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Ausgabe:

1907 Nr. 26

Spalte:

716

Autor/Hrsg.:

Golubovich, P.

Titel/Untertitel:

Biblioteca bio-bibliografica della Terra Santa e dell‘Oriente francescano 1907

Rezensent:

Furrer, Konrad

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 26.

716

ftatt Haram es-sachra reden. Das Bad füdlich von Ti- Golubovich. P. Girolamo, O. F. M., Biblioteca biu-biblio-

berias heißt Hammäm, nicht Hammath. Gadara und grafica della Terra Santa e dell' Oriente francescano.

Hyrkanium find längft fixierte Statten. Für den Kenner Tomo L (l2IS_n0o). Quaracchi presso Firenze 1906.

Gileads kann kein Zweifel mehr beltehen, daß wir Kamoth ,, . . ,T " r/ .7'. ..... „ T

Gilead, die berühmte Grenzfefte zwifchen israelitifchem (Leipzig, O. Harraffow.tz.) (VII, 479 p.) gr. Lex„S"
und damaskenifchem Gebiete, in er-Remta zu fuchen • M. 10 —
haben. In Samaria find jetzt ebenfalls Ausgrabungen Diefes Buch hätten die ausgezeichneten Bibliographen
in Angriff genommen worden. Das Tyropeion in Jeru- Paläftinas T. Tobler und R. Röhricht mit ganz befondcrer
falem iß allerdings im Anfang eine flache Mulde, wird Freude begrüßt als fehr wertvolle Ergänzung ihrer ver-
aber weiter unten zur fchmalen tiefen Schlucht. Felix dienfllichen Werke. Jeder, der die Gefchichte des chrift-
Fabri braucht für den bebauten Blutacker den Namen liehen Orients einigermaßen kennt, weiß, wie ehrenhaft
Achel darnach, nicht Carnelium. Die Lage des Ortes die Franziskaner in Jerufalem die abendländifche Kirche
Gerafa am Oflufer des Sees Gennefaret (Mrk. 5,1) follte repräfentiert, mit welcher Treue und Einficht fie ihre
nicht mehr benritten werden; denn der Name Gerafa p0fition behauptet, wie unermüdet fie zahllofen Pilgern
haftete noch 1283 an jenem Ort, und unter dem Namen Schutz und Unterhalt geboten haben, ohne je dem pro-
Gerfa hat ihn der Paläftinaforfcher W. Thoml'on vor teftantifchen Wallfahrer das gaftliche Dach zu vertagen.
Jahrzehnten wieder entdeckt. Das alte Sychar lag dem Hauptfächlich praktifchen Aufgaben verpflichtet, haben
Brunnen Jakobs viel näher als das jetzige 'Asker und fie doch auch die Wiffenfchaft hochgehalten. Dafür
befaß keine Quelle, (f. Quart, st. 1907, 93t.) zeugt aus dem 17. Jahrhundert Fr. Quaresmius, Ordens-
Wenn man das religiöfe Leben des Orientes gerecht bruder in Jerufalem, dafür zeugt aus unterer Zeit ganz
beurteilen will, fo muß man es mit unferem religiöfen befonders leuchtend P. Girol. Golubowitfch. Ihm danken
Volksleben, wie es noch in der erflen Hälfte des vorigen wjr ejn chronologifches Verzeichnis aller Superiore des
Jahrhunderts ausfah, vergleichen. Wie viel Aberglauben Klofters Terra Santa in Jerufalem von 1219—1898 mit
ging nicht unter unferem Volk im Schwang, wie viel be- reichlich en aus fchwer zugänglichen Quellen gehobenen
fchäftigten Hexen und Hexenmeifler, Amulette und an- , biographifchen Zugaben, die Veröffentlichung einer bis-
dere Zaubermittel, Vorzeichen und ihre Deutung die anhin nur in einer vaticanifchen Handfchrift vorhandenen
Gemüter! Das fchloß aber nicht aus, daß man andächtig Reifebefchreibung des Bruders Fr. Surius, der im 15. Jahr-
die chriftlichen Fefle feierte und die Bibel in hohen Ehren hundert Paläftina, Arabien, Ägypten und Abeffinien
hielt. Hohes und Niederes, Geifliges und Ungeiftiges durchwanderte. Ebenfalls einem vaticanifchen Codex
haben in der Seele des Menfchen nahe beieinander Platz, entnahm er ichnographiac locontm et Monumentorum
Edlere Geifler werden unbewußt zu dem lebendigen Gott veterum Terrae Sanctae. die der thüringifche Bruder
emporgetragen, gemeine Naturen begnügen fich mit Elzearius Horn mit äußerfter Sorgfalt entworfen und mit
elenden Surrogaten der Religion. Wenn ich mich erinnere, genau erläuterndem Text begleitet hatte. Nur die Arbeit
mit welchem Ernft, mit welcher Würde Männer des Dorfes Horns gibt uns z. B. ein genaues Bild von der Grabesunter
Anführung ihres Häuptlings die erftc Sure, diefes ' kirche vor dem Brande 1808.

