftlichen Inhalt hin, und ein Abfatz beginnt mit der Bibelkommiffion über die ftillfchweigenden Zitierungen
Angabe: ,der dritte Teil von den zwölf Teilen' [diefes vom 13. Februar 1905 (57—62). 5. Die Entfcheidung
Werkes]. — Das unter 283617 befchriebene Fragment derfelben Kommiffion vom 23. Juni 1905 über die nur
gehört zu Abr. Ibn Esras Sefath Jether. Das mitgeteilte fcheinbar hiftorifchen Erzählungen in der Bibel (63—67).
Stück ift Schluß von § 12 und Anfang von § 13 in der 6. Die Entfcheidung über die mofaifche Echtheit des
Ausgabe von M. Letteris (Preßburg 1838). —Ein Curiofum Pentateuchs vom 27. Juni 1906.

ift 2745 24: Anfang einer Gefchichte Mofes' ,aus dem S Diefe Aktenftücke hat der Herausgeber mit er-
Bibeltexte und aus der Wiffenfchaft der Sphären', von läuternden Anmerkungen verfehen, die vorzüglich den
Mofes Ibn Esra. Die mitgeteilten Sätze fprechen von auf die Bibelforfchung bezüglichen Schreiben Leos XIII
der Nativität Mofes'; die Nennung des Verfaffers ift offen- | entnommen find, ,auch deshalb, weil fie den befonderen
bar pfeudepigraphifch. — Kurz fei noch auf folgende Zweck haben, die Kontinuität der Anfchauungen und
intereffante Nummern verwiefen: 2688, ein arabifches praktifchen Maßnahmen des jetzigen Papftes und feines
Gloffar zu fchwierigen Wörtern in Mifchna, Tofefta und Vorgängers in den biblifchen Fragen klarzuftellen, um
jerufal. Talmud (36 BL); arabifche Gedichte (2706, 2735); fo die Vergeblichkeit des Verfuches zu erweifen, einen
2837: arabifche Homilien; 2906: perfifche Dichtungen; ] Gegenfatz zwifchen Papft Pius X und Leo XIII zu kon-
2814: ein im J. 1485 in Qum (Perfien) gefchriebener Penta- 1 ftruieren. Von der Enzyklika Providentissimus J)eus

teuchkodex; 2839: eine türkifche Überfetzung des Hohenliedes
; 2725: tatarifche Hymnen (karaitifch); 27765: ein
karäifches Sendfehreiben, in dem das Wohlwollen der
Muhammedaner für die Karäer gerühmt wird.

führt eine gerade Linie bis zu dem apoftolifchen Schreiben
Quoniam de re biblica". Außerdem hat P. ,manche
Parallele angefügt aus der Studien- und Prüfungsordnung
der Diözefe, der er angehört, einerfeits um zu zeigen,

Der Anhang bietet ,Corrigenda zum I. und zum II. j daß hier erleuchtete Bifchöfe den Anregungen Papfts

Bande' (S. 637—544). Den letzteren füge ich noch einige Leos XIII fchon Folge geleiftet haben, bevor diefelben

hinzu: Kol. 24, Z. 7 1. lys ft. iy-j; Kol. 27, Z. 10, 1. 8!T3z2 in weiterer Spezialifierung durch Pius X zum Kirchen-

ft. KffijD; Kol. 39, Z. 8 v. u., 1. n^CbOT ft. a^BblBl; Kol. 51, ! gefetze gemacht find, und andererfeits um darzulegen,

Z. 10, 1. -mt) Dfnntt; Kol. 237, Z. 30 1. 'ps 13 ft. pTO;
Kol. 416, Z. 2 1. öö ft. fö.

In einem kurzen, aber gehaltvollen Vorworte (p.IVf.)
gibt Cowley Rechenfchaft über die Erwerbung und Ordnung
der befchriebenen Manufkripte und über feinen
eigenen Anteil am Kataloge. Als feine Arbeit an dem-
felben begann, waren erft zwei Bogen (bis Kol. 32) gedruckt
; für die Fortfetzung konnte er bis Nr. 4813 (Kol. 226)
die von Neubauer gefammelten Materialien benutzen. Er
hielt fich auch bei feiner felbftändigen. Fortführung der
Arbeit an die von Neubauer befolgten Grundlätze, mit
denen er als fein ehemaliger Mitarbeiter vertraut geworden
war. So geftaltete fich diefer zweite Band, ein Ergebnis
vieljähriger forgfältiger und fachkundiger Arbeit, auch zu

wie fich die Durchführung der neuen Beftimmungen etwa
in der Praxis zunächft geftalten läßt'.

Es liegt dem Herausgeber viel daran, nachzuweifen
daß ,die Anregungen und Maßnahmen Leos XIII und
Pius' X durchaus ein fich allmählich entfaltendes or-
ganifches Ganzes bilden'. . . .Theoretifch betont
Pius X einfach die Notwendigkeit des Fefthaltens der
durch Leo XIII gezogenen Richtlinien . . In feinen
praktifchen Maßnahmen geht aber Pius X, der Mann
der Praxis, über Papft Leo XIII, den Gelehrten, weit
hinaus' (S. 79—81).

In dem Kommentar, den P. den Schreiben des
Papftes beigefügt hat, weht ein Geift fiegesgewiffer Zuverficht
und frohen Optimismus. Von den Kundgebungen

einem Denkmale der Pietät für den ehemaligen Verwalter beider Papfte erwartet er ein neues Aufblühen der bib-
und Mehrer der hebräifchen Handfchriften der Bodleyana, Hfchen Studien. Er lebt vor allem der Uberzeugung,
der noch unter den Lebenden weilt, aber fich des Ab- j daß dle von den Häuptern der Kirche gezogenen Richt-
fchluffes feiner Arbeit nicht mehr erfreuen kann. Knien de„r wiffenfehaftlichen Forfchung den Spielraum

Budapeft. W. Bacher.

offen laffen, den fie zu beanfpruchen berechtigt ift.
,Abgefehen von der heute allgemein zugeftandenen Berechtigung
der textkritifchen Forfchung, ift auch eine Beteiligung
an allen literarkritifchen und den Arbeiten der
hiftorifchen Kritik im engften Sinne möglich' (82). Im
Hinblick auf die Enzyklika Providentissimus Deus
und die Einfetzung der päpftlichen Bibelkommiffion
hatte P. gefagt: ,Für unfere Bibelforfchung fcheint in
der Tat die Morgenröte eines neuen Tages leuchtend