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Ausgabe:

1907 Nr. 24

Spalte:

660-661

Autor/Hrsg.:

Sievers, Eduard

Titel/Untertitel:

Amos, metrisch bearbeitet 1907

Rezensent:

Beer, Georg

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659

Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 24.

660

Das Ganze überfetze ich: ,ihre Türen aber ließen
fie (ebenfo wie?) die Angeln diefer Türen aus Kupfer
(IT vor OT13 zu ergänzen?); das Dachgebälk ganz aus Zedern
(beftehend) mit dem übrigen WllSX? und alles andere, was
dort war, verbrannten fie im Feuer'.

Der Sinn ift alfo, daß der Steinbau zerftört wurde,
die (mit Bronze befchlagenen II Chr. 49.?) Türen aber
erhalten blieben. Als kofibares Material, um es anderweitig
zu verwerten? (Oder dürfte man die Rektion von
TOip bis Wvßtf erweitern?). Diefe Mitteilung wird vielleicht
deshalb gemacht, weil die Petenten diefe von den
Hnüb Prieftern aufbewahrten Stücke wieder verlangen
werden. — Außer den von S. notierten Übereinftimmungen
unferer Papyri mit den Dokumenten im Buche PLfra ift
befonders die Bezeichnung fcOBÜ ITJit wie Ezr. 5 11. 12 hervorzuheben
, die fich nur in jener Epoche findet und das
Beten im Tempel für Bagoas wie Ezr. 610 (Beten für j
dtn König).

Über die mancherlei grammatifchen Merkwürdig- ]
keiten, die diefe Papyri aufweifen, wird noch ander- 1
wärts zu reden fein. A priori möchte man jedenfalls j
annehmen, daß der Gebrauch des Maskulinums als
Prädikat in Verbal- und Nominalfätzen bei maskulinem
Subjekt (S. 30) nur auf Ungenauigkeit des Schreibers beruht.
Allerdings muß man, ehe man definitiv urteilt, weiteres
Material abwarten.

Glücklicherweife ift diefes uns fchon verfprochen; j
denn Sachau berichtet am Schluffe feiner Abhandlung
von fpäter zu veröffentlichenden Berliner Papyri, die auch [
Erzählungen und Dichtungen aus derfelben Zeit enthalten.
Durch diefe Mitteilung wird uns nun die Bedeutung und 1
Provenienz der ziemlich rätfelhaften, oft behandelten j
Blacasfchen Papyrifragmente (CIS. II, 1. 145) klar, von j
denen es dort S. 155 heißt: ,Utrum auetor Aratnaeus
fuerit an jfudaeus aliquis Aramaea lingua loquens, dubium'. I
Sie werden einer folchen jüdifchen Erzählung angehört }
haben.

Weiteren Veröffentlichungen gerade diefer Papyri
wird man, da jene früheren ihres fragmentarifchen Charakters
wegen ziemlich unverftändlich bleiben mußten,
natürlich mit der größten Spannung entgegenfehen, aber
fchon jetzt hat fich Sachau durch die rafche Publikation
und gelungene Erklärung diefer erden Stücke gerechten
Anfpruch auf den wärmften Dank aller Freunde der Ge-
fchichte des Altertums erworben.

Breslau. Siegmund Fraenkel.

Vodel, cand. theol. Friedrich, Die konfonantifchen Varianten

in den doppelt überlieferten poetifchen Stücken des
mafforetifchen Textes. (Leipziger Inaugural - Diff.)
Leipzig, W. Drugulin 1905. (80 S.) gr. 8°

Vodel hat fich, auf Anraten Gunkels, die poetifchen
Paralleltexte des A. T. vorgenommen: 2 Sam.
22=^18, 2 Kön. I92i-34 = jef. 3722-35; Jef. 2 2-4 = Mi. j
41—3; ipi4=rp53; rp 4014—18= ^702-6. Er fucht daran j
allgemeine Gefetze für die Änderungen des urfprünglichen j
Textes feftzuftellen und zu erkennen, in welcher Schrift- I
art das A. T. von Haus aus gefchrieben war (S. 5).

Für textgefchichtliche Studien ift der Ausgang von |
den alttedamentlichen Paralleltexten der gewiefene Weg,
den darum auch die Kritik fchon längft eingefchlagen hat.
Nur fehlte es an einer modernen Spezialarbeit, die hiemit
Vodel leiftet. Daß er fich auf die poetifchen Parallel- j
texte befchränkt, hat feine Berechtigung: Poefie ift zäher j
als Profa und fo die Textänderung um fo leichter zu j
kontrolieren.

