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Ausgabe:

1907 Nr. 19

Spalte:

525-528

Autor/Hrsg.:

Procksch, Otto

Titel/Untertitel:

Das nordhebräische Sagenbuch. Die Elohimquelle 1907

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 19.

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Prockfch, Priv.-Doz. Lic. Dr. O., Das nordhebräische I fchrift, die vielmehr aus drei Urquellen zufammengefloffen
Sagenbuch. Die Elohimquelle. Überfetzt und unterfucht. ! fejn foll, zurück. Wohl aber find Stücke in die Grund-

t • . t /~> 17■ . , ,/• . t> uu Ai.,„rc t^nr^ r/T fchrift aufgenommen, teils fchon von ihrem Verfaffer,
Leipzig, J. C. Hinnchs fche Buchhandlung 190x3. (Vi, . . , .&, „ nl , v • u- 1 1

^ &' J u iv/t teus durch (patere Hand. Zu jenen gehören der Deka-

394 S.) gr. 80 M. 12—; geb. M. 13— , log £x 20> 2ff- der feiner Grundform nach mofaifch ift,

Eine neue Unterfuchung über die Elohimquelle und das Bundesbuch Ex 20, 23—23, 19, das wohl ur-
könnte dem Fernerftehenden eine überflüffige Arbeit er- fprünglich am Schluß der Elohimquelle ftand. Es ift ein

fcheinen, der Kundige dagegen weiß es, daß trotz aller
Übereinftimmung der Kritiker in bezug auf die ent-
fcheidenden Fragen doch noch manches Problem geblieben
ift, das einer befriedigenden Löfung wartet.

Gefetzbuch für Bauern, das aus vorköniglicher Zeit und
vielleicht von der Priefterfchaft zu Silo (lammt Daneben
finden fich geringere Einfchübe, die irgendwie den Zu-
fammenhang der Grundfchrift ftören, fo daß derfelbe z. B.

Deshalb ift die Arbeit von Prockfch von vornherein mit in der Horebfzene nur mit Hilfe von J und P erfchloffen
Freude zu begrüßen. Nach drei Seiten hin hat P. das ' werden kann. Alle diefe jüngeren Stücke E2 haben ge-
nordisraelitifche Sagenbuch einer Unterfuchung unter- meinfame Eigentümlichkeiten, durch die fie fich von E1
zogen. Zuerft fucht er es aus feiner Verflechtung mit j unterfcheiden. Vor Ex 3 hat E2 den Gottesnamen Elo-
den parallelen Berichten zu löfen, von fpäteren Anfätzen ; him, nachher Jahve; hier macht fich ftarke Reflexion
zu befreien und fo in der annähernd urfprünglichen j geltend: Gott wird tranfzendenter, im Kultus werden die
Form wiederherzuftellen. Er gibt demnach zunächft eine I altertümlichen Formen abgeftreift, die Lade war wohl
Überfetzung, aus der die fremden Beftandteile ausge- I urfprünglich erwähnt, tritt aber ftark hinter das Ver-
fchieden find und zeigt fo in der einleuchtendften Weife, j fammlungszelt zurück, das mehr beweglicher Tempel als
daß wir es bei unferem Buch nicht mit Fragmenten zu j Schutz für die Lade ift und nicht im Lager, fondern
tun haben, fondern daß es, abgefehen von kleinen Aus- . draußen feinen Platz hat. Auch die Offenbarung Jahves
nahmen, wirklich ein zufammenhängendes Buch mit ein- ! in der Wolkenfäule ift E2 charakteriftifch; feine Figuren
heitlichem Plan ift. Jedem Abfchnitt gehen Vorbemer- : find leblofer, was Pr. an Mofe undjofua zeigt. — Wahr-
kungen voraus, in denen P. kurz feine Quellenfcheidung | fcheinlich gehört E2 um 700 und zwar nach Juda.
begründet. Wenn er hierbei weniger auf die Priefter- 1 Andere Züge als die Grundfchrift trägt die Gefchichte
fchrift als auf die Jahvequelle Rückficht nimmt, fo ift Jofuas. Der Stil ift breiter, befonders in den Reden,
das in der Sache felbft begründet, denn fo einfach und , die alle einander gleichen, Sprache und Gedankengang
leicht die Ausfcheidung der P zugehörigen Beftandteile i des Deut, wirken auffallend ftark nach. Die Ereigniffe
ift, fo fchwierig ift oft die Zuweifung der j und E eigen- werden nicht in Einzelbildern vorgeführt, fondern find
tümlichen Verfe, gerade hier ift eine Einhelligkeit unter in einer Kette zufammenhängend gedacht. Die Grund-
den Kritikern noch immer nicht erzielt und ein neuer | läge bildet aber unzweifelhaft E, das alfo vor feiner
Verfuch wohl am Platze. Leider verbietet es der mir J Verbindung mit J u. P und vor der Hinzufügung fekun-
zur Verfügung flehende Raum die neuen von Pr. ge- i därer Abfchnitte in einem befonders engen Verhältnis
gebenen Ouellenfcheidungen hier anzuführen: eine Ver- I zum Deut, geftanden haben muß. Dt. 31, I4f, 23, iff
gleichung mit den jüngften Arbeiten von Holzinger und gehört zur Jofuagefchichte und leitet dazu über. Prockfch
Gunkel beweift, daß Pr. durchaus felbftändig feinen Weg j fchließt daraus, daß es einft eine Ausgabe des Deut,
gegangen ift. Ob er überall Zuftimmung finden wird, gab, die außer der Einleitung in das Gefetzbuch auch
ift mir freilich zweifelhaft — ich verweife z. B. auf die eine Schlußerzählung dazu enthielt, die wir eben in
m. E. nicht immer ftichhaltige Scheidung in den Jakob- ! unferen elohiftifchen Abfchnitten des Buches Jofua mit
gefchichten — in einer Reihe von Fällen fpeziell in j der Vorbereitung in Deut. 31 und 23, 1 ff wiederfinden
Jofua hat feine Unterfuchung wirkliche Förderung ge- I Der Verfaffer desfelben kannte nicht nur E1, fondern
bracht. Er ftützt hier mit guten Gründen die von ihm auch E2, er fcheint im Deut, das von E2 eingeführte
wieder vertretene Behauptung, daß wir es in Jofua nicht Bundesbuch zu fehen. Da erj undP nicht berücksichtigte,
wie im Pentateuch mit der reinen E-Quelle zu tun haben, j hatte er E offenbar noch unvermifcht mit diefen vor
fondern daß vielmehr hier E in deuteronomifcher Be- 1 fich. Was die äußere Gefchichte des nordisraelitifchen
arbeitung vorliegt. Übrigens gibt er auch für den Pen- j Sagenbuches angeht, fo zeigt Pr., daß E gefondert von
tateuch unumwunden zu, daß E keine völlig einheitliche j J und P bis zum Exil fowohl in der prophetifchen wie
Schrift ift, fondern daß neben der Grundfchrift E1 fich j in der gefetzlich hiftorifchen Literatur verfolgt werden

