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Ausgabe:

1907 Nr. 21

Spalte:

589-590

Titel/Untertitel:

Hegels theologische Jugendschriften 1907

Rezensent:

Elsenhans, Theodor

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 21.

590

einem durch ein Weib behexten Mädchen erzählt, das, I ftentums und fein Scliickiäl daq «.«+»«11». cuj;
fowic das Weib in ihrer Nähe fei, flets blutige Tränen f die Glut fd^SiS^^^SaSS^^^j&I^A
weinen mülfe, und Luther ausruft: da follte man mit I unmittelbarer als je ffie aXu«Ate?Th^X £ SS
folchen * «jjfff^ dahin verlieht L. fordere, J auf die fpätem wS^jSte^'iSii!^S&
aali t/ie poor girl bc tortured as a witcli! So verkehrt - . ~WS»<=

war Luther bei allem Glauben an Hexen doch nicht,
daß er die von diefen vermeintlich Gefchädigten und
nicht vielmehr die Hexen felbft verbrannt wiffen wollte!

Breslau. G. Kawerau.

Hegels theologifche Jugendfchriften, nach den Handfchriften
der Kgl. Bibliothek in Berlin herausgegeben von Dr.
Hermann Nohl. Tübingen, J. C. B. Mohr 1907. (XII,
405 S.) gr. 8° M. 6 —

Diltheys bedeutende Jugendgefchichte Hegels' (Abhandlungen
derAkad. d. Wiff. zu Berlin 1905) hat den Anfang
dazu gemacht, auch auf das Werden diefer mächtigen
Gedankenwelt eine hiftorifche Betrachtungsweife, wie fie
die Gegenwart fordert, anzuwenden. Der Herausgeber
diefer Schriften, ein Schüler Diltheys, facht diefe Arbeit
fortzufetzen und weiteres Material dazu zu liefern. In
welchem Geilte er diefe Aufgabe erfaßt, darüber fpricht
fich die Vorrede aus. ,Die Gefchichte der Philofophie
hat wenige fo dringende Aufgaben, wie die, Hegels Lebensarbeit
und ihre Wirkung auf allen Gebieten des
Dafeins bis in die Kämpfe der vierziger Jahre hinein zu
begreifen, denn fie ift der Prozeß, in dem fich unfer modernes
Bewußtfein vor allem entwickelt hat. Gefchichte

hinausweift, V. Syftemfragment von 1800. Im ,Anhang
wird noch eine Anzahl Entwürfe mitgeteilt, unter denen
das Fragment über Moralität, Liebe, Religion (S. 377 ff.)
und das Grundkonzept zu dem oben genannten ,Geilt des
Chriftentums' (S. 385fr.) befondere Erwähnung verdienen,
und weiter die Chronologie der Manufkripte behandelt,
wobei unter Zugrundlegung der von Hegel felbft gegebenen
Daten ein einfaches Schema der Entwicklung von Hegels
Handfchriftgefchickte Verwendung findet. Für die chro-
nologifche Beftimmung der Schrift ,der Geilt des Chriftentums
und fein Schickfal' ift unter anderm maßgebend
die Bekanntfchaft Hegels mit Schleiermachers Reden über
die Religion, und es ergeben fich zwei Möglichkeiten: der
Winter 1798/99 und der Sommer 1799.

Heidelberg. Th. Elfenhans.

Wendt, Prof. Hans Hinrich, Syltem der chriftlichen Lehre.

Zwei Teile. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1907
(VIII, XVI, 676 S.) gr. 8« Geb. M. 17 —

Das Recht zu fyftematifchem Aufbau der chriftlichen
Glaubenslehre ift jüngft mehrfach beftritten worden.
Kaftan, Dogmatik3 116 f. ZThK. 1903, 96 fr. (dazu mit
bezug auf Stange: Wobbermin, ebda 1907, 211 ff.) und
Herrmann, Kultur der Gegenwart I, IV, 585. 624 k ZThK.
ift aber auch mehr, als abftrakte Kenntnis, fie ift Renaif- 1907, 24, haben lebhaft eine Rückkehr zur alten Form
fance. Und wenn ich fage, daß Hegel auch in diefem der loci empfohlen. Wendts Syftem der Chriftlichen
Sinne auferftehen muß, fo hat das nichts zu tun mit : Lehre fcheint fchon in feinem Titel die Stellungnahme
einer unzeitgemäßen Repetition feines Syftems, fondern 1 des Verfaffers zu der Streitfrage zu bezeichnen, fndeffen
bedeutet die „Er-Innerung" feiner lebendigen Kräfte in ! bei der Dehnbarkeit und Vieldeutigkeit des Begriffs Syftem
unferem neuen Leben' (S. X). auf die ü. Ritfchls Bonner Programm 1906 fo inftruktiv

