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Ausgabe:

1907 Nr. 22

Spalte:

608-609

Autor/Hrsg.:

Donaldson, James

Titel/Untertitel:

Woman, her Positon and Influence in ancient Greece and Rome 1907

Rezensent:

Ficker, Gerhard

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607

Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 22.

608

brunnen gebildet fein (982). Damit fteht ungefähr auf
einer Linie, daß die Ausfendung der zwölf Jünger zu
einem Skorpionriefenabenteuer gehören (857) oder daß
Jefu Verhör den Widerfchein der Stierepifode darfteilen
foll (911. 915), die J. im übrigen z. B. in der Schlachtung
der roten Kuh Num 19 innerhalb der Mofesfage (128),
in der Uriagefchichte innerhalb der Davidfage fowie in
der Nabotgefchichte innerhalb der Elifa-Ahab-Fliafage
(630) wiedererkennen will. Direkt ins Komifche hinüber-
fpielt, daß die ertrinkenden Schweine (Mt 8) die in der
Sintflut ertrinkende Menfchheit repräfentieren (843), oder
daß ,die fterbenden Fröfche wie auch der getötete Frohn-
vogt ein Reflex des getöteten Löwen' find (212 f.). Wahrlich
man begreift es, wenn es Jefus einmal paffiert fein
foll, daß er als Gefchichte, die ihn perfönlich nichts
angeht, eine Epifode feiner eigenen Sage erzählt! (975)

Freilich, J. bittet den Lefer, niemals Einzelnes für
fleh ft.att des Ganzen auf fleh wirken zu lafftn (XIII).
Aber wenn ich mit dem beften Willen die Einzelpoften
nur als Nullen bewerten kann, fo ift auch das Ganze
für mich um feine Wirkung gebracht. Damit leugne ich
natürlich nicht, daß unter der Spreu diefes Buches auch
brauchbares Korn fteckt. Vgl. z. B. S. 451 über Musru,
644 Ai: Etymologie von Beelzebub, 994 Ai: pi sch-
najim = 2/3. Die Konjektur k'll für beh (II Sam 1,21
S. 475 A 1) hatte fchon Grätz vorgefchlagen. Vor allem
gedenke ich deffen, was J. für ein befferes Verftändnis
des Gilgamefchepos felbft, deffen Inhalt er zu Anfang mitteilt
und erklärt, leinet, — nur daß ich dabei nicht das
im Sinne habe, was J. aus dem biblifchen Material für
eine Erweiterung feiner Kenntnis meint gewinnen zu
können (vgl. 46 A 2. 602. 803). Das Epos bietet nach
ihm in feinem Kern eine Darftellung der bemerkens-
werteften Ereigniffe des Sonnenjahrs und des Sonnentages
am Himmel und auf der Erde unter Anlehnung
an das fcheinbare Lokal und die Richtung des täglichen
Sonnenlaufs (109); Gilgamefch' Fahrt ift daher eine Fahrt
nach Wellen, nicht nach Often (vgl. 34 A)l Hier fpricht
der Fachmann, deffen Urteil uns wertvoll ift. Aber alles
Überzeugende hört an dem Punkte auf, wo J.s Behandlung
des biblifchen Materiales anhebt. Es ift darum aus
feinem Buche auch nichts für die Rettung gewiffer von j
der modernen Kritik angefochtener oder aufgegebener
Polten zu gewinnen, worauf er felber pocht (vgl. z. B.
129 A3. 341. 948. 1023), während auch ihm zuweilen die
Quellenkritik nicht ungelegen kommt (229. 338. 426).
Auch das möchte ich bezweifeln, daß er die Dinge fo
weit gebracht habe, um fchon mit Fug und Recht aus
.Schöpfung und Chaos', Tiämat und Tiämatkampf ,in
Urzeit und Endzeit' etwas ganz Anderes, einen ,Löwen-
und Schlangenkampf in Vorzeit und Nachzeit' machen
zu dürfen (XX f.).

Genug, dem Urteilsfähigen kann J.s Buch nicht fchaden.
Aber ich bedaure es im Gedanken an die urteilslofe Menge,
die es (ich nicht wird entgehen laffen, aus dem, was fie
davon hört, in verfchiedenfter Weife Kapital zu fchlagen,
und die fleh mit Recht darauf berufen darf, daß es ihr
aus der Hand eines Gelehrten geboten werde, von dem
man fonft ernftzunehmende Gaben erwartet.

Bafel. Alfred Bertholet.