Die Arbeit bekundet vielen Fleiß, große Gewiffen- j
haftigkeit und kritifches Taktgefühl: drei für einen an- 1
gehenden biblifchen Exegeten fehr löbliche Grundeigen-
fchaften, denen fich hoffentlich noch höhere Charismata
beigefellen werden. Natürlich wird vieles wiederholt, was

j bereits in den Kommentaren, oder anderswo fleht. Aber
j die Probleme werden gefördert durch faubere Einzelkritik
und die Feftlegung der Gefetze für die Textver-
derbniffe. Den beiden Hauptrefultaten wird man zu-
ftimmen können: 1) es überwiegen die verfehentlichen
j Änderungen gegenüber den abfichtlichen. Ift auf die
Zahlen S. 77 einigermaßen Verlaß, fo wäre das Verhältnis
3: 1. 2) die verwechfelten Buchftaben gehören
der Quadratfchrift an (S. 78).

Im einzelnen wird man manches ausftellenoder anderer
Meinung als der Verfaffer fein können. 2 Sam. 222 z. B.
fehlt das tp 18,2 zu lefende ipm rtlff TT3tTl». Nach S. 10
foll der Schreiber die Worte weggelaffen haben, weil nicht
unbedingt zum Verftändnis nötig — man wundert fich
über diefen Grund, da unmittelbar zuvor gefagt ift, daß
die betreffenden Worte ,fehr gut an den Anfang des
Liedes' paffen, das ganze Lied gleichfam die Erklärung
für die Beteuerung fei. Für folche u. ä. Fälle immer
einen plaufiblen Grund angeben wollen, heißt feine Denkkraft
verpulvern. Warum da nicht die Courage haben
und fagen: ich weiß es nicht und es lohnt fich auch
nicht, darüber zu fpintifieren. In der Unterfuchung eines
Einzelfalles wird zuweilen mit einem ,wohl'u.ä. gerechnet.
Und am Schluß überrafcht das daraus abgeleitete Gefetz
durch feine apodiktifche Form (z. B. S. 46. 54).

Trotz allem dem Ganzen oben gefpendeten Lob, mag
ich am Ende doch nicht verhehlen, daß die Arbeit, ganz
abgefehen von dem Stoff, den Eindruck umftändlicher
Bureauarbeit macht. Für jeden Einzelfall wird ein Gefetz
formuliert, wodurch unerträgliche Wiederholungen ent-
ftehen. Warum find die gleichartigen Fälle nicht zu-
fammengenommen und unter ein Gefetz geftellt? Dadurch
konnte die Arbeit ganz bedeutend verkürzt und
dem Lefer Zeit erfpart fein!

Straßburg i. E. Georg Beer.

Sievers, Eduard, und Hermann Guthe, Arnos, metrifch
bearbeitet. (Des XXIII. Bandes der Abhandlungen der
philologifch-hiftorifchen Klaffe der Königl. Sächf. Ge-
fellfchaft der Wiffenfchaften Nr. III.) Leipzig, B. G.
Teubner 1907. (92 S.) Lex. 8° M. 5 —

Guthe und Sievers haben fich in die Arbeit über
Arnos fo geteilt, daß auf den von Guthe erftellten me-
trifchen Quadratfchrifttext der von Sievers bearbeitete
Tranfkriptionstext folgt. S. hat auch die Abfchnitte ,zur
metrifchen und ftiliftifchen Technik' und ,zur Vorgefchichte
der Sammlung' geliefert. Von beiden gemeinfam flammen
die Bemerkungen ,zu den Texten im Einzelnen'. Wo
die Meinungen der Herausgeber aus einander gehen, wird
darüber Rechenfchaft gegeben. Der Löwenanteil am
Ganzen entfällt auf Sievers, deffen Arbeitsfreudigkeit
am A.T. und deffen Produktionsluft für uns Zünftler nachgerade
anfangen befchämend zu wirken!

In der Scheidung der echten und unechten Stücke
ftellen fich Guthe und Sievers meift auf die Seite von
Martis Kommentar (Dodekapropheton 1904), was viele
billigen werden. Gelegentlich wird manches gegen M.
feftgehalten, fo z. B. das von ihm beanftandete Stück

I 6-8 (S. 44).

Das Befondere der von beiden Gelehrten für Arnos
gekitteten Arbeit liegt auf dem Gebiet des Metrifchen,
und hier werden fie fich auf ftarken Widerfpruch gefaßt
gemacht haben. Er betrifft im wefentlichen wie in der
von Sievers metrifierten Genefis das Enjambement d. i.
das Divergieren von Sinn- und Verszeile. Nachdem ich
mich in diefer Zeitung, Sp. 629 b eingehend darüber geäußert
habe, kann ich mich über das von Sievers bei den
.Siebnern' des Arnos angewendete und von Guthe gebilligte
, ähnliche Verfahren (S. 37t.) kurz faffen. Eine
Versaufteilung wie Am. I 3

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