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Ausgabe:

1907

Spalte:

449-451

Titel/Untertitel:

Catalogus codicum graecorum Bibliothecae Ambrosianae 1907

Rezensent:

Dobschütz, Ernst

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof in Berlin, und D. E. Schüxer, Prof. in Göttingen.
Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. HinrichsVche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 16. 3- Auguft 1907. 32. Jahrgang.

Catalogus codicum graecorum Bibliothecae Am-
brosianae edd. Martini et Bassi (v. Dob-
fchütz).

Wright, Daniel and his Prophecies (Meinhold).
Evangelion Da-Mepharreshe. The Curetonian

Version of the Four Gospels ed. by Burkitt,

2 voll. (v. Dobfchütz).
Dureil, The historic Church (Knopf).
Work man, Persecution in the early Church

(Krüger).

Bonwetich, Die unter Hippolyts Namen überlieferte
Schrift Ober den Glauben. Koch, Vin-
cenz von Lerin und Gennadius. Derf., Virgi-
nes Christi [Texte und Unterfuchungen XXXI, 2]
(Leipoldt).

Hegemonius, Acta Archelai, herausg. von

Beefon (Koetfchau).
Rohling, Die Zukunft der Menfchheit als

Gattung nach der Lehre der h. Kirchenväter

(Leipoldt).

Herwegen, Das Pactum des hl. Fruktuofus
von Braga (Grützmacher).

Wobbermin, Das Wefen des Chriftentums
(Lobflein).

Kabifch, Das Gewiffen, fein Urfprung und feine
Pflege (Lobftein).

Baumgartner, Gefchichte und Recht des
Archidiakonates der oberrheinifchen Bistümer
(Frantz)..

Catalogus codicum graecorum Bibliothecae Ambrosianae di- matifches, Lexika uff., daneben viel medizinifch.es und

gesserunt Aemidius Martini et Dominicus Bassi
(2 Bände.) Mailand, U. Hoepli ic/06. (LI, 1297 p.) 8°

Lange haben wir auf diefen Katalog warten muffen;

aftrologifch.es. Sehr intereffantes, meift noch ungenutztes
Material liegt für byzantinifche Studien vor: Cod. 162 Katecheten
des Theodor Studites (f 826) aus dem 9. Jahrh.,
196 und 397 -f- 628 Homilien des Theophanes Kerameus

um fo größer ift die Freude. Welche Schätze die Am- j (hier Philippus Ker. genannt, vgl. Krumbacher Byz. LG2
brofiana birgt, war längft kund; aber nur der einzige j 172) aus dem 13. und 14. Jahrh. (Calabrien und Apulien)
Ceriani kannte fie im einzelnen und hütete fie, wie eine j [neben MSG 132 hätte hier die eine andere Ordnung
Mutter ihre Kinder. Sein wunderbares Gedächtnis er- bietende Ausgabe von Palamas, Jeruf. 1860 berückfichtigt
gänzte die vielen Lücken des alten handfchriftlichen j werden können], 185 Sammlung der Schriften des Nike-
Kataloges für die Befucher, denen er, ftets hilfsbereit, phoros Chumnos (f 1327), Autograph oder von feinem
Auskunft und Rat erteilte. Aber nur an Ort und Stelle ! Sekretär, 252 Akten des Florentiner Konzils, 253 The-
konnte man das haben. Kein Wunder, daß wir in dem , faurus des Predigermönchs Bonaccursi (1327).
vorliegenden Katalog fo oft angemerkt finden, daß die 1 Den Theologen werden an Bibeltexten intereffieren
betreffende ambrofianifche Handfchrift dem neueften j 587 der von Mercati entdeckte Palimpfeft mit hexapla-

