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Ausgabe:

1907 Nr. 20

Spalte:

553

Autor/Hrsg.:

Ménégoz, Eugène

Titel/Untertitel:

Une triple distinction théologique 1907

Rezensent:

Lobstein, Paul

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553

Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 20.

554

lieh zu Anfang des 14. Jahrhunderts auf. Wie die Brü-
derfchaften aufkamen und warum fie auf diefe Gebiete
fich befchränkten, dafür gibt es bis jetzt nur Vermutungen
, bei denen M. mit Recht fich auf einige vorfichtige
Andeutungen befchränkt. Es iff aber zu hoffen und zu
wünfehen, daß durch den Fortfehritt der Lokalforfchung
auch auf diefe Punkte noch ein weiteres Licht fällt.

Stuttgart. E. Lempp.

Menegoz, Eug., Une triple distinetion theologique. Paris,
Fischbacher 1907. (24 p.)
Der um die konfequente und allfeitige Herausarbeitung
des evangelifchen Glaubensprinzips raftlos und erfolgreich
bemühte Profeffor an der theologifchen Fakultät zu Paris
liefert in vorliegendem Schriftchen einen neuen Beitrag
zu der von ihm und einer um ihn fich fcharenden Schule
vertretenen Theorie des Fideismus (Theol. Ltzg. 1895,
Nr. 14. 17; 1900, Nr. 18; 1901, Nr. 23; 1905, Nr. 16). Der
am 20. November 1906 der theologifchen Pafloralgefell-
fchaft in Paris vorgelegte Bericht fucht den religiöfen
Heilsglauben in feiner Reinheit und Selbftändigkeit zur
Darftellung zu bringen und ihm gegenüber den Natur-

wiffenfehaften, der Gefchichte und der Philofophie eine j gehenden Übereinftimmung aller biblifchen Verfaffer aus,

hat der Herausgeber veröffentlicht (665—666). Als Anhang
ift aus dem Abfchnitt über die Verhöhnung ein
Exkurs mitgeteilt worden, der die dogmatifche Entwicke-
lung des Lehrftücks geftört hätte und eine gefonderte
Veröffentlichung vertrug (675—686); er führt die etwas
eigentümlicheÜberfchrift ,De l'kerweneutique immediate'
und follte, als Erklärung des ,populären Charakters' der
Sprache und der Lehre der heiligen Schrift, zur näheren
Plinführung in die biblifche Begründung des Verföhnungs-
dogmas dienen.

Als eifriger Vertreter der ftrengften Infpirationslehre
ift der durch die religiöfen Gedanken des Rcveil be-
herrfchte Verfaffer darum bemüht, einen oft durch gewagtes
Harmonifieren hergeftellten Komplex von dicia
probantia und loci classici aus der Heiligen Schrift zur
Begründung des überlieferten Dogmas zu gewinnen.
Abfichtlich will er fich auf une sorte de nomenclature des
enseignements et des faits scripturaires (12) befchränken.
Nous nous resignons sans peine au reprocke de ne faire
guere autre cliose que de la tkeologie biblique (17). Diefe
Konzentration der ,systematisations tlieologiques' (276) auf
den Schriftinhalt geht von der oft ausgefprochenen und
unwandelbar feftgehaltenen Vorausfetzung von der durch-

.eigene Provinz' zu erobern und zu fichern. Darin näm- deren einheitliches Zeugnis als unbedingte Norm des
lieh liegt der Schwerpunkt der in der Uberfchrift ausge- ( Glaubens und Lehrens zu gelten habe. Im Gegenfatz zu

fprochenen , dreifachen theologifchen Unterfcheidung
Durch einzelne gefchickt gewählte Beifpiele verlieht es
der Verfaffer, feine Gedanken zu illuftrieren und zu begründen
. Daß er übrigens in den ihm durch feinen Vortrag
gezogenen Grenzen nur andeutend, nicht ausführend
verfahren mußte, verlieht fich von felbft. Es wäre daher
ungerecht, im einzelnen hier Forderungen zu ftellen, die
M. nicht erfüllen durfte, und von denen er um fo eher
Abfland nehmen konnte, als er in feinen übrigen, in den

den Herausgebern der im Jahre 1850 zu Straßburg gegründeten
Revue de tkeologie, Colani, Scherer, Reville,
die an Ed. Reuß einen unermüdlichen Führer und Mitarbeiter
hatten, und deren Beftrebungen unter dem Namen
der tkeologie nouvelle direkt und indirekt bekämpft werden
, legt Jalaguier auf die als äußeres Lehrgefetz gewertete
und angewandte Autorität der heiligen Schrift
ein fo ausfchließliches Gewicht, daß, wie wir von einem
feiner ehemaligen Schüler, dem allfeitig verehrten Pfarrer

