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Ausgabe:

1907

Spalte:

497-501

Autor/Hrsg.:

Erbt, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Hebräer. Kanaan im Zeitalter der hebräischen Wanderung und hebräischer Staatengründungen 1907

Rezensent:

Bertholet, Alfred

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 18. 31- Auguft 1907. 32. Jahrgang.

Erbt, Die Hebräer (Bertholet). | Koch, Die Tauflehre des Uber de rebaptis-

m , _ _ • , , ... mate (lülicher).

Techen, Das Targum zu den Pfalmen (Ba- RampoIU) Santa Melania (v. Dobfchütz).

Curfchmann, Die Diöcefe Brandenburg, Un-
terfuchungen zur hiftorifchen Geographie und
VerfafTungsgefchichte (Stengel).

eher).

Smith, W. B., Der vorchriftliche Jefus
(Wernle).

Dennert, Bibel und Naturwiffenfchaft, 5. Aufl.
(Rolffs).

— Vom Sterbelager des Darwinismus (Derf.).

— Dasfelbe, Neue Folge (Derf.).

— Die Weltanfchauung des modernen Natur-
forfchers (Derf).

Erbt, Wilhelm, Die Hebräer. Kanaan im Zeitalter der [ man bisher im allgemeinen mit Recht eine belTere Mei-
hebräifchen Wanderung und hebräifcher Staaten- ' ""ng hatte, nichts fei. So fagt uns I Sam. genau, wer

gründungen. Leipzig, J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung
1906. (IV, 236 S.) gr. 8° M. 5 —; geb. M. 6 —

,Die Fähigkeit uns gefchenkt zu haben, A. T. wieder
zu „lefen", ift das bleibende Verdienft Wincklers' (S. 195
Anm.i). Wer diefen Satz nicht zu unterfchreiben vermag,

Ikabods Vater war und wer Sauls Vater; auch Sauls
Heimat Gibea kennen wir; aber E. will wiffen, daß Said =
Ikabod war und aus Jabes (lammte! II Sam. und Reg. laflen
keinen Zweifel übrig, daß Salomos Mutter die Bathfeba
war; bei E. aber (wie bei Winckler) ift er Abigails Sohn!
Arnos geht, meint E., im Dienfte der Politik des Ahas

bedingung einer annehmbaren Gefchichtsdarftellung ift.
Der erfte von E. angeführte Text ift Gen. 121—3, wo er
2 Sprüche zufammengearbeitet findet, nämlich:

der kommt in Erbts Buch nicht auf feine Rechnung; denn (736—728) nach Nordisrael; darum muß Am. 7,10 der
ein Wincklers Arbeiten und feine eigenen Vorarbeiten Name Jerobeams (f 743) fpäterer Einfchub fein ufw.
vorausfetzendes, von Grund auf neubauendes Verfahren Mit dem Erwähnten habe ich berührt, was mich

nennt E. felber (S. 135 Anm. 1) die vorliegende Schrift. j zurn lebhafteften Proteft gegen E.s Darfteilung veran-
Wie denn alfo lieft Erbt A. T. ? Ich erläutere zu- laßt. Unerträglich ift mir daran feine fouveräne Ver-
nächft diefe Frage mit einigen Beifpielen, weil zuver- j achtung der fchlichten Ausfagen von Quellen, deren
läffige Quellenbehandlung immer noch die erfte Grund- ! gefchichtlicher Charakter m. E. für ein gefundes Urteil