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auch jüngere Beftandteile E2 vorfinden. In fehr glück
licher Weife find die einzelnen Schichten, die in der
Elohimquelle felbft fich abheben, durch den Druck
kenntlich gemacht.

Der zweite Teil der Arbeit befchäftigt fich mit der
gefchichtlichen Stellung des Buches. Pr. unterfucht zunächft
die Herkunft. Wahrfcheinlich gehört es den
Jofephftämmen und zwar Ephraim zu, wohl aus der erften
Hälfte des achten Jahrhunderts unter Jerobeam II, denn

kann, E ift bei weitem mehr gelefen als J und zwar
nicht nur in Ephraim, fondern auch in Juda. In der
Schule des Deut, hat das Buch feine inneren Umbildungen
erfahren, denn fchon die fpäteren Einfätze (E2)
erinnern an diefe Schule, und vor allem verrät fie die
Bearbeitung des Jofuabuches. Gegen Ende des fiebenten
Jahrhunderts ift gerade in diefen Kreifen die Verfchmel-
zung von J und E vorgenommen und fo das Werk des
Jehoviften entftanden. In diefem neuen Buche war das

jene fchweren Erfchütterungen, die nach feinem Tode Deut, gewiß von Anfang an vorhanden, das ja fchon
ausbrachen, hat der Verfaffer offenbar noch nicht er- >. vorher mit dem Schluß der Elohimquelle eng verlebt
, wie feine Freude am Königtum und das erhobene
Stammesgefühl beweifen. Er kennt noch das Bundesbuch
als Rechtsgrundlage, ein Zuftand, der mit der

bunden war.

Der dritte Teil der Arbeit will die nordisraelitifche
Uberlieferung auf ihren gefchichtlichen Gehalt prüfen.

Mitte des achten Jahrhunderts aufhörte. Der Verfaffer Zu dem Zweck fetzt Pr. zunächft die judäifche zu ihr in
ftand mit den prophetifchen Kreifen, befonders denen, { Vergleich, unterfucht alfo kurz Jahvequelle und Priefter-
die von Elias ausgingen, in Verbindung, wie das nament- . fchrift. Jene flammt zweifellos aus Juda und zwar aus
lieh die in E hervortretende Gottesidee zeigt. Aber | der Zeit Salomos. Nach einer Zeichnung der Eigenart
auch feine Gefchichtsbetrachtung weift auf folche pro- j von J und einem Vergleich zwifchen dem von J und E
phetifchen Kreife: offenbar hat er fie von Hofea auf- I verarbeiteten Stoff weift Pr. darauf hin, daß wir die
genommen und vertieft. Nach einer kurzen Charakte- j hebräifche Volksfage in zwei Büchern J und E erhalten
dftik der Grundfchrift wendet fich Pr. der von E. Sievers j haben, die nicht von einander abhängig, fondern vielmehr
behandelten Form derfelben zu, und er weift m. E. mit i unabhängige Ausgeftaltungen einer dritten Urüber-
Recht deffen Beftreitung der Einheitlichkeit der Grund- | lieferung find. Da J und E wefentlich gleich und di

tie ein-