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Ausgabe:

1907

Spalte:

369-374

Autor/Hrsg.:

Klostermann, August

Titel/Untertitel:

Der Pentateuch. Beiträge zu seinem Verständnis und zu seiner Entstehung 1907

Rezensent:

Steuernagel, Carl

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 13.

22. Juni 1907.

32. Jahrgang.

Kloftermann, Der Pentateuch (Steucrnagel).

Briggs, A critical and exegetical Commentary
on the Book of the Psalms, vol. II (Frankenberg
).

Huck, Synopfe der drei erften Evangelien,

3- Aufl. (H. Holtzmann).
Bolland, Het eerste Evangelie in het licht van

oude gegevens (H. Holtzmann).

Bolland, Gnosis en Evangelie (H. Holtzmann).
Kolbing, Die geiftige Einwirkung der Perfon

Jefu auf Paulus (Wernle).
Niederhuber, Die Efchatologie des heiligen

Ambrofius (Dräfeke).
Regesta Pontificum Romanorum, congessit Kehr.

ltalia Pontificia vol. I. Roma (Keller).

Schmidlin, Die gefchichtsphilofophifche und

kirchenpolitifche Weltanfchauung Ottos von

Freifing (Keller).
Bullingers Gegenfatz der evangelifchen und

der römifchen Lehre, herausg. von Kügelgen

(Wernle).

Goetz, Das Centrum eine konfeffionelle Partei
(Bruckner).

Kloftermann, Prof. D. Auguft, Der Pentateuch. Beiträge
zu feinem Verftändnis und zu feiner Entftehungsge-
fchichte. Neue Folge. Leipzig, A. Deichert Nachf.
(VI, 583 S.) gr. 8° M. 10 —

Das Hauptergebnis der erften fünf Auffätze Klofter-
nianns über den Pentateuch, die 1893 in einem Sammelbande
,Der Pentateuch' zufammengefaßt waren, war folgendes
: Die Grundlage des Hexateuchs ift eine vor
Hiskias Zeit verfaßte Schrift, die fich zur Aufgabe ftellte,
die gefchichtlichen und gefetzlichen Erinnerungen Israels
"Jit einander zu kombinieren und in einen genealogifch-
chronologifchen Rahmen zu faffen. Schon zur Zeit Hiskias
war diefe Schrift durch Einfügung moabitifcher ParalF

Heiligtums - und Lagerordnung',befondersEx25—31.
35—40. Es wird zunächft begründet, daß der MT im
ganzen der LXX vorzuziehen ift, daß aber auch der MT
nicht den originalen Text bietet, da fich befonders ein
Austaufch der Terminologie der verfchiedenen benutzten
Quellen (Lade des Bundes refp. Jahwaes und Lade der
Eduth, Ohel Mo'ed und Mifchkan Eduth) beobachten
läßt. Eben diefer Austaufch der charakteriftifchen Termini
fchließt es aus, daß man die Quellen nach fprachlichen
Indizien fcheidet; man muß vielmehr von den Störungen
der Dispofition (der heptadifchen Gliederung) ausgehen.
Das Ergebnis der Quellenanalyfe ift für Ex 25—31 folgendes
: Dem Verfaffer lagen zwei mehrfach parallele
Quellen vor, l) eine, welche die dem Mofes offenbarte

""' mu,xTJU"ol ^"'fVf 79 iVxs-ro) erweitert I Einrichtung ' des Gotteshaufes mit bautechnifcher Ab

Deuterononium (Dtn 4,44-28,69), deffen Differenzen mit
Num 10,1,-36 Dtn 3l,uff. man durch Einfchaltung eines
harmonif.erenden Abfchnittes Dtn 1,1-4,13 zu lofen ver-
fuchte. Kloftermann hat feine Studien in mehreren
Auffätzen in der Neuen kirchlichen Zeitfchnft 1894, ib97,
1902 f. fortgeführt. Diefe neuen Beiträge hat er nun
wiederum in einem Samrnelbande zufammengefaßt, indem
er gleichzeitig noch einen weiteren (unten Nr. 4) hin^gie
1) Die erfte Abhandlung (S. 1-4O b^hfnd^ Mfr!
chronologifche Syftem des Pentateuchs«. Mit Hille
einiger Korrekturen ermittelt Kloftermann, daß von
der Schöpfung bis zur Tempelweihe Salomos 7x12 jooei-
Perioden (je 49 Jahre) angefetzt find, und zwar für den
erften Äon (bis zur Flut) 3x12x49 = i7d4 Jahre, für den
zweiten (bis zur Geburt Abrahams) 2x12x49==* i7<LJanre>
für den dritten gleichfalls 2x12x49=1176 Jahre- y:iraas
folgt, daß der Berechner der Chronologie die Tempelweihe
Salomos kannte, daß alfo die Grundfchrift des Pentateuchs
früheftens zur Zeit Salomos verfaßt ift. — Man wird den
Scharf finn, den Kloftermann auf die Aufhellung des cnro-
nologifchen Svftems verwandt hat, anerkennen müffen, wird