Die vorliegende Ausgabe enthält — abgefehen von | hingewiefen hat, treffen Kaftans Einwände Wendt übereinigen
Predigten und vier Notizzettcln (Stellen zum : haupt nicht. Nicht um eine Konftruktion aus irgend
Leben Jefu und Stellen aus der Ilias über Fatum, Exzerpte einem erften Grundfatz und nicht um die von daher
aus Forfters Anflehten und der Jenaer Literaturzeitung) notwendige Anordnung und Folge der Lehrftücke han-
und den politifchen Arbeiten, die ihn fchon um jene delt es fich ihm. Diefe könnte auch eine andere fein
Zeit neben den philofophifchen befchäftigten, alles, was als fie ift (S. 72). Wenn er die lofe Form der loci ab'

uns von Hegels Niederfchriften aus der erften, größeren
Hälfte feiner Entwicklungszeit, von 1790—1800, erhalten
ift. Es galt vor allem, die in der Kgl. Bibliothek in
Berlin befindlichen Handfchriften fachlich und zeitlich

lehnt (S. 14), fo gefchieht es, weil die Offenbarung ihm
eine einheitliche Gefamtanfchauung bietet. Und wie er
fich an die Offenbarung ftreng gebunden weiß, fo folgt,
daß auch ihre wiffenfehaftliche Darftellung im Dienft der

zu ordnen, die einzelnen Arbeiten zufammenzufuchen, ! populären chriftlichen Lehre, Predigt und Seelforge (S. 2)
Entwürfe und Ausführungen zu trennen und, fo weit es ! das Ganze der chriftlichen Glaubenslehre zu einheitlicher

ging, zu datieren. Wie merkwürdig teilweife die Schick
fale der übrigen Manufkripte waren, zeigt die Mitteilung,
daß die aus dem Nachlaß von Rofcnkranz in den Befitz
Dr. Arnold Genthes übergegangenen — allerdings weniger

Glaubenserkenntnis zu erheben hat (S. 15). Das mußte
ja wohl Kaftan gelten laffen. Auch Herrmann?

Das Syftem gliedert fich in fechs Abfchnitte: 1. Prinzipienlehre
. 2. Die chriftliche Lehre von Gott und feinem

für unfere Epoche, als für die Darftellung der Jenaer ! ewigen Heilszwecke. 3.....von der Welt und vom

Jahre wichtigen — Manufkripte mit dem Befitzer nach ; Menfchen. 4.....von Jefu Chrifto als dem Heilsmittler.

Franzisko kamen und nach einer telegraphifchen 5.....von den heilsvermittelnden Funktionen der Chriften-

Meldung des vorigen Jahres, daß er durch das Erdbeben heit. 6.....von der Gotteskindfchaft. Das ift eine Analles
verloren habe, mitverloren wären. Ob dies wirklich Ordnung, die kaum vom Herkömmlichen abweicht, nur
der Fall ift, ließ fich bis jetzt nicht endgiltig feftftellen, daß die Eschatologie der Lehre von der Gotteskindfchaft
da feitdem Briefe an ihn von den verfchiedenften Seiten , untergeordnet ift und daß diefe einen ungewöhnlich breiten
her ohne Antwort geblieben find. Aus der Vorrede ift Raum (S. 480—658) mehr als ein Viertel des Ganzen,
außerdem zu erwähnen die dankenswerte Wiedergabe einnimmt.

eines bisher unbekannten kurzen Lebenslaufes Hegels, Dies Anfchwellen des letzten Abfchnitts ift durch

den er im Sept. 1804 für eine Eingabe an das Weimarer j den Umfang bedingt, in dem Wendt die Probleme der
Minifterium niederfchrieb, und der Hinweis auf die Be- i Ethik in fein Werk einbezieht. Das Syftem foll in der
deutung der Intei punktion als eine wefentliche Äußerung Tat das Ganze der chriftlichen Glaubenserkenntnis bieten,
des Denkens und Fühlens (S. VII). Wer die Originale j Der Stoff der Apologetik (S. 69 f.), Dogmatik und Ethik
von Schriften jener Zeit genauer verglichen hat, wird (S. 15 ff.) foll als einheitlicher Organismus chriftlicher
dem Verf. in dem Wunfche nach einer vergleichenden Lehre in gefchloffencm Zufammenhang behandelt werden,
und entwicklungsgefchichtlichen Betrachtung der Inter- j So, hören wir, ift es im Grunde auch immer gehalten
punktion nur zuftimmen können. worden. Die Trennung der Disziplinen ift jungen Da-

Der Text gibt folgende Stücke: L Volksreligion und j tums, und auch, nachdem fie fich eingewurzelt hatte, hat
Chriftentum, Fragment 1 — 5, II. das Leben Jefu, III. die j es nie an Verfuchen gefehlt, die Einheit wieder herzu-
Pofitivität der chriftlichen Religion, IV. der Geift des Chri- | ftellen. Dies aber ift durch die Sache gefordert Die