offen zutage liegt, wogegen diefe Darftellung auf einem
bis zur Phantaftik kühnen Kombinieren aus Stücken
bafiert, deren zweifelhafter Wortlaut den wilderten Vermutungen
freien Spielraum gewährt (vgl. z. B. S. 31:
Gen 49,24; S. 26: Dtn 33,2of.; S. 56: 33,2-5; 26-29), oder
über die das letzte Wort zu fagen fchon durch ihre
Natur ausgefchloffen ift. So ift es keine Kunft (aber
auch keine Wiffenfchaft, meine ich), aus einem uneinheitlichen
Gefetzeskorpus wie H eine Anzahl Sätze
herauszuziehen, um zu dekretieren, daß fie die davidi-
fche Staatsurkunde gebildet hätten. Wo fo konfluiert
wird, da ift mir auch mit aller prinzipiellen Erkenntnis
nicht geholfen, auf die doch E. großes Gewicht legt,
daß wir es bei J und E überhaupt mit ,Staatsurkunden',
nicht Privatfchriften zu tun hätten. Man kann ferner
mit Hilfe von Phantafie und Konjekturen aus Sach. q
eine uralte Paffahliturgie oder aus dem Hohen Liede
die ebenfo alte Perikope des Paffah-Mazzothfeftes heraus-
lefen, als handle es von der Hochzeitsfeier der Ge-
fchwiftergötter Dod und Afchera (feinen Gott ,D6d' namentlich
findet E. überall wieder z. B. Jef. 5,1 ff.), man
kann diefelbe Bedeutung, die Cant. für Paffah haben
foll, Koh. für Sukkoth vindizieren, fo daß z. B. innerhalb
Koh. 3,2-8 fich vier Sprüche auf Dod, 2><4 auf
Afchera beziehen follen, — es braucht nur den fröhlichen
Glauben, daß fich dies Alles alfo verhalte, und
wer ihn nicht zu teilen das Glück hat, für den fehlt an
E.s ,Neubau' nichts als die unumgängliche Solidität des
Unterbaus!

B

,2...Und ich will deinen
Namen groß machen, Segnen
, die dich fegnen, und
die dich verwünfehen, verfluchen
, daß fich alle Ge-
fchlechter der Erde mit dir
fegnen werden.'

A

/Geh aus deinem Vaterlande
, deinem Gefchlecht
und deines Vaters Haufe
in das Land, das ich dir
zeigen werde: 2So werde
ich dich zu einem großen
Volke machen und dich
fegnen, daß du ein Segenswort
wirft.'

Wer aus diefen Worten, deren Verteilung auf 2
Sprüche fchon rein unnötig fein dürfte, herauszulefen
verfteht, daß B ein Fragment aus davidifcher Zeit fein
müffe, während das .viel blaffere' A einer Späteren Zeit
notgedrungener politifcher Befcheidenheit' angehöre, der
hört das Gras wachfen! Kein Wunder, daß ihm die atl.
Quellen auch fonft mehr fagen als andern. Befonders
viel fagt E. natürlich das vielberufene 14. Kapitel der
Genefis, die ,Achfe der Abrahamsfrage', deffen Angaben
über jene graue Vorzeit fich, foweit wir mit Hilfe baby-
lonifcher Urkunden fehen können, völlig mit den bisher
bekannten Angaben aus dem Orten decken follen (S. 69).
E. unterfcheidet darin, — m. E. ohne zureichenden Grund—
eine Sodom- und eine Malkifedekgefchichte. Daß uns
aus dem Tempelarchiv von Sichern nicht bloß diefe Berichte
über die Kriegstaten Abrahams, einer ,Geftalt von
Fleifch und Blut aus der Zeit Hammurabis um 2250',
fondern z. B. auch Pf. 110 die uralte Liturgie bei der
Inthronifation des Priefterfürften von Sichern erhalten

Aber wie ,baut' E.? Er teilt fein Werk in 2 Teile-
Kanaan im Zeitalter 1) der hebräifchen Wanderungen
2) der hebr. Staatengründungen. Zwei fefte Punkte
glaubt er Kanaan wieder erobert zu haben: Sichern und
feien, — das find Ergebniffe, dieneben anderem, nament Penuel. Der Befitz von Penuel, bezw. von Mahanaim
lieh der hohen Wertung der Chronik als Gefchichtsquelle, | des ,migdal' diefer Stadt (?), entfehied über den Königs-
Vielen hochwillkommen fein müffen. Nur daß folchen
Lefern die Freude ebenfo rafch und gründlich wieder
vergällt wird durch Aufftellungen, aus denen man erfährt,
daß es mit der Zuverläfigkeit anderer Quellen, von denen

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fite Israel (früher Jakobel), wie denn fchon von uralten
Zeiten her, fchon vor der durch die fodomitifche Feuerflut
eingeleiteten) Zeit der kanaanitifchen Wanderung die
dortige Gottheit dem Regenten des Landes das Rech?

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