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Ausgabe:

1907 Nr. 13

Spalte:

375-376

Autor/Hrsg.:

Huck, Albert

Titel/Untertitel:

Synopse der drei ersten Evangelien. 3., gänzlich durchgearb. Aufl 1907

Rezensent:

Holtzmann, Heinrich Julius

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung 1907 Nr. 13.

376

des zweiten bilden Verwünfchungen gegen verräterifche ' Zeit zu wiffenfchaftlicher Tätigkeit mühfam genug erFeinde
in der Stadt (v. 9—12) und gegen verräterifche zwingen muß, nicht hoch genug fchätzen kann. Die
Freunde (v. 13fr.). Diefer Pfalm ift ungewöhnlich reich an i evangelifch-theologifche Fakultät Straßburg wußte, was
Gloffen. Das rflfT1 v. 17 beweift, daß diefer V. nicht ! fie tat, als fie diefen ihren ehemaligen Zögling zum Li-
urfprünglich fein kann (der Gottesname ift nämlich fonft j zentiaten der Theologie honoris causa beförderte. Ehre,
QTlbtt). Die 3 Gebetszeiten v. 18 find aus Daniel 611 als | wem Ehre gebührt!

eine fpäte Sitte bekannt, v. 19 gehört zu v. 18; er ent- Die tiefgreifendfte Umarbeitung der neuen Auflage

hält eine Befreiung durch eine kürzliche fiegreiche Schlacht, betrifft die Methode der Parallelifierung der Texte. Stand
Diefe Verfe flammen alfo alle von einem Gloffator aus ; früher durchweg Mk. voran, fo daß die den einzelnen Ab-
der Makkabäifchen Periode, der diefen Pfalm für feine fchnitten entfprechenden Stücke desMt.und Luk. aus ihrem
Zeit paffend machte. Zur felben Hand gehört v. 20 b, j eigenen Zufammenhang herausgelöft werden mußten, fo
die auch wahrfcheinlich in v. 20a — eine ältere Rand- , ift es dem Verf. jetzt gelungen, das eigentliche Problem
gloffe mit rtjy = antworten — in den Sinn Demü- derSynopfe zu löfen, indem er den Mk.-Text von dem der
tigung der Feinde umwandelte. Auch der ähnliche v. 4 ; beiden Seitengänger umrahmt hinftellt und diefen letzteren
flammt wohl von derfelben Hand. In v. 23 beweift der | durchweg ihren eigenen Zufammenhang wahrt. So war
Gottesname mni wieder dasfelbe wie in v. 17; doch ; es möglich, eine Synopfe zu fchaffen, die unbefchadet
drückt diefe Gloffe ein ruhiges Vertrauen zu Jahve aus, ; des Parallelfyftems jedes der drei Evangelien in der von
wie es beffer in die griechifche Periode vor den Makka- ! ihm felbft gefchaffenen Akoluthie bietet. Beifpielsweife
bäerkämpfen paßt. Ebenfo ift endlich v. 24 c eine Gloffe. erfcheinen jetzt die ganze Bergrede des Mt, ebenfo die
Die Wortverteilung und Erklärung von v. 9b, das mit ganze Feldrede des Lk. unzerftückt mit nebenftehenden
dem folgenden Verfe zufammengefaßt und überfetzt wird: Parallelftücken, wobei die Unterfcheidung größerer und
with a tempestuous wind, o Lord, divide their tongucs ■— kleinerer Lettern dazu dient, die doppelt gebrachten Ab-
Gen. Iii—9 — lefe man felbft nach. Es ift fchade um fchnitte kenntlich zu machen: groß gedruckt find die Stücke
den oft fpinofen Scharffinn diefes Werkes, der im Dienft 1 im Zufammenhang des betreffenden Evangeliums, klein geunhaltbarer
Thefen arbeitet. druckt als Parallelen außerhalb des eigenen Kontextes.

T „„;/•-_j~_f Pr,„i,»^.,„ Man weiß alfo, wenn man diefe Unterfchiede und dazu

l_,ouilenaort. rrankenberg. , .. ... i, r r , , , , .r r

b noch die mit Kurfivfchnft gedruckten Verweife auf an-

-- derswo zu fuchende Zufammenhänge beachtet, fofort,

Huck, Pfr. A., Synopfe der drei erften Evangelien. Dritte, woran man ift. Stücke, die den Sonderbefitz eines
gänzlich umgearbeitete Auflage. Tübingen, J. C. B. Evangeliften bilden, nehmen die ganze Länge der Zeile
Mohr 1906. (XXXVIII, 208 S.) Lex. 8° M. 4-; ! m* Aus™hm,e zweier fchmalen, das Fehlen bei den
7 v ' ; Tv/r ■ andern andeutenden, Streifen ein. Zwei Spalten offnen