erhabene Gebet, unter dem Sternenhimmel gebetet haben, ; Das vorliegende Werk enthält nicht nur vielen Stoff,

fo kann ich das geringfehätzige Urteil über muslimifche der zurn erften Male den Archiven enthoben ift, fondern

Frömmigkeit nicht teilen. Wie edel haben fich diefe zeugt zugleich von umfaffender Kenntnis der einfchlägi-

fchlichten Leute gegen mich benommen! Man höre, was gen veröffentlichten Schriften, hellt manche Seite der

Kundige über die ethifche Nobleffe der Beduinen im Gefchichte des Franziskanerordens im Oriente auf und

Sinai berichten. Wieviel rührende Treue und Aufopferung bietet auch der allgemeinen Kulturgefchichte eine wert-

gegen den Fremden, mit dem fie Freundfchaft gefchloffen volle Bereicherung. Mit einleuchtenden Gründen beweifl

haben! Es ift ein ftarkes Unrecht, zu behaupten, daß die ; der Verfaffer, daß ""Franz von Affifi vom Juli 1219 bis März

muhammedanifche Frömmigkeit nur von grober Selbfl- I22i im Orient weilte. In forgfältiger chronologifcher

fucht beherrfcht werde und ein ethifcher Zug in ihrer Reihenfolge zählt er alle Schriften auf, die im 13. und

Gottesvorflellung nicht zu finden fei. Gewiß gibt es im I4 Jahrhundert über die Reife von Franz nach dem

Orient fehr viel Karikaturen von Religion, aber fehlen Orient erfchienen find. Seine Aufzeichnung umfaßt 27

fie bei uns? Wir möchten den Theologen dringend em- Nummern.

pfehlen, fremde Religionen mit etwas mehr Liebe Jefu Den Hauptinhalt feines Buches bildet die bibliotheca
zu beurteilen, der den glimmenden Docht nicht auslöfchte bio-bibliographica. Sorgfam gefammelte biographifche
und das geknickte Rohr nicht brach. Notizen fowie Befprechungen und Auszüge aus Schriften
Die Wallfahrten nach Nebi Mufa nahmen ihren An- flnd hier vereint. Seine Darfteilung ftützt fich auf ein
fang ums Jahr 1270, nachdem Sultan Beibars eine Mofchee weitfehichtiges dem Lefer vorgelegtes Urkundenmaterial,
dort erbaut hatte. Zunächft beteiligten fich nur die Be- fodaß zur Kontrolle des Textes fattfam Gelegenheit gewohner
Jerufalems daran. Jeweilen nach Schluß des Win- ! boten ift. Auch die Bibliotheca fchließt mit einer chro-
ters zogen fie in frohen Scharen durch den aufwachen- nologifchen Überficht, die uns die Nachprüfung einiger
den Frühling. Wenn nun heutzutage die Muslim mit ihrer Abfchnitte fehr erleichtert. Wer rafch fich über
erhöhtem Eifer diefe Wallfahrt vollziehen, fo ift dies den reichen Stoff des Buches orientieren will, der über-
noch lange keine .Steigerung eines maßlofen Fanatismus', fchaue an deffen Ende den analytifchen Index, der 28
Ihnen im eignen Lande ihre Art von Frohnleichnams- Seiten umfaßt.

feier einfehränken zu wollen, wie der Autor wünfeht, das Wir können dem gründlichen Urkundenwerke nichts

erfcheint uns als unerträgliche Anmaßung. I beifügen, fondern es nur den Freunden der wiffenfehaft-

Die von uns gemachten Ausfüllungen follen dem Hchen Paläftinakunde zum Studium angelegentlich emp-

Lefer die Freude an dem fonft vortrefflichen und lehr- fehlen.

reichen Buche nicht ftören. -7. ■ . rr u-„,,

Zürich. ts.. 1 u rrer.

Zürich. Furrer.

Rabinsohn, Dr. Marcus, Le Messianisme dans le Talmud
et les Midraschim. Paris, E.Leroux 1907. (108 S.) gr. 8"

In einem einleitenden Kapitel (S. 7—32) ftellt der
Verfaffer die meflianifche Idee der Apokalypfen (S. 9—23)
und die meffianifche Idee des offiziellen Judentums
(S. 24—32) einander gegenüber. Nach jener ift der