aber8 otzdem de Richtigkeit des Ergebniffes einige I ,ruchlofen Betrug Dem Verfaffer des Pentateuchs muffen
Wde^ent^rtn diTrfen. Die textkritifchen Ent- | noch wirkliche Überlieferungen aus der Mofesze.t VOT«-
fcheidungerf dfe von grundlegender Wichtigkeit find, find ; gelegen haben, und die Verhaltniffe feiner Zeit muffen
keineswegs zwingend begründet. Vor allem aber wird | fo befchaffen gewefen fein, daß fie ein befonderes Intereffe
man zwd SeSellen müffen. Bildet wirklich die ; an den mofa.fchen Ordnungen wachriefen. Daher fr ab
Jobelperiode dfe Einheit des chronologifchen Syftems, j Abfaffungszeit für Ex 25 ff. 35 ff. die Zeit des fa omomfchen
wie ift es danni zu erklären, daß wir diefe Einheit in den Tempelbaues anzunehmen. - Man wird auch aus diefer
AbmeffungenkleinererZeiträumenirgendsverwertet finden, Abhandlung in texb und quellenkritifcher Beziehung gern
daß überhaupt die Jobelperiode in der ganzen biblifchen lerne.!, dabei aber doch nicht uberfehen dürfen, daß für
Literatur außer in Lev 25 nirgends als bekannt zu erwe.fen j die Quellenanalyfe doch auch noch andere Indizien vor-
Und warum foll den Endpunkt des letzten Aons I liegen, die Kloftermann ignoriert oder unterfchätzt hat
die Tempelweihe nicht die Grundfteinlegung bilden, und die das Ergebnis doch ftark modifizieren. Vor allem
da doch 1 Reg ö'i zweifellos die letztere als den Ab- aber wird man die Datierung nicht anerkennen können.

1 Daß das Exil nur an der Gegenwart und Zukunft inte-
reffiert gewefen fei, ift ficher falfch, verdanken wir ihm
doch die meinen hiftorifchen Bücher des AT. Die reiche,

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le

verfchiedenen Räume und Geräte bezogenen Funktionen
der Priefter agendarifch regelte und entweder von Haufe
aus zum Heiligkeitsgefetz (Lev 17 ff.) gehörte oder doch
frühzeitig mit ihm verbunden war. Die zweite Quelle ift
namentlich von 27,20 an mitbenutzt. Die erfte Quelle
fetzt in 25,40. 26,30. 27,8 einen Vifionsbericht voraus, der
vor 25,10 geftanden haben muß; der jetzige Text von
25,!—;, jft das Werk des Verfaffers, der den Vifionsbericht
fortließ. Für die Abfaffung des Bauberichtes (Ex 35—40)
bildet die Hauptquelle der Baubefe-hl (Ex 25—31). Daneben
ift 1) eine erzählende Quelle befonders für 35,1—36,7
benutzt (urfprüngliche Ordnung: 35,1. 11—19. 4—10 [2—3?] 2off.)
und 2) ein Bruchftück eines Inventarverzeichniffes über
die den Leviten anvertrauten Heiligtümer (f. Num 3 f.
10,13fr.), die vielleicht fchon früher mit Ex 25 ff. kombiniert
war. Daß alle diefe Schriften im Exil abgefaßt
feien, erfcheint Kloftermann undenkbar. Das Exil war
praktifch an der Gegenwart und Zukunft interefiiert; die
angeblichen gefchichtlichen Fiktionen über die Mofeszeit,
die praktifch nicht mehr verwirklicht werden konnten,
wären alfo unverftändlich; fie bedeuteten aber auch einen

fcMijß einer Jperiode betrachtet, die erftere aber nirgends
ms chronologifch epochebildend hingeftellt wird?

2) Die zweite Abhandlung (S. 42—153) erörtert ,die
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