geb. M. 5 1 rich fyr Übereinftimmung von je zweien, drei zur
Über die beiden erften Ausgaben diefes ungemein Darftellung des allen dreien gemeinfamen Stoffes. Wo Du-
nützlichen Werkes ift in diefer Zeitfchrift (Jahrg. 1893, bletten zur Vermehrung diefer Zahl veranlaffen könnten,
Sp. 564 f., 1898, Sp. 361 f.) berichtet worden. Was der find diefelben unter dem, den Text gegen die Noten ab-
Verf., jetzt Pfarrer zu Schiltigheim bei Straßburg, in grenzenden, Strich angebracht. Abgefthen von diefem
diefer dritten, gänzlich umgearbeiteten Auflage bietet, darf Falle kommt unter den Text eine vierfache Reihe von
geradezu als eine mit bisher unerreichtem Gefchick, mit Noten zu ftehen: die erfte gilt dem Nachweis alttefta-
ebenfo umfaffender Kenntnis des weitfchichtigen Materials ! mentlicher Zitate und Anfpielungen, die zweite der An-
wie mit unermüdlicher Arbeit am Kleinen und Kleinften j gäbe johanneifcher Parallelen, die dritte gibt den eigent-
zuftande gebrachte überfichtliche Nebeneinanderftellung j liehen textkritifchen Apparat, die vierte bringt das be-
der drei Texte bezeichnet und gerühmt werden. Gaben I achtenswertefte, aber mit löblicher Sorgfalt und Spar-
die beiden erften Ausgaben nur den in meinem Hand- j famkeit ausgewählte Sondergut der Apokryphen und

Kommentar vorausgefetzten Text, wobei die Anmerkungen
höchftens noch deffen Abweichungen von Tifchendorf-
Gebhardt und von Meyer-Weiß berückfichtigten, fo
bringt jetzt die neue, die einen vom Hand-Kommentar
unabhängigen, durchaus felbftändigen Wert beanfpruchen

Agrapha: auch das ein neu hinzugekommener Beitrag
zur wachfenden Brauchbarkeit, ja Unentbehrlichkeit diefer
meifterhaften Leiftung.

Nicht der geringfte Vorzug eines folchen Aufbaues
ift endlich feine Bedeutung für die Zweiquellentheorie,

darf, einen offenbar mit größter Darangabe von Zeit I für deren Richtigkeit gleichfam ein Anfchauungsunter-
und Mühe, meift im Anfchluffe an Gregory ausgear- rieht geliefert wird. Kommt die Priorität des Mk.-Textes
beiteten, textkritifchen Apparat, zu deffen Verftändnis ' nicht mehr etwas aufdringlich durch feine Voranftellung
die Einleitung S. XI—XXIII eine ausführliche und zur Geltung, fo ergibt fich aus feiner Mittelfteilung mit
jedem Bedürfnis der Studierenden, und zwar nicht bloß : fanfterem Zwang, aber um fo unabweisbarer feine Eigen-
der Anfänger, vollauf genügende Anleitung bietet. Die fchaft als Träger der urfprünglichen Folge der Perikopen;
übrigen Abfchnitte der in der neuen Auflage erftmalig I man macht die Beobachtung, daß auch die beiden an-
erfcheinenden Prolegomena behandeln die älteften Zeug- I deren Evangelien diefen Faden kennen und wo fie ihn,
niffe für die fynoptifchen Evangelien (S. IX—XI), die j bald zur Linken bei Mt., bald zur Rechten bei Lk., verapokryphen
Evangelien und Agrapha mit Angabe der im ! laffen haben, immer bei nächfter Gelegenheit wieder zu
Apparat aufgenommenen Bruchftücke (S.XXIII—XXVII). j ihm zurückkehren, daher bald Mt.-Mk.-Parallelen, bald
Zuletzt kommen Erläuterungen zu dem Parallelen- und Mk.-Lk.-Parallelen den ganzen Zeilenraum füllen. Daneben
Stellenregifter, deren Gebrauch den Lefer in den Stand ' Mellen fich aber auch oft genug Mt.-Lk.-Parallelen ein,
fetzt, fich rafch in die Anlage der Synopfe einzuarbeiten ' die den Kontext beider Evangelien an unter fich meift
und die gewünfehten Stellen mühelos aufzufinden. Die | ganz verfchiedenen Orten durchbrechen und zur Annahme
Nachträge und Berichtigungen (S. XXXVIII) werden einer neben Mk. benutzten zweiten Quelle einladen, ja
bei des Verf.s unausgefetzt weiter fortgeführten Studien i nötigen. Ohne fich zu überheben, darf der Verf. feinem
wohl noch manche Ergänzungen erleben. Die Aufgabe i Werk als Geleitswort den Ausdruck der Hoffnung mit-
felbft ift ja geradezu unendlich. Aber fchon das bisher | geben, ,daß es fich auch als ein wenngleich befcheidener,
Geleiftete und hier Dargebotene zeugt von einer zähen, ! fo doch nicht ganz überflüffiger, fördernder und klärcn-
felbftverleugnungsvoll Staub fchluckenden Willenskraft, ! der Beitrag zur Behandlung und Löfung des fynoptifchen
wie man fie bei einem vielbefchäftigten, dem Dienft an | Problems erweifen möchte'.

gemeinnützigen Aufgaben und Liebeswerken fich nir- ! Baden. H Holtzmann.

gends entziehenden, praktifchen Geiftlichen, der fich die 1 -