rifchen Pfalmfragmenten, 808 ein Hexateuch sc. V = F
bei Swete, deffen Introduction - 1902] auffallenderweife
nicht berückfichtigt ift; Sw. 159, Iii—113. 137—139 ent-
fprechen 783. 325. 127; 249. 522. 809; nachzutragen bei
Swete wären 100 (X, 5 falomonifche Bücher), 809 (X, Prv.,
Eccl. Cant. 106), 513 (X). 519 (XI), 195 (XII), 368, 439,
447- 453, 669 (XIII), 391 (XIV), 382, 419, 847 (XV), 904
(XVI) Pfalmen, 260 (808) + 1007 (X/XI) Propheten, 422
(XIV) Efther. Im NT. hat Gregorys Genauigkeit ein einziges
Palimpfeftblatt (X.) in 883 (C 209 in/.) überfehen. Die
Ausbeute an Apokryphen ift nicht befonders groß: für
das Protevangelium, Evangelium Nicodemi, Pilati Anaphora
und Paradosis find fie fchon von Tifchendorf benutzt
; zu 4268 wäre auf James, Apocrypha aneedota II
78—81 hinzuweifen, zu 534231) auf Bonwetfch in Gött.
Nachr. 1899, 4; 405 (XII) enthält u. v. a. die Abrahams-,
die Theotokos-, eine Chriftus- und eine Chryfoftomus-
Apokalypfe. Für die Andreas-, Johannes, Matthaeus-,
Paulus-, Petrus-, Philippus-, Thekla- und Thomas-Akten
ift wie für die zahllofen hagiographifchen Texte auf den
II. Index: Vitae et martyria Sanctorum zu verweifen.
Der Patriftiker findet in 1014 eine Unzialhandfchrift sc, IX
und in 135 eine Prachthandfchrift des N anzianzeners
(X/XI), in 285 Theodorets Kommentar zu Ezechiel (X)
mit Marginal-Scholien aus Origenes, Apollinaris, Poly-
chronios und Severus; in 704. 724. 1062 (alle XVI) findet
fich eine eigenartige Rezenfion von Origenes c. Cels. I. II
mit Scholien eines Gennadius, von denen Koetfchau
nichts erwähnt. Reiches Material ift auch für die Predigt-
gefchichte hier zu finden: außer den Homilien eines Ba-
filius, Chryfoftomus uff. zu ganzen biblilchen Büchern
die nach dem Kirchenjahr geordneten Predigtfammlungen,
wie z. B. 66. 136. 192. 213. 219. 236. Es ift das ein nVjch
ganz vernachläffigtes Gebiet, auf dem intereffante Auf-
fchlüffe auch über den Kalender zu gewinnen wären. .Das
liturgifche Material fleht in Index 1 unter Libri Hturgici

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Herausgeber entgangen ift.

Jetzt endlich haben Martini und Baffi in vieljähriger
Arbeit einen muftergültigen Katalog zuftande gebracht.
Die Hauptarbeit lag, da Martini feit langem von Mailand
fern war (er ift Prefetto der Biblioteca nazionale von
Neapel), auf Baffis ftarken Schultern: die Wiedergabe
der griechifchen Texte, die bibliographifchen Angaben
find mit einer fo peinlichen Genauigkeit und Sorgfalt im
kleinften gemacht, wie fie eben nur ein ganz hierfür
lebender Philologe von Baffis Charakter zu leiften im-
ftande ift. Man fühlt es den refignierten Worten der
Vorrede an, wie bitter der vergebliche Kampf gegen den
Druckfehlerteufel diefe gewiffenhafte Seele kränkt.

Der Beftand der Ambrofiana, auf die Sammlung des
Kardinals Fred. Borromeo zurückgehend, hat feinen
Hauptwert freilich in den lateinifchen Hdfchrr., die zum
Teil aus Bobbio flammen. Aber die 1098 griechifchen
Handfchriftcn umfaffen auch manches fehr wertvolle,
Wie z. B. die illuftrierte Ilias. Die Praefatio gibt intereffante
Einblicke in die Entftehung der Sammlung; fie ift
zumeift im Auftrag des Kardinals durch Unterhändler
wie Gratia Maria Gratia, Antonius Salmatius u. a. in
Griechenland (Theffalien), auf den Infein (Chios), in Süditalien
(Apulien, Calabrien) zufammengebracht worden;
manches hat ein nach Venedig verfchlagener Erzbifchof
von Philadelphia geliefert; die 268 höchft wertvollen
Handfchriften des Joh. Vinc. Pinelli (f Padua 1601) erwarb
der Kardinal 1608; als eifrigen Kopiften lernen wir
Camillo Zanetti aus Brescia kennen. Die fortlaufenden
Katalogsnummern folgen der jetzigen Aufftellung; die
Standortsfignaturen, nach denen zitiert zu werden pflegt
(A 56 sup., C 135 in/.), find beigegeben: erft kommen
die 22 Klaffen der oberen, dann die der unteren Aufftellung
; ein inneres Ordnungsprinzip ift dabei nicht zu
erkennen.

Das meifte ift philologifchen Inhalts, Klaffiker, Gram-