Schürer, Prof. D. Emil, Gefchichte des Jüdifchen Volkes im
Zeitalter Jefu Chrifti. Vierte Auflage. Zweiter Band.
Die inneren Zuflände. Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung
1907. (VI, 680 S.) gr. 8° M. 14 — ;

geb. M. 16.25

Zur Orientierung über diefe neue Auflage erlaube
ich mir, das Vorwort hier zum Abdruck zu bringen. Es
lautet:

Obwohl feit dem Erfcheinen der vorigen Auflage [
diefes Bandes (1898) nur neun Jahre verfloffen find, hat |

fleh doch bei der großen Mannigfaltigkeit des Stoffes an
fo vielen Punkten die Notwendigkeit größerer oder kleinere:-
Ergänzungen ergeben, daß eine abermalige Erweiterung
des Umfangs unvermeidlich war. Neue Funde von Hand-
fchriften, Infchriften, Münzen, Papyrustexten, neue Arbeiten
von Mitforfchern, durch welche den alten Quellen
neue Ausfagen und Geflchtspunkte abgewonnen wurden,
endlich die fortgefetzte eigene Befchäftigung mit dem
Gegenftand haben wieder aufs eindringlichfte gelehrt, wie
wenig es auch auf diefem Gebiete Ruhe und Stillftand
gibt. Die große Maffe der Ergänzungen ift den Anmerkungen
zuteil geworden. Aber auch der Text hat doch
an nicht wenigen Stellen Ergänzungen und Modifikationen,
hie und da auch Berichtigungen erfahren. Es fei ge-
ftattet, die etwas umfangreicheren Zufätze hier hervorzuheben
. Sie finden fich an folgenden Stellen: S. 4—7
(Hellenismus in Idumäa um 200 v. Chr.), 39f. (griechische
Kulte in Gerafa), 43—46 (femitifche und griechifche Kulte
in Batanäa und Auranitis), 55 f. (helleniftifche Legenden
über die Gründung paläftinenfifcher Städte), 64 f. (die
d-vga ojgaia Act. 32), 65 f. (Tier- und Menfchenbilder bei
den Juden), 68—71 (Import griechifcher Waren nach
Paläftina feit dem fiebenten Jahrhundert v. Chr., infonder-
heit Tonkrüge aus Rhodus um 200 v. Chr., zu der Literatur
S. 70 ift nachzutragen: Bleckmann, De inscriptioni-
bus quae leguntur in vasculis Rhodiis, Göttinger Diff.
1907), 96—99 (Wechfel der Oberherrfchaft über Paläftina
in der Diadochenzeit), 143, 144, 145, I46f. (zur Gefchichte
der Stadt Ptolemais Ake), 149b (über die ,Dekapolis'),
180—189 (zur Gefchichte und Verfaffung von Gerafa),
246f. (über das Synedrium, gegen Büchler), 370 f. (Verunreinigung
der Hände durch heilige Schriften), 406 (die
fiebenzig Völker der Welt), 413b (fremde Einflüffe auf
das Judentum), 428 (das Prosbol-Gefetz), 439, 445 (R.
Eliefers und R. Tarphons Beziehungen zum Chriftentum),
461 f. (Jefus Sirach über die Willensfreiheit), 469 (über
Amhaarez), 488 (über die Sadduzäer, gegen Hölfcher),
500 (Synagogen in Ägypten feit dem dritten Jahrhundert
v. Chr.), 506 (awaycoyrj im griechifchen Sprachgebrauch),
514 (Organifation der Armenpflege), 533 (Bedeutung des
Wortes Haphtara), 541—544 (Gefchichte des Schmone-
Esre), 591—593 (die meffianifche Hoffnung bei Jefus
Sirach), 614f. (Menfchenfohn), 633 (ewige Gültigkeit des
Gefetzes), 640, 642 (über den Zuftand nach dem Tode;
auch fonft ift in dem Abfchnitt über die meffianifche
Hoffnung vieles ergänzt, refp. der Text modifiziert und
präzifer gefaßt), 646—648 (zur Charakteriftik der meffia-
nifchen Hoffnung, Ausmünden derfelben in die chrift-
liche Hoffnung).

Um das Auffinden von Zitaten nach der vorigen
Auflage zu erleichtern, find die Seitenzahlen der dritten
Auflage am inneren Rand in eckigen Klammern [ ] angegeben
und der Beginn einer neuen Seite der alten
Auflage in der neuen jedesmal durch einen im Text
angebrachten fenkrechten Strich | bezeichnet. Infolge
deffen kann auch das bisherige Regifter vorläufig noch
benützt werden. Eine Erneuerung desfelben ift erft nach
Erfcheinen der 4. Aufl. von Bd. III beabfichtigt. Letztere
ift in Vorbereitung, während von Bd. I, welcher in einer
Harken Doppel-Auflage gedruckt wurde, noch reichlicher
Vorrat vorhanden ift.

Göttingen. E. Schür er.

Donaldson, James, M. A., LL. D., Woman; her Position
and Influence in ancient Greece and Rome, andamong
the early Christians. London, Longmans, Green,
and Co. 1907. (VI, 278 p.) 8° s. 5—

Die Frage, welche Änderung in der Würdigung der
Frau das Chriftentum hervorgebracht hat, kann natürlich
nur der richtig beantworten, der fich über die Stellung
der Frau in der antiken Welt überhaupt genau informiert