Krcifen des franzöfifchen Proteffantismus fehr yerbrei- Babut, dem Verfaffer der Vorrede zu diefem Buche er-
teten Schriften häufig darauf eingegangen war. Zur Er- j fahren, die Studenten von Montauban den von allen
örterung eines gegenwärtig fehr umftrittenen, von ihm hochgefchätzten Lehrer geradezu la Preuve Externe
nur berührten Punktes hat er die Genugtuung, auf eine j nannten. Glücklicherweife verftand es ]., diefen ftarren
durch feinen Neffen F. Menegoz verfaßte Abhandlung zu j Supranaturalismus durch den warmen Hauch inniger
verweifen, La certitude de la foi et la certititde kistorique { Frömmigkeit zu beleben: einen beredten Widerhall der-
1906, die fich ganz in den Bahnen des ,Fideismus' bewegt ! felben vernehmen wir aus zahlreichen Stellen des in theo-

logifcher Beziehung antiquierten Werkes. Diefe perfön-
lichen Bekenntniffe demütigen und lebendigen Vertrauens
auf die in Chriftus uns gefchenkte Gnade Gottes bilden
den wertvollen Kern der Schrift und werden ihre Wirkung
auch auf diejenigen nicht verfehlen, die der dog-
matifchen Arbeit des Verewigten nicht zuzuftimmen vermögen
.

Straßburg i. E. P. Lobftein.

und, wie die Arbeiten des Parifer Profeffors, durch die
Gründlichkeit der Unterfuchung, die Wärme des religiöfen
Vcrftändniffes, und die Klarheit und Vornehmheit der
Darfteilung fich in gleichem Maße auszeichnet.
Straßburg i. E. P. Lobftein.

Jalaguier, P. F., Theologie chretienne (Dogmes purs), publice
par Paul Jalaguier. Avec une preface de M. le
Pasteur C. E. Babut. (Oeuvres posthumes, Tome IV.)
Paris, Fischbacher 1907. (XXIV, 691 p.) 8° fr. 12 —
Aus dem Nachlaß des im Jahr 1864 geftorbenen

Profeffors der Dogmatik an der theologifchen Fakultät

Eucken, Rudolf, Hauptprobleme der Religionsphilofophie der
Gegenwart. Drei Vorlefungen. Berlin, Reuther & Reichard
1907. (120 S.) gr. 8° M. 1.50

zu Montauban erfcheint in prächtiger Äusftattung der j Das Buch ,ift aus Vorlefungen erwachfen, die auf
vierte und letzte Band einer auf der Bafis eines ftrengen | einem theologifchen Ferienkurs zu Jena am 23. und 24.
Biblizismus konfluierten Dogmatik. Da das fehr um- Oktober 1906 gehalten wurden'. Es richtet fich .durchfahrend
angelegte Werk bereits in diefem Blatte angezeigt 1 aus nicht bloß an gelehrte Kreife, fondern an alle Zeit-
und charakterifiert wurde (Jahrgang 1898, Nr. 2; 1906, j genoffen, welche fich in den geiftigen Wirren der Gegen-
Nr. 10), wird es genügen, den Inhalt des den Abfchluß j wart mit dem Problem der Religion befaffen, und welche
des Ganzen bildenden Buchs anzugeben und einige kurze I bei der Behandlung diefes Problems eine Freiheit verBemerkungen
hinzuzufügen. langen, die nicht flach, und eine Tiefe, die nicht ftarr
Das Werk zerfällt in zwei Hauptteile, die von dem j werde'. Das Ganze fetzt fich aus drei Teilen zufammen,
Werke (3—436) und der Perfon (439—665) Chrifti handeln. | deren einer die bekannte Religionsphilofophie Euchens

Indeffen umfaßt der zweite Teil einige Fragen, die in lofem
Zufammenhang an die Chriftologie geknüpft find und
auch eine fehr ungleiche Bearbeitung erfahren haben:

in knapper Form und gemeinverftändlicher Sprache
rekapituliert, während die beiden andern fie durch hoch-
intereffante Betrachtungen über ,Religion und Gefchichte'

fo die Lehren vom heiligen Geift (525—532), von der j und ,das Wefen des Chriftentums' ergänzen.
Trinität (533—574), von der Gnade, der Prädeftination Mit der Begründung der Religion hat es das erfte

und der Freiheit (575—665). Das handfehriftliche Material Kapitel zu tun. Es läßt keinen Zweifel daran gelten,
geblattete nicht, ein Kapitel über die Efchatologie zu daß eine folche allein durch Erforfchung und Deutung
liefern; nur die Schlußbemerkungen über diefes Problem der gegebenen ,Welt um uns' nach Art der Vulgärmeta-

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